Review: Molly’s Game: Alles auf eine Karte (Film)

So, heute hatte ich frei, deshalb kommt die Film-Kritik diesmal etwas später, auch wenn sich das konfus anhören mag. Hier habe ich es auch endlich einmal wieder geschafft, mir im Vorfeld einer anstehenden Veröffentlichung einen Film nicht nur zu Gemüte zu führen, sondern auch darüber zu schreiben, denn Molly’s Game kommt erst heute in einer Woche in den Handel. Ob er sich lohnt, könnt ihr aber jetzt schon erfahren.

Molly’s Game
Alles auf eine Karte

Molly’s Game, CN/CA/USA 2017, 140 Min.

Molly's Game: Alles auf eine Karte | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
Aaron Sorkin
Autoren:
Aaron Sorkin (Drehbuch)
Molly Bloom (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Jessica Chastain (Molly Bloom)
Idris Elba (Charlie Jaffey)
Kevin Costner (Larry Bloom)
in weiteren Rollen:
Michael Cera (Player X)
Jeremy Strong (Dean Keith)
Chris O’Dowd (Douglas Downey)
Bill Camp (Harlan Eustice)

Genre:
Biografie | Krimi | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Molly's Game: Alles auf eine Karte | © Universum Film
© Universum Film

Von ihrem ehrgeizigen Vater Larry schon in jungen Jahren zu – nicht nur -sportlichen Höchstleistungen angespornt, ist Molly Bloom ein Jahr vor den Olympischen Winterspielen 2002 die drittbeste Freestyle-Skifahrerin des Landes, doch ausgerechnet in der Qualifikationsrunde beendet ein schwerer Sturz ihre Sportler-Karriere frühzeitig. Bevor Molly nun allerdings ihr gleichsam angestrebtes Jura-Studium in Angriff nimmt, entscheidet sie sich für eine einjährige Auszeit und zieht nach Los Angeles, wo sie sich zunächst als Kellnerin verdingt. So lernt sie allerdings auch den Produzenten Dean Keith kennen, der sie als seine Assistentin unter Vertrag nimmt und über den sie erstmalig mit der Pokerszene in Kontakt kommt und bei den Untergrund-Turnieren Stars jeglicher Couleur begegnet. Schnell ist Molly fasziniert und fuchst sich in die Materie ein, bis eine Meinungsverschiedenheit mit Keith sie letztlich quasi zwingt, sich in der Branche selbstständig zu machen. Anfänglich läuft auch alles nach Plan und die clevere Molly weiß der Versuchung zu widerstehen, sich an dem Geld aus dem Spielbetrieb zu bedienen, womit ihre privaten Pokerrunden de facto legal bleiben, doch der Druck wächst ebenso wie die Einsätze, zumal ihre illustrer werdende Klientel nicht unbedingt durchweg mit einer sauberen Weste aufwartet, weshalb zwölf Jahre später auch das FBI an ihrer Tür klopft und Molly gezwungen ist, sich an den gefeierten Strafverteidiger Charlie Jaffey zu wenden, in der Hoffnung, er könne ihr eine langjährige Haftstrafe womöglich ersparen…

Rezension:

Wenn der gefeierte wie begnadete Drehbuchautor Aaron Sorkin – der unter anderem für The Social Network und Steve Jobs verantwortlich zeichnete – sich dem Skript zu einer schillernden Figur wie Molly Bloom widmet und gleichsam erstmalig auf dem Regiestuhl Platz nimmt und wenn dann besagte Molly – wohl auch auf eigenen Wunsch der echten Molly – von Jessica Chastain verkörpert wird, dann steht eine baldmögliche Sichtung wohl freilich außerfrage, wenn man denn dem weiten Feld der wie auch immer gearteten Biopics auch nur halbwegs etwas abgewinnen kann. Und tatsächlich sind diese gedachten Vorschusslorbeeren gar nicht einmal ungerechtfertigt, wie Molly’s Game: Alles auf eine Karte eindrucksvoll unter Beweis stellt, denn Sorkin versteht sich tatsächlich nicht nur als Geschichtenschreiber, sondern auch als Geschichtenerzähler, gleichwohl er diesen Part im Film selbst eher Molly beziehungsweise Chastain überlässt, die das nicht ganz zweieinhalbstündige Treiben mit pointiertem Off-Kommentar begleitet, der nicht nur Mollys Leben in knappen, lakonischen Worten umreißt, sondern auch in die Welt der Untergrund-Poker-Turniere einführt, was zuweilen durchaus bitter nötig ist, wenn man sich die ganzen Regeln und Fachbegriffe vor Augen führt, die hier im Vorbeigehen erörtert werden.

Szenenbild aus Molly's Game: Alles auf eine Karte | © Universum Film
© Universum Film

Insbesondere was diese "Erklärszenen" angeht, darf man sich gut und gerne an Filme wie The Big Short erinnert fühlen, wobei es wohl nur ein interessanter Zufall sein dürfte, dass Jeremy Strong dort ebenfalls eine Rolle hat. Insbesondere als Regie-Debütant ist es aber natürlich nur recht und billig, sich von anderen Werken inspirieren zu lassen und wo Sorkin noch nicht unbedingt mit eigenständigen Inszenierungsmerkmalen zu punkten versteht, sind es dafür auch hier wieder die geschliffenen Dialoge, die Molly’s Game zu einem großen Vergnügen machen, auch wenn er sich manchmal ein wenig zu sehr auf Molly als Erzählerin verlässt und dem Grundsatz von "Show, don’t tell" nicht immer vollumfänglich Rechnung trägt. Umso mehr vermag dafür Jessica Chastain (A Most Violent Year) in ihrer Rolle zu glänzen, denn nicht nur bringt sie die Darstellung als Molly Bloom in jeder Szene auf den Punkt und schafft eine facettenreiche wie faszinierende Persönlichkeit, sondern schultert den Film auch in weiten Teilen im Alleingang, was nicht heißen soll, dass der gewohnt charismatisch auftretende Idris Elba (The Gunman) als Strafverteidiger Jaffey ihr in den gemeinsamen Szenen nicht mühelos das Wasser reicht.

Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben sollen aber natürlich auch Kevin Costner (3 Days to Kill), der hier allerdings als Mollys Vater nur vergleichsweise kurz zu Beginn und Ende in Erscheinung tritt, sowie Michael Cera (Youth in Revolt) als "Player X", bei dessen realem Vorbild – der Film fußt schließlich auf Molly Blooms Buch – es sich dem Vernehmen und Tenor nach um Tobey Maguire handeln soll, was die Szenen mit ihm gleich doppelt spannend machen hinsichtlich dessen, was er so von sich gibt. Dabei muss man aber auch immer im Hinterkopf behalten, dass Sorkin sich des dramaturgischen Effekts wegen schon immer gerne einiges zurechtgebogen hat und entsprechend sollte man nicht mit dem Anspruch an Molly’s Game herangehen, hier die wirklich wahre Abhandlung ihrer Lebensgeschichte präsentiert zu bekommen, wobei sich das bei derartigen Hollywood-Produktionen im Grunde ja schon von selbst versteht.

Szenenbild aus Molly's Game: Alles auf eine Karte | © Universum Film
© Universum Film

Was die Sache aber interessant macht ist wiederum die erzählerische Struktur, die Sorkin seinem Regie-Debüt angedeihen lässt, denn statt sich Mollys Geschichte chronologisch zu widmen, eröffnet die zwar kurz mit einem Blick in ihre Kindheit und Jugend inklusive dem schicksalsträchtigen Unfall auf der Skischanze, doch springt die Story von dort zunächst zu ihrer Verhaftung durchs FBI, bevor wir uns im weiteren Verlauf fortwährend zwischen den einzelnen Zeitebenen hin und her bewegen, was dem Ganzen eine ungewöhnliche Dynamik verleiht, die auch manch kleinere Länge gekonnt zu übertünchen vermag, weil man sich im nächsten Moment schon wieder an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit befindet, Molly folglich auch mit gänzlich anderen Personen interagiert und sich anderen Problemen gegenübersieht, ohne – und das ist die Kür -, dass dadurch je Verwirrung aufkäme, was eigentlich gerade passiert. Die virtuose Souveränität eines beispielsweise Martin Scorsese bei The Wolf of Wall Street erreicht Sorkin zwar freilich bei seiner Inszenierung von Molly’s Game noch nicht, lässt aber klar erkennen, dass er einiges gelernt hat in seiner Zeit als Drehbuchschreiber und auch die Konsultationen von David Fincher und Film-Urgestein Costner nicht umsonst gewesen sind, denn selten wirkt bereits der erste Film so rund, stimmig und überzeugend, wie es hier der Fall ist.

Fazit & Wertung:

Aaron Sorkin wagt sich mit Molly’s Game: Alles auf eine Karte erstmals auf den Regie-Stuhl und liefert prompt eine Punktlandung ab, was zugegebenermaßen auch an Jessica Chastain liegt, die sich die Rolle der Molly Bloom vom ersten Moment an souverän zu eigen macht. Eine schnittige, abwechslungsreiche und optisch überzeugende Inszenierung tun hierbei ihr Übriges, während die für Sorkin typischen, pointierten wie geschliffenen Dialoge auch hier dem Film eine eigene Note verleihen.

8,5 von 10 überreizten Blättern

Molly’s Game: Alles auf eine Karte

  • Überreizte Blätter - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Aaron Sorkin wagt sich mit Molly’s Game: Alles auf eine Karte erstmals auf den Regie-Stuhl und liefert prompt eine Punktlandung ab, was zugegebenermaßen auch an Jessica Chastain liegt, die sich die Rolle der Molly Bloom vom ersten Moment an souverän zu eigen macht. Eine schnittige, abwechslungsreiche und optisch überzeugende Inszenierung tun hierbei ihr Übriges, während die für Sorkin typischen, pointierten wie geschliffenen Dialoge auch hier dem Film eine eigene Note verleihen.

8.5/10
Leser-Wertung 8.5/10 (2 Stimmen)
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Molly’s Game: Alles auf eine Karte erscheint am 27.07.18 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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