Review: Battle of the Sexes – Gegen jede Regel (Film)

Zum Wochenende haue ich natürlich noch einen raus und habe mich diesmal wieder einer Art Biopic gewidmet, das ich trotz reichlich generischem Aufbau doch durchaus empfehlen kann, auch wenn das zugegebenermaßen mit Emma Stone zusammenhängen mag, die natürlich wieder erwartungsgemäß großartig ist.

Battle of the Sexes
Gegen jede Regel

Battle of the Sexes, USA/UK 2017, 121 Min.

Battle of the Sexes - Gegen jede Regel | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseure:
Jonathan Dayton
Valerie Faris
Autor:
Simon Beaufoy

Main-Cast:
Emma Stone (Billie Jean King)
Steve Carell (Bobby Riggs)

in weiteren Rollen:

Andrea Riseborough (Marilyn Barnett)
Natalie Morales (Rosie Casals)
Sarah Silverman (Gladys Heldman)
Bill Pullman (Jack Kramer)
Alan Cumming (Cuthbert ‘Ted’ Tinling)
Elisabeth Shue (Priscilla Riggs)

Genre:
Biografie | Komödie | Drama | Sport

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Battle of the Sexes - Gegen jede Regel | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Zu Beginn der 70er Jahre haben die Profi-Tennisspielerinnen endgültig genug davon, sich im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen mit einem Taschengeld abspeisen zu lassen und unter Schirmherrschaft der seinerzeit weltbesten Tennisspielerin Billie Jean King gründet eine Handvoll Frauen ihre eigene Turnier-Liga. Anfänglich haben die sich emanzipierenden Tennisspielerinnen einen schweren Stand und kaum Sponsoren noch Zuschauer, doch nach und nach wissen sie sich zu etablieren. Inmitten dieses aufkeimenden Erfolges wittert allerdings auch der in Ruhestand gegangene Wimbledon-Sieger Bobby Riggs seine Chance aufs große Geld und fordert die fünfundzwanzig Jahre jüngere King zum Kampf der Geschlechter. Die lehnt dankend ab und will nicht zulassen, dass Riggs "ihren" Sport ins Lächerliche zieht, doch stattdessen stellt sich ihm später die neuen Weltranglistenbeste Margaret Court – und wird gnadenlos niedergemacht. Schlussendlich stellt sich King der Herausforderung des in den Medien als ausgewiesener Chauvinist polarisierenden Riggs doch noch, um den Ruf der Frauen zu retten und gleichsam dem arroganten Kerl den Wind aus den Segeln zu nehmen…

Rezension:

Mit Battle of the Sexes – Gegen jede Regel beweisen die Regisseure und gleichsam Ehepartner Valerie Faris und Jonathan Dayton zunächst einmal gehöriges Gespür für Zeitgeist und Aktualität, denn ungeachtet der Tatsache, dass sich der Film in den Siebzigern abspielt, wirkt doch allein der omnipräsente Emanzipationsgedanke der Geschichte noch immer brandaktuell, denn selbst wenn man sich vor Augen führt, dass die Geschehnisse beinahe 50 Jahre zurückliegen, scheint sich doch so vieles gar nicht geändert zu haben, weshalb man freilich das Tennis-Match als solches auch als zeitlose Analogie betrachten kann, was dann natürlich den Aufhänger ergibt, dieses Ereignis filmisch aufzuarbeiten und dramaturgisch zu unterfüttern. Das hat natürlich gleich zwei Dinge zur Folge, denn einerseits verkommt Tennis als Sport hier durchaus gern zur Nebensache und spielt eine nicht annähernd so präsente Rolle im eigentlichen Film wie ich das erwartet habe – ganz ähnlich wie beim thematisch zumindest näherungsweise artverwandten I, Tonya –, während andererseits der Fokus der Erzählung ganz klar auf der Figur von Billie Jean King liegt, derweil konsequenterweise auch die Sympathiewerte entsprechend eindeutig verteilt sind und ganz auf Seiten der benachteiligten, sich zur Wehr setzenden Frauen liegt.

Szenenbild aus Battle of the Sexes - Gegen jede Regel | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Anders hätte man den Film aber auch kaum aufziehen können und so sehr der Fokus auch auf der von Emma Stone verkörperten King liegen mag, gelingt es doch auch Steve Carell (Ganz weit hinten), seiner Interpretation des Bobby Riggs einige Facetten angedeihen zu lassen, die ihn als Person durchaus interessant machen. Vor allem nämlich wird Riggs bei aller Sympathie für King mitnichten verteufelt und auch sein aggressiver Chauvinismus scheint nur Show für die Kamera zu sein, so dass man ihn eben eher als rüpelhaften Entertainer erlebt, der einzig zu polarisieren versucht und darum weiß, dass er dergestalt die Massen für das Match begeistern können wird. So wird allen klaren Fronten zum Trotz kein einseitiges, unsympathisches Feindbild geschaffen, sondern stattdessen eine Figur inszeniert, die sich anders als über himmelschreiende Arroganz und abfällige Äußerungen nicht zu positionieren weiß und dies nicht einmal in böser Absicht tut. Damit möchte ich jetzt keineswegs Riggs‘ Verhalten in Schutz nehmen, sondern lediglich herausarbeiten, dass Dayton und Faris eben nicht den einfachen Weg gegangen sind, ihn einseitig als Arschloch auftreten zu lassen.

Ganz so, wie Battle of the Sexes aber eben weit mehr auf Billie Jean King und somit die Schauspielkünste von Emma Stone (Maniac) fokussiert, halte ich es aber auch bei der vorliegenden Kritik und wie nicht anders zu erwarten, füllt Stone die Rolle mit Leichtigkeit und Verve, derweil man sowohl sie als auch Carell trefflich als King und Riggs zurechtzumachen gewusst hat, wie ich voller Staunen insbesondere während des Abspanns feststellen durfte, als noch einmal die "echten" Personen gezeigt wurden. Vor allem aber erfahren wir im Fall von King auch deutlich mehr von ihrem Privatleben, was sowohl ihre Ehe mit Larry King als auch die aufkeimende Liaison mit der Stylistin Marilyn Barnett betrifft, die wiederum mit gleichsam entwaffnendem Charme von Andrea Riseborough (Birdman) verkörpert wird. Diese Liebschaft, seinerzeit noch als weitaus prekärer zu bewerten, macht Billie Jean freilich angreifbar, steht aber ebenfalls sinnbildlich für die ihr auferlegten gesellschaftlichen Zwänge, insbesondere als Frau, denen sie sich nicht weiter zu beugen bereit ist. Gleichsam verleiht dieser Umstand ihrer Figur aber auch ein tragisches Moment, denn bei aller Sympathie ist ihr Verhalten zwar nachvollziehbar, gegenüber Ehemann Larry aber auch nicht gerade rühmlich.

Szenenbild aus Battle of the Sexes - Gegen jede Regel | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Erwartungsgemäß treten diese dramaturgischen Versatzstücke aber spätestens dann in den Hintergrund, wenn es zu dem großangekündigten, namensgebenden Tennismatch, dem Kampf der Geschlechter kommt und hier spielen Faris und Dayton noch einmal einige Stärken aus und schaffen eine überzeugende Rekonstruktion der Ereignisse. Umso bedauerlicher ist es daher, dass Battle of the Sexes auf dem Weg dorthin beinahe sämtlichen Konventionen eines (Sportler-)Biopic folgt und sich in seiner Art und Inszenierung selten innovativ anfühlt, denn pflichtschuldig werden hier all die privaten und beruflichen Stolpersteine abgearbeitet, kommt es zu hoffnungsvollen Begegnungen und entmutigenden Rückschlägen bevor am Ende triumphiert werden darf, was ihr mir jetzt bitte nicht als Spoiler auslegen mögt, denn dass diese Art von Feel-Good-Movie vor zeitgeschichtlichem Hintergrund mit einem Happy-End zu Ende geht, daran hat doch nun wirklich keiner gezweifelt, oder!? So bemüht sich der Film zwar vielleicht an der einen oder anderen Stelle ein wenig zu sehr, den gängigen Konventionen Rechnung zu tragen, doch der Charme des Gezeigten, die aktuelle (und positive) Botschaft, der liebevoll arrangierte 70s-Look und die bestens aufgelegten DarstellerInnen trösten doch über so manches arg generische Plot-Konstrukt hinweg.

Fazit & Wertung:

Während der von Valerie Faris und Jonathan Dayton inszenierte Battle of the Sexes – Gegen jede Regel in Sachen Plot leider arg konventionell daherkommt und den gängigen Stationen eines Biopic folgt, wissen sowohl die Botschaft des Films als auch die Art der Darbietung durchaus zu gefallen und formen ein durchaus lohnenswertes Feel-Good-Movie, dem einige Ecken und Kanten mehr allerdings durchaus gutgetan hätten. Allein für die Leistungen von Emma Stone und Steve Carell sollte man sich dieses Werk allerdings nicht entgehen lassen.

8 von 10 verbissenen Tennismatches

Battle of the Sexes – Gegen jede Regel

  • Verbissene Tennismatches - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Während der von Valerie Faris und Jonathan Dayton inszenierte Battle of the Sexes – Gegen jede Regel in Sachen Plot leider arg konventionell daherkommt und den gängigen Stationen eines Biopic folgt, wissen sowohl die Botschaft des Films als auch die Art der Darbietung durchaus zu gefallen und formen ein durchaus lohnenswertes Feel-Good-Movie, dem einige Ecken und Kanten mehr allerdings durchaus gutgetan hätten. Allein für die Leistungen von Emma Stone und Steve Carell sollte man sich dieses Werk allerdings nicht entgehen lassen.

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Battle of the Sexes ist am 29.03.18 auf DVD und Blu-ray bei Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

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vgw

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