Review: The Crazies – Fürchte deinen Nächsten (Film)

Auch diese Woche neigt sich zum Glück schon wieder langsam dem Ende und weil es so schön gewesen ist, kredenze ich heute gleich noch einen Horrorfilm, bevor ich mich morgen dann auch wieder mal anderen Themen widmen werde.

The Crazies
Fürchte deinen Nächsten

The Crazies, USA/AE 2010, 101 Min.

The Crazies - Fürchte deinen Nächsten | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Regisseur:
Breck Eisner
Autoren:
Scott Kosar
Ray Wright

Main-Cast:
Timothy Olyphant (David)
Radha Mitchell (Judy)
in weiteren Rollen:
Joe Anderson (Russell)
Danielle Panabaker (Becca)

Genre:
Horror | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Crazies - Fürchte deinen Nächsten | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Ogden Marsh im ländlichen Iowa ist ein regelrechtes Kaff und entsprechend haben Sheriff David Dutton und sein Deputy Russell Clank ein vergleichsweise entspanntes Leben, doch eines Tages erscheint einer der Bewohner des Ortes sichtlich benebelt und verwirrt – vor allem aber bewaffnet – bei einem Baseballspiel und bedroht die versammelte Zuschauerschaft, so dass Dutton sich letztlich gezwungen sieht, das Feuer zu eröffnen. Noch ahnen die Bewohner von Ogden Marsh nicht, dass dies nur ein erstes Symptom einer schnell um sich greifenden Epidemie ist, die einen Großteil der Bevölkerung in regelrecht hirnlose, blutrünstige Monster verwandelt. Ebenfalls unbekannt ist zu diesem Zeitpunkt, dass die Seuche aus den nahegelegenen Sümpfen stammt, wo ein Flugzeug mit prekärer Ladung havariert ist, wodurch die Erreger ins Trinkwasser gelangt sind. Prompt betritt das Militär die Bildfläche und versucht im Auftrag der Regierung, der Lage Herr zu werden, wobei die Methoden zunehmend drastischer werden und die Situation aus dem Ruder zu laufen droht. Inmitten dieses Ausnahmezustands machen sich der Sheriff und sein Deputy auf, um Davids Ehefrau Judy zu befreien und mit ihr gemeinsam die Flucht nach vorn anzutreten…

Rezension:

Wie sich das für den Oktober gehört, warte auch ich in den nächsten Wochen vermehrt mit einigen Horrorfilmen auf, die man bei mir in der Summe ja doch eher seltener findet, doch das nahende Halloween-Fest ist natürlich ein guter Grund, die bislang liegengebliebenen Filme nun endlich zu sichten und einer davon ist eben auch The Crazies – Fürchte deinen Nächsten, den ich mir aufs Geratewohl zugelegt habe und der mich tatsächlich zu überraschen wusste, obwohl es hier nach Genre-Standards eigentlich wenig Neues oder Bahnbrechendes zu bestaunen gibt. Was Regisseur Breck Eisner allerdings gelingt, ist ein ungemein atmosphärischer und beklemmend inszenierter Film, der gleich mehrfach seine Ton- und Gangart wechselt, denn was als Kleinstadt-Horror beginnt, wächst sich schnell zu einem militärischen Eindämmungsversuch, dann zu einer unmöglich scheinenden Flucht und letztlich zu einem postapokalyptischem Survival-Trip aus. Das dies so gut funktioniert, hängt mitunter damit zusammen, dass ich mal wieder im Vorfeld kaum etwas über den Film gewusst habe und entsprechend interessiert auf diese unerwarteten Wechsel reagiert habe, die sich beinahe überraschend zu einem durchweg homogenen und insbesondere atmosphärisch stimmigen Ganzen fügen.

Szenenbild aus The Crazies - Fürchte deinen Nächsten | © STUDIOCANAL
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Der eigentliche Ausbruch der "Seuche" vollzieht sich dabei bereits in den ersten Minuten und entsprechend wird hier wenig Zeit auf großartige Exposition verschwendet, die kurzerhand mit den Vorzeichen einer zunächst schleichend um sich greifenden Epidemie verwoben werden, während man langsam dahinterkommt, was genau eigentlich passiert sein mag, um die Bewohner von Ogden Marsh in blutrünstige Monster zu verwandeln. Die Erklärung als solche mag dabei reichlich profan geraten sein, doch kommt es darauf aber eben auch überhaupt nicht an, denn wie erwähnt dürfte man hier regelrechte Innovationen vergeblich suchen, doch insbesondere Timothy Olyphant (Santa Clarita Diet) gefällt als tatkräftiger Sheriff David, der die meiste Zeit zudem ausreichend besonnen handelt, um nicht der insbesondere bei Horrorfilmen um sich greifenden Protagonisten-Verdummung zu erliegen. Entsprechend ist er der Kopf der stets überschaubaren Gruppe Überlebender, wobei es Joe Anderson (The Grey) als dessen Deputy Russell noch weitaus mehr gelingt, mit seinem ambivalenten Spiel zu faszinieren, so dass man mancherorts das Gefühl bekommen könnte, die eigentliche Bedrohung ginge gar nicht von den "Crazies" aus, sondern findet sich in den eigenen Reihen.

Einen nicht minder überzeugenden Job machen derweil Radha Mitchell (Evidence) und Danielle Panabaker (The Ward), die ebenfalls mitnichten wehrlos wirken und damit erfolgreich gegen das Klischee der "Damsel-in-Distress" anspielen, sich vor allem aber im Angesicht des Zusammenbruchs der Zivilisation ebenfalls weitestgehend logisch und nachvollziehbar verhalten und nicht in die üblichen Fallen laufen, die ein nicht so ambitionierter Autor wie die hier verantwortlich zeichnenden Scott Kosar und Ray Wright ihnen gestellt hätte. Bei der Adaption des gleichnamigen Films von George A. Romero nehmen sich Kosar und Wright allerdings auch einiges an Freiheiten, so dass von einem Remake kaum die Rede sein kann, denn die Perspektive des Militärs wird hier in großen Teilen gänzlich ausgespart, so dass diese The Crazies-Version einzig auf den Sheriff und sein Umfeld fokussiert, wodurch die Soldaten derweil zu einer ganz eigenen, ebenfalls nicht zu unterschätzenden Bedrohung werden, nachdem diese auf reichlich rabiate Art versuchen, der Epidemie Herr zu werden.

Szenenbild aus The Crazies - Fürchte deinen Nächsten | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Wenn also auch die "Bösartigkeit" des Militärs in solchen (Ausnahme-)Situationen ein alter Hut sein mag, stellt dies einen weiteren Mosaikstein des großen Ganzen dar, der The Crazies zu einem überraschend gelungenen Genre-Vertreter macht, dem es gelingt, allerlei bekannte Versatzstücke munter neu zu arrangieren und dadurch ein abwechslungsreiches wie packendes Filmerlebnis zu schaffen, das trotzdem wie aus einem Guss wirkt. Wie sich das für einen dergestalt aufgezogenen Horrorfilm gehört, geizt Eisner aber auch nicht an Splatter- und Gore-Effekten, die im weiteren Verlauf noch einmal deutlich anziehen und die Altersfreigabe auf alle Fälle rechtfertigen, wobei man aber auch hier nie über die Stränge schlägt und das Gezeigte als brutalen Schocker inszeniert, sondern den Einsatz dieser Mittel gänzlich dem Spannungsaufbau und der Dramaturgie unterordnet. Die kommt zwar insbesondere im letzten Drittel ebenfalls nicht gänzlich um vergleichsweise "dummes" Verhalten der Figuren herum, doch hält es sich zumindest in einem vertretbaren Rahmen. Entsprechend habe ich lange keine Gruppe Überlebender mehr getroffen, bei denen es so leicht fiel, mit ihnen mitzufiebern und auf ihr Überleben zu hoffen, denn so "normal" die Figuren auch inszeniert worden sein mögen, so natürlich und nahbar wirken sie inmitten dieser Ausnahmesituation, die trotz geringem Budget glaubhaft und überzeugend in Szene gesetzt worden ist. In der Gesamtheit ein außerordentlich gelungener Genre-Vertreter, der das Rad gar nicht neu erfinden möchte, in der Ausgestaltung seiner Geschichte aber einiges an inszenatorischer Finesse und überzeugendem Storytelling beweist.

Fazit & Wertung:

Breck Eisner gelingt es in The Crazies, mit einfachsten Mitteln durch und durch atmosphärischen und packenden Horror zu inszenieren, der nicht nur mit dem Abwechslungsreichtum der eigentlichen Story, sondern auch mit seinen gelungen skizzierten Figuren zu punkten weiß. Zwar braucht man sich weder sonderlichen Tiefgang noch großartige Innovationen erwarten, doch weiß das Geschehen auch in seiner Ansammlung bekannter Genre-Versatzstücke zu überzeugen, die natürlich trotz allem durchaus die eine oder andere Überraschung parat halten.

7,5 von 10 schier verrückt gewordenen Ortsbewohnern

The Crazies - Fürchte deinen Nächsten

  • Schier verrückt gewordene Ortsbewohner - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Breck Eisner gelingt es in The Crazies, mit einfachsten Mitteln durch und durch atmosphärischen und packenden Horror zu inszenieren, der nicht nur mit dem Abwechslungsreichtum der eigentlichen Story, sondern auch mit seinen gelungen skizzierten Figuren zu punkten weiß. Zwar braucht man sich weder sonderlichen Tiefgang noch großartige Innovationen erwarten, doch weiß das Geschehen auch in seiner Ansammlung bekannter Genre-Versatzstücke zu überzeugen, die natürlich trotz allem durchaus die eine oder andere Überraschung parat halten.

7.5/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimmen)
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