Review: Silent House (Film)

Mehr als die Hälfte des Oktobers ist schon wieder rum und entsprechend drängt die Zeit, wenigstens noch einige wenige Film-Kritiken zu Horrorfilmen unterzubringen. Nicht, dass die nicht auch in anderen Monaten passen würden, aber selten so gut wie im Kontext des von Horror dominierten Oktober.

Silent House

Silent House, USA/FR 2011, 86 Min.

Silent House | © Alive
© Alive

Regisseure:
Chris Kentis
Laura Lau
Autoren:
Laura Lau (Drehbuch)
Gustavo Hernández (Drehbuch "La casa muda")

Main-Cast:
Elizabeth Olsen (Sarah)
in weiteren Rollen:
Adam Trese (John)
Eric Sheffer Stevens (Peter)

Genre:
Horror | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Silent House | © Alive
© Alive

Die junge Sarah hatte eigentlich vor, ihrem Vater John und ihrem Onkel Peter dabei zu helfen, das an einem See gelegene Familiendomizil zu restaurieren und ein paar letzte, idyllische Tage dort zu verbringen, bevor das Haus verkauft würde. Als sich John und Peter allerdings hinsichtlich ihrer Arbeitsweise in die Haare kriegen, stapft Sarahs Onkel wutentbrannt davon. Entsprechend macht sich John allein wieder an die Arbeit, während er Sarah dazu verdonnert, doch endlich die letzten Kindheitserinnerungen in Kisten und Kartons zu verstauen. Kurz darauf erreichen Sara die ersten merkwürdigen Geräusche aus den alten Mauern und John scheint plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Als Sarah verängstigt durchs Haus zu schleichen beginnt und den mysteriösen Geräuschen nachspürt, muss sie mit Entsetzen feststelle, dass sie mitnichten allein im Haus zu sein scheint…

Rezension:

Mit Silent House liegt dann also ein weiterer Horrorfilm-Vertreter vor, die es natürlich insbesondere im Oktober zu konsumieren gilt und wie so oft – gerade in dieser Sparte – handelt es sich um das Remake eines Films, diesmal aus Uruguay, der nur ein knappes Jahr zuvor entstanden ist, was selbst für die von Neuverfilmungen überschwemmte Horror-Branche eine verdammt kurze Zeitspanne ist. Nichtsdestotrotz stand dieser Film schon seit längerer Zeit auf meiner Agenda, wenn das auch bei mir nur damit zusammenhängt, dass ich ein doch ausgewiesener Elizabeth-Olsen-Fan bin und diese inszenatorische Fingerübung mit ihr in der Hauptrolle eines der wenigen Werke mit ihrer Beteiligung ist, die es noch zu sichten galt. Der Film als solcher bedient sich dabei angenehm überschaubarer Mittel und es steht ihm meines Erachtens nach gut zu Gesicht, dass sich so ziemlich das gesamte Geschehen in dem maroden Haus und dessen näherer Umgebung abspielt und dabei aus einer Art Abwandlung der Ego-Perspektive präsentiert wird, denn die Kamera klebt zu jedem Zeitpunkt regelrecht an Olsens Figur, was doch eine gewisse Immersion begünstigt.

Szenenbild aus Silent House | © Alive
© Alive

Der eigentliche Clou von Silent House aber ist es, in einer einzigen Einstellung gefilmt worden zu sein, was natürlich in Realität ganz anders ausgehen hat, zumal man als halbwegs versierter Filme-Konsument recht schnell und deutlich erkennt, wo hier die Schnitte kaschiert werden sollten, doch nichtsdestotrotz hat mir diese ungewöhnliche Perspektive und das damit verbundene "Echtzeit-Feeling" ziemlich gut gefallen, zumal sich dadurch langsam aber sicher eine Spannung aufbaut, die eben nicht einfach durch einen gnädigen Schnitt zunichte gemacht, sondern stattdessen aufrechterhalten und intensiviert wird. Nichtsdestotrotz krankt der Film im Umkehrschluss natürlich zuweilen daran, dass beispielsweise profane, sonst ausgesparte Laufstrecken hier eben eine gewisse Zeit beanspruchen, doch macht das die Atmosphäre für mich durchaus wett.

Nichtsdestotrotz kämpft Silent House aber mit anderen, teils für das Horror-Genre typischen Problemen, so dass man beispielsweise herzlich wenig über die Hauptfigur erfährt, was zwar in vielen anderen Werken – ich führe hier jetzt einfach mal exemplarisch Don’t Breathe an, da es ja ebenfalls das Düstere-Haus-Setting nutzt – auch nicht besser gelöst wird, hier aber störender ins Gewicht fällt, wenn man die Geschichte in ihrer Gesamtheit betrachtet, die ich natürlich ob möglicher Spoiler nicht vorwegnehmen kann. Was ich aber sagen kann, ist, dass die Auflösung des Ganzen den Film in der Rückschau doch reichlich Punkte gekostet hat, denn hier wird munter zusammengeklaut, was ebenfalls nicht (so) verwerflich wäre, wenn der finale Akt nicht so dermaßen überhastet daherkommen würde, dass er quasi auf einen Schlag die sorgsam aufgebaute Atmosphäre zunichte macht, zumal hier unbestreitbar der WTF-Faktor im Vordergrund zu stehen scheint, was für ausgewogenes Storytelling selten gut ist und so auch hier mehr schadet als nützt.

Szenenbild aus Silent House | © Alive
© Alive

Entsprechend entlarvt sich der Film zuletzt dramaturgisch selbst ein wenig und hätte für meinen Geschmack auch deutlich bodenständiger bleiben können, um echten Terror zu verbreiten, zumal der Twist eben nicht gerade neu ist und zudem noch von langer Hand abzusehen, wenn man eins und eins zusammenzählt. Dafür immerhin macht Elizabeth Olsen (Wind River) einen wunderbaren Job, auch wenn ich sie zugegebenermaßen in anspruchsvolleren, vielschichtiger angelegten Rollen lieber sehe. Entsprechend mühelos gelingt es ihr, die überschaubaren Vorgaben dessen, was sie an Angst und Schmerz und Verzweiflung zu vermitteln hat, auch umzusetzen und folglich als Identifikationsfigur zu funktionieren, ohne dass man viel über ihre Figur Sarah erfahren würde. Was mir allerdings das mitunter größte Rätsel bei Silent House bleiben wird ist die unverhältnismäßig hohe Altersfreigabe ab 18 Jahren, die wirklich durch absolut keine Einstellung oder Szene gerechtfertigt ist, aber wenn es Filme mit – meines Erachtens – zu niedriger Freigabe gibt, muss ja schließlich auch irgendwo der Ausgleich geschaffen werden.

Fazit & Wertung:

Das Horrorfilm-Remake Silent House beginnt durchaus vielversprechend und schafft durch seine ungewöhnliche Kameraführung als vorgegaukelter One-Take eine überzeugende Immersion, doch die sich überschlagenden Ereignisse im letzten Akt nebst auf Biegen und Brechen herbeigeführtem Twist lassen das Endergebnis weit weniger stimmig wirken als die Summe seiner Teile. Nichtsdestotrotz ein zumindest solider, atmosphärisch gelungener Horrorfilm, aus dem man allerdings auch weit mehr hätte machen können.

6,5 von 10 unerklärlichen Geräuschen und Schemen

Silent House

  • Unerklärliche Geräusche und Schemen - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Das Horrorfilm-Remake Silent House beginnt durchaus vielversprechend und schafft durch seine ungewöhnliche Kameraführung als vorgegaukelter One-Take eine überzeugende Immersion, doch die sich überschlagenden Ereignisse im letzten Akt nebst auf Biegen und Brechen herbeigeführtem Twist lassen das Endergebnis weit weniger stimmig wirken als die Summe seiner Teile. Nichtsdestotrotz ein zumindest solider, atmosphärisch gelungener Horrorfilm, aus dem man allerdings auch weit mehr hätte machen können.

6.5/10
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Silent House ist am 09.05.14 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Alive erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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