Review: Bad Santa (Film)

Heute erfülle ich mir den lang gehegten Wunsch, einen meiner alljährlich obligatorischen Weihnachtsfilme zu rezensieren und wünsche euch viel Freude bei der Lektüre meines heutigen Artikels.

Bad Santa

Bad Santa, USA/DE 2003, 91 Min.

Bad Santa | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Regisseur:
Terry Zwigoff
Autoren:
Glenn Ficarra
John Requa

Main-Cast:
Billy Bob Thornton (Willie)
in weiteren Rollen:
Tony Cox (Marcus)
Lauren Graham (Sue)
Brett Kelly (The Kid)
Lauren Tom (Lois)
John Ritter (Bob Chipeska)
Bernie Mac (Gin)

Genre:
Komödie | Krimi

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Bad Santa | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Alle Jahre wieder streift sich der Säufer und Gelegenheitskriminelle Willie die Kutte vom Weihnachtsmann über und spielt den Kaufhaus-Clown, um dann pünktlich zu den Festtagen mit seinem Komplizen und Kumpel, dem kleinwüchsigen Marcus, den großen Coup zu landen und den Tresor mit den Einnahmen der Vorweihnachtszeit zu plündern. Dieser Beschäftigung ist Willie allerdings zunehmend überdrüssig geworden und möchte seine freie Zeit lieber mit noch mehr Schnaps und Gelegenheits-Sex verbringen, doch Marcus prophezeit ihm in weiser Voraussicht, dass er auch im nächsten Jahr wieder angekrochen kommen wird. Es kommt, wie es kommen muss und Willie ist wenige Monate nach den Festtagen völlig abgebrannt und zwängt sich ein weiteres Mal mehr oder minder bereitwillig ins Kostüm, als erneut die Weihnachtszeit naht. Diesmal allerdings könnte sich die Aktion als schwieriger erweisen, denn nicht nur Filialleiter Bob Chipeska, sondern auch der Kaufhausdetektiv Gin haben schnell ein Auge auf das ungewöhnliche Duo geworfen, derweil sich Willie sowohl von der attraktiven Bar-Bedienung Sue als auch einem merkwürdigen Kind namens Thurman ablenken lässt, in dessen Haus er es sich über die Feiertage bequem zu machen gedenkt…

Rezension:

Schon seit einigen Jahren nehme ich mir immer mal wieder vor, Bad Santa in der Vorweihnachtszeit an dieser Stelle zu besprechen, da es sich neben einigen anderen Filmen um einen festen Bestandteil der Sehgewohnheiten im Dezember handelt. Das Erscheinen des zweiten Teils im vergangenen Jahr (bezogen auf die Heimkinoveröffentlichung) hätte auch beinahe den Ausschlag gegeben, doch war ich letztlich zu knapp dran, weshalb ich dieses Jahr einen neuen Versuch starte und ja, auch dreizehn Jahre (!), nachdem ich diesen Film auf DVD erworben habe, macht die Chose noch immer ungebrochen Spaß, auch wenn ich so manche Passage mittlerweile freilich mitsprechen könnte. Was natürlich mit jeder neuen Sichtung zunehmend stärker ins Gewicht fällt, ist der auffallend schlicht konzipierte Plot, der kaum Schlenker macht, sondern sich voll und ganz auf das überschaubare Treiben des Kleinkriminellen und Säufers Willie und seines Komplizen Marcus konzentriert. Nach heutigen Maßstäben betrachtet hat man derweil beinahe das Gefühl, solch ein Film könnte heutzutage gar nicht mehr produziert werden, denn was hier an politisch unkorrektem Humor, Rassismus, Sexismus und Diskriminierung vertreten ist, müsste eigentlich einen Aufschrei nach sich ziehen, doch liegt eben in dieser garstigen, kein Blatt vor den Mund nehmenden Ausgestaltung des Films auch sein Reiz begründet.

Szenenbild aus Bad Santa | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

So flucht, fickt, säuft und wütet sich Willie in einer Tour durchs Kaufhaus und macht auch vor dem Adventskalender eines leicht zurückgeblieben wirkenden Jungen keinen Halt, während er sich im Whirlpool mit Barkeeperin Sue – Lauren Graham (Gilmore Girls: Ein neues Jahr) in einer ihrer wohl ungewöhnlichsten Rollen – vergnügt, die ein ausgeprägtes Faible für Weihnachtsmänner ("Mach‘s mir, Weihni!") besitzt. Anstand und guter Geschmack bleiben dabei freilich früh und nachhaltig auf der Strecke und so dürfte es auch nur die Fraktionen geben, die den Film entweder feiern oder verabscheuen, doch wenn der Humor mal etwas derber sein darf, ist für mich Bad Santa noch immer ein Film erster Wahl, da hier wirklich auffallend kompromisslos zu Werke gegangen wird, während das Ganze auch noch schön durch den verklemmten Kaufhaus-Geschäftsführer Bob Chipeska konterkariert wird und John Ritter einen würdigen letzten Auftritt vor seinem viel zu frühen Ableben beschert hat. Bernie Mac als Kaufhausdetektiv Gin macht dabei keine weniger gute Figur und insbesondere die Konversationen der beiden darüber, ob und wie sie dem über die Stränge schlagenden Weihnachtsmann das Handwerk legen könnten sind noch immer Comedy-Gold.

Im Zentrum des Geschehens steht aber freilich Billy Bob Thornton (Cut Bank) als abgehalfterter, problembeladener und im Wortsinne des Lebens überdrüssiger Willie, der sich hier wirklich die Seele aus dem Leib spielt und eine regelrechte Kultfigur geschaffen hat, was auch ein wenig den dramaturgisch völlig überflüssigen zweiten Teil erklären dürfte, auf den ich an späterer Stelle noch zu sprechen kommen möchte. Wenn Willie sich also vor versammelter Kinderschar einnässt oder aus Pappmaché gefertigte Rentiere verprügelt, kann man sich als Zuschauer schon einmal von der Hoffnung auf ein Wohlfühl-Flausch-Happy-End verabschieden, denn auch wenn Bad Santa im letzten Drittel noch eine Prise Drama und Emotion in das Geschehen streut, bleibt er doch grundsätzlich seiner anarchischen Ausrichtung treu und macht folglich auch beim Finale keinerlei Gefangene. Dafür kommen hier dann – wie schon zu Beginn des Films – die kleinen Heist-Momente des Geschehens zum Tragen, auch wenn die Ausführung natürlich erwartungsgemäß dilettantisch ausfällt.

Szenenbild aus Bad Santa | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Die Kombination aus Krimi und (Weihnachts-)Komödie wird hier freilich weder zum ersten noch zum letzten Mal bemüht, doch werden beide Aspekte des Geschehens so nonchalant miteinander verknüpft, dass es eine Freude ist. Was Bad Santa aber letztlich wirklich einmalig macht, ist nicht etwa der versoffenste Weihnachtsmann, den man sich vorstellen kann, sondern der von Brett Kelly verkörperte Thurman Murman oder schlicht The Kid, denn der ist von den obligatorisch auf süß getrimmten Kindern weit entfernt und sicher nicht die hellste Leuchte am Baum, schafft es aber, zu dem lebensmüden und resignierten Willie vorzudringen, was tatsächlich anrührender und wahrhaftiger ist, als man das bei der sonstigen Ausrichtung des Films glauben würde. Und wenn es also schon kein Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-End geben kann, dann doch zumindest ein Ende, wie es besser und stimmiger kaum gewählt werden könnte, weshalb sich die Verantwortlichen auch keinen Gefallen damit getan haben, hier nach mehr als einer Dekade einen zweiten Teil nachzuschieben, denn so, wie Bad Santa ist, ist er verdammt gelungen – und herrlich respektlos.

Fazit & Wertung:

Der von Terry Zwigoff inszenierte Bad Santa macht auch rund 15 Jahre nach seinem Erscheinen und bei der x-ten Sichtung eine Menge Spaß, denn respektloseren, abgründigeren und dabei erfrischend konsequent bösartigeren Humor findet man selten und kaum anderthalb Stunden währende Chose verwehrt sich recht erfolgreich beinahe sämtlicher Längen, während insbesondere Billy Bob Thornton als versoffener, herumhurender Weihnachtsmann bis in die letzte Pore brilliert.

8,5 von 10 leer gesoffenen Sixpacks

Bad Santa

  • Leer gesoffene Sixpacks - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Der von Terry Zwigoff inszenierte Bad Santa macht auch rund 15 Jahre nach seinem Erscheinen und bei der x-ten Sichtung eine Menge Spaß, denn respektloseren, abgründigeren und dabei erfrischend konsequent bösartigeren Humor findet man selten und kaum anderthalb Stunden währende Chose verwehrt sich recht erfolgreich beinahe sämtlicher Längen, während insbesondere Billy Bob Thornton als versoffener, herumhurender Weihnachtsmann bis in die letzte Pore brilliert.

8.5/10
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Bad Santa ist am 07.06.05 auf DVD und am 03.12.08 auf Blu-ray im Vertrieb von Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 27. Dezember 2018

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