Wie mittlerweile üblich komme ich pünktlich zum Wochenende mit einem vergleichsweise aktuellen Film daher, auf den ich mich schon lange gefreut habe und der mich bestens zu unterhalten gewusst hat, auch wenn sich der Film in der zweiten Hälfte generischer gibt, als ich das erwartet hätte. Dennoch eine Empfehlung und vor allem in vielen Fällen genau mein Humor.
Game Night
Game Night, USA 2018, 100 Min.
© Warner Home Video
John Francis Daley
Jonathan Goldstein
Mark Perez
Rachel McAdams (Annie)
Billy Magnussen (Ryan)
Sharon Horgan (Sarah)
Lamorne Morris (Kevin)
Jesse Plemons (Gary)
Michael C. Hall (The Bulgarian)
Danny Huston (Donald Anderton)
Kyle Chandler (Brooks)
Action | Komödie | Krimi | Mystery
Trailer:
Inhalt:
© Warner Home Video
Wenn es um Ehrgeiz und die Liebe zu Gesellschaftsspielen geht, stehen sich Max und Annie in nichts nach und sind in dieser Hinsicht entsprechend ein echtes Traumpaar, das noch immer regelmäßig zu Spieleabenden in ihrem Haus lädt. Als sich die Spielegruppe wieder einmal bei Annie und Max daheim einfindet, kommt jedoch Max‘ ungleich erfolgreicherer Bruder Brooks vorgefahren und schlägt vor, den nächsten Spieleabend in seiner angemieteten Villa zu veranstalten. Zu diesem Anlass hat er eine aufwendige Entführung inszeniert und plant eine Art opulentes Krimi-Dinner, doch dummerweise kommen echte Entführer den angeheuerten Schauspielern zuvor und vor den Augen von Max, Annie und Konsorten wird Brooks verschleppt, während die Anwesenden viele lobende Worte für die glaubhafte Inszenierung finden. Kaum ist Brooks außer Haus, begeben sich die Freunde in einzelnen Teams daran, die ihnen vorliegenden Hinweise zu entschlüsseln und Max‘ Bruder auf die Spur zu kommen, derweil sie noch nicht ahnen, in welchen Schlamassel zu stolpern sie sich gerade anschicken…
Rezension:
Auf Game Night hatte ich mich – dank der auch bei mir durchaus ausgeprägten Passion für Brett- und Gesellschaftsspiele – bereits seit Kinostart gefreut und nun entsprechend schnell auch nach erfolgter Heimkino-Auswertung zugeschlagen, um dem munteren, von John Francis Daley und Jonathan Goldstein inszenierten Treiben nun ebenfalls beiwohnen zu können. Dabei hat der Film schon in den ersten Minuten mein Herz erobert und bietet für passionierte Spielefreunde über die gesamte Laufzeit hinweg allerlei Querverweise und augenzwinkernde Anspielungen, die schon durchaus unterstreichen, dass sich auch die Macher des Films diesem Sujet verbunden fühlen, wenn auch die – gespielten wie referenzierten – Spiele eher dem Genre-Standard entsprechen und nicht großartig über Monopoly, Spiel des Lebens, Trivial Pursuit und Cluedo hinausgehen. Das macht schon insofern wenig aus, dass man mit Jason Bateman (Kill the Boss) und Rachel McAdams (Alles eine Frage der Zeit) ein unbeschreiblich großartiges Hauptdarsteller-Duo gecastet hat, denen man die überehrgeizigen Spieler vom ersten Moment an abnimmt, woran auch eine Szenenmontage gleich zu Beginn nicht unschuldig sein dürfte, die zeigt, dass selbst der Heiratsantrag seitens Max bei einer Partie Scharade gemacht worden ist.
© Warner Home Video
Ähnlich sympathisch ist aber auch der Rest der eingeschworenen Spielrunde geraten, die sich allwöchentlich zum gemeinsamen Konkurrenzkampf trifft, auch wenn die Rollen hier relativ klar – soll heißen stereotyp – verteilt sind, was der Liebenswürdigkeit der Figuren aber kaum einen Abstrich tut. Da hat es einerseits den reichlich oberflächlichen Ryan, der von einem bestens aufgelegten Billy Magnussen (Ingrid Goes West) verkörpert wird und allabendlich mit einer neuen Freundin aufschlägt, allerdings ausgerechnet zur Murder-Mystery-Night bei Max‘ Bruder Brooks (Kyle Chandler, Manchester by the Sea) stattdessen mit der cleveren Sarah (Sharon Horgan, Catastrophe) im Schlepptau daherkommt, um nur ja Sieger des abends zu werden. Der aus New Girl hinlänglich bekannte Lamorne Morris wiederum gibt gemeinsam mit Kylie Bunbury das zweite feste Pärchen der Runde, denen allerdings zugegebenermaßen vergleichsweise wenige echte Lacher zugestanden werden. Der meiste Humor allerdings erwächst freilich ohnehin aus der zunehmend absurder werdenden Handlung, die leider nach nicht einmal der Hälfte des Films auch ihre Gesellschaftsspiel-Wurzeln zugunsten einer doch eher generisch geratenen Action-Komödie hinter sich lässt, was aber dank der zahlreichen Anleihen durchaus noch in Ordnung geht.
Vor allem aber ist sich Drehbuchautor Mark Perez auch für derberen Humor nicht zu schade und es ist allein köstlich zu beobachten, wie Annie ihrem Mann Max eine Kugel aus dem Arm zu "operieren" versucht, was mir tatsächlich zeitweise echte Kiefergelenkschmerzen vor Lachen verursacht hat. So herrlich überzogene Brüller hat es zwar vergleichsweise wenige in Game Night, doch überträgt sich der Spaß an der Sache so dermaßen gut, dass mir hier keinerlei störende Längen oder wirkliche Leerlaufphasen aufgefallen sind, die den Sehgenuss nachhaltig getrübt hätten. Sich aber nicht allein auf den Klamauk und die simple wie absurde Prämisse verlassend, wissen Daley und Goldstein auch inszenatorisch manches Mal zu glänzen, was einerseits an einer ausladenden, wie in einem Take gedrehten Hetzjagd quer durch ein Haus deutlich wird, andererseits an den immer wieder zum Einsatz kommenden Tilt-Shift-Linsen, die dem Geschehen in zahlreichen Weitwinkelaufnahmen den Look eines Brettspiels – oder noch besser zu vergleichen mit Miniatur-Eisenbahnen – verleihen, was thematisch natürlich mehr als passend ist und den "spielerischen" Charakter des Ganzen noch unterstreicht. Denn auch wenn es sich um eine reale Entführung und echte Gangster handeln mag, hat man hier natürlich nie wirklich das Gefühl, es könnte jemand ernsthaft zu Schaden kommen, was aber sicherlich auch nicht Sinn und Zweck des Ganzen sein mag.
© Warner Home Video
Ansonsten begeistert Game Night fernab der eigentlichen Spielrunde natürlich auch mit einer ganzen Reihe nicht minder spleeniger und spaßiger Figuren, allen voran dem mehr als merkwürdigen Polizisten Gary von nebenan (Jesse Plemons, The Discovery), freilich aber auch dem in gewisser Weise an Dexter angelehnten "Bulgaren" (Michael C. Hall) sowie Danny Huston (Wonder Woman) als Underground-Fight-Club-Veranstalter. So mag der Film zwar nicht über seine gesamte Laufzeit hinweg im erhofften Ausmaß von seiner Gesellschaftsspiel-Huldigungs-Prämisse getragen werden (können), überzeugt aber auch in seiner etwas generischer geratenen zweiten Hälfte mit ordentlich Witz, Schau- und Unterhaltungswerten, was nicht zuletzt wie gesagt an den ungemein sympathischen Figuren liegt, denen man sich nicht nur bei ähnlich gelagerten Interessen schnell verbunden fühlen dürfte. Die erhoffte Mega-Komödie mag es zwar im Umkehrschluss nicht geworden sein, doch eine allemal lohnenswerte Unterhaltung für einen beschwingten Filmeabend bietet dieser lustvoll-überzogene Streifen allemal.
Game Night
-
Gesellige Spieleabende - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
John Francis Daley und Jonathan Goldstein huldigen mit Game Night sowohl Gesellschaftsspielen als auch deren passionierten Anhängern, was für sich genommen schon die Sympathiewerte in die Höhe schnellen lässt. Die Prämisse einer aus dem Ruder laufenden Murder-Mystery-Night mag zwar nicht über die gesamte Laufzeit aufrechterhalten werden können, doch macht auch der eher nach Schema F gestrickte Action-Komödien-Part gehörig Spaß, was nicht zuletzt an der durchweg charmanten und bestens aufgelegten Besetzung liegen dürfte.
Game Night ist am 23.08.18 auf DVD und Blu-ray bei Warner Home Video erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!