Review: Upgrade (Film)

Bevor ich es später vergesse kommt hier noch schnell meine Filmkritik für den heutigen Tag und dann muss ich mich nun auch umgehend wieder einer Serie widmen, die am heutigen Tage online gegangen ist und quasi meine restliche Freitagsplanung darstellt.

Upgrade

Upgrade, AU 2018, 100 Min.

Upgrade | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
Leigh Whannell
Autor:
Leigh Whannell

Main-Cast:
Logan Marshall-Green (Grey Trace)
Betty Gabriel (Detective Cortez)
Harrison Gilbertson (Eron Keen)
in weiteren Rollen:
Melanie Vallejo (Asha Trace)
Benedict Hardie (Fisk)
Linda Cropper (Pamela)
Simon Maiden (Stem [Stimme])

Genre:
Action | Science-Fiction | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Upgrade | © Universal Pictures
© Universal Pictures

In der fernen Zukunft werden beinahe sämtliche Lebensbereiche von Maschinen und Technik dominiert, so dass selbst nicht-automatisierte Autos lediglich als nostalgische Sammlerstücke betrachtet werden. Grey ist einer dieser Auto-Enthusiasten und restauriert und verkauft entsprechende Schmuckstücke an gut betuchte Kunden, wohingegen seine Frau Asha einen der modernen Wagen fährt. Das wird den beiden allerdings zum Verhängnis, als das Auto eine Fehlfunktion hat und ungebremst in ein abgeschiedenes Armutsviertel rast und sich schlussendlich überschlägt. Als wäre dem nicht genug, ist aber in Windeseile eine Gruppe maskierter und bewaffneter Verbrecher vor Ort und erschießt Asha, während Grey nach einem Schuss in die Wirbelsäule querschnittsgelähmt am Tatort zurückgelassen wird. Als Grey in den Wochen nach dem Unfall allerdings schon mit Selbstmord liebäugelt, macht ihm einer seiner Kunden namens Eron Keen seine Aufwartung und ein unglaubliches Angebot. Keen gedenkt, einen neu entwickelten Computerchip namens STEM in Greys Wirbelsäule einzusetzen, so dass er mit dessen Hilfe die Kontrolle über seinen Körper zurückerlangt. Grey willigt ein und die Operation glückt, doch ist er sichtlich irritiert, als einige Zeit später STEM als eine Art innere Stimme das Wort an ihn richtet und ihm offenbart, welche Möglichkeiten ihm nun offen stehen, die Mörder seiner Frau zu richten, zumal die Welt noch immer glaubt, Grey wäre querschnittsgelähmt. Und dennoch beginnt die ermittelnde Detective Cortez zunehmend misstrauisch zu werden, als Grey im Geheimen seinen Rachefeldzug beginnt…

Rezension:

Auf Upgrade bin ich tatsächlich sehr zufällig gestoßen, als noch vor der deutschen Heimkinoauswertung eine Uncut-Fassung zum Verkauf angepriesen wurde und ich nach kurzer Recherche feststellen durfte, dass auch die reguläre Blu-ray- beziehungsweise DVD-Fassung ungeschnitten (und gar ab 16 Jahren) erscheinen würde. Ein kurzer Blick genügte, um mein Interesse zu wecken, woraufhin der Titel erst einmal pro forma auf meinen Wunschzettel und von dort alsbald in den Warenkorb gewandert ist. Zum Glück, denn der von Leigh Whannell erdachte und inszenierte Streifen wartet tatsächlich mit ein paar tollen Alleinstellungsmerkmalen und inszenatorischen Finessen auf, zu denen nicht einmal die doch überraschend seltenen, aber durchaus expliziten Gewaltspitzen zählen. Denn was als generische Rache-Story in futuristisch angehauchtem Setting hätte enden können, wird durch den im Grunde simplen Kniff eines intelligenten, sprechenden Computerchips im Nacken der Hauptfigur zu einer ausgemacht einfallsreichen und oft herrlich schwarzhumorigen Chose, die zudem mit einem cleveren Twist aufzuwarten weiß und damit – wenn auch oberflächlich – dystopisch-fatalistische Gedanken in Richtung Technophobie streift.

Szenenbild aus Upgrade | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Darüber hinaus punktet aber auch Hauptdarsteller Logan Marshall-Green (Prometheus) in den meisten Momenten mit einer gelungenen Performance – den Querschnittsgelähmten will man ihm nicht so recht abnehmen –, denn einer der Clous der Story ist, dass Computerchip STEM mit Erlaubnis von Grey dessen Körper gänzlich übernehmen kann, wovon er natürlich insbesondere während der Auseinandersetzungen mit den kriminellen Kontrahenten ausgiebig Gebrauch macht. Das führt dazu, dass sich Grey mit – logischerweise – roboterhafter Präzision und Sorgfalt bewegt und im Grunde jeden Schritt des Gegenübers vorhersehen und entsprechend kontern kann, während Grey selbst – also die noch unter seiner Kontrolle befindliche Gesichtsmimik einen permanenten Ausdruck der ungläubigen Fassungslosigkeit zur Schau trägt. Das allein macht die actionreicheren Passagen von Upgrade schon ungemein unterhaltsam, doch darüber hinaus bedient sich Whannell eines weiteren, in diesem Fall inszenatorisch gelagerten Kniffs. Statt nämlich auf Wackelkamera und hektische Schnitte zu setzen, verhält sich die Kamera ebenso präzise wie Protagonist Grey und klebt förmlich an ihm, was dadurch erreicht wurde, dass am Körper von Marshall-Green ein Handy versteckt wurde, mit dem sich die Kamera pairen konnte, wodurch sie ihm bei jeder Bewegung unentwegt folgt.

Der daraus resultierende Effekt ist ziemlich großartig und passt natürlich zudem zu der reduzierten und auf Effektivität getrimmten Kampfweise des Computerhirns STEM, auch wenn man in Anbetracht der Tötungen schon so manches Mal eine Art sadistische Neigung unterstellen möchte, denn so selten es wirklich explizit wird, haben diese Momente es dafür in sich. Durch den "Kameratrick" verhält es sich aber auch des Öfteren so, dass man sich beinahe in einem Computerspiel wähnt, wenn die Kamera unserer Hauptfigur in klassischer Third-Person-Perspektive von schräg hinten folgt oder STEM gar zudem noch Hinweise zum Besten gibt, die aus einem Spiele-Tutorial stammen könnten (sinngemäß Sachen wie "Nimm das Messer an dich, du wirst es später noch brauchen"). Zuweilen fühlte ich mich durch diese Art der Inszenierung an Hardcore erinnert (auch wenn der ja quasi als Ego-Shooter daherkommt), doch da Whannell es mi dieser Art der Darstellung auch nicht übertreibt, handelt es sich hier um ein gelungenes stilistisches Element, zumal der Vergleich einer vom Spieler gesteuerten Figur hier ja durchaus treffend ist, wenn sich STEM der Gliedmaßen von Grey bemächtigt.

Szenenbild aus Upgrade | © Universal Pictures
© Universal Pictures

So ist Upgrade auch gar nicht so sehr One-Man-Show, wie man zunächst meinen würde, denn ab dem Moment der ersten Kontaktaufnahme seitens STEM als innere Stimme schwingt sich dieser schnell zum auf Augenhöhe agierenden Gegenüber auf, obgleich das von Simon Maiden gesprochene Programm natürlich körperlos ist. Die weiteren Figuren sind im Gegenzug dann aber leider kaum mehr als bloße Staffage und weder die von Betty Babriel verkörperte Detective Cortez, noch der von Harrison Gilbertson (Look Away) dargestellte Eron Keen gewissen großartig an Profil, wobei es weit schwerwiegender ins Gewicht fällt, dass die Antagonisten reichlich beliebig und austauschbar bleiben, ganz davon abgesehen, dass sie gegen den mit STEMs analytischer Auffassungsgabe agierenden Grey ohnehin keine Chance haben. Entsprechend stellt sich hier nicht unbedingt so etwas wie Spannung ein, was Whannell aber auch gespürt zu haben scheint und sich folglich mehr auf raffinierte Inszenierung und schwungvolles Storytelling verlegt, als so zu tun, als gäbe es großartige Zweifel an dem Erfolg von Greys Rachefeldzug. In dieser Hinsicht ist der Film dann also leider wieder durchaus generisch geraten, aber die vielen tollen Einfälle und der zwar auch nicht unbedingt innovative, aber wunderbar perfide Schlussakkord lassen über so manche Kleinigkeit hinwegsehen.

Fazit & Wertung:

Leigh Whannell offeriert mit Upgrade einen schwungvoll und einfallsreich inszenierten Science-Fiction-Actioner, der erstaunlich viel aus der Prämisse eines im Nacken implantierten Computerchips zu machen versteht und diesen sprechenden Chip namens STEM gekonnt zum heimlichen Hauptdarsteller avancieren lässt. Mag die Dramaturgie vergleichsweise geradlinig und wenig überraschend geraten sein, punktet der Film dafür umso mehr mit inszenatorischer Verve und Ideenreichtum.

8 von 10 fremdgesteuerten Vergeltungsschlägen

Upgrade

  • Fremdgesteuerte Vergeltungsschläge - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Leigh Whannell offeriert mit Upgrade einen schwungvoll und einfallsreich inszenierten Science-Fiction-Actioner, der erstaunlich viel aus der Prämisse eines im Nacken implantierten Computerchips zu machen versteht und diesen sprechenden Chip namens STEM gekonnt zum heimlichen Hauptdarsteller avancieren lässt. Mag die Dramaturgie vergleichsweise geradlinig und wenig überraschend geraten sein, punktet der Film dafür umso mehr mit inszenatorischer Verve und Ideenreichtum.

8.0/10
Leser-Wertung 7/10 (2 Stimmen)
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Upgrade ist am 11.04.19 auf DVD und Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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