Review: Rememory – Im Schatten der Erinnerung (Film)

Heute mal ein zwar nischiger, aber – für einen Donnerstag untypisch – gar nicht mal schlechter Film, auch wenn man hier noch weit mehr aus der Prämisse hätte herausholen können.

Rememory
Im Schatten der Erinnerung

Rememory, CA/USA 2017, 111 Min.

Rememory | © Koch Media
© Koch Media

Regisseur:
Mark Palansky
Autoren:
Mike Vukadinovich
Mark Palansky

Main-Cast:

Peter Dinklage (Sam Bloom)
Julia Ormond (Carolyn Dunn)
Martin Donovan (Gordon Dunn)
Anton Yelchin (Todd)
Henry Ian Cusick (Lawton)
Evelyne Brochu (Wendy)

Genre:
Drama | Mystery | Krimi | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Rememory | © Koch Media
© Koch Media

Voller Stolz präsentiert Wissenschaftler Gordon Dunn seinen jüngsten Durchbruch in der medizinischen Forschung und verkündet, seine zum Aufzeichnen und Abspielen von längst vergessen geglaubten Erinnerungen stehe kurz vor Vollendung und Marktreife. Dieser Ankündigung wohnt auch Sam bei, dem es seit Jahren zu schaffen macht, sich nicht an die letzten Worte seines bei einem Autounfall verstorbenen Bruders erinnern zu können, doch kurz nach Dunns prestigeträchtiger Rede kommt dieser ums Leben und sowohl Dunns Kollegen als auch die Polizei scheinen ratlos. Von seinen inneren Dämonen getrieben, nimmt Sam die Sache in die eigene Hand und entwendet schließlich Dunns Apparat sowie die aufgezeichneten Erinnerungen der Probanden aus dessen Büro, um auf eigene Faust herauszufinden, wie der Apparat funktioniert und was Dunn wirklich in jener Nacht zugestoßen sein mag. Warum er allerdings diese Mühen auf sich nimmt, um das Ableben eines vermeintlich Fremden aufzuklären, wird vorerst sein Geheimnis bleiben…

Rezension:

Originär auf meiner Watchlist gelandet ist Rememory – Im Schatten der Erinnerung ja, da es sich um einen der letzten Filme mit Anton Yelchin gehandelt hat, den er vor seinem tragischen Ableben gedreht hat und der mir noch fehlt, um meine Retrospektive seines Schaffens zu vervollständigen. Das Thema des Ganzen schien derweil für mich im Vorfeld kaum mehr als ein netter Bonus, doch nachdem ich jüngst erst Blake Crouchs Science-Fiction-Roman Gestohlene Erinnerung beendet hatte, der sich ja – zumindest grob gesprochen – demselben Thema widmet, schien auch der richtige Zeitpunkt gekommen, dem von Mark Palansky inszenierten Film nun eine Chance zu geben. Dabei kann ich gleich vorwegschicken, dass Yelchins Beteiligung sich trotz prominenter Nennung an vierter Stelle auf ein Minimum begrenzt und er in Summe nur wenige Leinwandminuten zugestanden bekommt, so dass man davon Abstand nehmen sollte, Rememory allein seinetwegen sehen zu wollen. Dafür aber hält der Film einiges mehr an Qualitäten parat, mit denen ich so nicht gerechnet hatte, auch wenn der Plot um die Aufzeichnung (und damit mögliche Manipulation) von Erinnerungen sich in eine gänzlich andere Richtung entwickelt, als ich es zunächst angenommen hatte. Denn obwohl die Maschine als solche wie auch die damit einhergehenden Konsequenzen immanenter Bestandteil der Story sind, handelt es sich im Kern doch mehr um eine Kriminalgeschichte, in der sich ein vermeintlich Außenstehender aus zunächst ungeklärten Gründen zum akribischen Ermittler aufschwingt.

Szenenbild aus Rememory | © Koch Media
© Koch Media

So man also Rememory nicht unbedingt wegen Anton Yelchin (Odd Thomas) und seinen wenigen – aber erneut zu Herzen gehenden – Leinwandminuten schauen sollte, kann man dies dafür getrost tun, wenn man Peter Dinklage (Game of Thrones) einmal einen gesamten Film schultern sehen will, denn der verkörpert hier genannten Sam, der den Mord an Wissenschaftler und Erfinder Gordon Dunn aufzudecken gedenkt, wenn ihn auch persönliche Motive antreiben mögen. Diesen Part gelingt es ihm mit derartiger Verbissenheit, aber auch Verletzlichkeit und Melancholie im Blick zu verkörpern, dass es eine wahre Freude ist, zumal auch sein Zusammenspiel mit Julia Ormond (My Week with Marilyn), die hier die trauernde Witwe des verschiedenen Dunn mimt, äußerst überzeugend geraten ist. Ansonsten folgt der Film nach Prolog und Etablierung der Prämisse wie erwähnt vielen gängigen Erzählschemata und so besucht Sam unterschiedlichste Personen und Verdächtige, um die Hintergründe des Todes, letzten Endes die letzten Momente und Minuten von Dunn zu rekonstruieren. In dieser Hinsicht wäre sicherlich noch weit mehr aus dem von Mike Vukadinovich und Mark Palansky ersonnenen Skript zu machen gewesen, auch, um den ominösen Erinnerungs-Apparat noch mehr in den Vordergrund zu rücken, doch fernab dessen gelingt hier im Grunde wenn schon nicht ein einzigartiger Science-Fiction-Film, so doch zumindest ein mehr als ungewöhnliches Drama mit Krimi-Part, das gleichsam gehörig zum Nachdenken anzuregen vermag.

Insbesondere im letzten Drittel macht Rememory ohnehin noch einmal einiges an Boden gut, denn wenn man bereits zur Mitte hin meint, dass sich der Schleier des Mysteriösen zu lichten beginne, bekommt man schlussendlich noch eine gute Handvoll an Überraschungen und Wendungen spendiert, die man zwar teils hat kommen sehen mag, was sich aber längst nicht von allem behaupten lässt, das hier zuletzt offenbart wird. Dem Umstand geschuldet, dass Sam eine Reihe von TeilnehmerInnen eines Pilot-Projekts zu der Maschine aufsucht, um zu ermitteln, ob sie womöglich mit dem Tod von Dunn in Zusammenhang stehen könnten, nutzen Vukadinovich und Palansky zudem die Gunst der Stunde, auf unterschiedliche Konsequenzen hinzuweisen, die sich aus einer "wiederhergestellten", lebensechten und greifbaren Erinnerung ergeben, denn vieles von dem, was einem im Leben widerfährt, wird aus gutem Grund nicht in den Fundus der Erinnerungen übernommen und hier ist der Krimi-Part dann auch mehr Stärke als Schwäche, denn unterschiedlicher könnten die Einzelschicksale und ihre Reaktion auf den Einsatz der Maschine kaum sein.

Szenenbild aus Rememory | © Koch Media
© Koch Media

Last but not least beweist Palansky aber auch ein feines Gespür für die Besetzung seines Werks, denn abgesehen von dem punktuell großartigen Yelchin und einem durchweg überzeugenden Dinklage wissen selbst die kleineren Rollen zu punkten, ob es sich dabei um Martin Donovan (Silent Hill: Revelation) als zu Tode kommenden Gordon Dunn handelt oder auch die aus Orphan Black bekannte Evelyn Brochu, die hier ebenfalls als eine der Probandinnen von Gunns Forschung in Erscheinung tritt. Es mag nicht alles großartig sein an Rememory und gerade zum Schluss wirkt freilich auch vieles wieder ein wenig konstruiert, während der Mystery- und Science-Fiction-Aspekt des Ganzen gerne noch mehr hätten betont werden können, doch gerade aus dieser Verquickung der unterschiedlichen Genres, der ungewöhnlichen Entfaltung des Plots und dem übergeordneten Drama, das sowohl die Hauptfigur als auch weitere Charaktere miteinschließt, ergibt sich ein ungewöhnliches und durchaus sehenswertes Gesamtkunstwerk, welches aber freilich gerade aufgrund seiner Ausrichtung gewisse Schwierigkeiten haben dürfte, sein Publikum zu finden.

Fazit & Wertung:

Mark Palansky präsentiert mit Rememory – Im Schatten der Erinnerung eine ungewöhnliche Melange aus Mystery-Drama, Kriminalfilm und Science-Fiction, die weniger von ihrer Ausführung als von der überzeugenden Prämisse und den superb gewählten DarstellerInnen getragen wird. Nichtsdestotrotz ein zuweilen sperriges Werk, dem zu widmen sich für Genre-Fans lohnen könnte.

7 von 10 verdrängten Erinnerungen

Rememory – Im Schatten der Erinnerung

  • Verdrängte Erinnerungen - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Mark Palansky präsentiert mit Rememory – Im Schatten der Erinnerung eine ungewöhnliche Melange aus Mystery-Drama, Kriminalfilm und Science-Fiction, die weniger von ihrer Ausführung als von der überzeugenden Prämisse und den superb gewählten DarstellerInnen getragen wird. Nichtsdestotrotz ein zuweilen sperriges Werk, dem zu widmen sich für Genre-Fans lohnen könnte.

7.0/10
Leser-Wertung 9/10 (1 Stimmen)
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vgw

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