Review: Wächter und Wölfe – Die Auferstehung der Dunklen Dame | Anna Stephens (Buch)

Mit heutiger Rezension bringe ich mal wieder eine Trilogie zum Abschluss, die mich nach mäßigem Start dann doch noch völlig zu packen und begeistern gewusst hat. Warum, könnt ihr nachfolgend gern nachlesen.

Wächter und Wölfe
Die Auferstehung der Dunklen Dame

Calestar (Godblind-Trilogy Book 3), USA 2019, 608 Seiten

Wächter und Wölfe - Die Auferstehung der Dunklen Dame von Anna Stephens | © Blanvalet
© Blanvalet

Autorin:
Anna Stephens
Übersetzerin:
Michaela Link

Verlag (D):
Blanvalet
ISBN:
978-3-734-16132-2

Genre:
Fantasy | Action | Abenteuer

 

Inhalt:

Natürlich, es hatte Lärm und Enttäuschung gegeben und die Großsprecherei von Männern, die sich damit gebrüstet hatten, was wohl geschehen wäre, wenn sie selbst vor Ort gewesen wären, aber dann hatten Makes überlebende Soldaten diese Männer angesehen, hatten sie einfach nur angesehen, aus Augen, in denen sich das ganze Grauen und das Gemetzel, an dem sie beteiligt gewesen waren, widergespiegelt hatten, und dann war rasch Schluss mit dem Geprahle gewesen.

Rilporin ist gefallen und Corvus hält weiterhin mit seinen Mirak die Stadt besetzt, während die Gesegnete Lanta danach trachtet, einen Weg zu finden, die Dunkle Dame zurückzubringen, nachdem diese durch die Taten von Crys und Dom vermeintlich getötet worden ist. Doch eine Göttin zu töten ist freilich schwieriger als man meint. Derweil suchen die versprengten Truppen aus Rilporin unter Führung von Make Zuflucht in den südlichen Forts, während sich Crys, Ash und Dom bereits auf dem Weg befinden, Unterstützung in Krike zu erbitten. Lanta derweil beauftragt Corvus, alles daran zu setzen, seine schwangere Schwester Rilirin in seine Gewalt zu bringen, um mit Hilfe ihres noch ungeborenen Kindes die Dunkle Dame zurück nach Gilgoras zu rufen, doch auch die Rilpori haben noch ein Ass im Ärmel, denn unerkannt befindet sich Tara als Sklavin des Stellvertreters von Corvus noch immer in der Stadt und setzt alles daran, die versklavte Bevölkerung gegen die Besatzer aufzubringen…

Rezension:

Etwas mehr als zwei Jahre hat mich nun die Wächter und Wölfe-Trilogie von Anna Stephens begleitet und nachdem mich der erste Band Das Ende des Friedens noch recht verhalten begeistert zurückließ, war schon Das Erwachen der Roten Götter ein Schlachten-Epos sondergleichen, das sich dennoch die Zeit nahm, Figurenentwicklung und Exposition voranzutreiben, aber vor allem auf einer denkbar düsteren und fatalistischen Note endete, weshalb ich mich sehr gefreut habe zu sehen, dass auch der nunmehr dritte und letzte Band Die Auferstehung der Dunklen Dame im gewohnten Jahrestakt seine deutsche Erstveröffentlichung feiern durfte. Mit seinen knapp 600 Seiten ist der Roman derweil noch eine Spur üppiger geraten als seine Vorgänger, gleichsam aber auch weit epischer, denn während der erste Band noch viel damit zu tun hatte, seine Figuren und die Fraktionen in Stellung zu bringen, den Leser überhaupt erst einmal Bekanntschaft schließen zu lassen, widmete sich Band 2 doch in weiten Teilen der Belagerung von Rilporin, was zwar spektakulär und packend geschildert wurde, aber eben auch einen recht engen Fokus mit sich brachte. Hier nun gilt es, nicht nur die Stadt zurückzuerobern und das Land zu befreien, sondern auch für einige, ihr Schicksal zu erfüllen und die Rolle einzunehmen, die ihnen in dieser göttlich beeinflussten Auseinandersetzung zugedacht worden ist.

Als Crys um sich schlagend aus dem Albtraum hochgeschreckt war und sich mit schweißnass an seinem Rücken klebendem Hemd aufgesetzt hatte, schürte Ash schon das Feuer, und der ausgemergelte Calestar kauerte daneben, wiegte sich hin und her. Doms Albträume waren eine Folge seiner Ermordung der Dunklen Dame. Diejenigen von Crys resultierten daraus, dass Dom beinahe ihn getötet hätte.

Im Zentrum all dessen, was sich hier in epischer Breite zu entfalten beginnt, stehen freilich einmal mehr Crys Tailorson, nunmehr verbunden mit dem Großen Gauner, dem Fuchsgott, sowie Dom, dem Calestar, der nach seinen jüngsten Taten um Vergebung sucht und hofft, eine Art Heilung für seinen inneren Aufruhr zu finden, gleichwohl ihm viele nicht vergeben können oder wollen, was er getan hat, obwohl er damit zur Vernichtung der Dunklen Dame beigetragen hat. Wie aber schon der Titel Wächter und Wölfe – Die Auferstehung der Dunklen Dame mehr als vermuten lässt, haben ihre Anhänger bereits Pläne, sie nach Gilgoras zurückzuholen und ihr einen neuen Körper für ihre verheerte und verschollene Essenz zu liefern. So sich also Stephens einerseits auf die Geschicke von Crys, Ash und Dom konzentriert, kommen auf der Gegenseite die Mirak, namentlich ihr Kriegsfürst Corvus und die Gesegnete Lanta ebenfalls nicht zu kurz, auch wenn die Eroberung der Stadt Rilporin freilich einiges an neuen Problemen mit sich gebracht hat und die Herrschaft längst nicht so gefestigt ist, wie sie es im Beisein und mit der Unterstützung der Dunklen Dame hätte sein können. Ganz davon abgesehen, verbirgt sich unter den Sklaven von Rilporin auf Weisung von Crys – beziehungsweise dem Fuchsgott – auch Majorin Tara Carter und heckt längst Pläne aus, einen Aufstand unter der versklavten Bevölkerung anzuzetteln.

Freilich gibt es noch einiges mehr an Charakteren, die hier ihre Rolle zu spielen haben – Rilirin und Make zuvorderst genannt – doch möchte ich lieber darauf zu sprechen kommen, wie überzeugend es Stephens gelingt, einerseits die bekannten Erzählstränge weiterzuspinnen und darüber hinaus ihre Welt behutsam zu erweitern, während sich das Geschehen nun zeitweise auch über die Grenzen des eroberten Gebiets hinaus bis nach Krike erstreckt, wo man verzweifelt nach Unterstützung im Kampf gegen Corvus und die Mirak sucht. Und wie man es schon aus den Vorgängern gewohnt ist, ist Stephens mitnichten zimperlich in ihren Schilderungen, die teilweise wahrlich unter die Haut zu gehen wissen und unterstreichen, dass Wächter und Wölfe – Die Auferstehung der Dunklen Dame mitnichten ein Buch für Kinder oder auch nur Zartbesaitete ist, denn Gefangene werden hier im sprichwörtlichen wie übertragenen Sinne keine gemacht, während man sich auch schon einmal darauf einstellen darf, dass mitnichten jeder der Protagonisten das Ende der Geschichte erleben wird.

Die Abwesenheit der Dunklen Dame war Wahnsinn, der an den Rändern seines Bewusstseins fraß, jede seiner Entscheidungen infrage stellte und ihm zuflüsterte, er solle sich einfach niederlegen und sterben. Jede Nacht, wenn er sich in seine Decke hüllte, war die Versuchung da, vorn an der Spitze seines Dolches. Jeden Morgen verspottete die Trauer seine Feigheit. Corvus überlebte, indem er den Schmerz tief in sich vergrub und dort unten eitern ließ, wie ein Abszess unter einem Zahn, verborgen und stinkend.

Die finale Auseinandersetzung nimmt dabei aber gar nicht einmal so viel Raum ein, wie man das vielleicht erwarten würde, denn auch wenn Stephens sich trefflich auf die Schilderungen von Kampfhandlungen versteht, stehen doch die Figuren und ihre persönlichen Schicksale bei ihr im Vordergrund, während ich tatsächlich bei einem der letzten Kapitel regelrechte Gänsehaut hatte, was selten genug passiert bei der Lektüre eines Buches, aber eben auch dafür spricht, wie sehr mir die Figuren ans Herz gewachsen sind. Fakt ist, dass ich nach dem ersten Band sicher nicht erwartet hätte, dass die Autorin mich dermaßen zu packen und begeistern wissen würde, doch wenn schon der zweite Band ein enormer Sprung nach vorne war, wird der noch einmal spielend getoppt von dem, was sie in Die Auferstehung der Dunklen Dame zum Besten gibt. Nun, nach Abschluss der Trilogie als Ganzen, kann ich Wächter und Wölfe letztlich jedem empfehlen, der auf düstere, auf ernsthafte, erwachsene und grimmige Fantasy steht und sich in einer Welt verlieren möchte, die zwar von Blut, Krieg und Tod gezeichnet und verheert sein mag, in Gestalt der lebendigen wie liebenswerten Figuren aber auch immer einen Hoffnungsschimmer vermittelt und bis zuletzt mitfiebern lässt, auch wenn so mancher Protagonist sein Leben wird lassen müssen.

Fazit & Wertung:

Mit Wächter und Wölfe – Die Auferstehung der Dunklen Dame bereitet Anna Stephens ihrer Fantasy-Trilogie einen mehr als fulminanten Abschluss und liefert einen echten Page-Turner, der bis zuletzt zu fesseln weiß und die rund 600 Seiten wie im Flug vergehen lässt. Eine düstere Erzählung voller Grimm, Pein, Blut und Krieg, die viele Opfer fordern wird, aber eben auch ungemein überzeugt und berührt.

9 von 10 Einflüsterungen der Roten Götter

Wächter und Wölfe – Die Auferstehung der Dunklen Dame

  • Einflüsterungen der Roten Götter - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Mit Wächter und Wölfe – Die Auferstehung der Dunklen Dame bereitet Anna Stephens ihrer Fantasy-Trilogie einen mehr als fulminanten Abschluss und liefert einen echten Page-Turner, der bis zuletzt zu fesseln weiß und die rund 600 Seiten wie im Flug vergehen lässt. Eine düstere Erzählung voller Grimm, Pein, Blut und Krieg, die viele Opfer fordern wird, aber eben auch ungemein überzeugt und berührt.

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Weitere Details zum Buch und der Autorin findet ihr auf der Seite von Blanvalet. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Wächter und Wölfe – Die Auferstehung der Dunklen Dame ist am 16.03.2020 im Blanvalet Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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