Review: Der Spion und sein Bruder (Film)

Auch heute gibt es wieder eine Filmkritik, die zu lesen sich hoffentlich lohnt, wohingegen ich das von dem heute thematisierten Film leider nicht behaupten kann, aber da möge sich jeder sein eigenes Urteil bilden.

Der Spion und sein Bruder

Grimsby, UK/USA 2016, 83 Min.

Der Spion und sein Bruder | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Regisseur:
Louis Leterrier
Autoren:
Sacha Baron Cohen
Phil Johnston
Peter Baynham

Main-Cast:

Sacha Baron Cohen (Nobby)
Mark Strong (Sebastian Graves)
Isla Fisher (Jodie Figgis)
Rebel Wilson (Dawn Grobham)
Gabourey Sidibe (Banu the Cleaner)
Penélope Cruz (Rhonda George)

Genre:
Action | Abenteuer | Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Der Spion und sein Bruder | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Nobby Butcher hat quasi sein ganzes Leben in Grimsby verbracht und lebt dort mit seiner Freundin Dawn und nicht ganz einem Dutzend Kindern, während er seit Jahren auf der Suche nach seinem verschollenen Bruder Sebastian ist, den er seit dem Tod ihrer Eltern nicht mehr gesehen hat. Der ist mittlerweile erfolgreich als Agent beim MI6 beschäftigt und erhielt jüngst den Auftrag, die Wohltäterin Rhonda George bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung zu beschützen. Einer von Nobbys Saufkumpanen derweil bekommt über Umwege davon Wind, dass Sebastian sich bei der Veranstaltung einfinden würde und Nobby macht sich kurzerhand auf den Weg. Mit seiner trotteligen Art sorgt er aber beim lange ersehnten Wiedersehen prompt dafür, dass Sebastian beim Geheimdienst in Ungnade fällt und ehe der sich versieht, sind die beiden plötzlich auf der Flucht und müssen im Alleingang versuchen, die Hintermänner des Attentatsversuchs ausfindig zu machen, während man beim MI6 denkt, Sebastian sei der Übeltäter…

Rezension:

Mit schier schlafwandlerischer Sicherheit habe ich mir auch diesmal wieder einen mehr als würdigen Vertreter für meinen persönlichen Schlechte-Filme-Donnerstag herausgepickt, denn obwohl ich zumindest seinerzeit auch Der Diktator mit Sacha Baron Cohen eine Chance eingeräumt habe und in Sachen Humor zumindest grob zu wissen glaubte, was mich erwarten würde, hat mich Der Spion und sein Bruder doch noch zu überraschen gewusst, leider beinahe ausschließlich im negativen Sinne. Natürlich sind Geschmäcker verschieden und nirgends gilt das so sehr wie beim Thema Humor, aber dass sich tatsächlich Geldgeber für diesen Mist gefunden haben und der Film dann auch noch vergleichsweise hochkarätig besetzt daherkommt, das hat mich dann doch schon verwundert. Bereits beim ersten, auch in den Trailern enthaltenen Gag, wenn Nobby im Geschäft eine Matratze auf ihre "Funktionstauglichkeit" testet, dachte ich so bei mir, dass das ja heiter werden könne, doch natürlich ist das nur die Spitze des Eisbergs gewesen. Dann aber, wir bekommen postwendend Nobbys Bruder, den Spezialagenten Sebastian vorgestellt, vermochte mich das Werk tatsächlich abzuholen, denn hier wird lupenreine und glänzend choreografierte Action geboten, die mich mit ihrer Ego-Perspektive an den großartigen Hardcore hat denken lassen.

Szenenbild aus Der Spion und sein Bruder | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Leider ist diese Stippvisite ins Action-Fach aber dann doch eher kurz und eine von wenigen Ausnahmen, in denen Der Spion und sein Bruder inszenatorisch über Penis-, Skrotum- und Ejakulationswitze hinauskommt. So wundert es mich ebenso, dass Regisseur Louis Leterrier (Die Unfassbaren) sich bereit erklärt hat, diese Geschmacksverirrung zu inszenieren, aber immerhin kommt seine Erfahrung im Action-Metier dem Ganzen zugute, wenn es eben mal nicht ums Saufen oder Ficken geht. Entsprechend wollen sich aber auch diese beiden konträren Aspekte des Films nie zu einem großen Ganzen verbinden und die Inszenierung wirkt reichlich krude und holprig. Umso überraschender, dass zumindest die Beziehung der beiden unterschiedlichen Brüder grundsätzlich überzeugt und durch eine Handvoll ungewohnt ernster Rückblenden untermauert wird, die Nobby und Sebastian als Kinder zeigen, in ihrer Art aber natürlich ebenfalls wie Fremdkörper wirken. Hinsichtlich des eigenwilligen, die Grenzen des guten Geschmacks auslotenden Humors seitens Sacha Baron Cohen steht für mich derweil fest, dass dies der vorerst letzte Ausflug in dessen filmische Schaffenswelten gewesen ist.

Dabei ist auch die Gemeinde Grimsby und ihre Bewohner durchaus liebevoll proletenhaft inszeniert und strotzt nur so vor liebenswürdigen Gestalten, doch die extremen Fremdschäm-Momente und überzogenen Zoten überschatten auch diese angerissene Milieu-Studie vollends. Einer der wenigen Lichtblicke – und auch hier ist die Beteiligung mehr als verwunderlich – ist natürlich Mark Strong als Nobbys Agenten-Bruder, der sich ja auch schon beim Kingsman-Franchise beteiligt hat und eine mehr als gute Figur als bierernste Ein-Mann-Eingreiftruppe macht. Wie beinahe schon zu erwarten aber, sind im Gegenzug dafür die Rollen der weiblichen Belegschaft mehr als undankbar geraten und weder Isla Fisher (Die Jones) noch Rebel Wilson (How to Be Single), geschweige denn Penelope Cruz (The Counselor) bekommen wirklich etwas zu tun in Der Spion und sein Bruder, der natürlich in weiten Teilen allein auf die Diskrepanz zwischen Hooligan-Nobby mit schlichtem Gemüt und MI6-Sebastian mit ausgeprägten Kampf-Fertigkeiten abstellt.

Szenenbild aus Der Spion und sein Bruder | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Mich wusste das alles – abgesehen von der einleitenden Action-Passage – leider überhaupt nicht abzuholen und Lachen musste ich in den seltensten Fällen, so dass nicht viel Gutes bleibt, was ich über Der Spion und sein Bruder zu berichten wüsste. Akzeptanz und Unterhaltungswert stehen und fallen aber hier natürlich mehr denn je mit dem persönlichen Humor-Verständnis und Geschmack, weshalb ich nicht einmal ausschließen möchte, dass man den Film auch deutlich positiver aufnehmen könnte, zumal er ja durchaus souverän inszeniert ist und einiges an Schauwerten parat hält, auch wenn ich die – Stichwort Elefanten-Begattung – gar nicht unbedingt hätte sehen wollen. Wer allerdings nicht zur Fremdscham neigt und auch damit leben kann, dass hier manche Gags mehr als geschmacklos und nicht einmal witzig sind, der könnte seine Freude an der schmissigen Agenten-Sause haben. Doch für mich persönlich war das schlichtweg ein Griff in die Tonne, der einzig von einer Handvoll charismatischer DarstellerInnen ein bisschen abgemildert worden ist, während ich den Ansatz als durchaus vielversprechend erachtet habe.

Fazit & Wertung:

Louis Leterrier mag Der Spion und sein Bruder inszeniert haben, doch trägt der Streifen weit mehr die Handschrift von Sacha Baron Cohen und ist entsprechend gespickt mit Zoten und Fäkalhumor, denen ich absolut nichts abgewinnen konnte und die auch kaum von der durchaus ansprechenden Action aufgewertet werden konnten, obwohl die für sich genommen wahrscheinlich sogar einen richtig unterhaltsamen Film ergeben hätte.

3 von 10 begattungswilligen Elefanten

Der Spion und sein Bruder

  • Begattungswillige Elefanten - 3/10
    3/10

Fazit & Wertung:

Louis Leterrier mag Der Spion und sein Bruder inszeniert haben, doch trägt der Streifen weit mehr die Handschrift von Sacha Baron Cohen und ist entsprechend gespickt mit Zoten und Fäkalhumor, denen ich absolut nichts abgewinnen konnte und die auch kaum von der durchaus ansprechenden Action aufgewertet werden konnten, obwohl die für sich genommen wahrscheinlich sogar einen richtig unterhaltsamen Film ergeben hätte.

3.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Der Spion und sein Bruder ist am 21.07.16 auf DVD und Blu-ray bei Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

Sharing is Caring:

Hinterlasse einen Kommentar