Review: Artemis Fowl (Film)

Kommen wir heute mal zu einem wirklichen Totalausfall von Film, bei dem ich selbst im Vorfeld nicht glauben konnte/konnte, wollte das er wirklich so mies sein würde.

Artemis Fowl

Artemis Fowl, USA 2020, 95 Min.

Artemis Fowl | © Walt Disney
© Walt Disney

Regisseur:
Kenneth Branagh
Autoren:
Conor McPherson (Drehbuch)
Hamish McColl (Drehbuch)
Eoin Colfer (Buch-Vorlage)

Main-Cast:

Ferdia Shaw (Artemis Fowl)
Lara McDonnell (Holly Short)
Josh Gad (Mulch Diggums)
Tamara Smart (Juliet)
Nonso Anozie (Domovoi Butler)
Colin Farrell (Artemis Fowl Sr.)
Judi Dench (Commander Root)

Genre:
Abenteuer | Fantasy | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Artemis Fowl | © Walt Disney
© Walt Disney

Der junge Artemis Fowl ist ohne Frage ein Genie und hat sich bereits auf sämtlichen Gebieten hervorgetan, den Schachweltmeister besiegt, ein Opernhaus in Dublin entworfen, eine Gans geklont. Sein Vater, Artemis Fowl Sr. derweil ist ein ungemein versierter Kunstdieb und gemeinsam residieren die beiden in einem weitläufigen Anwesen. Eines Tages aber wird Artemis‘ Vater entführt und nach kurzer Recherche in den heimischen vier Wänden kommt Artemis zu dem Schluss, dass Elfen dahinterstecken müssen, weshalb er sie zunächst anlockt, um dann eine der Elfen zu kidnappen und gegen seinen Vater einzutauschen. Dumm nur, dass die Elfen Artemis Fowl Sr. gar nicht in ihrer Obhut haben, ihrerseits aber aus dem Untergrund auf die Erdoberfläche kommen und prompt das Anwesen belagern. Artemis und sein Butler mit Namen Butler aber wissen sich zur Wehr zu setzen, während die festgesetzte Elfen-Polizistin Holly Short langsam dahinterkommt, dass ihre jüngsten Ermittlungen möglicherweise in Zusammenhang stehen mit dem Verschwinden von Artemis‘ Vater…

Rezension:

Insbesondere sonntagmorgens schaue ich mir ja mittlerweile gerne bei Disney+ einen – wer hätte es geahnt – Disney-Film an und auch wenn ich schon im Vorfeld zumindest grob von den vernichtenden Kritiken zu Artemis Fowl gehört hatte, trieb mich dann doch die fachliche Neugierde, mir ebenfalls ein Bild von diesem vermeintlichen Totalausfall zu machen, der mit dem hehren Zeil gestartet ist, ein ganzes Franchise zu gründen, wie es so viele Jungendbuchverfilmungen vor ihm versucht haben und ebenfalls daran gescheitert sind. Dieses Scheitern vermag der blitzgescheite Artemis aber noch locker zu toppen, denn hier passt einfach gar nichts auf- und zueinander, die Handlung ist im gleichen Maße generisch wie verwirrend geraten und der Umstand, dass man einen – ominös und unerkannt bleibenden – Bösewicht hat einführen müssen, der hier zwar einige Szenen für sich beansprucht, aber nicht wirklich Teil der Handlung ist, ist nur eines von vielen Indizien, dass man entweder nicht gewusst hat, was man will, oder schlichtweg zu viel gewollt hat.

Szenenbild aus Artemis Fowl | © Walt Disney
© Walt Disney

Dass der Film nun aber so dermaßen verkappt und enttäuschend geraten ist, verwundert zumindest dahingehend, dass Kenneth Branagh ja nun nicht eben ein unbeschriebenes Blatt ist und mit beispielsweise Thor oder Mord im Orient-Express auch schon den Mainstream zu begeistern gewusst hat. Hier aber merkt man regelrecht, dass er sich nicht mit der Vorlage hat auseinandersetzen wollen, denn ohne die Bücher zu kennen, reicht selbst mir ein flüchtiger Blick um zu attestieren, dass von dem kindlichen Meisterdieb nicht viel geblieben ist, denn im Grunde geht es in anderthalb Stunden Artemis Fowl für ihn nur darum, seinen Vater freizubekommen, wofür er – auch das gleichermaßen Kuriosum und reichlich enttäuschend – noch nicht einmal das Haus verlassen muss. Dafür kommt gleich ein Haufen Elfen zum Anwesen seines Vaters und belagert dieses, nachdem er in seiner Not eine ihrer Polizistinnen gekidnappt hat. Als Anführerin der Elfen kommt derweil Judi Dench (Tulpenfieber) daher, die sich nach dieser eindimensionalen wie überflüssigen Rolle anscheinend auch nichts mehr zu schade ist (wobei das womöglich eher eine Art Freundschaftsdienst für Brannagh gewesen ist), wodurch selbst die wenige Hoffnung, die man auf bekannte Namen hat setzen können, rapide schwindet.

Colin Farrell (Dumbo) als Artemis‘ Vater Artemis Sr. Ergeht es im Grunde noch schlechter, fristet er schließlich quasi den gesamten Film in Gefangenschaft, während der Sohnemann beinahe einen Krieg mit den Elfen vom Zaun bricht, was für den intelligentesten Jungen der Welt auch irgendwie plump und unverhältnismäßig wirkt. So will ich es gar nicht einmal Artemis-Fowl-Darsteller Ferdia Shaw ankreiden, dass seine Figur mehr nervt als fasziniert, denn das liegt ohne Zweifel in dem reichlich mageren Skript begründet, während sich allein schon die Exposition der Figur auf eine generische Aneinanderreihung von bemerkenswerten Errungenschaften beschränkt, bevor es quasi unmittelbar zu den ersten Kampfhandlungen mit den Elfen kommt. Was das soll, oder wieso man sich überhaupt an einer Buch-Adaption versucht, wenn man von der Vorlage offenkundig nichts wissen oder übernehmen will – Artemis war dort schließlich selbst gewiefter Kunstdieb wie sein Vater –, wird wohl auf ewig das Geheimnis der Verantwortlichen bleiben. Ansonsten gibt es natürlich die obligatorischen Sidekicks, angefangen mit Josh Gad (Die Schöne und das Biest) als riesenhafter Zwerg Molch Diggums und Nonso Anozie (Pan) als wortkarger Butler namens Butler.

Szenenbild aus Artemis Fowl | © Walt Disney
© Walt Disney

Selbst die kommen aber kaum über ihre jeweiligen Stereotypen hinaus, während Lara McDonnell als Elfe Holly Short zwischenzeitlich gar zum reinen Plot-Device verkommt, dafür aber immerhin den Rest der Handlung ein wenig mehr zum Geschehen beitragen darf. Die Handlung allerdings ist trotzdem kaum als solche zu bezeichnen und was als Ausgangspunkt für eine womöglich interessante Story hätte dienen können, bildet hier tatsächlich den gesamten Inhalt des Films, der noch dazu in ein allzu überraschend antiklimatisches, im Schnellverfahren abgehandeltes Finale mündet, dessen unspektakuläre Beiläufigkeit in krassem Kontrast zu den vorangegangenen Materialschlachten steht, die allerdings auch kaum notgetan hätten. Bleibt am Ende des Films das ernüchternde Gefühl, dass es tatsächlich noch schlimmer hat kommen können, als man es schon vermutet hätte, derweil die großen Fragen bleiben, wer dieses Projekt für eine gute Idee oder auch nur das Skript für tauglich gehalten haben mag, vor allem aber, wohin das ganze Geld verschwunden ist, denn abgesehen von einer ansprechend animierten Kuppel sind auch die Spezialeffekte eher gutgemeinte B-Ware, wobei der Eindruck noch durch die hektisch und konfus inszenierte Action intensiviert wird, so dass Artemis Fowl tatsächlich an so ziemlich allen Fronten noch unter der Messlatte der Mittelmäßigkeit landet, woran dann eben auch eine Handvoll bekannter Namen und ein vormals als fähig und versiert bekannter Regisseur nichts mehr ändern können.

Fazit & Wertung:

Kenneth Branagh versucht sich mit Artemis Fowl an einer Adaption der gleichnamigen Buchreihe, ändert aber kurzerhand im Grunde alles, was die Figur ausmacht und zimmert einen Plot zusammen, der diesen Namen kaum verdient. Wenn weder Timing noch Inszenierung noch Optik noch Dramaturgie stimmen, dann bleibt tatsächlich nicht mehr viel, weswegen man seine Zeit mit diesem Machwerk verschwenden sollte.

2,5 von 10 angriffslustigen Elfen

Artemis Fowl

  • Angriffslustige Elfen - 2.5/10
    2.5/10

Fazit & Wertung:

Kenneth Branagh versucht sich mit Artemis Fowl an einer Adaption der gleichnamigen Buchreihe, ändert aber kurzerhand im Grunde alles, was die Figur ausmacht und zimmert einen Plot zusammen, der diesen Namen kaum verdient. Wenn weder Timing noch Inszenierung noch Optik noch Dramaturgie stimmen, dann bleibt tatsächlich nicht mehr viel, weswegen man seine Zeit mit diesem Machwerk verschwenden sollte.

2.5/10
Leser-Wertung 0/10 (3 Stimmen)
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Artemis Fowl ist seit dem 12.06.2020 exklusiv bei Disney+ verfügbar.
vgw

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