Review: Tesla (Film)

Gestern habe ich mir ja ganz bewusst eine kleine Auszeit gegönnt, aber keine Sorge, ich habe weder Probleme mit dem Blog, noch die Lust verloren, nur zum Jahresende hin – und dann noch an den freien Tagen zwischen den Jahren – bin ich dann doch etwas genügsamer unterwegs, zumal es in diesem Jahr ohnehin eine Zwangspause gab. Jetzt aber die zu erwartende, dienstägige Film-Kritik.

Tesla

Tesla, USA 2020, 102 Min.

Tesla | © LEONINE
© LEONINE

Regisseur:
Michael Almereyda
Autor:
Michael Almereyda

Main-Cast:
Ethan Hawke (Nikola Tesla)
in weiteren Rollen:
Eve Hewson (Anne Morgan)
Ebon Moss-Bachrach (Anital Szigeti)
Jim Gaffigan (George Westinghouse)
Kyle MacLachlan (Thomas Edison)

Genre:
Biografie | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Tesla | © LEONINE
© LEONINE

Anfang der 1880er-Jahre ergattert der serbokroatische Immigrant Nikola Tesla einen Job beim angesehenen Erfinder – und vor allem Geschäftsmann – Thomas Edison, doch bald kommt es zum Zerwürfnis der beiden und Tesla zieht seiner Wege. Eine Zeit lang vermag sich der geniale Erfinder trotz seiner Eingebungen nur schwerlich über Wasser zu halten, doch dann begegnet er George Westinghouse, der sich als Kontrahent von Edison in Stellung gebracht hat und bereitwillig in Tesla investiert, der ihm einen funktionierenden und betriebssicheren Wechselstromgenerator in Aussicht stellt. Edison derweil wird nicht müde, auf die Gefahren des Wechselstroms hinzuweisen und seine Konkurrenz in Verruf zu bringen, doch letztlich ist es Tesla, der gemeinsam mit Westinghouse die Weltausstellung 1893 in Chicago im hellsten Licht erstrahlen lassen darf. Das ist allerdings nur ein kleiner Teil des umtriebigen Lebens von Tesla gewesen, der noch so manche visionäre Konzeption in seinem Gehirn schlummern hat…

Rezension:

Nachdem ich mich vor kurzem noch dem bereits 2017 entstandenen Edison – Ein Leben voller Licht gewidmet habe, der allerdings erst kürzlich im Heimkino aufgeschlagen ist, folgt nun beinahe unweigerlich die Beschäftigung mit Tesla, der nicht nur Kontrahent von Edison gewesen ist, sondern in erstgenanntem Film auch recht stiefmütterlich behandelt worden ist, gleichwohl er bei der Einführung flächendeckender Beleuchtung in den Staaten eine maßgebliche Rolle gespielt hat. Vielerorts bietet sich dann auch tatsächlich ein direkter Konkurrenzkampf zwischen beiden Filmen an, die zudem einige Schlüsselszenen miteinander teilen, die allerdings grundsätzlich anders inszeniert worden sind. Dabei präsentiert sich der Film um Nikola Tesla aber weit weniger als klassisches Biopic, sondern geht erzählerisch und inszenatorisch ungeahnte Wege, was teils dem mageren Budget, teils einer gewissen künstlerischen Vision geschuldet sein dürfte. Heraus kommt ein durch und durch eigenwilliger, zuweilen sperriger Film, der für seine Form Arthouse-Kino zwar durchaus mit einigen Qualitäten aufwartet, teils aber auch zu verkopft und verquer erscheint, um wirklich fesseln zu können.

Szenenbild aus Tesla | © LEONINE
© LEONINE

Wo Edison also noch mit opulenten Schauwerten glänzt, was beispielsweise die Chicagoer Weltausstellung betrifft, muss man sich hier mit der Einblendung von Archivaufnahmen begnügen, derweil viele Szenen auch vor offenkundiger Kulisse gedreht worden sind, was dem Geschehen oft etwas Unzugängliches und Abgeschottetes verleiht, was aber grundsätzlich gut zum Erzählton und dem vermittelten Gemüt von Tesla passt. Allerdings tut sich Tesla im Gegenzug auch schwer, der eigenwilligen Darbietung eine gelungene Narrative angedeihen zu lassen und so springt man nicht nur munter in den Zeiten hin und her, man erhascht auch oft nur bruchstückhaft Eindrücke der vielschichtigen Vita von Protagonist Tesla, so dass es im Grunde ratsam wäre, mit dessen Biografie bereits vertraut zu sein, bevor man sich diesem Biopic widmet. Das allerdings kann ja kaum Sinn des Ganzen sein und so ist es schade, dass ich kaum mehr über den Erfinder erfahren habe, obwohl sich der gesamte Film doch seiner Person widmet.

So schön man nämlich auf einer visuellen und ästhetischen Ebene die Einfälle finden mag, das Leben Teslas zu bebildern und dabei die Budget-Beschränkungen elegant zu umschiffen, so wenig gelingt es Regisseur und Drehbuchautor Michael Almereyda, wirklich in den Kopf von Tesla vorzudringen und dessen Gefühle und Gedanken erfahrbar zu machen. Am nächsten kommt man dem wohl noch in dem gänzlich unerwarteten Ständchen gegen Ende, wenn Tesla auf leerer Bühne eine melancholisch gefärbte Interpretation des Tears-For-Fears-Songs "Everybody Wants to Rule the World" zum Besten gibt. Ja, das ist höchst anachronistisch und merkwürdig, verfehlt seine emotionale Wirkung aber nicht, zumal man an diesem Punkt längst akzeptiert hat, dass Tesla ganz grundsätzlich mit mehr oder minder offenkundigen Anachronismen kokettiert. So wird die Geschichte beispielsweise von Anne Morgan (Eve Hewson) als Erzählerin zum Besten gegeben, die während ihrer Ausführungen schon mal an ihrem Apple-Macbook sitzt und über die Google-Ergebnisse von Tesla und Edison referiert, um nur das Offenkundigste zu nennen, derweil auch einige fiktive Szenen ihr Übriges tun, den Film entrückter und sperriger zu gestalten.

Szenenbild aus Tesla | © LEONINE
© LEONINE

Das ist freilich ein Ansatz, den man erst einmal mögen und akzeptieren muss, zumal das Ganze des Öfteren mit dem beliebten Durchbrechen der Vierten Wand einhergeht, aber all diese Einfälle und Ideen täuschen eben nicht darüber hinweg, dass auch nach zwei Stunden Laufzeit die Vita von Tesla merkwürdig fragmentarisch bleibt, gleichwohl es Ethan Hawke (Juliet, Naked) durchaus gelingt, den berühmten Erfinder gekonnt und überzeugend zu verkörpern. Neben dem eigentlichen "Spannungskrieg" in der Realität gibt es nun eben auch einen Krieg zweier Filme, die sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten demselben Thema widmen, dabei aber auch aufzeigen, auf welch unterschiedliche Art und Weise man sich dem widmen kann. Hier einen Sieger zu bestimmen, fällt mir aber merklich schwer, denn wo Edison in punkto Schauwerten und Darsteller-Ensemble die Nase vorn hat, überzeugt Tesla mit seiner experimentellen und mutigen Ausgestaltung, bleibt in seiner Erzählung aber leider ähnlich oberflächlich, so dass beide Werke tatsächlich auf Augenhöhe existieren. Dennoch wäre es schöner gewesen, die geballte kreative Kraft zu bündeln und ein zeitgeschichtliches Werk zu erschaffen, dass als Biopic gleichsam Edison, Westinghouse und Tesla Rechnung trüge, denn "auf Augenhöhe" bedeutet in diesem Kontext leider auch, dass auch Tesla mit offenkundigen Schwächen aufwartet und – ungeachtet vom zur Verfügung stehenden Budget – weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt, so faszinierend der Blick auf das bekannte Genie grundsätzlich auch sein mag.

Fazit & Wertung:

Regisseur und Drehbuchautor Michael Almereyda liefert mit Tesla ein gleichermaßen experimentelles wie mutiges Biopic voller Anachronismen und eigenwilliger Inszenierungsentscheidungen ab, das zwar grundsätzlich dem Genie von Tesla durchaus gut zu Gesicht steht, sich der Figur aber auch nur von einer eher oberflächlichen Warte zu nähern vermag. Entsprechend bleibt die oft fragmentarisch wirkende Biografie leider hinter ihren Möglichkeiten, gleichwohl Ethan Hawke als Verkörperung des Erfinders durchaus überzeugt.

6 von 10 visionären Erfindungen

Tesla

  • Visionäre Erfindungen - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Regisseur und Drehbuchautor Michael Almereyda liefert mit Tesla ein gleichermaßen experimentelles wie mutiges Biopic voller Anachronismen und eigenwilliger Inszenierungsentscheidungen ab, das zwar grundsätzlich dem Genie von Tesla durchaus gut zu Gesicht steht, sich der Figur aber auch nur von einer eher oberflächlichen Warte zu nähern vermag. Entsprechend bleibt die oft fragmentarisch wirkende Biografie leider hinter ihren Möglichkeiten, gleichwohl Ethan Hawke als Verkörperung des Erfinders durchaus überzeugt.

6.0/10
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vgw

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