Review: The Umbrella Academy | Staffel 2 (Serie)

Heute hole ich dann mal eine Serienstaffel nach, die ich mir theoretisch schon vor Monaten hätte ansehen wollen, aber wie es mit Zeit und Gelegenheit manchmal so ist, hat es eben erst jetzt geklappt.

The Umbrella Academy
Staffel 2

The Umbrella Academy, USA 2019-, ca 55 Min. je Folge

The Umbrella Academy | © Netflix
© Netflix

Serienschöpfer:
Steve Blackman
Jeremy Slater
Gerard Way (Comic-Vorlage)
Gabriel Bá (Comic-Vorlage)
Ausführende Produzenten:
Jeremy Slater
Scott Stuber
Beau Bauman
Mike Richardson
Keith Goldberg
Peter Hoar
Jeff F. King
Steve Blackman

Main-Cast:
Elliot Page (Vanya Hargreeves)
Tom Hopper (Luther Hargreeves)
David Castañeda (Diego Hargreeves)
Emmy Raver-Lampman (Allison Hargreeves)
Robert Sheehan (Klaus Hargreeves)
Aidan Gallagher (Number Five)
Justin H. Min (Ben Hargreeves)
Ritu Arya (Lila Pitts)
Yusuf Gatewood (Raymond Chestnut)
Marin Ireland (Sissy)
Kate Walsh (The Handler)
in weiteren Rollen:
Colm Feore (Reginald Hargreeves)
Kevin Rankin (Elliott)
Kris Holden-Ried (Axel)
John Kapelos (Jack Ruby)
Jordan Claire Robbins (Grace)
Stephen Bogaert (Carl Cooper)
Jason Bryden (Otto)
Tom Sinclair (Oscar)
Dov Tiefenbach (Keechie)
Justin Paul Kelly (Harlan)

Genre:
Action | Drama | Krimi | Komödie | Fantasy | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Umbrella Academy | © Netflix
© Netflix

Auf der Flucht vor der nahenden Apokalypse wagt Fünf als letzten Ausweg einen gewagten Zeitsprung und katapultiert sich und seine Geschwister zurück in die 1960er Jahre, wo sie sich unvermittelt und orientierungslos im damaligen Dallas wiederfinden. Doch so ganz reibungslos verläuft die Zeitreise nicht und obwohl sie alle am selben Ort erscheinen, landen sie doch in unterschiedlichen Jahren und müssen auf sich gestellt ihren Weg finden. Einzig ein unfreiwilliger Beobachter der jeweiligen Ankunft entpuppt sich zunächst als verbindendes Element, doch Fünf hat bald größere Probleme, denn wie es scheint, ist ihnen die Apokalypse dahingehend in die Vergangenheit gefolgt, dass wieder einmal nur wenige Tage verbleiben, um die Erde vor dem Untergang zu bewahren. Helfen dabei könnte ihrer aller Ziehvater Reginald Hargreeves, doch dem gilt es erst einmal begreiflich zu machen, dass er Jahre später eine Schar Kinder adoptieren wird, die als Erwachsene in der Zeit zurückreisen. Ein mindestens so schwieriges Unterfangen, wie die Problemfamilie an sich wieder zu vereinen, denn manche wollen ihr neues Leben nicht einfach so aufgeben, während andere sich nicht einmal mehr an ihr früheres Leben erinnern können…

Rezension:

Gut Ding will Weile haben und so hat es jetzt tatsächlich beinahe ein halbes Jahr gedauert, bis ich Zeit und Muße gefunden habe, mich der zweiten Staffel The Umbrella Academy zu widmen, obwohl ich nach der grandiosen ersten Staffel die Fortsetzung noch kaum erwarten konnte. Zum Glück aber liegt das weder an der Qualität der Serie noch daran, dass die zweite Staffel signifikant weniger gelungen wäre, sondern eben schlicht an meinem schlechten Zeitmanagement, denn auch wenn es ein bis zwei Episoden dauert hat, bis sich das Geschehen so richtig eingegroovt hat, läuft die Netflix-Serie dann schnell zu alter Höchstform auf. Zugegeben, hundertprozentig an die Genialität des Erstauftritts der der dysfunktionalen Superheldenfamilie reicht die Chose hier nicht ganz heran, macht aber einen verdammt guten Job, den Plot weiterzuspinnen, hat dank Zeitreisen und der Manipulation geschichtsträchtiger Ereignisse aber natürlich auch viele Möglichkeiten, die Story in ungeahnte Richtungen zu lenken und mit so manchem Twist aufzuwarten.

Szenenbild aus The Umbrella Academy | © Netflix
© Netflix

Das beginnt schon damit, dass die von Kate Walsh (Emily in Paris) verkörperte, schlicht als "The Handler" betitelte Figur aus aberwitzigen Gründen überlebt hat und den Jungs und Mädels der Academy auch im Dallas der 1960er auf den Fersen ist. Erfreulich, dass sie hier einen größeren, prägnanteren Part zugeschustert bekommt, zumal man dafür leider auf das Kult-Duo Hazel und Cha-Cha verzichten muss, die zwar von drei Schweden überzeugend, aber nicht annähernd so genial beerbt werden. Ansonsten ist das Zeitreisethema ja nun einmal leider kein neues und auch die Idee, das Ganze in dem Zeitraum kurz vor der Ermordung von Kennedy anzusiedeln hat es natürlich auch schon dutzendfach gegeben, während man zuletzt den Schreibern gern vorwerfen dürfte, das es nicht gerade einfallsreich ist, einfach wieder eine aufzuhaltende Apokalypse als Endgegner in Stellung zu bringen, zumal die Geschwister einer solchen gerade erst um Haaresbreite entflohen sind, ergo vom Regen in die Traufe gelangen und natürlich auch schnell eine Verdächtige parat haben, denn bislang war noch für jede Apokalypse ihre Schwester Vanya verantwortlich. Die wird natürlich auch hier wieder ungemein gelungen, empathisch und einnehmend von Elliot Page (My Days of Mercy) verkörpert, auch wenn Vanya und ihre Kräfte – wie schon in der ersten Staffel – erst im weiteren Verlauf an Bedeutung gewinnen werden.

Dafür ist einmal mehr der von Aidan Gallagher verkörperte Fünf treibende Kraft in der Story, während aber auch sonst die Geschwister allerhand Sternstunden für sich zu verbuchen haben, auch wenn man ein wenig darauf warten muss. Denn abgesehen von einer Vision beziehungsweise Version der Apokalypse gibt es anfänglich eher wenig an spektakulären Schauwerten und bedingt dadurch, dass die Mitglieder der Umbrella Academy einmal mehr versprengt durchs Weltgeschehen wandeln, braucht es ein wenig, bis sich hier die volle Zugkraft der Storyline entfaltet. Die mag wie erwähnt auf den ersten Blick ein wenig einfallslos und redundant wirken, doch im Detail fällt den Autoren zum Glück gehörig Neues ein, während einmal mehr insbesondere der Soundtrack zum Niederknien ist und mitnichten nur Songs der jeweiligen Epoche zu bieten hat, während natürlich auch die actionreichen und oft blutigen Choreografien ihresgleichen suchen und die visuelle Ästhetik von The Umbrella Academy gekonnt unterstreichen. Darüber hinaus sind die Ereignisse tatsächlich eng verzahnt mit dem Vorangegangenen und so kommen weder Drama noch Witz zu kurz, wenn auf gewohnt absurde Weise versucht wird, den Weltuntergang ein weiteres Mal abzuwenden.

Szenenbild aus The Umbrella Academy | © Netflix
© Netflix

So skurril und aberwitzig die Show aber auch in ihrem zweiten Jahr zuweilen sein mag, wird es gleichermaßen düster und zuweilen betrüblich, denn man kann freilich auch ernst und tragisch, während die Bürgerrechtsbewegung oder eine aufkeimende Liebschaft zweier Frauen dankbare, wichtige Themen sind, die hier aus einem anderen Blickwinkel, nämlich aus der Weltsicht der 1960er beleuchtet werden können. Die andauernde Odyssee ermöglicht es vor allem aber auch, die ohnehin schon vielschichtigen Figuren weiter an Tiefe gewinnen zu lassen, was für beinahe jedes Mitglied der Academy gilt, die es sich – jeder auf seine Weise – in dieser neuen Realität eingerichtet haben. So ist es hier vor allem einmal mehr die einzigartige Mischung aus ernstzunehmenden Figuren, tragischen Schicksalen und schweren Entscheidungen, gepaart mit überbordenden Effekten, hochstilisierten Kampfeinlagen und skurrilem Witz mit augenzwinkernder Absurdität, die The Umbrella Academy einmal mehr ziemlich großartig werden lassen. Die zahlreichen Referenzen, Anspielungen und Easter-Eggs, sowohl was Superhelden- als auch Zeitreisefilme betrifft, tun hierbei ihr Übriges, um nach einem geringfügig holpernden Start die Chose wieder zu einem durchweg kurzweiligen und begeisternden Vergnügen zu machen, während natürlich insbesondere der Cliffhanger am Ende einem den Mund wässrig machen dürfte in Erwartung der dritten Staffel, die immerhin bereits in trockenen Tüchern ist.

Fazit & Wertung:

In der zweiten Staffel The Umbrella Academy ist einiges anders als gewohnt und tatsächlich braucht die Serie nach dem neuerlichen Zeitsprung ein wenig, um wieder so richtig in den Tritt zu kommen, doch während sich der übergeordnete Plot herauszuschälen beginnt und neue Widersacher die Bühne betreten, schwingt sich dieser einzigartige Genre-Mix schnell wieder zu alter Größe auf.

8,5 von 10 bestens gehüteten Familiengeheimnissen

The Umbrella Academy | Staffel 2

  • Bestens gehütete Familiengeheimnisse - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

In der zweiten Staffel The Umbrella Academy ist einiges anders als gewohnt und tatsächlich braucht die Serie nach dem neuerlichen Zeitsprung ein wenig, um wieder so richtig in den Tritt zu kommen, doch während sich der übergeordnete Plot herauszuschälen beginnt und neue Widersacher die Bühne betreten, schwingt sich dieser einzigartige Genre-Mix schnell wieder zu alter Größe auf.

8.5/10
Leser-Wertung 10/10 (1 Stimmen)
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Episodenübersicht: Staffel 2

01. Zurück auf Anfang (8/10)
02. Das Frankel-Material (8/10)
03. Das Sit-in (8,5/10)
04. Die zwölf Majestäten (8/10)
05. Walhall (8,5/10)
06. Ein leichtes Abendessen (8,5/10)
07. Öga for Öga (9/10)
08. Die sieben Stadien (8,5/10)
09. 743 (9/10)
10. Das Ende von etwas (9/10)

 
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The Umbrella Academy | Staffel 2 ist seit dem 31.07.2020 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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