Review: Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich (Film)

Auch heute habe ich natürlich wieder eine Film-Kritik im Gepäck und bin selbst ganz stolz auf mich, es noch vor der Prime Time geschafft zu haben, die auch zu veröffentlichen.

Long Shot
Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich

Long Shot, USA/CA/CO 2019, 125 Min.

Long Shot - Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Regisseur:
Jonathan Levine
Autoren:
Dan Sterling
Liz Hannah

Main-Cast:
Charlize Theron (Charlotte Field)
Seth Rogen (Fred Flarsky)
in weiteren Rollen:
O’Shea Jackson Jr. (Lance)
Andy Serkis (Parker Wembley)
June Diane Raphael (Maggie Millikin)
Ravi Patel (Tom)
Bob Odenkirk (President Chambers)
Alexander Skarsgård (Prime Minister James Steward)

Genre:
Komödie | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Long Shot - Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich | © STUDIOCANAL
© STUDIOCANAL

Fred Flarsky ist hingebungsvoller, ambitionierter Journalist und nimmt kein Blatt vor den Mund. Dafür wird er von vielen geschätzt, von manchen verachtet, doch weil ihm seine Integrität über alles geht, hat er nun jüngst seinen Job verloren. Sein Kumpel Lance überredet ihn, ihn zur Aufheiterung zu einer Spendengala zu begleiten, wo Fred der Außenministerin Charlotte Field über den Weg läuft. Die kennt er noch aus Kindertagen, war sie schließlich mal seine Babysitterin, in die er reichlich verschossen war. Charlotte derweil erinnert sich an Fred und ist ebenso begeistert von seinen Reportagen, weshalb sie ihn prompt ins Auge fasst, ihre Reden aufzupeppen, denn sie strebt nichts weniger als die amerikanische Präsidentschaft an, gilt in Umfragen aber als wenig witzig, was Fred ändern könnte. Das Wahlkampfteam von Charlotte ist davon wenig begeistert und auch Fred sieht seinen Idealismus in Gefahr, doch da Charlotte sich eine breit angelegte Umweltinitiative auf die Fahnen geschrieben hat, willigt er ein. Es kommt, wie es kommen muss, und während der einzelnen Wahlkampfetappen kommen sich Fred und Charlotte zunehmend näher, doch der schlampig gekleidete, kaum mit Manieren gesegnete und dem Marihuana-Genuss zugeneigte Fred ist nicht unbedingt Ehegattenmaterial für eine angehende Präsidentin…

Rezension:

Ich war ja durchaus neugierig auf Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, als ich ihn vor einiger Zeit bei Prime entdeckt habe und doch sollten Wochen und Monate vergehen, bis ich dem Werk von Jonathan Levine (Die Highligen drei Könige, Warm Bodies) letztendlich eine Chance geben sollte. Tatsächlich wusste ich im Vorfeld kaum etwas über den Film, sondern im Grunde lediglich, dass Seth Rogen und Charlize Theron hier die Hauptrollen spielen. Umso größer und schöner die Überraschung, als sich herausstellen sollte, dass es sich tatsächlich um die derbe Variante einer typischen Hollywood-RomCom handeln würde, die noch dazu mit ein paar herrlichen Seitenhieben auf das amerikanische Politik-Geschehen, Opportunismus, Sexismus und Vetternwirtschaft aufwartet. Das verspricht nicht nur glänzende Unterhaltung, sondern liefert sie auch, wenn der Film mit seinen knapp über zwei Stunden auch durchaus einen Hauch hätte gestrafft werden können. Ansonsten überzeugt die Geschichte aber auf voller Linie mit dem genüsslichen Aufbrechen und Konterkarieren von Geschlechter-Stereotypen und hat sichtlich Spaß daran, die generischen Rollen zu vertauschen, ohne dabei seine Figuren vorzuführen oder sie der Lächerlichkeit preiszugeben.

Szenenbild aus Long Shot - Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich | © STUDIOCANAL
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Kritischer muss da schon das klassische Humor-Verständnis einer Produktion der Rogen-Goldberg-Produzenten-Schmiede betrachtet werden, denn das ist auch in abgeschwächter Form sicherlich nicht jedermanns Sache und schießt mit teilweise krudem Witz auch hier zuweilen über das Ziel hinaus. Überhaupt liegt der Fokus sicherlich mehr auf dem komödiantischen, denn auf dem romantischen Aspekt der Erzählung, was aber zum Glück nicht heißen soll, dass Levine nicht auch ruhige und intime Momente für seine zwei Protagonisten schaffen würde, damit sich Fred und Charlotte näherkommen können. Die Chemie zwischen Rogen und Theron ist hierbei tatsächlich beachtlich und steht der vergleichbarer, waschechter RomComs in nichts nach, weshalb die Story ungeachtet ihrer selbst referenzierten "Unwahrscheinlichkeit" so gut funktioniert. In Sachen Humor hätte es allerdings gerne zuweilen subtiler sein dürfen, auch wenn die karikaturesken Figuren wie der schmierige Medienmogul (großartig und nicht widerzuerkennen: Andy Serkis, Black Panther) oder der dümmliche Präsident (steht dem in nichts nach: Bob Odenkirk, Freaks of Nature) natürlich auch ihren Reiz haben. Nichtsdestotrotz hätte es nicht immer die Holzhammer-Methode sein müssen, die bevorzugt wird, zumal diese Offensichtlichkeit den Film dann manchmal auch in Kombination mit zotigen Gags ins erzählerische Mittelmaß einbrechen lassen, was aber zum Glück selten der Fall ist.

Weitaus besser gefällt sich Long Shot aber auch darin, andere RomComs und deren typische Versatzstücke zu referenzieren, so dass es auch hier für jede Szene und Begegnung den passenden Soundtrack gibt, die Figuren sich in den unmöglichsten Momenten näherkommen und die gemeinsame Romanze unter einem denkbar schlechten Stern steht, während beide gewillt sind, den Widrigkeiten zu trotzen. Der Umstand aber, dass der oft unflätige Fred Flarsky vor allem kein Vorzeigefreund für die US-Präsidentin in spe darstellt, birgt tatsächlich auch ein wenig dramaturgisches Potential, denn gewisse Hürden zu nehmen gehört schließlich ebenso zu einer Liebesgeschichte jedweder Couleur. Seth Rogen (Wie der Vater…) braucht sich für seine Rolle als Fred derweil kaum verbiegen und liefert im Grunde die ewig gleiche Performance ab, was keineswegs negativ gemeint sein soll, denn auch wenn er überwiegend auf "solche Rollen" abonniert ist, verkörpert er sie doch auch ein jedes Mal mit ordentlich Charme und Hingabe. Charlize Theron (Bombshell) beweist hingegen deutliche Bereitschaft zur Selbstironie und macht im Verlauf des Films auch die prägnantere Wandlung durch, derweil ihr die erstaunliche Gratwanderung gelingt, einerseits eine glaubhafte Politikerin zu verkörpern und sich andererseits ganz dem eigenwilligen Humor des Streifens zu verschreiben.

Szenenbild aus Long Shot - Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich | © STUDIOCANAL
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Sonderlich viel Platz für ausufernde Nebenhandlungen gibt es da freilich nicht, doch die beiden Wahlkampfberater von Charlotte sind eine ebenso willkommene Ergänzung wie der zwar attraktive, aber ansonsten gänzlich unbeholfene kanadische Premierminister James Steward, den Alexander Skarsgård (Legend of Tarzan) hier mit spürbarer Freude verkörpert. Würde Long Shot nicht eben manches Mal über das Ziel hinausschießen oder schlichtweg vergessen, dass auch Subtilität ein gangbares Mittel der Wahl sein könnte, ich wäre bereit, Levines Film als rundherum gelungenen Gegenentwurf einer typischen RomCom zu betiteln, doch manchmal geht die Formel eben nicht ganz so auf, wie das beabsichtigt gewesen sein dürfte. Insbesondere der dauerkiffende Fred benimmt sich manches Mal so offenkundig und unverhohlen daneben, dass es scheint, als hätte Rogen zwischenzeitlich vergessen, doch tatsächlich auch einen Journalisten zu verkörpern, aber das sind wirklich Feinheiten, an denen man sich keineswegs aufhängen muss. So bin ich zwar der Meinung, es hätte ein noch größerer Wurf aus der Chose werden können, aber das ändert nichts daran, dass man hier zwei Stunden glänzender Unterhaltung mit reichlich augenzwinkernder Cleverness serviert bekommt, deren überhöht satirisches wie karikatureskes Konzept zweifelsohne auch ihren Reiz hat.

Fazit & Wertung:

Jonathan Levine kredenzt mit Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich eine gelungene RomCom der etwas anderen Art und quasi mit vertauschten Rollen, wobei das Genre auf zahlreiche Arten liebevoll referenziert und durch zahlreiche Zoten aber auch satirische Seitenhiebe ergänzt wird. Das mag manchmal fast etwas viel des Guten sein und die Mischung geht nicht immer hundertprozentig auf, aber allein das "unwahrscheinliche" Liebespaar Seth Rogen und Charlize Theron überzeugt auf ganzer Linie.

7,5 von 10 ungeschönten Wahlkampfreden

Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich

  • Ungeschönte Wahlkampfreden - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Jonathan Levine kredenzt mit Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich eine gelungene RomCom der etwas anderen Art und quasi mit vertauschten Rollen, wobei das Genre auf zahlreiche Arten liebevoll referenziert und durch zahlreiche Zoten aber auch satirische Seitenhiebe ergänzt wird. Das mag manchmal fast etwas viel des Guten sein und die Mischung geht nicht immer hundertprozentig auf, aber allein das "unwahrscheinliche" Liebespaar Seth Rogen und Charlize Theron überzeugt auf ganzer Linie.

7.5/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimmen)
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vgw

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