Review: Bombshell – Das Ende des Schweigens (Film)

Es war wirklich nicht die beste Filmwoche für mich. Nach einem mäßigen Einstand am Dienstag hat mir gestern gar die Kraft gefehlt, abends noch einen Artikel zu verfassen und für heute musste ich relativ spontan sein und habe hierzu auf das Prime-Angebot zurückgegriffen, da mich der Film schon interessiert hat und natürlich nicht abzusehen ist, wie lange er noch kostenlos verfügbar sein würde. Der blieb aber leider hinter meinen Erwartungen zurück und taugt dementsprechend nur mäßig für den Freitags-Slot, gleichwohl ja immerhin hochkarätig besetzt und zuweilen auch positiv bis euphorisch besprochen.

Bombshell
Das Ende des Schweigens

Bombshell, USA/CA 2019, 109 Min.

Bombshell - Das Ende des Schweigens | © EuroVideo
© EuroVideo

Regisseur:
Jay Roach
Autor:
Charles Randolph

Main-Cast:
Charlize Theron (Megyn Kelly)
Nicole Kidman (Gretchen Carlson)
Margot Robbie (Kayla Pospisil)
John Lithgow (Roger Ailes)
Allison Janney (Susan Estrich)
Malcolm McDowell (Rupert Murdoch)
in weiteren Rollen:
Kate McKinnon (Jess Carr)
Connie Britton (Beth Ailes)
Liv Hewson (Lily Balin)
Brigette Lundy-Paine (Julia Clarke)
Rob Delaney (Gil Norman)
Mark Duplass (Doug Brunt)
Stephen Root (Neil Mullin)
Robin Weigert (Nancy Smith)

Genre:
Biografie | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Bombshell - Das Ende des Schweigens | © EuroVideo
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Nachdem Fox-News-Moderatorin Gretchen Carlson vom Sender gefeuert worden ist, strengt sie eine Klage gegen den Chef und Medienmacher Roger Ailes an, der sie über Jahre hinweg sexuell belästigt haben soll. Der will von den Anschuldigungen natürlich nichts wissen und setzt Himmel und Hölle in Bewegung, Carlson zu diskreditieren und die Vorwürfe zu entkräften. Das die aber mitnichten haltlos sind, davon kann nicht nur Carlson, sondern beispielsweise auch Megyn Kelly ein Lied singen, die sich jüngst im Wahlkampf öffentlich und offensiv mit Trump angelegt hat und dadurch in die Kritik geraten ist. Auch sie ist nicht gewillt, die Umstände beim Sender länger hinzunehmen und ähnlich wie Carlson sucht sie fortan nach anderen Frauen, die Ähnliches über Ailes zu berichten wissen, wobei sie hierfür nicht lange suchen muss. Bestes Beispiel ist die frisch zu Fox gekommene Nachwuchsmoderatorin Kayla Pospisil, die ebenfalls schon in Ailes‘ Büro vorstellig werden durfte, um ihre Karrierechancen beim Sender zu besprechen…

Rezension:

In Bombshell – Das Ende des Schweigens widmet sich Regisseur Jay Roach einem brisanten wie hochaktuellen Thema und so ist es kein Wunder, dass der mit Kidman, Theron und Robbie prestigeträchtig besetzte Film schnell auch als Oscar-Kandidat gehandelt wurde, doch die Beschäftigung mit dem Thema allein reicht eben noch längst nicht aus, um auch einen überzeugenden Film zu produzieren, derweil ich persönlich mich frage, ob es nicht auch sinnvoller gewesen wäre, hier in Bezug auf Regie oder zumindest Drehbuch auch auf einen weiblichen Blickwinkel zurückzugreifen, anstatt die Geschichte dieser drei Frauen – und im Grunde noch einiger dutzend mehr – von zwei Männern erzählen zu lassen. Aber gut, das steht auf einem anderen Blatt und viel schwerer wiegt, dass weder Roach noch Autor Charles Randolph so richtig gewusst zu haben scheinen, wie sie die Geschichte nun eigentlich erzählen wollen, was leider sowohl für den dramaturgischen Aufbau als auch die Erzählperspektive und den damit einhergehenden Tonfall betrifft. Randolph beispielsweise, der auch schon das Skript zum begeisternden The Big Short mitverfasst hat, mag auch hier wieder reichlich – und gründlich – recherchiert haben, doch geht die Geschichte weit mehr in die Breite als in die Tiefe.

Szenenbild aus Bombshell - Das Ende des Schweigens | © EuroVideo
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So tauchen allenthalben Figuren aus der Medienbranche auf und werden mit Bedeutung verleihenden Namensschriftzügen vorgestellt, spielen dann aber abgesehen von der jeweiligen Szene absolut keine Rolle mehr. Das passiert nicht einmal oder fünfmal, sondern entpuppt sich schnell als redundantes und unnötiges Stilmittel, denn es hat schlicht keine weitere Bewandtnis, diesen oder jenen hier oder dort kurz gesehen zu haben (ganz davon abgesehen, dass die meisten Personen uns hierzulande nichts sagen werden). Auch die Annahme, Bombshell würde sich an einem satirisch-überhöhten, spitzzüngigen Blickwinkel wie eben in The Big Short oder beispielsweise Vice versuchen, wird anfänglich kurz befeuert, dann aber nach wenigen Minuten gänzlich fallengelassen. Ich mag das gar nicht kritisieren, denn das Thema ist zu ernst und in vielen Szenen auch durchaus beklemmend inszeniert, um es mit einem zynischen Satire-Ansatz abzutun, nur dann hätte man es auch gleich bleiben lassen können und auf die wenigen, in die Irre führenden Szenen zu Beginn verzichten können, zumal es hier ja nun einmal wirklich um konkrete und schlimme Einzelschicksale geht. Hieraus lässt sich auch die schon vom Cover angedeutete dreigeteilte Erzählung ableiten, die eben auf Carlson, Kelly und Pospisil abstellt, wodurch aber auch jedem dieser Parts rein rechnerisch kaum mehr als dreißig Minuten der vergleichsweise überschaubaren Laufzeit von unter zwei Stunden gewidmet werden kann.

Es kommt, wie es kommen muss, dass man kaum etwas über die Protagonistinnen erfährt, was über die eigentlichen Missbrauchsvorwürfe, den Skandal, ihre Einstellung hinausgeht, was insbesondere Carlson, die Rolle von Nicole Kidman (Destroyer) schmerzlich trifft, die eben im Grunde lediglich als Initiator, als Zündmaterial für die sich entfaltende Empörung herhalten darf. Im Zentrum mag derweil ohne Frage Charlize Theron (The Old Guard) als Verkörperung von Megyn Kelly stehen und ja, allein die spektakuläre Maske, die dem Film eben auch eine Oscar-Nominierung beschert hat, ist im Grunde schon ein Grund einzuschalten, so ähnlich sieht sie ihrem realen Vorbild, doch auch hier wäre es wünschenswert gewesen, mehr über die Frau hinter ihrer Rolle in dem Skandal zu erfahren, wobei sie immerhin den erzählerischen Kitt bildet, der alles zusammenhält. Am ehesten einen Blick ins Private werfen kann man da noch – zumindest anfänglich – bei der Nachwuchsmoderatorin Kayla Pospisil (Margot Robbie, Once Upon a Time in Hollywood), was zu Teilen auch der ihr an die Seite gestellten Kate McKinnon (Yesterday) zu verdanken ist, die tatsächlich auch ernst kann, wenn sie denn möchte. Auf der anderen Seite steht dann vorrangig John Lithgow (Late Night) als Beschuldigter Roger Ailes, der ebenfalls unter seiner Maske kaum wiederzuerkennen ist, durch das wenige Profil, was der Figur verliehen wird, aber leider auch an der Grenze zu einer grotesken Karikatur agieren muss.

Szenenbild aus Bombshell - Das Ende des Schweigens | © EuroVideo
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Ambitioniert und thematisch wichtig mag Bombshell damit durchaus sein, doch die erzählerischen Fallstricke, die sich Roach und Randolph hier teilweise selbst in den Weg schmeißen, machen aus dem Medien-Drama dann leider doch eine recht halbgare und vergleichsweise handzahme Angelegenheit. Damit meine ich bewusst nicht, dass man das Geschehen reißerischer hätte aufziehen sollen, denn das wäre natürlich auch der falsche Weg gewesen, aber wenn man wie hier mit Dutzenden Charakteren bekannt gemacht wird, die dann überwiegend nur als Staffage und Stichwortgeber fungieren, wenn man schon über die Hauptfiguren so wenig erfährt, was über ihr persönliches Schicksal beim News-Sender Fox hinausgeht, dann ist das leider nicht annähernd das, was man sich von einem solchen Projekt hätte erwarten können. Da helfen dann auch Verwandlungen von Theron und Lithgow sowie der allgemein überzeugende und namhafte Cast nur behelfsweise über die dramaturgischen Schwächen hinweg, die mit einer doch sehr diffus wirkenden Aufmachung einhergehen, womit die sporadischen satirischen Spitzen gemeint sind, die in dem Fall so gar nicht in den Kontext zu passen scheinen.

Fazit & Wertung:

Jay Roach behandelt in Bombshell – Das Ende des Schweigens ein brisantes Thema, doch verhebt er sich merklich beim erzählerischen Anspruch, den Einzelschicksalen Rechnung zu tragen und bleibt die meiste Zeit an der Oberfläche dessen, was möglich gewesen wäre. Im weiteren Verlauf schwankt der Film dann leider richtungslos zwischen kokett satirisch und betroffen machend dramatisch, ohne eine einheitliche, überzeugende Linie zu finden. Das retten dann auch die hochkarätigen Hauptdarstellerinnen leider nur bedingt.

6,5 von 10 sich häufenden Anschuldigungen

Bombshell – Das Ende des Schweigens

  • Sich häufende Anschuldigungen - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Jay Roach behandelt in Bombshell – Das Ende des Schweigens ein brisantes Thema, doch verhebt er sich merklich beim erzählerischen Anspruch, den Einzelschicksalen Rechnung zu tragen und bleibt die meiste Zeit an der Oberfläche dessen, was möglich gewesen wäre. Im weiteren Verlauf schwankt der Film dann leider richtungslos zwischen kokett satirisch und betroffen machend dramatisch, ohne eine einheitliche, überzeugende Linie zu finden. Das retten dann auch die hochkarätigen Hauptdarstellerinnen leider nur bedingt.

6.5/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimmen)
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Bombshell – Das Ende des Schweigens ist am 04.06.2020 auf DVD und Blu-ray bei EuroVideo erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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