Review: Star Wars: Der Aufstieg Kylo Rens (Graphic Novel)

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Normalerweise ist es ja nicht meine Art, zwei Wochen hintereinander dasselbe Thema zu beackern, doch diesmal war ich schlicht zu neugierig und habe kurzerhand dem Band den Vorzug gegenüber dem gegeben, den ich eigentlich lesen und besprechen wollte (und der dann natürlich einfach nächste Woche folgt). Jetzt aber erst einmal zu dieser Miniserie um eine der umstrittensten Figuren der Sequel-Trilogie.

Star Wars
Der Aufstieg Kylo Rens

Star Wars: The Rise of Kylo Ren #1-4, USA 2019/2020, 112 Seiten

© Panini

Inhalt:

Der Jedi-Tempel des Luke Skywalker steht in Flammen und die frisch zurückkehrenden Padawan Hennix, Tai und Voe sind schockiert, spüren nicht einmal mehr die Präsenz des Jedi-Meisters selbst. Der einzige, den sie völlig aufgelöst und resigniert vor den brennenden Ruinen treffen, ist Ben Solo, der behauptet, Meister Luke habe ihn angegriffen. Die drei angehenden Jedi glauben ihm nicht und stellen sich zum Kampf, doch Ben ist stärker als erwartet und schlussendlich gelingt ihm die Flucht. Er begibt sich zu einer fernen Welt, um sich mit dem mysteriösen Snoke zu beratschlagen, dem er mitteilt, die Ritter von Ren aufsuchen zu wollen. Denen ist Ben bereits früher begegnet, als er – noch ein Junge – gemeinsam mit Luke einen alten Außenposten der Jedi auf Elphrona besucht hat, der noch aus der Hochzeit der Republik stammt. Erneut verschlägt es ihn zu besagtem Tempel, bevor er auf Varnak den Rittern von Ren und ihrem Anführer begegnet. Der jedoch hat strenge Richtlinien für die Aufnahme neuer Ritter in seiner elitären Kaste…

Rezension:

Tatsächlich hatte ich Star Wars: Der Aufstieg Kylo Rens schon seit längerem auf meiner Agenda stehen, ist die originäre Veröffentlichung der vierteiligen Miniserie The Rise of Kylo Ren schließlich nun auch schon bald ein gutes Jahr her, aber als deutscher Fan ist man ja gewohnt – und bereit – zu warten (und ja, ich weiß, dass ich die Geschichte in Heftform deutlich früher hätte lesen können). Gespannt war ich daher so sehr auf den Band, da ich Kylo Ren aka Ben Solo in den Filmen für eine durchaus spannende und angenehm ambivalente Figur halte, aus der man sicherlich noch weit mehr hätte machen können, die aber auch weit spannender daherkommt als so mancher Protagonist, der aufgrund der holprigen Entwicklungsgeschichte der Trilogie letzthin verschenkt wirkt, was man nun von Kylo nicht unbedingt behaupten kann. Dennoch ranken sich einige Mysterien, Rätsel und Auslassungen um dessen Entstehungsgeschichte, die man nun also grob in vorliegendem Vierteiler präsentiert bekommt, auch wenn es sich eher um einen kleinen, wenn auch prägenden Ausschnitt dessen handelt, was Ben zu Kylo hat werden lassen.

Allein, dass in den Filmen immer wieder die Rede von den Rittern von Ren ist – die ja auch absolut nichts zu tun bekommen haben, außer zwischenzeitlich mal cool auszuschauen – und Ben sich eben Kylo Ren zu nennen pflegt, gab mir ja schon manche Rätsel auf, wobei Der Aufstieg Kylo Rens tatsächlich Abhilfe zu schaffen vermag. Auch sonst ist der Einstieg um die Ritter ebenso gelungen wie die eröffnende Szene mit Ben, in der wir ihn vor dem brennenden Jedi-Tempel von Luke erblicken, bevor der bedrückende Moment unterbrochen wird vom Eintreffen dreie angehender Jedi, die nicht fassen können, welches Bild sich ihnen bietet. Hier spielt im Übrigen auch Zeichner Will Sliney (Galaxy’s Edge – Das Sith-Relikt) früh seine Qualitäten aus und schafft einige eindrucksvolle, einprägsame und imposante Panels, so dass man durchaus festhalten kann, mit ihm genau den richtigen für den Job gefunden zu haben, die Entstehungsgeschichte Kylo Rens zu bebildern. Leider hält sich diese Qualität nicht durchgehend und ausgerechnet da, wo es wichtig wäre, nämlich, Bens widerstreitende Emotionen zu inszenieren, schießt Sliney leider auch manches Mal mit übertriebener Mimik und Gestik über das Ziel hinaus, auch wenn der Band optisch durchaus im oberen Drittel angesiedelt werden darf.

Die eigentliche Story derweil ist überraschend verschachtelt für deren Kürze, bei genauerer Betrachtung aber auch leider nicht sonderlich vielschichtig, zumal auch hier wieder einige Seiten darauf verwendet werden "müssen", für die "High Republic" Werbung zu machen, wie es eben auch schon in Der Pfad des Schicksals der Fall gewesen ist. Dennoch weiß Autor Charles Soule natürlich grundsätzlich, wie er seine Geschichten aufzuziehen hat und liefert auch hier wieder überzeugende Kost, die für mich eben einige erhellende Momente bereithielt, was die lückenhafte Vita unseres wankelmütigen Antihelden angeht. Dennoch vermag er natürlich in dem eng gesteckten Rahmen einer vierteiligen Geschichte nicht annähernd, alle Fragen zu beantworten und allein der Ausflug zu Snoke, der anscheinend von Kindesbeinen an mit Ben in telepathischem Kontakt gestanden hat, ist für sich genommen zwar faszinierend und interessant – vor allem das Setting, wo sich das Treffen abspielt – bietet aber kaum weitergehenden Aufschluss über dessen Rolle. Richtig stark wiederum – und sicherlich ausbaufähig – sind die wenigen Szenen mit Luke, ob es sich hierbei um Rückblenden oder Traumsequenzen handelt, zumal auch er wieder optisch von Sliney sehr gut getroffen wird und die Ausstrahlung eines weisen, aber auch desillusionierten Jedi-Meisters besitzt.

Sicherlich hätte man also an mancher Ecke auch noch mehr aus Der Aufstieg Kylo Rens herausholen können, aber mit dem Ergebnis lässt sich ohne Frage gut leben und ich für meinen Teil mochte die Geschichte, zumal sie eben für sich genommen recht clever konstruiert und ineinander verschachtelt ist, was stets für Spannung sorgt, zumal diese Struktur auch Raum bietet, in die Zeit zurückzublenden, als Lukes Jedi-Tempel noch nicht den Flammen anheimgefallen war und aus dieser Zeit existiert nun wahrlich nicht viel Material, während sich die erzählerischen Lücken zwischen Episode VI und Episode VII ja nur sehr zögerlich schließen, wenn man die bisherigen Kanon-Veröffentlichungen zu Rate zieht. Die abschließende Cover-Galerie gibt sich derweilen dürftig und wartet mit lediglich vier Kunstwerken auf, von denen eins schon auf der Front des Sammelbandes prangt, aber das lässt sich der Veröffentlichung schwerlich vorwerfen. Weit ärgerlicher ist, dass an einer Stelle ein doppelseitiges Panel tatsächlich entzweigerissen worden ist und entsprechend kaum zur Geltung kommt, wenn man stetig vor- und zurückblättern muss, um das Ausmaß dieses – theoretisch epischen – Moments zumindest annähernd zu erfassen. Das hätte gern glücklicher gelöst werden können und ist mir so – zum Glück – noch nicht begegnet. Weiteres, erwähnenswertes Kuriosum am Rande sei zuletzt der Querverweis auf den Roman Skywalkers Rückkehr von Alan Dean Foster, denn hierbei handelt es sich um den allerersten Begleitroman zu Star Wars von 1978, der sich schon nicht reibungslos ins alte Expanded Universe gefügt hat und schon gar nicht Teil des neuen Kanons sein dürfte, hier aber im Stil "Nachzulesen in" referenziert wird.

Star Wars: Der Aufstieg Kylo Rens ist am 23.02.21 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!