Review: Shadow and Bone – Legenden der Grisha | Staffel 1 (Serie)

Heute hole ich dann mal eine der hier schon öfter referenzierten Netflix-Serien nach, denen ich mich schon vor Wochen widmen wollte. Auch der heutige Artikel steht demnach unter dem Motto "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben".

Shadow and Bone
Legenden der Grisha
Staffel 1

Shadow and Bone, USA 2021-, ca. 52 Min. je Folge

Shadow and Bone - Legenden der Grisha | © Netflix
© Netflix

Serienschöpfer:
Eric Heisserer
Leigh Bardugo (Buch-Vorlage)
Showrunner:
Eric Heisserer

Main-Cast:
Jessie Mei Li (Alina Starkov)
Archie Renaux (Malyen Oretsev)
Freddy Carter (Kaz Brekker)
Amita Suman (Inej Ghafa)
Kit Young (Jesper Fahey)
Zoë Wanamaker (Baghra)
Ben Barnes (General Kirigan)
in weiteren Rollen:
Danielle Galligan (Nina Zenik)
Calahan Skogman (Matthias)
Simon Sears (Ivan)
Daisy Head (Genya Safin)
Luke Pasqualino (David Kostyk)
Tom Weston-Jones (General Zlatan)
Kevin Eldon (The Apparat)
Sujaya Dasgupta (Zoya)
Howard Charles (Arken)
Julian Kostov (Fedyor)
Jasmine Blackborow (Marie)
Gabrielle Brooks (Nadia)

Genre:
Action | Drama | Fantasy

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Shadow and Bone - Legenden der Grisha | © Netflix
© Netflix

Von Kindesbeinen an waren die Waisenkinder Alina Starkov und Malyen Oretsev unzertrennbar und als junge Kartografin in der Armee von Ravka begegnet Alina "ihrem" Mal erneut, der nun als Soldat am Rande der Schattenflur stationiert ist, einem gigantischen, von magischer Finsternis beherrschten Landstrich, der von den blutrünstigen Volkra bevölkert wird und die Länder von Ost- und West-Ravka trennt. Als die beiden an einer der wenigen – und ungemein gefährlichen – Überfahrten teilnehmen, stellt sich heraus, dass Alina eine Grisha ist, magisch begabte Menschen, die mit unterschiedlichen Kräften und Fähigkeiten gesegnet sind und die allgemein argwöhnisch betrachtet werden. Den Außenseiterstatus, den Alina allein schon als halbe Shu innehat, verstärkt das nur, doch dafür zeigt nun General Kirigan – ebenfalls ein Grisha – gesteigertes Interesse an der jungen Frau, die womöglich die legendäre Sonnenkriegerin sein könnte. Diese Kunde erreicht alsbald auch die ferne Hafenstadt Ketterdam, wo Kez Brekker gemeinsam mit seinen "Krähen" Jesper und Inej kleinere und größere Raubzüge plant und nun von einem Auftrag erfährt, der die Kleinganoven auf ein gänzlich neues Level hieven könnte…

Rezension:

Fantasy-Serien nach Buch-Vorlage darf man ja durchaus skeptisch begegnen, insbesondere wenn sie von Netflix stammen, die vielerorts dann ja doch eher auf Masse statt Klasse setzen, wobei es freilich auch dort positive Gegenbeispiele wie eben etwa The Witcher geben mag. Nichtsdestotrotz muss ich gestehen, mir zunächst nicht allzu viel von Shadow and Bone – Legenden der Grisha erwartet zu haben, insbesondere nach dem doch enttäuschend mittelmäßigen Cursed. Anfänglich mag diese Erwartungshaltung sogar zutreffend gewesen sein, denn nicht nur in der ersten Episode werden reichlich generische Fantasy-Klischees bedient, nein, die Geschichte kommt auch noch ziemlich behäbig in die Gänge. Das Neuartige und Innovative mag man hier zwar dann eher im Detail suchen müssen, doch überzeugen vor allem die Figuren, auch wenn anfänglich nicht klar sein mag, ob und inwieweit ihr Schicksal miteinander verbunden ist, was unter anderem auch daran liegt, dass der Serie eben nicht nur die Grisha-Trilogie, sondern auch die Krähen-Dilogie von Leigh Bardugo zugrunde liegen, deren Inhalt es natürlich überhaupt erst einmal sinnvoll zusammenzuführen gilt.

Szenenbild aus Shadow and Bone - Legenden der Grisha | © Netflix
© Netflix

Das immerhin gelingt relativ elegant, zumindest aus der Sicht von jemandem, der die fünf Bücher um Grishas und Krähen nicht kennt, auch wenn man zuweilen durchaus das Gefühl hat, dass Shadow and Bone ein wenig überladen wirkt. Das macht sich besonders bemerkbar, wenn zwischen den einzelnen Handlungsorten hin und her geswitcht wird, zu denen ich mir eine etwas genauere geografische Verortung gewünscht hätte, was leider im Worldbuilding ebenso untergeht wie die Feinheiten der Kultur von beispielsweise Ravka. Wir lernen zwar, dass die Ravka gegenüber den Shu nicht gerade aufgeschlossen sind – Protagonistin Alina (Jessie Mei Li) ist eine "halbe Shu" und damit schon von Kindesbeinen an als Außenseiterin gebrandmarkt –, aber ansonsten lässt man es weitestgehend damit bewenden, dass Look und Klima ans zaristische Russland erinnern und auch Schusswaffen in Gebrauch sind. Wo und wie nun genau Ketterdam zu verorten ist, dass seinerseits die Heimstatt von Brekker und seiner Bande darstellt, die von der Krähen-Dilogie quasi beigesteuert werden, bleibt wiederum weitestgehend offen und allein das steampunkige Feeling der Metropole vermittelt schon das Gefühl, dass wir uns schier in einer anderen Welt befinden.

Natürlich kann man aber auch beim Thema Fantasy nicht jedes Mal das Rad neu erfinden und auch die Tatsache, dass Alina sich – natürlich – als Auserwählte herausstellt, kann man der Serie durchaus nachsehen, zumal das direkt in der ersten Episode offensiv forciert und optisch durchaus eindrucksvoll in Szene gesetzt wird. Macht diese Auftaktepisode allerdings noch eine gute Figur und vor allem neugierig, dümpelt Shadow and Bone von da an in der ersten Staffelhälfte leider gehörig vor sich hin und während Alina in den kleinen Palast gebracht wird und ausgiebig Gespräche mit dem charismatischen wie unverstandenen General Kirigan – großartig: Ben Barnes (The Punisher) – führen darf, kommen auch Kez Brekker (Freddy Carter) und seine Krähen nur langsam in die Puschen, die Schattenflur zu durchqueren und ihre Mission in Angriff zu nehmen. Dennoch ist deren Part zunächst der deutlich spannendere, da Alinas Vorstellung am Hofe und ihre Ausbildung als Grisha noch ungleich gemächlicher angegangen werden und auch vieles an Redundantem und Überflüssigem enthalten, wobei man hier zum Glück zum Halbstaffelfinale hin die Kurve zu kriegen beginnt.

Szenenbild aus Shadow and Bone - Legenden der Grisha | © Netflix
© Netflix

So wird Durchhalten belohnt und die zweite Hälfte wartet mit deutlich mehr Tempo, Action und Twists auf, wobei selbst die Figuren mehr aus sich herauszukommen scheinen und sich eine merkliche Entwicklung in Gang setzt, der man gerne noch mehr Zeit hätte widmen können, denn während in den ersten vier Episoden herzlich wenig passiert, wirken die anschließenden vier Episoden zuweilen schon beinahe überfrachtet, woran allerdings auch ein Nebenplot um Nina Zenik (Danielle Galligan) und ihren Entführer Matthias (Calahan Skogman) nicht ganz unschuldig ist, der sich parallel und losgelöst zur eigentlichen Story entwickelt und entfaltet. Grundsätzlich gut erzählt, bleibt lange unklar, wann und wie das Einfluss auf die Geschichte von Shadow and Bone nehmen soll, zumal relativ offenkundig ist, in welche Richtung sich die Geschichte der beiden entwickeln wird. Entsprechend schwankt die Qualität der Dramaturgie durchaus und selbiges muss man auch von den Effekten sagen, die teils überraschend gut aussehen, manchmal aber auch erschreckend billig wirken, wobei ganz grundsätzlich das Ausstattungs-Design und die Kostüme zu loben sind, so dass man nicht behaupten kann, Netflix habe hier kein Geld in die Hand genommen, um das "Grishaverse" – wie der Verbund an Büchern in der Welt genannt wird – ansprechend in Szene zu setzen. Nach einem mäßig mitreißenden Start entwickelt sich das Ganze auf alle Fälle vielversprechend und es ist wenig verwunderlich und zudem zu begrüßen, dass Netflix nun bereits die Produktion einer zweiten Staffel bestätigt hat.

Fazit & Wertung:

Die erste Staffel Shadow and Bone – Legenden der Grisha gibt sich als Buch-Adaption der Fantasy-Reihe von Leigh Bardugo durchaus ambitioniert, braucht allerdings auch ein wenig, um in die Gänge zu kommen und hat sowohl dramaturgisch als auch inszenatorisch mit leichten Schwankungen zu kämpfen. Insbesondere aber die zweite Staffelhälfte und so manch spannende Figur entschädigen allerdings für einen leicht holprigen Start und machen Lust auf die – unlängst bestätigte – zweite Staffel.

8 von 10 argwöhnisch beäugten Grisha

Shadow and Bone – Legenden der Grisha | Staffel 1

  • Argwöhnisch beäugte Grisha - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Die erste Staffel Shadow and Bone – Legenden der Grisha gibt sich als Buch-Adaption der Fantasy-Reihe von Leigh Bardugo durchaus ambitioniert, braucht allerdings auch ein wenig, um in die Gänge zu kommen und hat sowohl dramaturgisch als auch inszenatorisch mit leichten Schwankungen zu kämpfen. Insbesondere aber die zweite Staffelhälfte und so manch spannende Figur entschädigen allerdings für einen leicht holprigen Start und machen Lust auf die – unlängst bestätigte – zweite Staffel.

8.0/10
Leser-Wertung 9/10 (1 Stimme)
Sende

Episodenübersicht: Staffel 1

01. Das blendend helle Licht (7,5/10)
02. Wir sind alle jemandes Monster (7/10)
03. Der Ursprung der Welt (7/10)
04. Otkazat’sya (7,5/10)
05. Zeig mir, wer du bist (8/10)
06. Das Herz ist ein Pfeil (8/10)
07. Die Ödsee (8,5/10)
08. Keine Trauer (8,5/10)

 
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Shadow and Bone – Legenden der Grisha | Staffel 1 ist seit dem 23.04.21 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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