Review: Barbarian (Film)

Und da bin ich auch schon wieder und habe mir – ebenfalls schon wieder – einen Film rausgepickt, den man sich dieser Tage gut bei Disney+ ansehen kann und grundsätzlich sollte, wenn man das Genre mag.

Barbarian

Barbarian, USA 2022, 102 Min.

Barbarian | © 20th Century Studios. All Rights Reserved.
© 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Regisseur:
Zach Cregger
Autor:
Zach Cregger

Main-Cast:
Georgina Campbell (Tess)
Bill Skarsgård (Keith)
Justin Long (AJ)

Genre:
Horror | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Barbarian | © 20th Century Studios. All Rights Reserved.
© 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Für ein anstehendes Vorstellungsgespräch in Detroit mietet sich Tess via Airbnb in einem kleinen Häuschen ein, das sich in einem der ärmeren Viertel der Stadt befindet, dafür aber günstig und zweckdienlich ist. Die Probleme beginnen allerdings schon bei ihrer Ankunft, denn im strömenden Regen und bei völliger Dunkelheit muss Tess feststellen, dass die Schlüsselbox leer und der Zutritt ihr somit verwehrt ist. Dann allerdings öffnet ihr ein verschlafen dreinblickender Mann namens Keith die Tür und es stellt sich heraus, dass die beiden anscheinend über verschiedene Apps dasselbe Haus für den gleichen Zeitraum gebucht haben. So plausibel und schlüssig Keith das aber auch darlegt, bleibt Tess verständlicherweise skeptisch und eine große Konferenz in der Stadt verhindert, dass sie schlicht woanders unterkommt, weil mutmaßlich alle Zimmer ausgebucht seien. So zieht Keith auf die Couch und Tess ins Schlafzimmer, bleibt aber weiter vorsichtig. Mitten in der Nacht dann allerdings steht schließlich die Schlafzimmertüre offen, derweil der aus dem Schlaf gerissene Keith behauptet, damit nichts zu tun zu haben…

Rezension:

Während des Films dachte ich tatsächlich mehrere Male an ein ganz anderes Werk aus der jüngeren Vergangenheit. Gemeint ist Fresh, denn gleichwohl sich beide in gänzlich unterschiedlichen Gefilden bewegen – vom übergeordneten Genre mal abgesehen –, eint sie doch eine Reihe Umstände, die sie geradezu prädestinieren, als Double-Feature genossen zu werden. Angefangen damit, dass sie beide im Star-Bereich von Disney+ abrufbar sind, wo man bis vor einiger Zeit solche Genre-Perlen nun sicher nicht gesucht oder erwartet hätte. Dabei würde ich zwar dafür votieren, Fresh als zweites zu zeigen, weil es sich um den klar stärkeren Film handelt, doch heißt das nicht, dass nicht auch Barbarian mit Abstrichen sehenswert wäre, wenn man es mag, lange Zeit im Dunkeln zu tappen, was einen nun eigentlich erwarten mag, denn daraus macht der Streifen durchaus lang einen Hehl, während er genussvoll auf falsche Fährten führt. Entsprechend vieldeutig ist auch der Filmtitel gewählt, dessen offensichtlichste Lesart sich wohl noch darauf bezieht, dass die Ereignisse sich 476 Barbary St. abspielen, während man die restlichen Ansätze gern selbst entdecken darf.

Szenenbild aus Barbarian | © 20th Century Studios. All Rights Reserved.
© 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Entsprechend handelt es sich wieder um einen dieser Filme, die man bestmöglich ohne Vorwissen schaut, möglicherweise sogar, ohne eine Kritik zu lesen, auch wenn ich mit dieser Aussage Gefahr laufe, jemanden zu vergraulen, auch wenn ich natürlich gewohnt spoilerfrei bleibe und nichts vorwegnehmen werde, was nicht offenkundig ist. Fakt ist leider aber auch, dass Barbarian sehr viel Wert auf die willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit Wert legen dürfte, denn ohne, dass man manches einfach als gegeben hinnimmt und nicht hinterfragt, könnte man doch recht leicht die Handlung – und damit natürlich so manchen Twist – zerpflücken. Entsprechend schwer lässt sich auch vorhersagen, ob einem am Ende der Film gefällt oder nicht, denn dadurch, dass es sich um eine wahre Wundertüte handelt und "Horror" ja nun wirklich mannigfach interpretiert werden kann, wird es sicher manches Individuum geben, was wahlweise völlig begeistert oder maßlos enttäuscht sein wird. Wie so häufig finde ich mich irgendwo dazwischen wieder, denn als garstiges Genre-Flick mit manch erzählerischem Haken macht das Ganze eine sehr gute Figur und schlichtweg Laune, aber wenn man manches Revue passieren lässt, merkt man eben auch deutlich, dass das Storytelling hier dem Effekt untergeordnet wird.

Gemeint ist derweil der erzählerische Effekt, denn selbst bei den Spezialeffekten muss man hier zumindest an einer prägnanten Stelle dummerweise Abstriche machen, derweil es ansonsten angenehm handgemacht und durchaus nicht zimperlich zur Sache geht. Aber gut, dass der Film jetzt nichts für Zartbesaitete ist, die Horror gar nichts abgewinnen können, vermittelt einem schon das Cover und insofern können wir es dabei bewenden lassen. Um mal zur Darstellerriege zu kommen, sei als erstes Georgina Campbell erwähnt, die Protagonistin Tess verkörpert und mir bis dato überhaupt nichts gesagt hat. Die Rolle spielt sie überzeugend, doch legt das Skript ihrer Figur eben so manche grenzwertig dumme Entscheidung nahe, was in krassem Gegensatz dazu steht, dass sie anfänglich als jemand in Szene gesetzt wird, der typischen Klischee-Fallen zu entgehen vermag. Aber gut, anders hätte man die Geschichte anscheinend nicht in die Gänge bekommen, nachdem man sich die erste Zeit damit beschäftigt, wie es um den von Bill Skarsgård (The Devil All the Time) verkörperten Keith bestellt ist und was der im Schilde führen mag. Justin Long (iLove) wiederum stößt erst später hinzu und darf mit AJ ein ziemliches Arschloch verkörpern.

Szenenbild aus Barbarian | © 20th Century Studios. All Rights Reserved.
© 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Im Subtext beschäftigt sich Barbarian übrigens noch mit der gesellschaftlich diktierten Rolle von Mann und Frau, zeigt insbesondere zu Beginn die Verwerfungen auf, die sich ergeben, wenn man den weiblichen oder eben männlichen Betrachtungswinkel wählt, beispielsweise was der unerwartete Übernachtungsgast aus der jeweiligen Warte für Konsequenzen nach sich zieht, doch ist dieser Ansatz in meinen Augen kaum mehr als ein Gimmick und wird nur unzureichend vertieft, zumal es im weiteren Verlauf noch mehr geschichtliche Einschübe gibt, die doch ein wenig lieb- und wahllos drangezimmert wirken und gerne mehr Beachtung hätten bekommen können. Und obwohl der Film auch stilistisch einiges rauszureißen vermag, verlässt er sich am Ende zu sehr auf seine Überraschungsmomente, was ihn Abzüge in der B-Note kostet, auch wenn ich ihn Genre-Fans immer noch wohlwollend ans Herz legen mag.

Fazit & Wertung:

Zach Cregger kredenz mit Barbarian einen durchaus sehenswerten Genre-Beitrag, der in seinen rund 100 Minuten manch erzählerischen Haken schlagt und mehrfach überrascht, doch am Ende überwiegt die Effekthascherei gegenüber Logik und erzählerischer Stringenz, was den Film leider merklich Meriten kostet, denn allzu genau sollte man über vieles, was einem hier verkauft wird, dann doch nicht nachdenken.

7 von 10 Geheimnisse um das Haus in der Barbary Street

Barbarian

  • Geheimnisse um das Haus in der Barbary Street - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Zach Cregger kredenz mit Barbarian einen durchaus sehenswerten Genre-Beitrag, der in seinen rund 100 Minuten manch erzählerischen Haken schlagt und mehrfach überrascht, doch am Ende überwiegt die Effekthascherei gegenüber Logik und erzählerischer Stringenz, was den Film leider merklich Meriten kostet, denn allzu genau sollte man über vieles, was einem hier verkauft wird, dann doch nicht nachdenken.

7.0/10
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Barbarian ist seit dem 28.12.22 bei Disney+ verfügbar.
vgw

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