Pünktlich zum Wochenende kommt hier noch eine Film-Empfehlung von meiner Seite, auch wenn das heutige Werk nun auch schon seit einem guten Jahr im Heimkino angekommen ist, nun einmal aber jetzt erst im heimischen Player gelandet ist.
Official Secrets
Official Secrets, UK/USA/CH/CN 2019, 112 Min.
© Universal Pictures
Gavin Hood
Sara Bernstein (Drehbuch)
Gregory Bernstein (Drehbuch)
Gavin Hood (Drehbuch)
Marcia Mitchell (Buch-Vorlage)
Thomas Mitchell (Buch-Vorlage)
Adam Bakri (Yasar Gun)
Ralph Fiennes (Ben Emmerson)
Biografie | Drama | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Universal Pictures
Als die beim britischen Geheimdienst tätige Katharine Gun im Jahr 2003 ein Memo der NSA auf den Monitor bekommt, das die Briten bittet, zu unlauteren Mitteln zu greifen und Verbündete auszuspionieren und zu überwachen, um gegebenenfalls Druckmittel an der Hand zu haben, den UN-Sicherheitsrat dazu zu bringen, den Einmarsch der Amerikaner im Irak zu legitimieren, ist die junge Frau entsetzt, womit sie keineswegs allein steht. Dennoch ist es einzig Katharine, die so sehr davon überzeugt ist, dass ein unter falschen Vorzeichen angezettelter Krieg wohl kaum die richtige Wahl ist, weshalb sie sich letztlich entschließt, das Memo den Reportern vom Observer zuzuspielen. Dort nehmen sich die Journalisten und Berichterstatter Martin Bright und Peter Beaumont der Sache an und tun ihr Möglichstes, die Authentizität des Schreibens abzusichern, bevor sie es letztlich veröffentlichen. Seitens der USA wird prompt von einer Verleumdung gesprochen und das Memo als Fälschung tituliert, doch während Katharines Ehemann ihr beteuert, alles in ihrer Macht stehende getan zu haben, um die Sache aufzudecken, sieht die bis dahin anonyme Whistleblowerin bald keinen anderen Weg mehr, als zuzugeben, dass sie es war, welche die prekären Informationen der Presse zugespielt hat. Schnell wird eine regelrechte Hetzjagd eröffnet und auch ihr Mann gerät ins Visier der Regierung, derweil sich Menschenrechts-Anwalt Ben Emmerson bereitwillig des Falles annimmt, um eine höchst ungewöhnliche Verteidigung für Katharine Gun auf die Beine zu stellen…
Rezension:
Bereits Ende 2019 erschien Official Secrets im Kino – falls sich an die noch jemand erinnert – und nun endlich bin ich dazu gekommen, den Polit-Thriller nachzuholen, der sich der Whistleblowerin Katharine Gun widmet, die vor der Irak-Invasion 2003 ein streng geheimes NSA-Dokument veröffentlichte, was die Behörde nicht gerade in einem günstigen Licht erscheinen ließ. Regisseur Gavin Hood, der selbst auch am Drehbuch gefeilt hat, stützt sich hierbei vorrangig auf das von Marcia und Thomas Mitchell verfasste Buch The Spy Who Tried to Stop a War: Katharine Gun and the Secret Plot to Sanction the Iraq Invasion und auch wenn der Ausgang von Guns beherztem Alleingang bekannt ist, gelingt ihm in dem rund zweistündigen Reigen eine durchaus vielschichtige Betrachtung der damaligen Ereignisse, die – wenn auch sicherlich zugunsten des Spielfilm-Formats fiktionalisiert – nicht nur Katharine, sondern eben auch Martin Bright, dem Chefredakteur des Ressorts Innenpolitik beim Observer oder eben – im weiteren Verlauf – den Menschenrechtsanwalt Ben Emmerson in den Fokus rücken. Sicherlich ein schwierig zu verfilmendes und auch thematisch prekäres Parkett, auf das sich Hood hier stürzt, doch auch wenn er dramaturgisch manches Mal ins Straucheln kommt und die Story mitnichten mit Höhenfliegern des Genres wie etwas Spotlight Schritt halten kann, gelingt ihm ein grundsätzlich überzeugender, vor allem aber sehenswerter Abriss der Ereignisse, der zudem merklich durch das fähige wie charismatische Ensemble gewinnt.
© Universal Pictures
Insbesondere Hauptdarstellerin Keira Knightley (Colette) überrascht hier mit ihrer uneingeschränkten Präsenz und der diffizilen Gratwanderung, einerseits eine unauffällige und mitnichten einprägsame Mitarbeiterin des britischen Geheimdienstes zu verkörpern, andererseits aber eben auch federführend bei der Aufdeckung der brisanten NSA-Dokumente zu sein, die überhaupt erst den Plot von Official Secrets in Gang bringen. Mit wenigen privaten Einblicken gelingt es Hood ausreichend, ihre späteren Beweggründe für die Offenlegung der als streng vertraulich geltenden Dokumente darzulegen und dank atmosphärischer Inszenierung ist es durchaus spannend geraten, wenn Katharine letztlich dazu entschließt, die Presse ins Vertrauen zu ziehen und das Memo dem Observer zuzuspielen. Allein dies ist mitnichten einfach zu bewerkstelligen, denn in diesem Film gibt es weder skrupellose Attentäter noch reißerische Action im klassischen Sinne, nein, die Geschehnisse spielen sich zu großen Teilen in den Büros der Geheimdienste, in der Redaktion des Observer, bei Katharine daheim und nicht zuletzt im Gerichtssaal ab, wobei speziell diesem Part letztlich überraschend wenig Raum zugestanden wird.
Dennoch ist es mir allemal lieber, man hält sich in einem Fall wie Official Secrets (weitestgehend) an die Fakten, als dass hier großartig etwas hinzufabuliert würde, was vielleicht die Spannung verschärfen, die Geschichte drängender machen würde, aber eben letzthin nicht mehr viel mit dem zu tun hätte, was sich wirklich abgespielt hat. Und da gibt es durchaus einiges zu berichten, so dass der Film kaum mit merklichen Längen zu kämpfen hat, auch wenn sich in der zweiten Hälfte das Erzähltempo merklich drosselt. Dennoch findet Hood immer wieder Mittel und Wege, das Interesse aufrecht und angefacht zu lassen, denn während man nach Katharines initialem Leak zunächst weniger von der unverhofften Whistleblowerin sieht und hört, rücken stattdessen Matt Smith (Patient Zero) nebst Matthew Goode (A Discovery of Witches) in den Fokus, die hier die britischen Journalisten Martin Bright und Peter Beaumont verkörpern. In der zweiten Filmhälfte wiederum vermag sich dann Ralph Fiennes (Die Ausgrabung) als Anwalt Emmerson zu profilieren und bekommt auch einige der stärksten Szenen spendiert, gleichwohl Hood unterstreicht, dass es vorrangig die Geschichte von Katharine Gun ist und bleibt, die eben nicht nur unter Anklage gerät, sondern auch Repressalien gegenüber ihrem Ehemann, dem kurdisch-stämmigen Yasar (Adam Bakri) zu befürchten hat, dem plötzlich die Abschiebung droht.
© Universal Pictures
Es mag sicherlich schon spannendere Polit-Thriller gegeben haben, doch wird die Geschichte mit spürbarer Akribie und Intention zum Besten gegeben, wobei es natürlich schade ist, dass so manche Figur in dem Reigen in der zweiten Hälfte weit weniger zu tun bekommt, was schlichtweg dem Ablauf der Ereignisse geschuldet ist. Allein aber das abschließende Gerichtsverfahren entschädigt für den einen oder anderen Schlenker, den die Story zuvor gemacht haben mag, zeigt sie doch auf perfide Art und Weise auf, mit welch stoischer Absurdität man sich von Regierungsseite davor zu schützen versucht hat, sich selbst die Blöße geben zu müssen. Abgerundet wird das Ganze durch Originalaufnahmen der Zeit, die Argumentation und Stimmungsbild in dem jeweiligen Moment in kurzen Statements verdeutlichen, während Official Secrets in seiner Gesamtheit ganz klar dadurch gewinnt, dass man kaum glauben mag, dass es sich (näherungsweise) exakt so zugetragen haben mag, was den Film fernab der überzeugenden Performances, der routinierten und souveränen Inszenierung und der zwar wenig subtilen, aber dadurch nicht minder prägnanten Botschaft schon unter dem zeitgeschichtlichen und dokumentarischen Aspekt ungemein sehenswert macht, auch wenn man freilich nicht vergessen darf, dass es sich letzten Endes dann eben doch um einen Spielfilm handelt, dem es freigestellt ist, die Ereignisse und Aufzeichnungen mehr oder minder frei zu interpretieren.
Official Secrets
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Hochbrisante Informationen - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Gavin Hood widmet sich in Official Secrets einem brisanten und noch immer hochaktuellen Thema, wobei er sich einer ausgesuchten Riege mehr als fähiger und charismatischer DarstellerInnen versichert, welche die Geschichte der Whistleblowerin Katharine Gun zu transportieren vermögen. Dabei greift er zwar des Öfteren auf Gesetzmäßigkeiten und Kniffe ähnlich gelagerter Polit-Thriller zurück, erzählt aber gleichwohl eine packende und überzeugende Geschichte.
Official Secrets ist am 26.03.2020 auf DVD und Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!