Jüngst – sprich Anfang diesen Monats – hat man sich endlich erbarmt, Sky Captain and the World of Tomorrow auch auf Blu-ray zu veröffentlichen und das soll doch schon Grund genug sein, sich diesem in meinen Augen völlig zu Unrecht überwiegend verschmähten Film zu widmen. Folglich wünsche ich viel Spaß mit meinem Artikel und im Zuge dessen natürlich auch noch einen schönen, entspannten Abend.
Sky Captain and the World of Tomorrow
Sky Captain and the World of Tomorrow, USA/UK/IT 2004, 106 Min.
© Paramount Pictures
Kerry Conran
Kerry Conran
Giovanni Ribisi (Dex)
Michael Gambon (Editor Paley)
Bai Ling (Mysterious Woman)
Omid Djalili (Kaji)
Action | Abenteuer | Science-Fiction | Mystery
Trailer:
Inhalt:
Im Jahre 1939 verschwinden nach und nach mehrere berühmte Wissenschaftler und Polly Perkins, Journalistin beim Chronicle in New York, beginnt entgegen der guten Ratschläge ihres Redakteurs der Sache nachzugehen und trifft sich mit einem wichtigen Informanten, doch just als dieser ihr sein Wissen eröffnen möchte, gerade noch dazu kommt, ihr zu sagen, dass jemand namens Totenkopf hinter der ganzen Sache stecke, attackiert eine ganze Schar monströser Kampfroboter die Stadt und legt ganze Straßenzüge in Schutt und Asche, während ihre eigentliche Aufgabe anscheinend darin besteht, die Energiereserven der Stadt freizulegen und zu rauben. Zu diesem Schluss kommt zumindest der zu Hilfe gerufene Sky Captain – eigentlich Joe Sullivan – der von einer Fliegerbasis im Pazifik aus eine Elite-Eingreiftruppe leitet, zu deren Team auch Dexter, der führende Techniker und Joes rechte Hand gehört, der sich prompt daran macht, einen der Kampfroboter zu untersuchen, den Joe mit seinem Flieger zu Fall zu bringen wusste und damit gleichzeitig Pollys Leben gerettet hat.
© Paramount Pictures
Polly und Joe sind sich derweil nicht unbekannt, waren gar mal ein Paar, bevor ihre ewigen Streitereien und Verdächtigungen sie entzweit haben, doch in dem Bestreben, sich die Story zu sichern, schlägt sie bei Joe auf und pokert mit ihren spärlichen Informationen darum, ihn dazu zu bringen, ihn bei der Verfolgung des Signals zu begleiten, dass die Roboter zu steuern scheint. Doch noch während Dexter dahinterzukommen versucht, woher die Roboterarmee stammt, wird die Basis im Pazifik von ähnlich gearteten Robotern attackiert und Joe begibt sich mit Polly in die Lüfte, um die Angreifer in ihre Schranken zu weisen, startet, nachdem Dex den Signalgeber zu identifizieren imstande war, eine wilde Verfolgungsjagd durch die Häuserschluchten New Yorks, doch währenddessen wird die Basis des Sky Captain überrannt und Dexter entführt. Ohne zu zögern, nehmen Joe und Polly die Verfolgung auf.
Rezension:
Aus dem rund sechsminütigen und über vier Jahre hinweg entwickelten Kurzfilm von Kerry Conran entstanden, ist Sky Captain and the World of Tomorrow in der Rückschau eine beinahe tragische Geschichte, denn während einerseits glückliche Zufälle es Conran ermöglichten, seine Gedanken und Ideen weiterzuspinnen und aus dem in mühevoller Kleinarbeit am heimischen PC entstandenen Filmchen einen abendfüllenden Spielfilm zu machen, scheiterte das Ergebnis gnadenlos an der Realität und dem Film gelang es kaum, auch nur seine Kosten wieder einzuspielen. Für mich damals wie heute unverständlich, hat mir der Film nun schon mehrfach eine Menge Freude bereitet, ist zugegebenermaßen vollgepackt mit immer abstruser werdenden Ideen und Schauplätzen, Einfällen und Wendungen, dramaturgischen Unpässlichkeiten und einigen teils extrem miserabel animierten Hintergründen, verbreitet aber gleichwohl auch ein bis heute in der jüngeren Filmvergangenheit einzigartiges Flair und ist mit merklich viel Herzblut und Hingabe entstanden, wofür ich Conran – zusammen mit den zahllosen grandios konzipierten Szenen und Schauplätzen – Hochachtung zollen muss.
© Paramount Pictures
Angesiedelt in einer alternativen Realität Ende der 1930er-Jahre, huldigt Sky Captain and the World of Tomorrow den eben zu dieser Zeit populären Pulp-Geschichten und referenziert in punkto Optik unverhohlen alte Film-Meisterwerke und wird schon allein von einem cineastischen Standpunkt aus betrachtet ungemein interessant. Der Umstand, dass der gesamte Film vor Bluescreen entstanden ist, schafft zwar durchaus oft befremdliche Szenen und gerade in normalen Büroräumen oder ähnlichem fragt man sich schon, weshalb hier nicht auf handelsübliche Kulissen zurückgegriffen worden ist, doch wirkt durch die merkwürdige Verfremdung der Szenerie – abgesehen von der Handvoll in ihr agierender Schauspieler – der Film auch auf eine merkwürdige Art wie aus einem Guss, spielt mit Licht und Schatten, verfremdet Farben und übersteuert gewollt manche Einstellung, um den gewünschten Bildausschnitt in den Vordergrund zu stellen. Die anachronistisch-nostalgischen, an die 40er gemahnenden Trenchcoats, Schlapphüte und Fliegeroveralls tun hierbei ihr Übriges, ebenso wie die obligatorische Lederjacke des Sky Captain. Abgesehen von manch ärgerlich zweidimensionalem Bild, dass die Illusion dieser gleichzeitig fremdartigen wie vertraut wirkenden Welt zerstört, entführt Conran gekonnt in eine liebevoll durchdachte Alternativrealität, wobei sich speziell hinsichtlich der Optik festhalten lässt, dass der Film durch seine computergenerierte Herkunft auch sehr ansprechend gealtert ist und man ihm auf Blu-ray keineswegs die mittlerweile elf Jahre seit Veröffentlichung ansieht.
Herzstück des Films sind auch trotz Effekte-Overkill der namensgebende Sky Captain Joe Sullivan, großartig charmant, schlagfertig wie schlagkräftig verkörpert von Jude Law und dessen frühere Geliebte, die rasende Reporterin Polly Perkins, dargestellt von Gwyneth Paltrow. Zwar kann sich auch der Rest des Casts sehen lassen und speziell Giovanni Ribisi und Angelina Jolie erwecken womöglich Aufmerksamkeit, doch kommen sie über Sidekicks, die noch dazu nur in wenigen Szenen zu sehen sind, kaum hinaus. Das spiegelt sich auch in der Geschichte wieder, die mir zwar ob ihrer zahlreichen Schlenker und Schwenks ausnehmend gut gefallen hat und um keine überraschende wie an den Haaren herbeigezogene Wendung verlegen ist, vom Einfallsreichtum und ihrer Konzeption her aber auch kaum über unteres Mittelmaß hinauskommt, ein sicherlich zu Teilen ebenfalls beabsichtigter Kniff, um den besagten Pulp-Stories zu huldigen, in deren Geiste Sky Captain and the World of Tomorrow entstanden ist. Nichtsdestotrotz ist man heutzutage anderes gewohnt und allein der hanebüchenen, Schauplatz an Schauplatz, Begegnung an Begegnung reihenden Geschichte wegen könnte der Film durchaus einige Zuschauer verprellt haben, ebenso wie nicht jeder der sporadischen Gags wirklich zieht und die Dialoge meistenteils an Oberflächlichkeit kaum zu überbieten sind, weshalb sich Conran neben der eigenwilligen Optik völlig auf das Charisma seiner beiden Hauptfiguren und deren Chemie untereinander konzentrieren muss.
© Paramount Pictures
Das wiederum gelingt ihm aber in meinen Augen ausnehmend gut, was in Kombination die Erklärung dafür sein dürfte, weshalb mir Sky Captain and the World of Tomorrow scheinbar gleichbleibend gut zu gefallen scheint, sei es bei der ersten oder nun sicherlich mittlerweile fünften Sichtung. Denn auch wenn der Film nicht jedermanns Geschmack trifft und an seinen Ambitionen manchmal scheitert, bin ich durchaus bereit, ihm auch einige kleinere Patzer nachzusehen, weil das Gesamtbild so dermaßen stimmig, atmosphärisch und unterhaltsam geraten ist, dass ich mir gerne mehr Geschichten um den Sky Captain gewünscht hätte, dessen Helden- und Macho-Status prädestiniert dafür gewesen wäre, weitere Geschichten aus dieser alternativen Realität zu erzählen, die zwar einer logischen Betrachtung keine Minute lang standhalten, dafür an Fantasie und Einfallsreichtum kaum zu überbieten sind. Und welcher Abenteuerfilm punktet schon mit tiefsinnigen Dialogen!?
Sky Captain and the World of Tomorrow
-
Schier unzerstörbare Roboter - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Kerry Conrans Sky Captain and the World of Tomorrow ist eine Film gewordene Huldigung an das Kino und die Pulp-Tradition früherer Jahrzehnte, wirkt herrlich anachronistisch und punktet mit einer zweifelsohne einzigartigen Optik, wenngleich die Dramaturgie der Story hinter der Atmosphäre und der fantasievollen Inszenierung merklich hintenanstehen muss. Charmant ist dieser Abenteuerfilm aber dennoch dank charismatischer Darsteller allemal.
Sky Captain and the World of Tomorrow ist am 21.04.05 auf DVD und am 05.02.15 auf Blu-ray im Vertrieb von Paramount Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Toll, dass du auch ein Fan des Films bist! Ich hatte ihn damals im Kino gesehen und fand ihn das erste mal nur okay, aber nicht mehr. Dann folgten noch ein paar Heimkinosichtungen und inzwischen liebe ich den Film. Besonders toll finde ich auch den Score, der mich stets an “Indiana Jones” erinnert. Die Blu-ray muss ich mir auch noch holen… :)
Das stimmt, der Score ist auch klasse, hab ich gar nicht gesondert erwähnt^^ Dass der Film uns aber beiden gut gefällt, hätte ich jetzt ja mal so gar nicht erwartet ;-) Mir ging es sogar ähnlich, dass er mir mit jedem Mal besser gefiel, wobei ich ihn im Kino nie gesehen habe, sondern erst später drauf gestoßen bin.
Sehr schöner Film das! Muss ich auch dringend mal wieder gucken. Lohnt die Blu Ray, wenn man die DVD hat?
Leider auf keinen Fall. Auf der Blu-Ray sind keine Extras dabei!!! Im Gegensatz zur DVD. Das hat bei meiner Wertung auch zu schweren Abzügen geführt :-(
Kann ich mich Carlun anschließen, schon gar nicht zum derzeitigen Kurs und gerade wenn man die DVD besitzt, wobei ich schon finde, dass das Bild einen merklichen Zahn zugelegt hat (meistens), die Disc aber eben jegliche Extras vermissen lässt. Wobei, wenn du die DVD besitzt ist das ja auch egal ;-)
Sehr schöne Rezension zu einem tollen Film!
Dankeschön! :-)
Ich mag an diesem Film besonders die Optik. Als Fan von allem, was mit der Film Noir-ischen Brille fotografiert wird, bietet der Sky Captain ja viele Möglichkeiten. Ich kann mich nie satt sehen an all den wundervollen Bildern, die hier geschaffen wurden. Da ist mir die Story am Ende so ziemlich egal. :)
Sehe ich ganz ähnlich und die Story ist auch ziemlich flach und abgegriffen, aber schön abwechslungsreich und reißerisch inszeniert, zumal hier die Optik doch wirklich im Vordergrund steht und ich mir gewünscht hätte, dass man noch mehr in dem Look zu sehen bekommt. Schien sich ja aber leider nicht so richtig durchsetzen zu können. Trotzdem, ein toller Film, auch nach “all den Jahren”… ;-)