Wir bleiben im Action-Genre, wandern aber dennoch in eine gänzlich andere Richtung heute, denn so unpassend der Untertitel "Die kiffenden Killermaschinen" mal wieder auch sein mag, gibt er doch zumindest ein wenig die Marschrichtung vor, in die wir uns bewegen werden. Alles Weitere bitte ich dann in der nachfolgenden Kritik nachzulesen.
American Ultra
American Ultra, USA/CH 2015, 96 Min.
© Concorde
Nima Nourizadeh
Max Landis
Jesse Eisenberg (Mike Howell)
Kristen Stewart (Phoebe Larson)
Topher Grace (Adrian Yates)
Connie Britton (Victoria Lasseter)
Walton Goggins (Laugher)
John Leguizamo (Rose)
Bill Pullman (Krueger)
Tony Hale (Petey Douglas)
Action | Komödie | Science-Fiction
Trailer:
Inhalt:
© Concorde
Mike Howell ist ein Loser wie er im Buche steht, verdingt sich als gesichtsloser Supermarktangestellter, leidet unter allerhand Phobien und Minderwertigkeitskomplexen, während er mit seiner freien Zeit kaum etwas anderes anzufangen weiß, als gemeinsam mit Freundin Phoebe kiffend daheim zu sitzen. In dem Wissen darum, dass Phoebe das Beste ist, was ihm je passiert wird oder passieren wird, plant er mit ihr einen gemeinsamen Urlaub auf Hawaii, doch seine Flugangst macht dem einen Strich durch die Rechnung. Dumm nur, dass sein abermaliger Fluchtversuch aus dem Kaff auch bei der CIA nicht unbemerkt bleibt, denn ohne sich daran erinnern zu können, wurde Mike dereinst zur Killermaschine ausgebildet und war Teil des "Ultra"-Programms. CIA-Mitarbeiter Adrian Yates ist es allerdings mittlerweile leid, auf Mike acht zu geben und ordnet nun kurzerhand dessen Eliminierung an, doch während die ersten Eingreiftruppen des arroganten Bürokraten in dem Örtchen auftauchen, kristallisiert sich schnell heraus, dass Mike durchaus in der Lage ist, sich seiner Fähigkeiten zu erinnern, so man ihn denn genügend unter Druck setzt; eine Voraussetzung, die Angriffe auf seine Person durchaus erfüllen…
Rezension:
Mit Chronicle hat mich Drehbuchschreiber Max Landis neugierig gemacht, mit seiner Serienschöpfung Dirk Gentlys holistische Detektei – wenn auch nach Vorlage – mein Herz erobert, um mich mit Victor Frankenstein schlussendlich wieder zu verprellen. Es steht also zwei zu eins und das ist ja wohl Grund genug, einem weiteren Film aus seiner Feder eine Chance zu geben, wenn Regisseur Nima Nourizadeh bislang auch nur den eher leidlich überzeugenden Project X vorzuweisen hat, aber eine Action-Komödie mit Stoner-Attitüde kann für lockerleichte Unterhaltung ja so verkehrt nicht sein, würde man meinen. So verkehrt ist American Ultra auch nicht, doch die rechte Mischung aus Action und Komödie gelingt dem Film leider in den seltensten Fällen, so dass das Ergebnis in der Summe doch manchmal etwas halbgar wirkt. Dem entgegensteuern kann zumindest Jesse Eisenberg (Zombieland), wenn er seine Rolle als lethargischer Looser Mike Howell doch ebenfalls manchmal zu ernst anlegt, als dass man einfach nur mit Spaß bei der Sache sein könnte.
© Concorde
Fernab nämlich des Anspruchs, einen Agentenfilm und gleichzeitig eine Komödie machen zu wollen, versucht sich American Ultra zuweilen an einem handfesten Drama und scheitert in diesen Momenten am schönsten, während der Rest der Chose durchaus kurzweilig geraten ist und man über die knackige Laufzeit von kaum über 90 Minuten kaum fürchten muss, mit Leerlauf kämpfen zu müssen, denn immerhin den gibt es kaum, wenn man einmal von der überraschend ausgeprägten Exposition der beiden Hauptfiguren Mike und dessen von Kristen Stewart (Equals) verkörperter Freundin Phoebe absieht, doch ist diese Charakterzeichnung auch dringend vonnöten, damit das sich hieran anschließende, weit abgedrehtere und brutalere Geschehen auch nur annähernd funktioniert. Und obwohl Stewart, die ja, mal mehr, mal minder berechtigt, immer wieder mit gehörig Schelte für ihr darstellerisches Talent zu kämpfen hat, einen durchaus soliden Job macht, ist es tatsächlich Topher Grace (Playing It Cool), der sich für mich persönlich zum heimlichen Star des Films mausert, denn sein gelackter, über die Maßen arroganter Adrian Yates ist wahrhaftig eine Figur, die zu hassen man lieben lernt und entsprechend schön ist es natürlich auch, wenn Yates in letzter Konsequenz – das betrachtet ihr doch sicherlich nicht als Spoiler? – ordentlich sein Fett abkriegt.
Tatsächlich ist American Ultra aber auch weit weniger Stoner-Komödie, als man das zunächst annehmen würde, auch wenn Eisenbergs Figur dem Rauschkraut-Genuss durchaus nicht abgeneigt ist, doch dominieren hier weit mehr die zunehmend absurderen – und teilweise überraschend brutal inszenierten – Begegnungen mit Yates‘ Schergen, während langsam aber sicher das Rätsel gelüftet wird, was es mit dem "Projekt Ultra" auf sich hat. So wird Nourizadehs Film sowohl Anhänger als auch Feinde finden, denn wer über die Maßen skurrilen Geschichten grundsätzlich abgeneigt ist oder verstärkten Wert auf Logik und Kohärenz legt, der wird hier sicherlich nicht glücklich werden, wohingegen der Film sich auch kaum mit seinen unverkennbaren Vorbildern – Teile der Geschichte erinnern nicht von ungefähr an den Herrn Bourne sowie auf der anderen Seite an ähnlich absurd gelagerte Filme wie Ananas Express – wird messen können, für einen unterhaltsamen Filmeabend ohne allzu viel Anspruch oder Niveau allerdings unbenommen taugt, zumal die Geschichte um Mike regelrecht anrührt, wenn das auch im Kontext manchmal deplatziert wirkt.
© Concorde
Entsprechend hätte man aus American Ultra auch noch einiges mehr machen können als ein bewusst stylisch, teilweise regelrecht übersteuertes Kiffer-Action-Krawall-Abenteuer, doch immerhin bewahrt sich der Film so eine gewisse Eigenständigkeit und punktet durchaus auch an mehreren Stellen mit unverbrauchten und unterhaltsamen Ideen, während auch die Suche nach den Reminiszenzen und Anspielungen bei Laune halten kann, doch regelrecht rund wird die Sache spätestens mit der Beteiligung von Connie Britton (American Horror Story), dem gewohnt durchgeknallt agierenden Walton Goggins (The Hateful 8) in einer regelrechten Paraderolle als "Laugher" sowie last but not least dem komödiantisch begabten John Leguizamo (Kiss the Cook) in einer wenn auch kleinen, dafür umso einprägsameren Rolle, so dass ich den Film schon durchaus empfehlen kann, wenn die Erwartungshaltung entsprechend nicht zu hoch ist und man spleenig-verqueren Ideen grundsätzlich etwas abgewinnen kann, doch habe ich in dieser Hinsicht schon demnächst eine weitere, ungleich lohnendere Empfehlung im Gepäck.
American Ultra
-
Aberwitzige Selbstverteidigungs-Moves - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Nima Nourizadeh vermag es weit weniger, American Ultra seinen Stempel aufzudrücken, als dass die unverkennbare Handschrift von Drehbuchautor Max Landis durchschimmern würde, der auch hier ein überdrehtes, unangepasstes, zuweilen beinahe sperriges Feuerwerk an Ideen abbrennt, die zwar in ihrer Mischung aus Drama, Actionfilm und Kiffer-Komödie nicht immer Hand in Hand zu gehen scheinen, für Freunde ungewöhnlicher Filmkost aber durchaus einen Blick wert sind, wenn man sich über die zweifelsohne vorhandenen Schwächen des Films im Klaren ist.
American Ultra ist am 25.02.16 auf DVD und Blu-ray bei Concorde erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!