Review: Free State of Jones (Film)

Kommen wir heute zu einer Direct-to-DVD-Veröffentlichung jüngeren Datums, die es mir durchaus angetan hat, auch wenn ich zugeben muss, dass sich hier auch einige vermeidbare Schwächen im Skript finden. Immerhin, enttäuscht worden bin ich nicht und in vielerlei Belang gar positiv überrascht. Jetzt kommt mir aber erst einmal gut ins Wochenende, bevor ich mich natürlich auch morgen selbstredend wieder melde.

Free State of Jones

Free State of Jones, USA 2016, 139 Min.

Free State of Jones | © EuroVideo
© EuroVideo

Regisseur:
Gary Ross
Autor:
Gary Ross

Main-Cast:
Matthew McConaughey (Newton Knight)
Gugu Mbatha-Raw (Rachel)
Mahershala Ali (Moses)
Keri Russell (Serena)

Genre:
Biografie | Drama | Historie | Krieg

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Free State of Jones | © EuroVideo
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Newton Knight, eigentlich ein wenig wohlhabender, dafür umso integrerer Farmer, wird 1862 an der Bürgerkriegsfront als Sanitäter eingesetzt und bekommt tagein, tagaus die Schrecken des Krieges zu spüren. Zunehmend desillusioniert entschließt sich Knight schlussendlich zu desertieren und kehrt zu seiner Frau Serena zurück. Daheim erkennt er, dass auch die einfache Bevölkerung unter der Kriegstreiberei zu leiden hat, dann Südstaaten-Solden ziehen brandschatzend durchs Land und konfiszieren aufs Geratewohl das wenige Hab und Gut der Bauern und Farmer. Er als Deserteur muss letztlich die Flucht antreten und erfährt hierbei Hilfe von der Sklavin Rachel, die ihn unter anderem mit dem entflohenen Sklaven Moses Washington bekannt macht. Wild entschlossen, dem um sich greifenden Unrecht Einhalt zu gebieten, greift Newton schließlich zur Waffe und beginnt gleichsam, die Bevölkerung zu solidarisieren, was schlussendlich so weit führt, dass er und seine Anhänger den "Free State of Jones" ausrufen…

Rezension:

Ein Film wie Free State of Jones, welcher dermaßen auf seine Hauptfigur fokussiert, steht und fällt natürlich mit dessen Darsteller und in dieser Beziehung hat mich Regisseur und Co-Drehbuchautor Gary Ross – der mich vor Jahren mit Die Tribute von Panem – The Hunger Games ja doch ziemlich enttäuscht hat – ein wirklich glückliches Händchen, denn nachdem sich Matthew McConaughey (Interstellar) in den vergangenen Jahren als ernstzunehmender Schauspieler und Charakterdarsteller zu positionieren wusste, liefert er auch mit der Darstellung des Freiheitskämpfers Newton Knight eine absolut bravouröse Vorstellung ab, wohingegen der Film an sich in manchem Aspekt nicht ganz so sehr zu überzeugen versteht, wie es McConaugheys Schauspiel hoffen lassen würde, doch möchte ich diesen Punkt gern später noch vertiefen. Ansonsten handelt es sich natürlich um ein noch immer brandaktuelles Thema, dem sich Ross hier widmet, zumal die Geschehnisse in seinem nicht ganz zweieinhalbstündigen Historien-Epos auf wahren Begebenheiten fußen und sich – soweit ich das habe recherchieren können – auch nicht allzu weit von den realen Ereignissen entfernen, derweil ich persönlich beispielsweise noch nie vom namensgebenden "Free State of Jones" gehört habe, den die Deserteure rund um Knight 1863 ausgerufen haben, wenngleich über Art und Umfang dieses "Staates" wohl noch immer Uneinigkeit bei den Historikern herrscht.

Szenenbild aus Free State of Jones | © EuroVideo
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Nichtsdestotrotz ist es allein aus diesem Umstand der völligen Unkenntnis – das mag sich freilich in Amerika anders verhalten – gut und richtig, den Begebenheiten einen Film zu widmen, auch wenn der sich zweifelsohne mehr als Drama denn als Geschichtsstunde begreift, und umso trauriger ist es, wie sehr Free State of Jones in den Staaten gefloppt ist, so dass er hierzulande lediglich einen Heimkino-Release spendiert bekommen hat. Zugegeben, Ross‘ Film überzeugt nicht in allen Belangen, doch so schlecht, wie er mancherorts gemacht wird, ist der Film bei weitem nicht, sondern kommt in seinen besten Momenten emotional und dramaturgisch gar an den – thematisch durchaus artverwandten – 12 Years a Slave heran. So eröffnet Ross mit einem grandiosen Auftakt zu Zeiten des Bürgerkrieges zwischen Nord- und Südstaaten und zeigt in eindringlichen Bildern die Schrecken und Ungerechtigkeiten des Krieges, denen sich Farmer und Sanitäter Knight gegenübersieht und die ihn letztlich dazu veranlassen, zu desertieren und seinen eigenen Weg zu gehen. Was die Drangsalierungen der zivilen Bevölkerung durch die Soldaten angeht, mag der Film dabei zuweilen ein wenig plakativ erscheinen, macht aber auch in dieser Art der Inszenierung eine durchaus gute Figur.

Schwieriger verhält es sich da schon im Mittelteil des Films, denn hier gelingt es Ross nicht immer, das richtige Tempo und Maß an historischer Akkuratesse zu finden, so dass sich manche Passagen durchaus ärgerlich ziehen, wohingegen manch vermeintlich einschneidende Wende in Knights Bestrebungen nur allzu schnell abgehandelt wird. Hier macht sich dann teils auch der starke Fokus auf die historische Figur des Newton Knight negativ bemerkbar, denn so überzeugend, grimmig und gleichermaßen charismatisch McConaughey diesen verkörpert, verkommen doch viele der weiteren Figuren zu bloßen Stichwortgebern und sind quasi immer nur dann zu sehen, wenn sie für eine Interaktion mit Knight benötigt werden, wobei auch hier wie sonst auch Ausnahmen die Regel bestätigen. Grundsätzlich gefiel mir allerdings Art und Inszenierung von Free State of Jones durchaus gut und insbesondere die immer wieder eingeblendeten Jahreszahlen und die bei geringfügigen Zeitsprüngen zwischen die Handlung gestreuten Bilder der damaligen Zeit verleihen dem Geschehen einen bedeutungsschwangeren Unterbau, der nur erahnen lässt, wie es damals wirklich gewesen sein muss. Ansonsten wird Knight hier als eine Art amerikanischer Robin Hood inszeniert und auch wenn es wieder einmal typisch sein mag, dass ein integrer Weißer sich für entrechteten Schwarzen einsetzt, ist es ja nun einmal damals nicht anders gewesen und entsprechend kann man es dem Film nicht ankreiden, dass es McConaugheys Figur obliegt, sich für die Rechte der Afroamerikaner einzusetzen, zumal die anti-rassistische Botschaft des Films als solches schön herausgearbeitet wird.

Szenenbild aus Free State of Jones | © EuroVideo
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Im Kontext der sich entwickelnden Handlung mausert sich derweil der von Mahershala Ali (Luke Cage) verkörperte Moses zu einem von Knights engsten Vertrauten, derweil Knight – ungeachtet seiner Ehe mit der von Keri Russell (Planet der Affen: Revolution) gespielten Serena – sich in Rachel (Gugu Mbatha-Raw) verliebt, was wiederum einen spannenden, aber letztlich nicht konsequent verfolgten Subplot mit sich bringt, denn ebenfalls in die Handlung gewoben werden alsbald Einsprengsel eines sich im Jahr 1948 abspielenden Gerichtsprozesses, welcher der Frage nachgeht, ob es sich bei Knights Sohn um das Kind von Rachel oder Serena handele. Hätte Newton nämlich mit Rachel ein Kind gezeugt, würde dies bedeuten, dass der vor Gericht stehende Urenkel Davis Knight zu einem Achtel schwarzer Herkunft wäre, was ihm wiederum verbieten würde, nach den Rassentrennungsgesetzen von Mississippi eine Weiße zu heiraten. Wie gesagt, eine interessante weitere Ebene des Films, da aber nicht konsequent und ausführlich genug dargelegt worden ist, so dass sie in letzter Konsequenz dazu beiträgt, die Handlung zusätzlich zu verlangsamen. So spürt man manches Mal deutlich das dem Stoff innewohnende, aber nicht genutzt Potential, womit Free State of Jones ohne Frage hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, doch nicht nur als historischer Exkurs ist dieses Film gewordene Kapitel der amerikanischen Geschichte trotz Abstrichen eine Empfehlung wert.

Fazit & Wertung:

Gary Ross widmet sich in Free State of Jones einem weniger bekannten Kapitel der amerikanischen Geschichte und lässt insbesondere Matthew McConaughey in der Darstellung des Deserteurs und Freiheitskämpfers Newton Knight hervorstechen, wohingegen die Dramaturgie des Gezeigten leider zuweilen ein wenig schleppend gerät und der historische Exkurs damit hinter seinen Möglichkeiten bleibt, doch Grundaussage, Thematik und Setting wissen zu überzeugen, weshalb man sich nicht unbedingt davon schrecken lassen sollte, dass der Film an den US-Kinokassen gnadenlos gefloppt ist.

7 von 10 aufbegehrenden Deserteuren und Sklaven

Free State of Jones

  • Aufbegehrende Deserteure und Sklaven - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Gary Ross widmet sich in Free State of Jones einem weniger bekannten Kapitel der amerikanischen Geschichte und lässt insbesondere Matthew McConaughey in der Darstellung des Deserteurs und Freiheitskämpfers Newton Knight hervorstechen, wohingegen die Dramaturgie des Gezeigten leider zuweilen ein wenig schleppend gerät und der historische Exkurs damit hinter seinen Möglichkeiten bleibt, doch Grundaussage, Thematik und Setting wissen zu überzeugen, weshalb man sich nicht unbedingt davon schrecken lassen sollte, dass der Film an den US-Kinokassen gnadenlos gefloppt ist.

7.0/10
Leser-Wertung 8/10 (7 Stimmen)
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Free State of Jones ist am 10.11.16 auf DVD und Blu-ray bei EuroVideo erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Ulrike 17. Februar 2019

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