Review: Against All Enemies (Film)

Schwupps, da bin ich schon wieder, und selbst ganz erstaunt, dass es heut schon wieder geklappt hat mit dem Bloggen. Einzig bei den Büchern merke ich wirklich, dass ich im Moment auch einfach zwei Wochen brauche, um einen Roman zu beenden, von daher gibt es da erst nächste Woche wieder was zu lesen (hoffentlich).

Against All Enemies

Seberg, USA/UK 2019, 102 Min.

Against All Enemies | © Prokino/EuroVideo
© Prokino/EuroVideo

Regisseur:
Benedict Andrews
Autoren:
Joe Shrapnel
Anna Waterhouse

Main-Cast:

Kristen Stewart (Jean Seberg)
Jack O’Connell (Jack Solomon)
Margaret Qualley (Linette Solomon)
Zazie Beetz (Dorothy Jamal)
Yvan Attal (Romain Gary)
Stephen Root (Walt Breckman)
Colm Meaney (Frank Ellroy)
Vince Vaughn (Carl Kowalski)
Anthony Mackie (Hakim Jamal)

Genre:
Biografie | Drama | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Against All Enemies | © Prokino/EuroVideo
© Prokino/EuroVideo

Obwohl sich die Schauspielerin Jean Seberg in Hollywood bereits einen Namen gemacht hat, fühlt sie sich in Frankreich ungleich wohler und kann sich auch als darstellerisch ausleben. Im Mai 1968 aber reist Jean einmal mehr in Richtung Hollywood, um für das Western-Musical "Westwärts zieht der Wind" vorzusprechen. Bereits im Flieger macht sie derweil die Bekanntschaft mit dem Black-Power-Aktivisten Hakim Jamal, auch wenn sie prompt mutmaßt, dass der ihr Aufeinandertreffen inszeniert haben könnte. Unabhängig davon ist Jean gewillt, sich für die gute Sache einzusetzen und posiert bereits am Flughafen bereitwillig für ein Pressefoto, woraufhin auch das FBI auf die junge Schauspielerin aufmerksam wird. Prompt werden die Agenten Solomon und Kowalski damit betraut, einen Überwachungsapparat rund um Jean Seberg aufzubauen, die wiederum derweil eine Affäre mit Hakim beginnt. Und als eines ihrer Treffen als Tonbandaufnahme beim Federal Bureau verewigt wird, startet man von dort eine regelrechte Schmutzkampagne gegen Jean, die ihr den Boden unter den Füßen wegzuziehen droht…

Rezension:

Ich bin ja nun bekanntermaßen niemand, der sich groß mit den filmischen Werken und Errungenschaften des vergangenen Jahrhunderts auseinandersetzt und entsprechend wenig wusste ich mit Jean Seberg anzufangen, auch wenn mir der Name grob ein Begriff gewesen ist. Wahrscheinlich mutmaßt man beim deutschen Vertrieb ähnliches bei der breiten Maße, denn aus dem originär schlichtSeberg betitelten Film wurde erst Jean Seberg, bevor man zugunsten des Untertitels Against All Enemies ihren Namen gleich ganz wegließ. Diese Unkenntnis – um nicht zu sagen Ignoranz – ändert aber nichts daran, dass die Lebensgeschichte von Jean eine mehr als dankbare Grundlage für ein entsprechendes Biopic bildet. Und nicht nur das, mit Benedict Andrews hat es auch einen Regisseur, der mich mit seinem 2016er-Debütfilm Una und Ray seinerzeit schwer zu beeindrucken wusste. Das hilft nun aber eben nicht beim Skript, wenn dafür andere verantwortlich zeichnen und anscheinend keinerlei Ahnung haben, wo sie erzählerische und inhaltliche Schwerpunkte setzen möchten.

Szenenbild aus Against All Enemies | © Prokino/EuroVideo
© Prokino/EuroVideo

So erfährt man wenig bis nichts über Jean Seberg, bevor das FBI auf sie aufmerksam wird, so dass man sich gleich schon zu Beginn fragen muss, ob der Einsatz der Schauspielerin für die Black-Power-Bewegung nur eine fixe Idee, Gutmenschentum oder doch tief verwurzelte Überzeugung ist. Ohne also überhaupt eine wirkliche Exposition geliefert zu haben geht es auch schon damit los, dass der Überwachungsapparat unter J. Edgar Hoover seine Muskeln spielen lässt. Das allein aber ist nicht minder plakativ und klischeebelastet in Szene gesetzt als vieles andere auch in Against All Enemies, so dass es wenig überraschen dürfte, dass einer aus dem FBI-Duo seine Sympathien und Fürsorgepflicht gegenüber Jean zu entdecken beginnt, wohingegen der andere ein abgebrühter und – wie überraschend – offen rassistischer Kerl ist, der von seinen Ansichten derart überzeugt ist, dass ihm mit Argumenten nicht mehr beizukommen ist. So hat man hier eine ganze Weile eine vor sich hin dümpelnde, zeitweise in Richtung Arthouse ausschlagende Story einer Akteurin und Aktivistin, während gleichsam ein halbgarer Kriminal-Plot um die Abhörmethoden herum gezimmert wird, was wenig fesselt und leider kaum überzeugt.

Und so dümpelt der Film weiter und bietet auch noch weitere, im Grunde überflüssige Nebenfiguren und Handlungsstränge, während selbst Anthony Mackie (The Falcon and the Winter Soldier) seinem Hakim kaum Profil verleihen kann, wobei der Fokus neben Jean, die von einer wirklich großartig spielenden Kristen Stewart (Underwater) verkörpert wird, auch eher auf dem FBI-Agenten Solomon (Jack O’Connell, Tulpenfieber) liegt, der zunehmend sein Gewissen entdeckt. Grenzenlos verschwendet hingegen ist hier Vince Vaughn, der spätestens mit True Detective unter Beweis gestellt haben mag, auch ernsthafte Figuren spielen zu können, hier aber kaum mehr verkörpern darf als das Abziehbild eines bornierten Behördenvertreters ohne Skrupel und Gewissen. Nicht besser ergeht es Margaret Qualley (Fosse/Verdon) und Zazie Beetz (Deadpool 2), deren Charaktere kaum Profil oder Relevanz, dafür aber irritierend viel Leinwandzeit bekommen. Am besten ist der Film eigentlich immer dann, wenn er nah an seiner Hauptfigur bleibt, mit Blicken und Gesten deren zunehmende Seelenqualen, die um sich greifende Paranoia, die Hilflosigkeit erkennen lässt, doch traut sich Andrews viel zu selten, dass einfach mal für sich stehen und wirken zu lassen, denn so viel es auch an Against All Enemies, auszusetzen geben mag, die Darstellung seitens Stewart ist es sicher nicht, die theoretisch mit dieser Rolle einen echten Glücksgriff hätte getan haben können, wenn nicht das Drehbuch so unausgegoren und klischeebehaftet wäre.

Szenenbild aus Against All Enemies | © Prokino/EuroVideo
© Prokino/EuroVideo

Doch so gibt es hier leider deutlich zu viele Szenen, bei denen man nur noch mit den Augen rollen möchte, ob ihrer Inspirationslosigkeit und der plump-plakativen Art der Inszenierung. Denn natürlich gibt es diesen Moment, in dem der abhörende Agent Jean begegnet, lange bevor er sich ihr zu erkennen gibt, natürlich versteckt sich einmal jemand in der Dusche und im allerletzten Moment wird Jean davon abgehalten, den Vorhang beiseitezuziehen und selbstredend gibt es am Ende eine versöhnlich stimmende Szene, die irgendwie eine Art verqueres Happy-End andeuten soll, obwohl Jean Seberg mit gerade einmal 40 Jahren tot aufgefunden werden wird, was offiziell als Suizid mit "ungeklärten Fragen" klassifiziert werden wird, wie uns eine nicht minder obligatorische Texttafel verkünden wird. Man hätte ohne Frage einiges machen können aus den Themen und natürlich der Lebensgeschichte von Jean, aber die Art und Weise, wie man hier in 100 Minuten ein Leben und gleich noch einen Verschwörungs- und Kriminal-Plot abzubilden versucht, der im Subtext noch mit Black-Power-Bewegung, institutionellem Rassismus und Überwachungsstaat-Methoden daherkommt, weiß leider kaum zu überzeugen.

Fazit & Wertung:

Regisseur Benedict Andrews versucht sich in Against All Enemies an der Lebensgeschichte von Jean Seberg und hat in Kristen Stewart auch eine mehr als fähige Hauptdarstellerin, doch wirken Plot und Dramaturgie leider heillos überfrachtet, ziellos und allzu oft pathetisch und plakativ, was dem Thema leider überhaupt nicht gerecht wird, so gut Stewart ihre Sache für sich genommen macht.

5 von 10 Bespitzelungen durch das FBI

Against All Enemies

  • Bespitzelungen durch das FBI - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

Regisseur Benedict Andrews versucht sich in Against All Enemies an der Lebensgeschichte von Jean Seberg und hat in Kristen Stewart auch eine mehr als fähige Hauptdarstellerin, doch wirken Plot und Dramaturgie leider heillos überfrachtet, ziellos und allzu oft pathetisch und plakativ, was dem Thema leider überhaupt nicht gerecht wird, so gut Stewart ihre Sache für sich genommen macht.

5.0/10
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Against All Enemies ist am 28.01.21 auf DVD und Blu-ray bei Prokino im Vertrieb von EuroVideo erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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