Nachdem nun seit einiger Zeit die gesamte Staffel verfügbar ist habe ich nun meine Sichtung der ersten Staffel der neuen Marvel-Serie beenden können und bin doch ziemlich ernüchtert, denn nach einem langsamen Start dachte ich eigentlich, die Show käme noch einmal richtig in Fahrt, was ihr aber nur zeitweise gelingt. Aber lest doch einfach selbst.
Cloak and Dagger
Staffel 1
Cloak & Dagger, USA 2018-, ca. 40 Min. je Folge
© Freeform
Joe Pokaski
Joe Pokaski
Olivia Holt (Tandy Bowen / Dagger)
Aubrey Joseph (Tyrone Johnson / Cloak)
Gloria Reuben (Adina Johnson)
Andrea Roth (Melissa Bowen)
J.D. Evermore (Connors)
Miles Mussenden (Otis Johnson)
Carl Lundstedt (Liam Walsh)
Emma Lahana (Detective Brigid O’Reilly)
Jaime Zevallos (Father Delgado)
Action | Abenteuer | Drama | Science-Fiction
Trailer:
Inhalt:
© 2018 Disney Enterprises, Inc. All rights reserved.
Als Kind muss die kleine Tandy Bowen beobachten, wie ihr Vater das Steuer des Autos vor Schreck herumreißt und mit ihr geradewegs in den See steuert, nachdem eine nahegelegene Bohrplattform vor ihren Augen explodiert ist. Andernorts, aber ganz in der Nähe, muss der junge Tyrone Johnson beobachten, wie ein Polizist – ebenfalls vor Schreck – seine Waffe abfeuert und Tyrones großen Bruder Billy erschießt. Billy stürzt in den See und Tyrone springt hinterher, so dass sich nun sowohl Tandy als auch Tyrone im Wasser befinden und dort mit einer mysteriösen Kraft in Berührung kommen. Die Jahre vergehen, Tandy und Tyrone reifen zu Teenagern und die Erinnerung an den Unfall ist in ihren Köpfen längst verblasst, doch die bislang schlummernden, mysteriösen Kräfte führen sie schließlich doch wieder zusammen, auch wenn beide das zunächst nicht so recht wahrhaben wollen. Verwirrt und verängstigt beginnen Tyrone und Tandy ihre Kräfte zu erforschen und während Tyrone auf Rache an dem Polizisten sinnt, hat Tandy es sich in den Kopf gesetzt, dahinterzukommen, was damals auf der Bohrplattform wirklich passiert ist…
Rezension:
Auch wenn ich mit so mancher Marvel-Serie – allen voran Agents of S.H.I.E.L.D. – arg hinterherhinke, wollte ich es mir doch nicht nehmen lassen, zeitnah einen Blick auf die erste Staffel Cloak and Dagger zu werfen, auch wenn ich nur rudimentär im Bilde bin, was die beiden miteinander verbundenen Helden wirklich so mit ihren Kräften bewerkstelligen können, doch hüllt sich diesbezüglich auch die Serie zunächst in ziemliches Schweigen. Das mag gar nicht einmal verwerflich sein, wollen wir schließlich eine Entwicklung beobachten und teilnehmen können an der eigentlichen Held-Werdung, weshalb die dieser neue Marvel-Spross ziemlich konsequent in der Kindheit von Tandy und Tyrone ansetzt. Dadurch allerdings gerät speziell die erste Episode Erwachende Kräfte (1.01) bereits reichlich verworren, denn nicht damit genug, dass wir zwischen den beiden Hauptfiguren hin und her springen, geht es ebenfalls munter in die Vergangenheit und zurück in die Gegenwart, bis alles zu einem szenischen Kuddelmuddel geworden ist, dem man zwar durchaus noch folgen kann, dabei aber vergleichsweise wenig Freude empfindet.
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Hofft man auf Besserung in den darauffolgenden Episoden, wird man aber leider ebenfalls enttäuscht, denn zunächst laufen die Handlungsstränge der von Olivia Holt verkörperten Tandy und dem von Aubrey Joseph gespielten Tyrone ohne großartige Überschneidungen parallel nebeneinander her, bis man tatsächlich zum Ende der dritten Episode Voodoo-Zauber (1.03) überein kommt, sich "mal unterhalten" zu müssen. Von da an nimmt Cloak and Dagger zwar langsam aber sicher an Fahrt auf, doch verleiden einem die ersten anderthalb Stunden an gepflegter Prokrastination die Serie schon gehörig, wenn auch immerhin ein paar Mal zumindest eine Andeutung dessen inszeniert wird, was Tandy oder Tyrone mit ihren Kräften zu bewerkstelligen wissen. Der eigentliche Plot allerdings bleibt so simpel und trivial wie zu Beginn und wird nur künstlich verworren inszeniert, indem man den handelnden Figuren wahlweise wichtige Informationen vorenthält oder sie alternativ wenig zielführend im Trüben stochern lässt.
So behält man den Ansatz der (zeit-)versetzten Erzählung auch im weiteren Verlauf bei, erzielt damit aber vielleicht abgesehen von der ohnehin tendenziell überzeugendsten Folge Angst und Hoffnung (1.04) nicht den gewünschten dramaturgischen Effekt. Die meiste Zeit aber fühlt sich Cloak and Dagger schlichtweg vielmehr an wie ein Teenager-Drama, das auch die marginal eingeflochtenen Kräfte nicht wirklich aufzuwerten wissen, zumal hier Klischee um Klischee bedient wird. Immerhin, sowohl Olivia Holt als auch Aubrey Joseph wissen jeweils auf ihre Art in den rollen zu überzeugen, wenn sie sich auch in Sachen Einstellung und Engagement oft wankelmütig geben, was ich aber wohlwollend auf deren Teenager-Status zu schieben bereit bin. Nichtsdestotrotz hätte ich mir im Rahmen einer Superhelden-Serie nicht unbedingt erwartet, dass dort ein Basketball-Match oder dergleichen mal im Vordergrund stehen würden, auch wenn ich natürlich verstehe, dass diese Serie wieder andere Zielgruppen bedienen soll und sicherlich auch nicht mit beispielsweise den Netflix-Vertretern des MCU verglichen werden sollte (auch wenn die qualitativ jüngst auch schwächeln).
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Nichtsdestotrotz geht – Schwerpunkte, Zielgruppen und Nebenhandlungen außen vor lassend – spannendes, serielles Erzählen anders, denn die immer gleichen Flashbacks und Einspieler, die immer gleichen Diskussionen und das als Mittel zum Zweck eingesetzte irrationale Verhalten der Hauptfiguren ermüden doch in einem Maße, dass ich ein Stück weit auch erleichtert war, als die Staffel sich dem Ende zu neigen begann. Zuvor allerdings nimmt Cloak and Dagger tatsächlich noch einmal an Fahrt auf und die Episoden 7-9 im Speziellen wussten mich dann doch überraschend gut zu unterhalten, weil auch endlich einmal ein paar Handlungsstränge fortgeführt und echte Erkenntnisse präsentiert worden sind, doch ausgerechnet im Finale drohen die Verantwortlichen die Serie regelrecht an die Wand zu fahren. Ohne freilich spoilern zu wollen, will ich nur festhalten, dass die finale Episode Zerstörung (1.10) zunächst einmal schlichtweg überfrachtet wirkt und entsprechend vieles in Windeseile (und nicht immer logisch) abgehandelt werden muss, während für sich genommen gelungene Rückblenden auf frühere "Gesegnete" die Episode zusätzlich ausbremsen und besser im Verlauf der Staffel hätten eingestreut werden können.
Auf den letzten Metern aber will man natürlich auch noch einmal zeigen, welche Kraft Tyrone und Tandy innewohnt, doch mit der Art und Weise, wie hier der Konflikt gelöst wird, tut man sich wahrlich keinen Gefallen (in meinen Augen). Um aber auf einer positiven Note zu enden, möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass mir nicht nur Tandys und Tyrones Darstellung, sondern auch die Inszenierung ihrer Kräfte durchaus gefallen haben, wenn man sie denn mal gezeigt hat, derweil Handlungsort New Orleans mit reichlich Flair und Lokal-Kolorit zu punkten versteht und mich insbesondere die Entwicklung der von Emma Lahana verkörperten Detective Brigid O’Reilly (die bereits in der zweiten Staffel Luke Cage kurz Erwähnung gefunden hat) doch durchaus gespannt auf die nächste Staffel warten lässt, zumal zu hoffen bleibt, dass das erzählerische Wirrwarr mit dem schlussendlichen Zusammenraufen von Cloak and Dagger der Vergangenheit angehören wird.
Cloak and Dagger | Staffel 1
-
Noch unerforschte Kräfte - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Die neue Marvel-Serie Cloak and Dagger gibt sich in ihrer ersten Staffel leider arg behäbig und lässt den Plot nur sehr langsam in Fahrt kommen, der ohnehin durch eine unnötig verschachtelte Erzählweise künstlich aufgebauscht wird. Derweil insbesondere Olivia Holt und Aubrey Joseph als Hauptfiguren Tandy und Tyrone durchaus zu überzeugen wissen, ändert das jedoch nichts an der Tatsache, dass es sich fernab übernatürlicher Einsprengsel hier in weiten Teilen um ein – relativ uninspiriertes – Teenie-Drama handelt.
Episodenübersicht: Staffel 1
02. Tandys Flucht (6/10)
03. Voodoo-Zauber (6/10)
04. Angst und Hoffnung (7,5/10)
05. Alte Freunde (6/10)
07. Neustart (7/10)
08. Gespenstergeschichten (7/10)
09. Wer sind wir (7/10)
10. Zerstörung (5,5/10)
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Cloak and Dagger | Staffel 1 ist ist seit dem 08.06.18 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.
Da bin ich im großen und ganzen bei dir. Kann man so nebenher schauen, überzeugt aber auch nur stellenweise. Die spannendste Figur ist für mich eigentlich O’Reilly, die schon aufgrund ihrer Ecken und Kanten nicht so glattgebügelt und vorhersehbar agiert.