Review: The Shallows – Gefahr aus der Tiefe (Film)

Schon ist die neue Woche wieder in vollem Gange, schon wird es wieder Zeit für die nächste Film-Kritik, auch wenn ich im Moment kaum einen Bezug zu den veröffentlichten Artikeln herstellen kann, weil ich mir mittlerweile wieder einen mehrwöchigen Vorlauf erarbeitet habe, so dass es gut und gerne schon einen Monat her sein dürfte, dass ich nachfolgend zu besprechenden Film gesehen habe.

The Shallows
Gefahr aus der Tiefe

The Shallows, USA 2016, 86 Min.

The Shallows - Gefahr aus der Tiefe | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Regisseur:
Jaume Collet-Serra
Autor:
Anthony Jaswinski

Main-Cast:
Blake Lively (Nancy)

Genre:
Horror | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Shallows - Gefahr aus der Tiefe | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Texanerin Nancy lässt sich zu einem abgelegenen, namenlosen Strand in Mexiko fahren, der insbesondere unter Surfern als echter Geheimtipp gilt und an dem schon ihre Mutter – kürzlich an Krebs gestorben – vor vielen Jahren gesurft hat. Gleichwohl Nancys Freunden sie versetzt, lässt sie sich davon nicht beirren und bricht allein in die Wellen auf. Was aber als sonniger und vergnüglicher Ausflug begonnen hat, wandelt sich alsbald zu purem Schrecken, als ein Hai sich in Nancys Oberschenkel verbeißt. Mit letzter Kraft gelingt es der jungen Frau, sich auf einen in der Nähe treibenden Wal-Kadaver zu retten, der auch der Grund dafür sein dürfte, dass der Hai anscheinend nicht vor hat, in nächster Zeit sein neues Jagdrevier wieder zu verlassen…

Rezension:

Dem Vernehmen nach ließ sich Blake Lively von ihrem Ehemann Ryan Reynolds und dessen Beteiligung an Buried – Lebend begraben inspirieren, um sich für The Shallows – Gefahr aus der Tiefe zu verpflichten und so tue ich es ihr in Teilen gleich, denn auch mich interessierte vorrangig die Prämisse, das einmal mehr eine einzelne Person im Zentrum der Ereignisse steht und losgelöst von Umwelt und weiteren Figuren ihren Mann – in diesem Fall ihre Frau – zu stehen hat, was ja nun einmal nicht unbedingt der üblichste Ansatz für einen Film jedweder Art sein dürfte. Hier jedoch war ich besonders gespannt, denn Hai-Filme gibt es bekanntlich wie (muss ich das jetzt wirklich schreiben?) Sand am Meer und entsprechend interessant würde es zu beobachten sein, ob und inwieweit Regisseur Jaume Collet-Serra (Run All Night) es verstehen würde, einerseits dem Sub-Genre an sich etwas Neues abgewinnen zu können, andererseits die Spannung über die gesamte Laufzeit – hier immerhin (exklusive Abspann) ziemlich exakt 80 Minuten – würde aufrechterhalten können.

Szenenbild aus The Shallows - Gefahr aus der Tiefe | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Dabei beginnt The Shallows freilich vollkommen unaufgeregt und punktet schnell mit einem ordentlichen Look, mit dem ich jetzt nicht die malerischen Sandstrände und Blake Livelys durchtrainierten Körper meine, sondern die eingeblendeten Smartphone-Displays sowie eine später noch zum Tragen kommende Stoppuhr, deren Display sich über Teile des Bildausschnittes legt, denn solche Spielereien kennt man bereits aus Collet-Serras Non-Stop, auch wenn er die Technik hier noch spürbar verfeinert hat. Ansonsten bemüht sich der Film um einen naturalistischen Look und wirkt in seinen wenigen unbeschwerten Minuten wie ein klassisches Surf-Promo, dem man es zudem nicht ansieht, dass Hauptdarstellerin Lively nie selbst auf dem Brett gestanden, sondern lediglich ein bisschen gepaddelt und im Vorfeld ihr Board gewachst hat, doch ist es freilich eine trügerische Sicherheit, denn wir alle wissen, was kommen wird und dennoch überrascht und schockiert der unvermittelte Angriff tatsächlich, der in seiner Drastik prompt den Gefahrenlevel hochschnellen lässt, obwohl wir das Ungetüm zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wirklich haben sehen können.

Kurzentschlossen flüchtet sich Nancy – so der Name der von Blake Lively (All I See Is You) verkörperten Figur – auf einen verendeten und geschundenen Wal, der in der Nähe treibt und von dort ausgehend nimmt ihre Odyssee ihren Lauf, bei der man sicherlich das eine oder andere Mal in Sachen Logik ein Auge zukneifen muss, die aber vom inszenatorischen Standpunkt her blendend funktioniert, so dass ich mich zwar nicht unbedingt vor Angst um Nancys Leben in den Sitz gedrückt fühlte, aber doch jeden Schmerzenslaut und oft gehörigen Ekel beinahe körperlich mitfühlen konnte. Hier stellt sich schlichtweg die Frage, wie verkopft oder wie emotional man sich auf The Shallows einzulassen bereit ist, denn von einer objektiven Warte aus betrachtet könnte man so ziemlich jede Wendung im Film sicherlich gepflegt auseinandernehmen und dass ein Hai sich niemals dermaßen aggressiv und engstirnig verhalten würde wie hier sollte wohl auch allen klar sein, doch von einer emotionalen Warte aus betrachtet ist Collet-Serras Ausflug in den Hai-Horror für mich persönlich wahnsinnig effektiv geraten, weil sich Nancys Angst, Schmerz und auch Überlebenswille in meinem persönlichen Erleben zu manifestieren wussten, so dass ich ungeachtet mancher Unstimmigkeiten mit der Figur mitgefiebert habe wie schon lange nicht mehr.

Szenenbild aus The Shallows - Gefahr aus der Tiefe | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Das liegt natürlich neben Blake Livelys überzeugendem Schauspiel auch an der Figur an sich, die schlichtweg die Zähne zusammenbeißt und sich durchkämpft, nie aufgibt und selbst bei immensem Schmerz nicht ins Jammertal abdriftet, sich kurz sammelt und neue Pläne schmiedet, auch wenn freilich eine gewissen Resignation im Laufe der Zeit ebenfalls ihr Gesicht umwölkt. Der Umstand, dass Nancy ursprünglich Medizin zu studieren begonnen hatte, erweist sich ebenfalls als Glücksfall und sorgt für eine der intensivsten Szenen des Films, die – wohlgemerkt immer nur, wenn man sich darauf einzulassen bereit ist – emotional gehörig aufzuwühlen versteht. Und auch wenn ich das in letzter Zeit häufiger thematisiere und mich dadurch zugegebenermaßen schon ein wenig alt fühle, wundert mich auch hier wieder die Altersfreigabe ab 12 Jahren, denn auch wenn sich die expliziten Szenen durchaus im Rahmen halten, ist manches doch schon ziemlich fies und wer sich allein auf die FSK verließe, wäre erstaunt, wie blutig es hier dann doch zuweilen werden darf. Im krassen Kontrast zu all den starken Momenten im Mittelteil steht derweil das überraschend trashige Finale, das wiederum sicherlich so manchem Zuschauer den Film noch auf den letzten Metern verleiden dürfte, doch im Kontext der bis dahin mitreißenden Inszenierung sehe ich das The Shallows gern nach, zumal ich im Vorfeld schlichtweg nicht geglaubt hätte, dass ein solcher – oder speziell dieser – Film mich so abzuholen wüsste wie geschehen.

Fazit & Wertung:

Jerome Collet-Serra liefert mit The Shallows – Gefahr aus der Tiefe einen überraschend überzeugenden Genre-Film ab und punktet mit gekonnter Inszenierung und einer immens stark und präsent aufspielenden Blake Lively, derweil man die Dramaturgie des Films zweifelsohne nicht zu sehr auf den Prüfstand der Logik und Plausibilität stellen sollte. Doch was dem Film in diesen Aspekten fehlt, macht er mit einer emotional intensiven Erfahrung wett, auf die man sich allerdings einzulassen bereit sein muss.

7 von 10 aggressiven Hai-Angriffen

The Shallows – Gefahr aus der Tiefe

  • Aggressive Hai-Angriffen - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Jerome Collet-Serra liefert mit The Shallows – Gefahr aus der Tiefe einen überraschend überzeugenden Genre-Film ab und punktet mit gekonnter Inszenierung und einer immens stark und präsent aufspielenden Blake Lively, derweil man die Dramaturgie des Films zweifelsohne nicht zu sehr auf den Prüfstand der Logik und Plausibilität stellen sollte. Doch was dem Film in diesen Aspekten fehlt, macht er mit einer emotional intensiven Erfahrung wett, auf die man sich allerdings einzulassen bereit sein muss.

7.0/10
Leser-Wertung 7.33/10 (3 Stimmen)
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The Shallows – Gefahr aus der Tiefe ist am 27.12.16 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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