Review: Hotel Artemis (Film)

Und wir starten auch hinsichtlich Filmen wieder in die neue Woche und ich widme mich direkt mal einem frisch erschienenen Werk, das mich doch überaus positiv zu überraschen gewusst hat, auch wenn ich das wohl mal wieder anders zu sehen scheine als der Großteil an KritikerInnen und RezensentInnen, aber dafür gibt es eine eigene Meinung ja schließlich.

Hotel Artemis

Hotel Artemis, UK/USA 2018, 94 Min.

Hotel Artemis | © Concorde
© Concorde

Regisseur:
Drew Pearce
Autor:
Drew Pearce

Main-Cast:

Jodie Foster (The Nurse)
Sterling K. Brown (Waikiki)
Sofia Boutella (Nice)
Jeff Goldblum (Niagara)
Brian Tyree Henry (Honolulu)
Jenny Slate (Morgan)
Zachary Quinto (Crosby Franklin)
Charlie Day (Acapulco)
Dave Bautista (Everest)

Genre:
Krimi | Drama | Science-Fiction | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Hotel Artemis | © Concorde
© Concorde

In der nahen Zukunft – genauer dem Jahre 2028 – wird Los Angeles von schweren Ausschreitungen erschüttert, nachdem die Wasserversorgung für den einfachen Bürger kaum noch zu gewährleisten ist und die Kosten für das kühle Nass schier explodieren. Inmitten dieser Unruhen planen zwei Brüder einen Banküberfall, der allerdings gründlich nach hinten losgeht. Mit letzter Kraft retten sie sich in das nahegelegene Hotel Artemis, eine Art Krankenhaus, ausschließlich für Mitglieder und ausschließlich für Kriminelle, in dem sie sich wieder zusammenflicken zu lassen gedenken. Während die Brüder unter den Decknamen Waikiki und Honululu einchecken, sind die meisten der wenigen Zimmer bereits belegt, namentlich von dem Waffenhändler Acapulco und der Auftragsmörderin Nice, doch während die eifrige Krankenschwester und der Pfleger Everest mit Hingabe den Laden am laufen zu halten versuchen, kündigt sich hoher Besuch an, denn niemand Geringeres als der Gründer des Hotel wünscht dessen Dienste in Anspruch zu nehmen und das letzte verbleibende Zimmer – Niagara – zu belegen. Dumm nur, dass Waikiki und Honululu den Gangsterboss jüngst unwissend beklaut haben, doch immerhin sind Waffen im Hotel Artemis verboten. Doch welcher Gangster hält sich schon an Regeln…

Rezension:

Wenn eine Schauspielgröße wie Jodie Foster nach fünf Jahren Leinwandabstinenz – zuletzt war sie in Elysium zu sehen – für einen Film zurückkehrt und es sich bei selbigem dann auch noch um das Regie-Debüt des Drehbuchautors Drew Pearce (Iron Man 3) handelt, der hier freilich auch das Skript verfasst hat, dann darf man durchaus gespannt sein, was bei dem in diesem Fall Hotel Artemis betiteltem Werk herauskommt. Zu meinem großen Glück bin ich dabei ohne jedwede Vorkenntnis oder spezifischere Erwartungshaltung an den Film herangegangen, denn erst im Nachhinein erfuhr ich von den erwarteten oder spekulierten Parallelen zu John Wick, da hier wie da ein Hotel den Killern und Gangstern dieser Welt einen sicheren Unterschlupf verspricht, auch wenn das Hotel hier vielmehr eine Art exklusives Krankenhaus darstellt. Ich sage deshalb "zum Glück", da ich mir ansonsten wohl eine deutlich actionlastigere Storyline erwartet hätte, doch getreu den Regeln des Hotels Artemis, dass Gewalt gegenüber anderen Patienten und Waffen ganz allgemein verboten sind, stehen Action und Krawall ausdrücklich im Hintergrund und Pearce widmet sich lieber einer Noir-mäßig inszenierten Charakterstudie, was seinem Erstling tatsächlich enorm gut zu Gesicht steht, wenn man weiß, was einen erwartet.

Szenenbild aus Hotel Artemis | © Concorde
© Concorde

So schafft Pearce vor dem Hintergrund einer zehn Jahre in der Zukunft angesiedelten Revolte im Grunde ein großzügig ausgelegtes Kammerspiel, denn weite Teile von Hotel Artemis spielen sich in den Fluren und Zimmern der namensgebenden Lokalität ab, wobei es durchaus – seltene – Ausblicke und Abstecher in die Außenwelt gibt, die aber sowohl für die Gäste des Hotels als auch den Plot an sich keine größere Rolle zu spielen scheinen, wenn man einmal davon absieht, dass die im Chaos versinkenden Straßen das Gefühl der Isolation noch unterstreichen, was in dem Exklusiv-Gangster-Resort ohnehin vorherrscht. In Gang gebracht wird die Geschichte derweil von einem aus dem Ruder gelaufenen Banküberfall und damit aus der Perspektive zweier Brüder (Sterling K. Brown und Brian Tyree Henry), doch wechselt die Perspektive mit Ankunft im Hotel schnell zu der meist nur The Nurse genannten Schirmherrin, Verwalterin und Ärztin des Ladens. In deren Rolle versteht Jodie Foster vom ersten Moment an zu brillieren und offenbart gleichsam im weiteren Verlauf Schicht um Schicht weitere Facetten einer desolaten, zerrütteten Persönlichkeit, deren tiefe Tragik eng mit den Eckpfeilern der Geschichte verknüpft werden wird.

Die Geschichte an sich ist aber auch im Grunde recht überschaubar geraten, weil wir es eben im Grunde mehr mit einer Charakterstudie, einer Momentaufnahme zu tun bekommen, derweil sich im Grunde das gesamte Geschehen an einem einzigen Tag – "ein Mittwoch wie jeder andere", würde die Nurse sagen – abspielt, für die Beteiligten jedoch tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen wird. Dabei kann Hotel Artemis kaum verhehlen, dass der Plot doch reichlich konstruiert ist, wobei das hier in Anbetracht der ohnehin surrealen Atmosphäre kaum störend ins Gewicht fällt. Angefangen damit, dass den Gangstern Decknamen anhand ihrer Zimmer verliehen werden und sich somit Nice (Nizza) und Acapulco zanken, während Waikiki hinzustößt, schafft einerseits ein befremdliches Gefühl und andererseits Distanz zu den Figuren, die dafür anhand ihrer Äußerungen und Taten charakterisiert werden. Sofia Boutella (Atomic Blonde) tritt dabei mal wieder in ihrer quasi-Paraderolle als Profikillerin in Erscheinung und macht eine gewohnt souveräne Figur, während der Waffenhändler Acapulco mit Charlie Day (Kill the Boss) schön gegen den Strich besetzt worden ist.

Szenenbild aus Hotel Artemis | © Concorde
© Concorde

Während also nach und nach die einzelnen Figuren anreisen oder eingeführt werden, widmet sich Pearce sorgsam der Aufgabe, selbige für das Finale in Stellung zu bringen, dass zwar – logischerweise – bis zuletzt auf sich warten lässt, sich allerdings auch von langer Hand ankündigt, denn bereits früh ist klar, dass die Ankunft des alsbald als Niagara betitelten Gangsterbosses auf gleich mehrere Art einen Eklat mit sich bringen wird und in dem Wissen darum, dass dieser von Jeff Goldblum verkörpert wird, harrt man geduldig seines Eintreffens und wird nicht enttäuscht, auch wenn seine Rolle hier deutlich geerdeter ist als beispielsweise noch in Thor 3. Der Grund, warum ich mir hier überhaupt ein eher exaltiertes Spiel seitens Goldblum erwartet hätte, ist übrigens Zachary Quinto (Star Trek), der sich hier mit Genuss dem gepflegten Overacting hingibt. Die vielleicht größte Überraschung ist aber Dave Bautista (Guardians of the Galaxy), der nicht nur eine angenehm große Rolle in dem Reigen spielt, sondern als Pfleger Everest einen der wenigen echten Sympathieträger darstellt und nuanciert dessen Beziehung zur Nurse zu vermitteln versteht, also quasi richtig schauspielern darf und sich als goldrichtig für die Rolle erweist. So schafft Pearce in und für Hotel Artemis ein spannendes Setting und lässt eine gleichsam differenzierte Riege an Charakteren aufeinanderprallen, was in weiten Teilen zwar eher dystopisch angehauchtes Charakter-Drama sein mag, dank inszenatorischer Eigenständigkeit und einer konsequenten Entwicklung aber auch in den vielen ruhigen Momenten überzeugt, wenn man sich denn eben nicht im Vorfeld ein temporeiches Action-Feuerwerk erwartet, was der Film weder ist noch sein möchte.

Fazit & Wertung:

Drew Pearce liefert mit Hotel Artemis ein gelungenes und eindringlich geschildertes Regie-Debüt ab, dem es gelingt, Versatzstücke von Dystopie und Kammerspiel zu einem erfrischend unverbraucht wirkenden Gesamtwerk zu verschmelzen, dessen Plot zwar merklich konstruiert sein mag, das dafür aber mit gelungener Charakterzeichnung und einzigartiger Atmosphäre punktet.

7,5 von 10 Regeln im Hotel Artemis

Hotel Artemis

  • Regeln im Hotel Artemis - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Drew Pearce liefert mit Hotel Artemis ein gelungenes und eindringlich geschildertes Regie-Debüt ab, dem es gelingt, Versatzstücke von Dystopie und Kammerspiel zu einem erfrischend unverbraucht wirkenden Gesamtwerk zu verschmelzen, dessen Plot zwar merklich konstruiert sein mag, das dafür aber mit gelungener Charakterzeichnung und einzigartiger Atmosphäre punktet.

7.5/10
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Hotel Artemis ist am 03.12.18 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Concorde erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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