Review: Anna und die Apokalypse (Film)

Zwar handelt es sich bei dem der heutigen Filmkritik zugrundeliegenden Werk im weitesten Sinne um einen Weihnachtsfilm und wir haben nun einmal Mitte Mai, doch macht das in dem Fall wenig, denn der Genuss des Films war für mich dennoch ein bisschen wie Weihnachten, so viel Spaß hatte ich an dem munteren Treiben und den durchweg großartigen Songs.

Anna und die Apokalypse

Anna and the Apocalypse, UK 2017, 93 Min.

Anna und die Apokalypse | © Splendid Film
© Splendid Film

Regisseur:
John McPhail
Autoren:
Alan McDonald
Ryan McHenry

Main-Cast:

Ella Hunt (Anna Shepherd)
Malcolm Cumming (John)
Sarah Swire (Steph North)
Christopher Leveaux (Chris Wise)
Marli Siu (Lisa)
Ben Wiggins (Nick)
Mark Benton (Tony Shepherd)
Paul Kaye (Arthur Savage)

Genre:
Komödie | Fantasy | Horror | Musical

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Anna und die Apokalypse | © Splendid Film
© Splendid Film

Wie alle Jahre im Dezember weihnachtet es sehr und Anna sieht ihrem Schulabschluss entgegen, wobei ihr Vater just erst erfährt, dass sie mitnichten vorhat, die Uni zu besuchen, sondern stattdessen die Welt zu bereisen gedenkt. Ihrem besten Freund John ist dieser Plan genauso ein Dorn im Auge wie ihrem Dad, denn schon länger hat John deutlich amourösere Gefühle für die attraktive Anna, wobei die eher auf den Bad-Boy-Typ zu stehen scheint, wie auch der arrogante Nick einer ist. Von diesen romantischen Verwicklungen und dem Ärger ihres Vaters lässt sich Anna allerdings nicht beirren und tanzt im Freudentaumel Richtung letztem Schultag, ohne zunächst zu merken, dass um sie herum bereits das Sterben begonnen hat, denn über Nacht sind die Straßen von Zombies geflutet worden und kaum ein Ort scheint Schutz vor den untoten Horden zu bieten…

Rezension:

Sorry, aber ein Film, der schon mit "Shaun of the Dead trifft auf La La Land" beworben wird, ist ja im Grunde schon prädestiniert dafür, sich umgehend in mein Herz zu spielen, derweil ich letztgenannten Film objektiv ein wenig besser finde, erstgenannten Film subjektiv deutlich mehr vergöttere. Und tatsächlich ist dieser aufs Cover gedruckte Anheizer hier nicht nur eine hohle Phrase oder Verkaufsmasche, sondern trifft tatsächlich den Kern des Ganzen, denn Anna und die Apokalypse funktioniert tatsächlich gleichermaßen als Musical wie auch Zombie-Horror-Komödie, so dass Fans beider Genres – wie ich – sich regelrecht im Himmel wähnen werden, derweil sich, wer auch nur einem der Sujets nichts abgewinnen kann, nur naserümpfend abwenden wird. Zwar merkt man deutlich, dass der von John McPhail inszenierte Film gleichermaßen auch als Coming-of-Age-Musical ohne Zombies oder alternativ Horror-Komödie mit gehörigem Splatter-Anteil funktioniert hätte, doch macht eben gerade erst die Verquickung beider Ansätze den besonderen Reiz dieses eigenwillig-einzigartigen Weihnachtsfilms aus, den man sich auch wunderbar unterjährig ansehen kann, wobei ich jetzt schon weiß, dass er nun fortan alljährlich im Dezember für eine Sichtung wird herhalten müssen.

Szenenbild aus Anna und die Apokalypse | © Splendid Film
© Splendid Film

Dabei verlässt sich Anna und die Apokalypse aber auch nicht über Gebühr auf Konzept und Prämisse, um damit über dramaturgische Schwächen hinwegzutäuschen, sondern flicht tatsächlich aus all den Versatzstücken ein großes Gesamtkunstwerk. Das kommt prompt fetzig und mitreißend daher und versteht bereits mit den ersten beiden Songs "Break Away" sowie "Hollywood Ending" prompt für sich einzunehmen, transportiert darüber hinaus aber auch Gedanken oder Gefühle seiner Protagonisten, die eben allesamt dem Gefühl nach zwar aus jedem x-beliebigen Indie-Drama entsprungen sein könnten, aber auch jeweils ihre Ecken und Kanten haben, authentisch, frisch und unverbraucht wirken, was sicherlich auch mit dem weitestgehend unbekannten Cast zusammenhängen mag. So macht McPhail das Beste, was man mit Musical-Nummern anstellen kann, und trägt und erweitert mit den Songs die Geschichte, statt sie als bloßes Showcase oder Gimmick zu behandeln, schafft mit ihnen ein tieferes Verständnis für die Figuren und die Handlung und liefert vor allem eine Punktlandung nach der nächsten ab, die sich thematisch ganz dem vorherrschenden Ton des Geschehens anpasst, ob es sich nun um das alberne "The Fish Wrap", die anrührende Power-Ballade "Human Voice" oder das heroisch, sich aufbäumende "Give Them A Show" handelt.

Sich den Soundtrack zum Film zuzulegen ist also hier wie so oft bei ähnlich gelagerten Werken quasi Pflicht und nicht Kür, aber fernab der Musical-Sparte weiß Anna und die Apokalypse auch dem Zombie-Part gerecht zu werden und ist einerseits ansprechend explizit inszeniert – wenn es auch meines Erachtens nicht über Gebühr derb wird – und weiß zudem mit ein paar herrlich schrägen Einfällen zu punkten, wie man die Zombies bestmöglich zur Strecke bringt oder ablenkt. Die Tötungen selbst werden zwar auch oft genug dem Anspruch gerecht, dass es sich eben auch um eine Komödie handelt, doch findet sich hier auch einiges an Dialogwitz, der mich manches Mal hat lauthals lachen lassen. Dann aber geht McPhail auch schon wieder ungewohnte Wege, denn was er nicht macht, ist seine Figuren einem müden Gag zu opfern. So kann man sich freilich darauf einstellen, dass nur ein Bruchteil der Gruppe an Überlebenden auch am Ende noch aufrecht und unversehrt stehen wird, doch statt das Ableben der weniger Glücklichen zum Teil eines Gag-Feuerwerks zu machen, werden die Tode überraschend tragisch und berührend behandelt, wodurch die Protagonisten des Films deutlich nahbarer und glaubhafter wirken, während es einzig das Setting ist, dass vor Absurdität strotzen darf.

Szenenbild aus Anna und die Apokalypse | © Splendid Film
© Splendid Film

Damit gelingt hier, woran viele Filme sich verzweifelt die Zähne ausbeißen, denn einerseits hat man es bei Anna und die Apokalypse auf den ersten Blick mit Trash der allerfeinsten Sorte zu tun, andererseits fiebert man aber auch gehörig mit den Figuren mit und muss sich mühen, nicht an der einen oder anderen Stelle ein Tränchen zu verdrücken, während die versammelte Schar Überlebender einem zusehends ans Herz wächst. Last but not least sollte ich aber vielleicht noch erwähnt haben, dass der versammelte Cast auch extrem überzeugend seine jeweiligen Songs zum Besten gibt und damit maßgeblich zu dem Schwung beiträgt, der hier vorherrscht, während man sich munter durch alle musikalischen Genres bewegt und die üblichen Stationen hin zum "Finale" durchläuft, das ich ebenfalls in seiner Art sehr überzeugend fand. Und wenn dann noch beinahe sämtliche Gags sitzen, bedarf es eigentlich schon keiner lebhaften Diskussionen mehr darüber, ob Robert Downey Jr. oder besser Iron Man die Apokalypse überlebt haben könnte, um mein Herz im Sturm zu erobern. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, McPhails Film drücke alle richtigen Knöpfe bei mir und ich kann nur jedem wünschen, der diese voller Euphorie verfassten Zeilen liest und eventuell aufgrund dessen für sich beschließt, dieser weihnachtlich-musikalischen Zombie-Apokalypse eine Chance zu geben, dass es ihm bestmöglich ebenso ergeht wie mir.

Fazit & Wertung:

Mit Anna und die Apokalypse liefert John McPhail die wohl denkbar schönste Verquickung aus zwei nur auf dem Papier unvereinbar scheinenden Genres und inszeniert ein bestens aufgelegtes, anrührendes wie mitreißendes Mashup aus Highschool-Musical, Coming-of-Age-Drama und Zombie-Comedy mit einem Hauch Horror, einer gefälligen Portion Splatter und vor allem zahllosen Ohrwürmern.

9 von 10 beherzt unschädlich gemachten Zombies

Anna und die Apokalypse

  • Beherzt unschädlich gemachte Zombies - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Mit Anna und die Apokalypse liefert John McPhail die wohl denkbar schönste Verquickung aus zwei nur auf dem Papier unvereinbar scheinenden Genres und inszeniert ein bestens aufgelegtes, anrührendes wie mitreißendes Mashup aus Highschool-Musical, Coming-of-Age-Drama und Zombie-Comedy mit einem Hauch Horror, einer gefälligen Portion Splatter und vor allem zahllosen Ohrwürmern.

9.0/10
Leser-Wertung 7/10 (2 Stimmen)
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Anna und die Apokalypse ist am 12.04.19 auf DVD und Blu-ray bei Splendid Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

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vgw

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