Review: Bad Times at the El Royale (Film)

Wie angekündigt kommt nun natürlich auch heute wieder eine Film-Kritik und entgegen der vorherrschenden Meinung hat mir Drew Goddards Streifen – zum Glück – so richtig gut gefallen!

Bad Times at the El Royale

Bad Times at the El Royale, USA 2018, 141 Min.

Bad Times at the El Royale | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Drew Goddard
Autor:
Drew Goddard

Main-Cast:
Jeff Bridges (Father Daniel Flynn / Dock O’Kelly)
Cynthia Erivo (Darlene Sweet)
Dakota Johnson (Emily Summerspring)
Jon Hamm (Laramie Seymour Sullivan / Dwight Broadbeck)
Chris Hemsworth (Billy Lee)
Cailee Spaeny (Rose Summerspring)
Lewis Pullman (Miles Miller)
in weiteren Rollen:
Nick Offerman (Felix O’Kelly)
Xavier Dolan (Buddy Sunday)
Shea Whigham (Dr. Woodbury Laurence)
Mark O’Brien (Larsen Rogers)
Charles Halford (Sammy Wilds)
Jim O’Heir (Milton Wyrick)
Gerry Nairn (Reporter Paul Kraemer)
Alvina August (Vesta Shears)

Genre:
Krimi | Drama | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Bad Times at the El Royale | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Beinahe zeitgleich treffen an einem Abend Ende der Sechzigerjahre der Priester Daniel Flynn und die Sängerin Darlene Sweet im einstmals glamourösen, wie berühmt-berüchtigten Hotel "El Royale" ein, dessen kuriosestes Alleinstellungsmerkmal sein dürfte, dass exakt durch die Mitte der Eingangshalle und über den Vorplatz hinweg die Staatengrenze verläuft, so dass sich eine Hälfte des Etablissements in Nevada und die andere Hälfte in Kalifornien befindet. In der Lobby erwartet sie bereits der Staubsaugervertreter Laramie Seymour Sullivan und eröffnet ihnen, schon geraume Zeit auf einen Concierge zu warten. Als der schlussendlich doch noch erscheint, taucht kurz darauf eine mysteriöse junge Frau auf, die ebenfalls um ein Zimmer in dem bis vor wenigen Stunden noch regelrecht verwaisten Hotel zu bitten. Doch auch wenn die anwesenden nach außen hin den Schein zu wahren versuchen, ist im Grunde klar, dass Sullivan so wenig Vertreter ist wie Flynn ein echter Priester, doch auch das Hotel selbst wartet mit einigen Geheimnissen auf, die spätestens in dem Moment ans Licht gezerrt werden, als der charismatische Sektenführer Billy Lee ins "El Royale" gelockt wird…

Rezension:

Lange habe ich der Heimkinopremiere von Bad Times at the El Royale entgegengefiebert und bin doch erst jetzt dazu gekommen, dem Film meine Aufmerksamkeit zu widmen. Der Umstand, warum ich so gespannt auf diesen Film gewesen bin, liegt diesmal aber weit weniger im Thema, dem Setting, der Prämisse oder Besetzung begründet, sondern schlichtweg darin, dass hier Drew Goddard für sowohl Drehbuch als auch Regie verantwortlich zeichnet. Mir persönlich war selbiger seit den jeweils finalen Staffeln von Buffy und Angel ein Begriff und zeichnete dort jeweils für nicht ganz eine Handvoll der prestigeträchtigsten und kultverdächtigsten Episoden verantwortlich, weshalb sich mir sein Name früh ins Gedächtnis brannte. Weitaus bekannter – und in meinen Augen nicht minder kultig – mag allerdings sein Regie-Debüt The Cabin in the Woods von 2011 gewesen sein, dessen Drehbuch er seinerzeit gemeinsam mit Joss Whedon verfasst hat. Und nachdem sich Goddard als Serienschöpfer und Produzent von Daredevil schlussendlich noch weitere Meriten bei mir verdient hatte, konnte ich gar nicht anders, als rasend gespannt zu sein auf sein in Personalunion als Regisseur und Drehbuchautor entstandenes Werk, mit dem er unter höchster Geheimhaltung bei den einschlägigen Filmstudios hausieren ging.

Szenenbild aus Bad Times at the El Royale | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Nun ist Bad Times at the El Royale allerdings – insbesondere mit The Cabin in the Woods im Hinterkopf – nicht gerade der Film geworden, den man sich vermutlich erwartet hätte, doch trägt er meines Erachtens dennoch spürbar die Handschrift von Goddard, auch wenn an mehr als einer Stelle von einer ausgeprägten Quentin-Tarantino-Reminiszenz die Rede ist. Und natürlich gibt es insbesondere zu The Hateful 8 einige plausible Parallelen, was das reduzierte Setting und die mit Geheimnissen beladenen Protagonisten angeht, aber das allein ist mitnichten das Alleinstellungsmerkmal des einen wie des anderen Films und man müsste konsequenterweise noch weit eher Identität von James Mangold als Vergleich heranziehen, denn auch dort trifft eine Schar ungleicher Gestalten mehr oder minder zeitgleich in einem abgeschiedenen Hotel beziehungsweise Motel ein, was allerdings nicht bedeutet, dass beide Filme sonst großartig etwas gemein hätten. Überhaupt geht Goddard größtenteils unerwartete Wege und spart sich hier eben auch einen markerschütternden Twist wie noch in seinem 2011er-Werk, sondern lässt den Umstand, dass seine Figuren allesamt etwas zu verbergen haben, kaum verhohlen an der Oberfläche des Gezeigten schwimmen. Entsprechend braucht es keiner großen Offenbarungsmomente, um zu erkennen, dass der Staubsaugervertreter kein Staubsaugervertreter und der Priester kein Priester ist – um nur die offenkundigsten Schein-Identitäten anzusprechen – , während der Regisseur und Autor dafür in vielerlei anderer Hinsicht zu überraschen weiß.

Nichtsdestotrotz tragen diese Umstände aber leider dazu bei, dass Bad Times at the El Royale auch ein Stück weit Opfer des eigenen Marketings und der heraufbeschworenen Erwartungshaltung geworden ist, denn der mit rund 140 Minuten durchaus üppig bemessene Reigen kommt oftmals weit weniger brachial und blutig daher, wie es beispielsweise der Trailer – oder die Kenntnis von Daredevil – hätten vermuten lassen können, während der vergleichsweise geradlinige Plot ebenfalls für manchen enttäuschend sein könnte. Dafür gelingen Goddard in seinem Werk aber ganz andere Kunststücke und bevor ich auf die eigentliche Besetzung zu sprechen komme, müssen wir uns über den heimlichen Hauptdarsteller, nämlich das über die Staatengrenze hinweg verlaufende "El Royale" unterhalten, das eine der wohl denkwürdigsten und gelungensten Kulissen der letzten Jahre darstellt und maßgeblich dazu beiträgt, das Jahr 1969 im Film regelrecht lebendig werden zu lassen, während Set-Design und Ausstattung, Farbgebung und vor allem Lichteinsatz merklich bis ins letzte Detail durchkalkuliert worden sind, was allein schon so manchem Film-Fan das Herz zu wärmen imstande ist.

Szenenbild aus Bad Times at the El Royale | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Ansonsten punktet der Film mit einer illustren Schar aus regelrechten Stars und mir bislang unbekannten DarstellerInnen, die allerdings allesamt und in jeglicher figuren-Konstellation zu überzeugen wissen, während sich Goddard anfänglich einer sich an den Zimmernummern orientierenden Kapitelstruktur bedient, um dem Zuschauer besagte Protagonisten näherzubringen, was stilistisch ebenfalls außerordentlich gelungen ist, zumal er sich hier zwar grundsätzlich auf je eine Figur beschränken mag, dabei aber die Geschehnisse im Rest des Hotels nicht außen vor, geschweige denn außer Acht lässt. Nach einer anfänglich noch mysteriös erscheinenden Eröffnung widmet sich Bad Times at the El Royale dabei zunächst dem von Jon Hamm (Baby Driver) dargestellten Sullivan, der seinerseits den eintreffenden Priester Flynn (Jeff Bridges, Hell or High Water) sowie die von Cynthia Erivo verkörperte Darlene Sweet begrüßt und mit seiner jovialen Art nicht nur Freunde findet. Nichtsdestotrotz handelt es sich hier bereits um einen der frühen Glanzmomente des Films, der sowohl Teile des Ensembles als auch die Lobby des "El Royale" ins beste Licht rückt. So undurchsichtig aber Darlene zunächst sein mag, steht ihr die alsbald zu der illustren Truppe stoßende Emily (Dakota Johnson, How to Be Single) in nichts nach und gibt gegenüber Gästen und Concierge (Lewis Pullman) nicht einmal ihren Namen preis. Einzig hinsichtlich des Eintreffens von Chris Hemsworth (Avengers: Endgame) als Sektenführer Billy Lee muss man sich nun ein wenig gedulden, denn gleichwohl er im Trailer prominent beworben worden ist, dient er lediglich zu späterem Zeitpunkt dazu, die Geschehnisse noch einmal in unerwartete Richtungen zu lenken. So ist Bad Times at the El Royale vorrangig audiovisuelles Paradestück und punktet mit überzeugender Ensemble-Leistung, weiß aber aus dem gleichermaßen geradlinigen wie sorgsam konstruierten Plot einiges zu machen und wenn man sich eben nicht bahnbrechende Twists oder überbordende Gewaltspitzen erwartet und dann noch von dem Gedanken freimacht, einer Tarantino-Hommage beizuwohnen, kann man – mir zumindest ging es so – gehörige Freude an dieser Produktion haben.

Fazit & Wertung:

Drew Goddard ist mit Bad Times at the El Royale ein filmisches Kleinod gelungen, das gleichsam konzeptionell wie audiovisuell zu überzeugen versteht und einen glänzend aufgelegten Cast ins Rennen schickt. Erwartungshaltung und Marketing lassen allerdings leider auch einen deutlich reißerischeren Film erwarten, als man letztlich geboten bekommt, weshalb man sich bestmöglich unvorbelastet an dieses ungemein atmosphärische – und für rund 140 Minuten extrem kurzweilige – Erzählung begeben sollte.

8 von 10 dubiosen Gästen des "El Royale"

Bad Times at the El Royale

  • Dubiose Gäste des "El Royale" - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Drew Goddard ist mit Bad Times at the El Royale ein filmisches Kleinod gelungen, das gleichsam konzeptionell wie audiovisuell zu überzeugen versteht und einen glänzend aufgelegten Cast ins Rennen schickt. Erwartungshaltung und Marketing lassen allerdings leider auch einen deutlich reißerischeren Film erwarten, als man letztlich geboten bekommt, weshalb man sich bestmöglich unvorbelastet an dieses ungemein atmosphärische – und für rund 140 Minuten extrem kurzweilige – Erzählung begeben sollte.

8.0/10
Leser-Wertung 7.33/10 (3 Stimmen)
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Bad Times at the El Royale ist am 21.02.19 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 11. Mai 2019

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