Review: The Party (Film)

Und wir starten die neue Woche hinsichtlich Filmen mit einem im besten Sinne reduzierten Werk, dessen Kürze zwar geradezu dazu verleitet, es quasi zwischen Tür und Angel zu schauen, dessen Inhalt aber eher fordert, dass man ihm möglichst aufmerksam beiwohnt. Auf alle Fälle wurde ich im positivsten Sinne und war durchaus sehr angetan. Warum, das lest ihr jetzt.

The Party

The Party, UK 2017, 71 Min.

The Party | © Universum Film
© Universum Film

Regisseurin:
Sally Potter
Autoren:
Sally Potter
Walter Donohue (Story-Editor)

Main-Cast:

Patricia Clarkson (April)
Bruno Ganz (Gottfried)
Cherry Jones (Martha)
Emily Mortimer (Jinny)
Cillian Murphy (Tom)
Kristin Scott Thomas (Janet)
Timothy Spall (Bill)

Genre:
Komödie | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Party | © Universum Film
© Universum Film

Janet hat es endlich geschafft, von ihrer Partei zur Gesundheitsministerin berufen worden zu sein und gedenkt, diesen Erfolg mit ihrem Mann Bill und einer Handvoll ausgesuchter Gäste zu feiern. Bill allerdings wirkt schon im Vorfeld der Party reichlich apathisch und auch das Eintreffen von Janets ältester und bester Freundin April und ihres deutschen Lebensgefährten Gottfried ändert daran nichts. Kaum eingetroffen, folgt das lesbische Pärchen Martha und Jinny, wobei letztere jüngst erfahren hat, in freudiger Erwartung zu sein. Einzig die hübsche Marianne und ihr Freund Tom lassen zunächst auf sich warten. Als es schlussendlich erneut an der Tür klingelt, steht dort ein reichlich aufgekratzt wie nervös wirkender Tom, der Marianne zunächst entschuldigt, um sich dann auf der Toilette als erstes eine Line Kokain zu gönnen…

Rezension:

Was tun, wenn es einen nach einem Film gelüstet, die Zeit jedoch knapp bemessen scheint? Richtig, man widmet sich einem mit kaum mehr als 70 Minuten extrem knapp bemessenen Kammerspiel, dass in seiner Kürze und Prägnanz damit kaum länger ist als manche Serienepisode, dafür aber einiges zu erzählen hat. Wenn dann noch ein Film wie der von Sally Potter ersonnene und inszenierte The Party im Player landet, hat man im Grunde schon alles richtig gemacht, wobei die Doppeldeutigkeit des Titels, den man einerseits als "Die Partei", andererseits als "Die Party" interpretieren könnte, nur schwerlich zu übersetzen gewesen wäre, so dass es sich hier ganz allgemein wie so oft verhält, wenn das gesprochene Wort im Mittelpunkt steht, dass die Übersetzung gegenüber dem Original merklich das Nachsehen hat.

Szenenbild aus The Party | © Universum Film
© Universum Film

Ansonsten handelt es sich – und das sollte einem im Vorfeld klar sein – bei The Party um einen im besten Sinne reduzierten Film, der im Grunde ohne größere Änderungen oder Anpassungen auch auf der Theaterbühne funktionieren würde, was damit anfängt, dass sich das gesamte Geschehen innerhalb des Hauses von Janet und Bill abspielt, wobei hier im Grunde sogar nur der Flur, das Bad, die Küche, das Wohnzimmer und der angrenzende Garten zum Tragen kommen. Darüber hinaus auffälligstes Merkmal von Potters derzeit noch aktuellster Regie-Arbeit dürfte ansonsten aber natürlich sein, dass der gesamte Film in schwarz-weiß gehalten ist und so och einmal mehr auf seine Hauptfiguren fokussiert, ohne dass das Setting über Gebühr an Aufmerksamkeit beanspruche würde. Ähnliches gilt für den Einsatz von Musik, die einerseits spärlich und nur aus der Situation heraus – also mittels Plattenspieler im Wohnzimmer – eingesetzt wird und dadurch selbst wie eine Art Statement zu wirken versteht.

Dadurch erzeugt Potter einen unweigerlichen wie gelungenen Fokus auf die insgesamt sieben handelnden Figuren, die relativ gleichberechtigt ihren Part in dem Reigen zu spielen haben und dabei unterschiedliche Seiten einer Medaille verkörpern. So ist insbesondere die von Patricia Clarkson (Zwei an einem Tag) verkörperte April ungemein zynisch und abgeklärt in ihrer Weltsicht, weshalb es umso verwunderlicher ist, dass ausgerechnet sie sich mit dem esoterisch-gutmütigen Gottfried (Bruno Ganz, Michael Kohlhaas) abgibt, der sich mehr als einmal redlich müht, zur Deeskalation beizutragen. Dabei möchte ich gar nicht vorwegnehmen, was hier zum Stein des Anstoßes wird, um nicht die Freude an dem minutiös durch getakteten Reigen zu trüben. So viel Reibungsfläche wie aber allein bei April und Gottfried vorhanden ist, kann man sich denken, dass auch das ungleiche Pärchen Martha (Cherry Jones, I Saw the Light) und die von Emily Mortimer (Transsiberian) verkörperte Jinny so ihre Meinungsverschiedenheiten auszutragen haben.

Szenenbild aus The Party | © Universum Film
© Universum Film

Timothy Spall (The King’s Speech) derweil als lethargisch-tagträumerischer Bill gibt zunächst Rätsel auf, was mit ihm nicht stimmen mag oder was ihn beschäftigt, wobei selbiges auch für den von Cillian Murphy (Free Fire) gespielten Banker Tom gilt, der zwar sichtlich aufgebracht und koksnasig daherkommt, ansonsten aber erst einmal die größte Unwägbarkeit darstellt. Last but not least wäre dann noch Kristin Scott Thomas (Suite Française) zu nennen, die als frisch gebackene Gesundheitsministerin Janet für die Zusammenkunft verantwortlich zeichnet und die man bereits in den ersten Sekunden dabei beobachten kann, wie sie in den ersten Sekunden von The Party eine Waffe auf jemanden richtet, derweil sich die nächste Stunde darum drehen wird, wie es zu besagter Situation hat kommen können. Und nicht nur die illustre wie fähige Schar an Darstellerinnen und Darstellern, sondern eben auch das reduzierte Setting geben in der Summe ein Paradebeispiel dafür ab, wie sich mit vergleichsweise geringen Mitteln und samt und sonders überzeugender Film realisieren lässt, gesetzt den Fall natürlich, dass man dieser an ein Theaterstück erinnernden Art der Inszenierung etwas abgewinnen kann.

Fazit & Wertung:

Sally Potter liefert mit dem mehrdeutig betitelten The Party ein rundweg gelungenes Kammerspiel mit großartigem Ensemble ab, dass sich auf einer Theaterbühne wahrscheinlich ähnlich wohlgefühlt hätte wie nun auf der Leinwand. Die reduzierte Art der Inszenierung stellt dabei gekonnt auf das Wesentliche ab und so sind es vorrangig der zunehmend absurder werdende Fortgang der Geschichte sowie die pointierten Dialoge, die hier zu begeistern wissen.

8 von 10 wortreichen Auseinandersetzungen

The Party

  • Wortreiche Auseinandersetzungen - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Sally Potter liefert mit dem mehrdeutig betitelten The Party ein rundweg gelungenes Kammerspiel mit großartigem Ensemble ab, dass sich auf einer Theaterbühne wahrscheinlich ähnlich wohlgefühlt hätte wie nun auf der Leinwand. Die reduzierte Art der Inszenierung stellt dabei gekonnt auf das Wesentliche ab und so sind es vorrangig der zunehmend absurder werdende Fortgang der Geschichte sowie die pointierten Dialoge, die hier zu begeistern wissen.

8.0/10
Leser-Wertung 8/10 (2 Stimmen)
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The Party ist am 01.12.17 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Anke Brehm 14. Mai 2019

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