Auch diese Woche hole ich wieder Filme nach, die ich eigentlich vor Jahren schon gesehen haben wollte und den Anfang macht diesmal dieser hier.
End of Watch
End of Watch, USA 2012, 109 Min.
© Universal Pictures
David Ayer
David Ayer
Anna Kendrick (Janet)
Natalie Martinez (Gabby)
America Ferrera (Orozco)
Frank Grillo (Sarge)
David Harbour (Van Hauser)
Action | Krimi | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Universal Pictures
Brian Taylor und Mike Zavala sind Streifenpolizisten in South Central Los Angeles und ihrem Einvernehmen nach der Inbegriff von harten Hunden. Dieses ausgeprägte Selbstwertgefühl brauchen sie auch, um sich gegenüber den ansässigen Gangs und Gangstern beweisen zu können, sind sie schließlich nach ihrem Selbstverständnis die Demarkationslinie zwischen Leben und Tod, Gut und Böse, Recht und Unrecht. Dabei hat es sich Brian jüngst in den Kopf gesetzt, ihre tägliche Streife auf Video festzuhalten und ihren Alltag zu dokumentieren, weshalb die DigiCam zu ihrem ständigen Begleiter mutiert, der auch mal Unerfreuliches auf Band festhält, denn in ihrem Tun schlagen Brian und Mike gerne auch mal über die Stränge. Während ihr weit erfahrenerer Kollege Van Hauser warnende Worte findet, will insbesondere Macho Brian davon allerdings nichts hören und so kommt es, dass die beiden ihre Nase in Angelegenheiten stecken, die vielleicht doch eine Nummer zu groß für sie sein könnten…
Rezension:
Ich weiß nicht – und will es glaube ich auch gar nicht wissen – wie lange schon die Blu-ray von End of Watch unbeachtet in meiner Schublade vor sich hin vegetiert hat, zumal man meinen würde, als großer Jake-Gyllenhaal-Fan wäre sie schon viel früher im Player gelandet, doch habe ich dies ja nun endlich nachgeholt und mich dem im Mockumentary-Stil gedrehten Cop-Drama gewidmet, das aus der Feder von David Ayer (Suicide Squad) stammt und auch unter dessen Regie entstanden ist. Dabei ringt er dem Thema Found-Footage dank erfrischendem Ansatz durchaus neue Facetten ab und zeigt auf, dass es sich lohnen kann, in diesem Stil zu drehen, gleichwohl er es mit seiner formalen Prämisse nicht allzu genau nimmt und immer mal wieder aus den selbstgesteckten Grenzen ausbricht, um Geschehnisse aus einer Warte zu beleuchten, wie sie nicht von Brians Kamera hätten festgehalten werden können. Dabei kann ich ansonsten aber jeden beruhigen, der sich vor der berühmt-berüchtigten Wackelkamera fürchtet, denn auch wenn der Stil es geradezu nahelegen würde, hält man sich in dieser Hinsicht angenehm zurück und schafft ein doch stets übersichtliches Bild, das trotzdem ein Gefühl davon vermittelt, extrem nah dran zu sein.
© Universal Pictures
Das wird natürlich noch begünstigt durch den allgemeinen, grobkörnigen Look des Films und das harsche Auftreten der beiden Polizisten, wobei unbestritten Jake Gyllenhaal (Spider-Man: Far from Home) hier im Vordergrund steht, was schon daran liegt, dass es sich eben um eine ziemliche Rampensau und ein klassisches Alphatier handelt, so dass der von Michael Peña verkörperte Mike da ein wenig hintenanstehen muss, quasi ein wenig so, wie es auch der Fall beim Jahre später entstandenen CHIPS der Fall gewesen ist, auch wenn Peña dort einen Motorrad-Polizisten verkörpert. Dessen ungeachtet kauft man beiden ihre Rollen vollends ab und hätte man es nicht mit so bekannten Gesichtern zu tun, hätte Ayer wohl mühelos verlauten lassen können, mit echten Polizisten gedreht zu haben, was einerseits ein hohes Lob darstellt, andererseits unterstreicht, dass der Found-Footage-Stil von End of Watch funktioniert. Und dann verzeiht man es auch, wenn zugunsten der Dramaturgie dann doch mal eine Totale gewählt wird oder gar zu den Verbrechern gewechselt wird, die ihrerseits ebenfalls ein Faible für Videoaufnahmen zu haben scheint, was mit Blick auf ihre Taten natürlich nicht eben logisch oder nachvollziehbar wirkt, ganz davon abgesehen, dass ihre Aufnahmen wohl nie in die Hände der Cops geraten würden.
So handelt es sich bei End of Watch eben auch nicht um das schlussendliche Produkt, also eine (fiktive) Dokumentation, sondern reiht eher das Rohmaterial aneinander, das Brian dereinst wahrscheinlich zu verhökern gedenkt. Entsprechend nimmt sich Ayer zunächst auch ausgiebig Zeit, den Alltag der beiden auf den Straßen der Stadt zu skizzieren, was mitnichten langweilig oder redundant geraten ist, sondern letztlich dazu dient, die Exposition der Figuren zu unterstützen, die man hier als eingespieltes Duo wie auch beste Freunde erlebt, bei denen aber auch schnell klar ist, dass sie zuweilen ziemliche Dickköpfe sein können und in vielerlei Hinsicht nicht einmal sonderlich sympathisch daherkommen. Und dennoch folgt man ihnen bereitwillig durch ihren Tagesablauf, wobei sich alsbald auch das Privatleben der beiden in die Doku schleicht, wenn Brian die bezaubernde Janet kennenlernt, die wiederum verkörpert wird von der wunderbaren Anna Kendrick (Mr. Right), die hier mit entwaffnender Natürlichkeit zu punkten versteht.
© Universal Pictures
Auf Action am laufenden Band sollte man sich hier also nicht unbedingt freuen, denn dafür wird zu viel Polizei-Alltag geschildert, werden zu viele beliebig wirkende Unterhaltungen verzapft, dienen zu viele Alltäglichkeiten dazu, die zunächst kaum vorhandene Handlung voranzutreiben, doch trotzdem ist End of Watch eine uneingeschränkte Empfehlung wert, wenn man einmal einen Polizeifilm fernab der Norm sehen möchte, zumal die Dramaturgie des Gezeigten sich natürlich auch hier letztlich zuzuspitzen versteht und in ein zwar reißerisches, aber nicht aus dem Rahmen brechendes Finale mündet, dass in seiner grobschlächtigen Kompromisslosigkeit zuweilen regelrecht durch Mark und Bein geht. Zwar sind wir weit davon entfernt, hier von einer dramaturgischen Perle zu sprechen – dafür ist der Plot schlicht zu simpel und konstruiert –, doch dafür setzt sich Ayer inszenatorisch so gekonnt und überzeugend vom Einheitsbrei ähnlicher Veröffentlichungen ab, dass allein die Unmittelbarkeit und der vermeintliche Realismus einen am Bildschirm kleben lassen. Das langt mitnichten zu einem Meilenstein für das Genre Cop-Drama, taugt dafür aber als Paradebeispiel für eine gelungene und einfallsreiche Mockumentary allemal, selbst wenn sich der Regisseur nicht konsequent an seine eigenen Regeln hält.
End of Watch
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Brenzlige Situationen auf Streife - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
David Ayer liefert mit End of Watch ein außerordentlich gelungenes, weil ungemein einnehmendes und packendes Cop-Drama ab, das dank inszenatorischer Alleinstellungsmerkmale und Found-Footage-Ansatz, vor allem aber auch seiner überzeugenden Besetzung wegen selbst dann in den Sessel presst, wenn man nur der Arbeitsroutine der beiden im Mittelpunkt stehenden Streifenpolizisten folgt. Bis sich so etwas wie eine Handlung aus dem Gezeigten herauskristallisiert, mag es zwar eine Weile dauern, doch dank intensiver und unmittelbarer Perspektive überzeugt die Mockumentary auch in ihren ruhigeren Momenten durchweg.
End of Watch ist am 11.04.13 auf DVD und Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!