Review: The Monster (Film)

Wir kommen zum Donnerstags-Beitrag der zweiten Horrorctober-Woche und ich will ja nicht prahlen, aber ich bin mit meinem Pensum mittlerweile längst durch und habe alle weiteren Film-Kritiken für den Rest des Monats bereits auf Halde liegen, weshalb ihr euch bezüglich Nachschub nicht zu sorgen braucht.

The Monster

The Monster, USA/CA 2016, 91 Min.

The Monster | © Koch Media
© Koch Media

Regisseur:
Bryan Bertino
Autor:
Bryan Bertino

Main-Cast:
Zoe Kazan (Kathy)
Ella Ballentine (Lizzy)
Scott Speedman (Roy)
in weiteren Rollen:
Aaron Douglas (Jesse)
Christine Ebadi (Leslie Williams)
Marc Hickox (John Brooks)

Genre:
Drama | Fantasy | Horror

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Monster | © Koch Media
© Koch Media

Kathy ist als junge, alleinerziehende Mutter mit ihrer Tochter Lizzy restlos überfordert und folglich gestaltet sich das Zusammenleben oft schwierig, zumal Kathy dem Alkohol mehr als zugetan und folglich weder Vorbild noch sonderlich zuverlässig ist. Als die beiden eines Tages – Kathy natürlich noch reichlich verkatert – zu einem Besuch bei Lizzys Vater aufbrechen, kommt es schon während der Fahrt zu beinahe obligatorisch gewordenen Streitereien, doch brenzlig wird die Lage erst, als Kathy mitten in der Nacht einen Wolf oder ein anderes Tier auf einer abgelegenen Landstraße anfährt. Schnell werden Notarzt und Abschleppdienst verständigt, doch gilt es zunächst einmal, gestrandet auszuharren und auf Hilfe zu warten. Das reicht zwar zunächst nicht, die angespannte Stimmung zwischen Mutter und Tochter zu befrieden, doch als das vermeintlich tote Tier urplötzlich verschwindet und eine andere, weitaus größere und gefährlichere Kreatur sie aus den Schatten des Waldes heraus zu beobachten scheint, müssen alte Fehden zunächst hintenanstehen, zumal sich insbesondere bei Kathy ihr lange vernachlässigter Mutterinstinkt zu regen beginnt, ihre Tochter vor allen Gefahren beschützen zu müssen…

Rezension:

Gleichwohl ich mit der bisherigen Arbeit des Regisseurs Bryan Bertino nicht vertraut bin, reizte mich im Rahmen des Horrorctober doch insbesondere seine dritte Arbeit The Monster insbesondere, da ich durchaus einen kleinen Narren an Hauptdarstellerin Zoe Kazan gefressen habe, die mir bislang eher als charismatisches Love-Interest aus einschlägigen, wenn auch oft ungewöhnlichen Filmen wie In Your Eyes oder Ruby Sparks ein Begriff gewesen ist. Und sie ist es auch, die diesen mit seinen rund 90 Minuten gewohnt knapp bemessenen Horrorfilm trägt und überzeugt in der Rolle der restlos überforderten, alkoholkranken Mutter, die einerseits spürbare Liebe für ihre Tochter empfindet, andererseits daran scheitert, ihr diese Liebe auch zeigen zu können, geschweige denn, ihr das Leben zu bieten, was sie verdient haben mag. Und diese beiden – Mutter und Tochter – sind es auch, die zu einem folgenschweren Ausflug aufbrechen, an deren Ende – wie Mutter Kathy ihrer Tochter alsbald eröffnet – sie ihr Kind in die Obhut von ihrem Ex-Mann zu geben gedenkt. Doch wie so oft kommt Unerwartetes dazwischen und die beiden stranden auf verlassener Landstraße, was dem Ausgangspunkt der eigentlichen Handlung um das titelgebende Monster entspricht.

Szenenbild aus The Monster | © Koch Media
© Koch Media

Bertino gelingt allerdings dergestalt ein nicht ganz so generischer Horrorfilm, dass er nicht einfach nur den Thrill und die Bedrohung des Unbekannten in den Vordergrund stellt, sondern stattdessen das Geschehen immer wieder durch ausgewählte Rückblenden aufbricht, die das insgesamt schwierige, von Enttäuschung auf beiden Seiten geprägte Verhältnis zwischen Kathy und Lizzy näher beleuchtet. Diese müssen sich in Anbetracht der drohenden Gefahr und der unweigerlichen Trennung notgedrungen zusammenraufen und finden hierbei auch immer wieder Zeit, ein wenig vom Blickwinkel der jeweils Anderen zu begreifen, ohne dass es in klischeehafte Versöhnung unter Tränen ausarten würde. The Monster gewinnt dabei einerseits durch die zusätzliche Erzählebene, verliert aber auch ein wenig an Momentum, da natürlich insbesondere die spannendsten Szenen immer wieder dadurch entschärft und aufgebrochen werden, dass es ein Blick in die Vergangenheit folgt.

Kleinere Längen lassen sich bei der dürftigen Ausgangslage und Prämisse – Mutter und Tochter stranden in tiefster Nacht und bei Regen auf einer einsamen Landstraße – dennoch nicht vermeiden, doch ehren den Regisseur und Drehbuchautor Bertino seine Ambitionen, die Horrorgeschichte in ein Familiendrama zu betten, derweil man darüber fachsimpeln und diskutieren darf, ob das in Erscheinung tretende Monster im Grunde als Metapher für Kathys Alkoholsucht betrachtet werden darf, wie sie von Tochter Lizzy erlebt wird. Auf psychologischer und atmosphärischer Ebene gibt sich The Monster dabei keine Blöße und auch wenn nicht jede Dialogzeile sitzt und die vieles generisch und altbekannt wirkt, überzeugt das Geschehen in Gänze durchaus. Durch den starken Fokus auf die verkrachte Beziehung zwischen Kathy und Lizzy sowie die Rückblenden allerdings nimmt sich der Film einiges von seinem Schrecken, der erst im letzten Drittel zur richtigen Entfaltung kommt, wenn man darauf verzichtet, ein ums andere Mal aus dem Geschehen zu reißen.

Szenenbild aus The Monster | © Koch Media
© Koch Media

Hier allerdings offenbaren sich andere, dramaturgische Fallstricke und vieles von dem, was insbesondere Kathy plant und tut, lässt beim Zuschauer doch schnell die Augenbrauen in die Höhe schießen, denn was hier als Rettungsplan offeriert wird, hätte man wohl sicherlich sinnvoller und weniger gefährlich handhaben können, wobei dadurch natürlich der Thrill und Kathys letztliche Aufopferungsbereitschaft geschmälert worden wären. Immerhin das Monster selbst, wenn auch die meiste Zeit im Schatten oder nur als Silhouette zu erkennen, sorgt bei seinen wenigen Auftritten für echte Gänsehaut- und Schockmomente und ist zudem angenehm handgemacht und kommt ohne störendes CGI aus, so dass das Ungetüm angenehm organisch und bedrohlich wirkt. Wäre also, ausgehend von der interessanten Beziehungsbetrachtung zwischen Mutter und Tochter, dem Horrorplot und dessen Wendungen noch ein wenig mehr Beachtung geschenkt worden, hätte aus Bertinos Film ein echter Geheimtipp werden können, doch so verhält es sich leider so, dass er aufgrund diverser Abstriche an gleich mehreren Stellen – hinsichtlich Konsistenz, Logik wie auch Spannung – immer wieder im Mittelmaß zu versinken droht. So kann ich ihn zwar noch grundsätzlich empfehlen, wenn man einmal eine etwas anders geartete Horrorstory und vor allem eine zu Höchstform auflaufende Zoe Kazan erleben möchte, doch muss man sich gleichsam darauf gefasst machen, dass er in vielerlei Hinsicht hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Vor allem wird vieles dem Gefühl nach nicht zu Ende gedacht, ganz davon abgesehen, dass Setting und Plot, auf ihr Wesen reduziert, nicht gerade frisch oder überraschend daherkommen.

Fazit & Wertung:

Bryan Bertino offeriert mit The Monster einen durchaus ambitionierten Schocker, der viel von seiner Atmosphäre und noch mehr von seinen beiden Hauptdarstellerinnen lebt, doch durch den starken Fokus auf deren Beziehung vermag sich auch keine annähernd so dichte Atmosphäre aufzubauen, wie es möglich gewesen wäre, wenn das Geschehen sich allein auf der verlassenen nächtlichen Landstraße abspielen würde. So verhebt sich Bertino teils an den eigenen Ambitionen, schafft aufgrund seiner Andersartigkeit aber doch ein zumindest noch sehenswertes Werk, dem allerdings ein wenig mehr dramaturgische Stringenz merklich gutgetan hätte.

6,5 von 10 nächtlichen Angriffen

The Monster

  • Nächtliche Angriffe - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Bryan Bertino offeriert mit The Monster einen durchaus ambitionierten Schocker, der viel von seiner Atmosphäre und noch mehr von seinen beiden Hauptdarstellerinnen lebt, doch durch den starken Fokus auf deren Beziehung vermag sich auch keine annähernd so dichte Atmosphäre aufzubauen, wie es möglich gewesen wäre, wenn das Geschehen sich allein auf der verlassenen nächtlichen Landstraße abspielen würde. So verhebt sich Bertino teils an den eigenen Ambitionen, schafft aufgrund seiner Andersartigkeit aber doch ein zumindest noch sehenswertes Werk, dem allerdings ein wenig mehr dramaturgische Stringenz merklich gutgetan hätte.

6.5/10
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The Monster ist am 23.03.17 auf DVD und Blu-ray bei Koch Media erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

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vgw

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