Review: Extra Ordinary – Geisterjagd für Anfänger (Film)

Kommen wir heute zu einem Film, der auch gut in den Horrorctober gepasst hätte, doch zu dem Zeitpunkt der Entstehung dieses Artikels war meine Liste längst fertig und dementsprechend habe ich ihn auf dem ersten freien Slot im November platziert.

Extra Ordinary
Geisterjagd für Anfänger

Extra Ordinary, IE/BE 2019, 94 Min.

Extra Ordinary | © Universum Film
© Universum Film

Regisseure:
Mike Ahern
Enda Loughman
Autoren:
Mike Ahern
Enda Loughman

Main-Cast:
Maeve Higgins (Rose Dooley)
Barry Ward (Martin Martin)
Will Forte (Christian Winter)
Claudia O’Doherty (Claudia Winter)
in weiteren Rollen:
Jamie Beamish (Brian Welsh)
Terri Chandler (Sailor Dooley)
Risteard Cooper (Vincent Dooley)

Genre:
Komödie | Fantasy | Horror

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Extra Ordinary | © Universum Film
© Universum Film

Rose Dooley verdingt sich als Fahrlehrerin in der irischen Provinz und führt ein beschauliches, aber auch ein wenig tristes Leben. Was viele nicht einmal mehr wissen, ist, dass sie die Tochter des gefeierten wie passionierten Geisterforschers Vincent ist, doch nach dessen tragischem Tod viele Jahre zuvor hat sie mit dem Übersinnlichen abgeschlossen, auch wenn sie noch immer allerorts die Geister der Verstorbenen sehen kann. Dann aber kontaktiert sie eines Tages der Witwer Martin, der schon länger mit dem Geist seiner verstorbenen Frau unter einem Dach wohnt. Rose weigert sich zwar zunächst zu helfen, doch dann wird auch noch Martins Tochter Sarah von einem Fluch heimgesucht. Was die beiden zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, ist, dass dahinter der abgehalfterte Musiker Christian Winter steckt, der einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat, um mit seinem nächsten Album an alte Erfolge anknüpfen zu können. Und dafür muss er lediglich eine Jungfrau opfern. Rose indes schmiedet bereits Pläne, wie sie an das benötigte Ektoplasma kommen, um den auf Sarah liegenden Bann brechen zu können…

Rezension:

Es ist mir durchaus bewusst, dass ich überwiegend amerikanische Filme und Serien konsumiere, doch nicht minder lohnend sind freilich britische Produktionen, die sich zudem gerne einmal durch eine etwas spleenigere Erzählform auszeichnen, was gleichsam auch für den aus Irland stammenden Extra Ordinary von Mike Ahern und Enda Loughman gilt, die sich ganz der vorherrschenden Schrulligkeit und dem pittoresken Charme der irischen Provinz verschrieben haben. Die Herangehensweise und Inszenierung ist derweil Fluch und Segen zugleich, denn auf der einen Seite wirkt diese Geisterjäger-Geschichte erfrischend unverbraucht und einfallsreich, obwohl sie in vielerlei Hinsicht nur altbekannte Versatzstücke aneinanderreiht, um diese zu reminiszieren oder alternativ zu verballhornen, auf der anderen Seite schießen die Autoren in Sachen Humor auch mal über das Ziel hinaus und schaffen einige ärgerliche Fremdschäm-Momente, die man sich auch hätte sparen können. Dadurch mag der Film zwar nicht durchgehend kohärent und gleichbleibend unterhaltsam wirken, punktet aber zumindest mit seinem unverbrauchten Ensemble und den liebenswerten Figuren.

Szenenbild aus Extra Ordinary | © Universum Film
© Universum Film

Allen voran wäre da natürlich Maeve Higgins als Rose Dooley zu nennen, die als Fahrlehrerin auf dem Dorf ein auffallend unspektakuläres Leben führt und sich aufgrund der Ereignisse gezwungen sieht, ihre paranormalen Fähigkeiten zu reaktivieren, mit denen sie eigentlich nach dem Tod ihres Vaters abgeschlossen hatte. Der tritt in allenthalben eingestreuten Ausschnitten seiner damaligen Fernsehsendung – natürlich mit obligatorischem Bildrauschen und im 4:3-Format – auch selbst in Erscheinung und lockert das Geschehen auf, während es insbesondere zu Beginn auch leichtere Längen gibt, bevor das eigentliche Geschehen wirklich in Fahrt kommt. Das Auftreten des von seiner toten Frau verschüchterten Witwers Martin, seinerseits verkörpert von Barry Ward (The End of the F***ing World), bringt allerdings ersten Schwung in die Chose und liefert auch einige der gelungeneren Lacher, während er und Rose sich langsam zusammenzuraufen beginnen. Gar nicht einmal so heimlicher Star der Chose ist Will Forte (Eine nutzlose und dumme Geste) als exzentrischer Musiker Christian Winter, für dessen Verkörperung er zudem enormen Mut zur Hässlichkeit beweist.

Gewürzt wird das Ganze dann mit reichlich Situationskomik und augenzwinkernden Querverweisen auf einschlägige Horror-Kultfilme, während es stets das Absurde, Skurrile ist, das hier in den Vordergrund gerückt wird, derweil die wenigen blutigen Szenen in ihrer übertriebenen Splatter-Ästhetik tatsächlich reichlich unpassend und übertrieben wirken, während der Rest des Films sich so beschaulich und harmlos gibt. Das ändert allerdings wenig daran, dass Extra Ordinary mit seinen überschaubaren anderthalb Stunden Laufzeit auch gerne noch etwas spritziger hätte inszeniert werden können, denn dafür, dass Rose und Martin nicht viel Zeit bleibt, um Sarah von ihrem Bann oder ihrer Besessenheit zu befreien, lässt man es doch überraschend ruhig angehen (womit ich explizit nicht die wohl langsamste Autoverfolgungsjagd der Filmgeschichte meine, die durchaus als Highlight zu werten ist). Schlimm wird es dann allerdings im Finale, denn wenn man sich keine teuren CGI-Effekte leisten kann, sollte man es auch besser bleiben lassen oder sich auf ein Minimum beschränken, ganz davon abgesehen, dass so manche "überraschende" Wendung nicht einmal mehr als albern taugt, sondern wirklich nur noch plump und platt wirkt.

Szenenbild aus Extra Ordinary | © Universum Film
© Universum Film

Immerhin, seinen kruden Charme bewahrt sich Extra Ordinary beinahe bis zuletzt und ich kann nicht behaupten, nicht auch meinen Spaß mit dieser ganz und gar andersartigen Geister-Komödie gehabt zu haben, doch wäre meines Erachtens hier noch deutlich mehr drin gewesen, wenn man sich hinsichtlich Humor auf gelungene Querverweise und Seitenhiebe sowie Situationskomik konzentriert hätte, statt immer wieder auf unterstes Niveau von Fäkalhumor zu rutschen, den es schlichtweg nicht gebraucht hätte, um diese Chose zu einem amüsanten Vergnügen zu machen. Nichtsdestotrotz fiebert man mit dem schusseligen Geisterjäger-Duo Rose und Martin gehörig mit und Widersacher Christian Winter sorgt allein mit seinem Auftreten für so manchen Lacher, zumal sich dessen Frau Claudia (Claudia O’Doherty) so manches Mal als echte Szenediebin erweist. Wem also der Sinn nach etwas spleenigem Humor mit exzentrischen Figuren steht, dürfte sich hier solide unterhalten fühlen, doch streckenweise war der Humor einfach zu wenig meins, als dass ich eine echte Empfehlung aussprechen könnte.

Fazit & Wertung:

Die von Mike Ahern und Enda Loughman inszenierte Geister-Komödie Extra Ordinary ist in ihrer schrulligen und pittoresken Art durchaus charmant geraten und überzeugt oftmals mit spleenigem Humor, vermag aber so manche Länge nicht zu umschiffen und wird zuweilen arg plump in Sachen Komik, was einen doch eher durchwachsenen Gesamteindruck hinterlässt. Immerhin ist das Ensemble bestens aufgelegt und sich für keinen Gag zu schade, auch wenn das nicht in jedem Fall etwas positives sein muss.

6 von 10 ruhelosen Geistern

Extra Ordinary

  • Ruhelose Geister - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Die von Mike Ahern und Enda Loughman inszenierte Geister-Komödie Extra Ordinary ist in ihrer schrulligen und pittoresken Art durchaus charmant geraten und überzeugt oftmals mit spleenigem Humor, vermag aber so manche Länge nicht zu umschiffen und wird zuweilen arg plump in Sachen Komik, was einen doch eher durchwachsenen Gesamteindruck hinterlässt. Immerhin ist das Ensemble bestens aufgelegt und sich für keinen Gag zu schade, auch wenn das nicht in jedem Fall etwas positives sein muss.

6.0/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimmen)
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Extra Ordinary – Geisterjagd für Anfänger ist am 25.10.19 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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