Review: Yesterday (Film)

Es ist einen Hauch später geworden als geplant, dafür kann ich heute mal wieder über einen richtig schönen, gelungenen, kreativen Film sprechen, der mich auf so ziemlich jeder Ebene zu unterhalten und begeistern gewusst hat. Kommt mir gut ins Wochenende und genießt das Wetter, das zumindest in meinen Breitengraden gerade durchaus ansprechend ist.

Yesterday

Yesterday, UK/CN/JP/USA 2019, 116 Min.

Yesterday | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
Danny Boyle
Autor:
Richard Curtis

Main-Cast:
Himesh Patel (Jack Malik)
Lily James (Ellie Appleton)
in weiteren Rollen:
Joel Fry (Rocky)
Ed Sheeran (Ed Sheeran)
Kate McKinnon (Debra Hammer)

Genre:
Komödie | Fantasy | Musik | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Yesterday | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Während Jack tagsüber im Baumarkt arbeitet, träumt er davon, dereinst als Musiker durchzustarten, doch selbst Freunde und Familie sind längst nicht mehr überzeugt, dass ihm eines Tages der Durchbruch gelingen wird. Einzig seine beste Freundin Ellie, seit Kindheitstagen an seiner Seite und mittlerweile dessen engagierte Managerin, glaubt noch an Jack. Als Jack aber nach einem enttäuschenden Festival-Gig endgültig beschließt, die Klampfe an den Nagel zu hängen, wird er noch in derselben Nacht auf seinem Rad von einem Bus erfasst, als die gesamte Welt (!) von einem mysteriösen, allumfassenden Stromausfall in völlige Finsternis gestürzt wird. Der Moment dauert nicht lange und Jack wird nicht wirklich schwer verletzt, doch tags darauf schon stellt er voller Erstaunen fest, dass sich anscheinend niemand an die Beatles – immerhin die berühmteste Popband aller Zeiten – zu erinnern scheint. Entsprechend begeistert und ergriffen sind alle, als Jack den Welthit "Yesterday" zum Besten gibt, den eben niemand kennt. Schnell ist der Entschluss gefasst, die Hits der Beatles nachzuspielen, auch wenn Jack sich mitnichten an jede Textzeile erinnern kann. Und so dauert es nicht lange, bis die Musik-Industrie auf Jack aufmerksam wird und er sich auf dem besten Wege befindet, selbst zum globalen Phänomen zu werden, auch wenn er sich zunehmend als Hochstapler fühlt…

Rezension:

Ich kann mich schon nicht mehr erinnern, bei welchem Film im Kino ich das erste Mal den Trailer zu Yesterday gesehen habe, doch war mir zu diesem Zeitpunkt unmittelbar klar, dass ich diesen Film unbedingt sehen müsse und wahrscheinlich lieben werde. Seitdem ist zwar noch viel Wasser den Bach hinuntergeflossen, doch sollte ich mit meiner Annahme immerhin Recht behalten und so ha sich das Warten auf alle Fälle gelohnt, denn fernab der musikalisch superben Ausgestaltung des Films – kein Wunder, wenn man sich einer der ikonischsten Pop-Bands aller Zeiten widmet –, entpuppt sich der Streifen als ungemein charmant inszeniertes Feel-Good-Movie, das kaum ein Wässerchen trüben könnte. Nun könnte man im Umkehrschluss zwar bemängeln und kritisieren, dass es sich sowohl Drehbuchautor als auch Regisseur einfach machen, die oft nur angedeuteten Konflikte und Dilemmata aufzulösen, was wirklich dramaturgisch etwas schwach auf der Brust ist, doch war mir das in diesem Fall allemal lieber, als mit künstlich aufgebauschtem Drama behelligt zu werden.

Szenenbild aus Yesterday | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Verantwortlich für diese schmissige Fantasy-Chose zeichnen übrigens einerseits Richard Curtis, der das Skript hat beisteuern dürfen, sowie andererseits Regie-Tausendsassa Danny Boyle (Trance), der sich gefühlt mit jedem seiner Werke neu erfindet, mich bislang aber noch immer zu begeistern gewusst hat. Entsprechend ist auch Yesterday durchweg souverän und gekonnt inszeniert, wobei in diesem Fall Curtis‘ Handschrift tatsächlich mehr durchzukommen scheint als die von Regisseur Boyle, denn allein von der fantastischen – zu keinem Zeitpunkt erklärten – Prämisse her erinnert der Film in seinen Grundzügen beispielsweise an Alles eine Frage der Zeit, der ebenfalls davon lebt, ein fantastisches Element zu nutzen, um eine nicht minder fantastische Geschichte zu erzählen. So landet also Protagonist Jack nach nur wenigen Minuten und routiniert verknappter Exposition in einer Welt, die noch nie von den Beatles gehört hat, in der aber auch andere Dinge anscheinend nicht länger existieren, wie er noch erkennen wird.

Verkörpert wird Jack von dem noch vergleichsweise unverbrauchten Himesh Patel (The Aeronauts), der vor allem anderen dadurch zu brillieren weiß, gleich eine ganze Reihe weltbekannter Beatles-Hits neu interpretieren zu dürfen und mit seiner Performance jedes Mal ins Schwarze trifft. Ansonsten mag die Rolle des ambitionierten Singer-/Songwriters nicht die fordernste sein, was aber nichts daran ändert, dass er sie mit Bravour meistert. An seiner Seite die wie stets bezaubernde Lily James (Deine Juliet) ist nicht minder überzeugend, spielt aber im Kontext von Yesterday lediglich die zweite Geige, auch wenn alles auf die Frage zusteuern mag, ob sich der angehende Weltstar Jack letztlich für die Musik oder die Liebe entscheiden wird. Abgerundet wird das vergleichsweise sparsame Ensemble derweil einerseits von Joel Fry als Jacks Kumpel Rocky, der für die humorigen Einlagen verantwortlich zeichnet, andererseits von Ed Sheeran (Modern Love) als er selbst in einer herrlich selbstironischen Darstellung sowie Kate McKinnon (Bad Spies) als garstige Managerin Debra Hammer, die wiederum den Zynismus des Musik-Business aufs Korn nimmt.

Szenenbild aus Yesterday | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Nicht nur mit dieser vielgestaltigen, sondern auch abwechslungsreichen Art von leichtfüßigem Humor weiß Yesterday für sich einzunehmen, nein, der Film strotzt freilich auch nur so vor Anspielungen und Referenzen die "Fab Four" betreffend, wobei ich mir auch hier wieder sicher bin, selbst wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs erkannt zu haben, während mancher Querverweis natürlich mehr als offensichtlich ist. Lustvoll und mit viel Gespür für Timing inszenieren Boyle und Curtis so eine spannende und stets überraschende Alternativrealität, in der sich eben auch fernab der Tatsache, dass die Beatles sich nie gefunden haben, einiges im Detail verändert haben mag. Und zunächst scheint es einzig Jack zu sein, der aufgrund seines Blackouts während des Blackouts (ja, der musste jetzt sein) noch darum weiß, wie die Welt vorher ausgesehen hat. Ob es aber eine Rückkehr zum Status Quo geben wird, ob Jack als "Fab One" in die Annalen eingeht, darüber schweige ich mich selbstredend aus, doch kann zumindest festhalten, das ich bis zuletzt unbändige Freude an diesem kreativ-spritzigen Werk hatte, das natürlich schon einiges an Verve und Charme bunkert, indem es sich der Hilfe einiger der eingängigsten Pop-Songs aller Zeiten versichert.

Fazit & Wertung:

Danny Boyle inszeniert mit Yesterday eine visionär-unterhaltsame Alternativrealität aus der Feder von Richard Curtis, die vor britischem Humor und Charme nur so strotzt und auch musikalisch natürlich extrem einnehmend geraten ist. Zu verdanken hat man das – neben den Songs der "Fab Four" – dem talentierten Himesh Patel, der sich mit scheinbarer Leichtigkeit die Songs von John, Paul, George und Ringo zu eigen macht.

8,5 von 10 neu interpretierten Welthits

Yesterday

  • Neu interpretierte Welthits - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Danny Boyle inszeniert mit Yesterday eine visionär-unterhaltsame Alternativrealität aus der Feder von Richard Curtis, die vor britischem Humor und Charme nur so strotzt und auch musikalisch natürlich extrem einnehmend geraten ist. Zu verdanken hat man das – neben den Songs der "Fab Four" – dem talentierten Himesh Patel, der sich mit scheinbarer Leichtigkeit die Songs von John, Paul, George und Ringo zu eigen macht.

8.5/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimme)
Sende

Yesterday ist am 08.11.19 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

Sharing is Caring:

Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 11. Oktober 2020

Hinterlasse einen Kommentar