Natürlich schicke ich mich auch in dieser Woche wieder an, von einigen Filmen zu berichten und den Anfang macht diesmal dieser hochkarätig besetzte Film, dem es zwar leider ein wenig an weiteren Qualitäten mangelt, der mir als Fan gleich beider Hauptdarstellerinnen aber dennoch ganz gut gefallen hat.
Euphoria
Euphoria, UK/SE/DE 2017, 104 Min.
© B-Reel Films
Lisa Langseth
Lisa Langseth
Charles Dance (Mr. Daren)
Adrian Lester (Aron)
Mark Stanley (Brian)
Drama
Trailer:
Inhalt:
© KSM
Die Schwestern Emilie und Ines haben sich im Laufe der Jahre spürbar auseinandergelebt und sich entsprechend lang nicht mehr gesehen. Während Emilie als ältere der beiden bei der gemeinsamen Mutter verblieb, um sich um selbige zu kümmern, trieb es Ines in die Welt, um in New York als Künstlerin Karriere zu machen. Unverhofft wird sie – nachdem ihre jüngste Ausstellung von den Kritikern verrissen worden ist, von Emilie kontaktiert, die sie zum gemeinsamen Urlaub in München lädt, wobei es von dort weiter in die Schweiz gehen soll. Vom ersten Moment an ist das Verhältnis der beiden angespannt und schnell brechen alte Wunden auf, denn während Emilie das Gespräch sucht, verschließt sich Ines immer mehr. Dessen ungeachtet brechen sie in die ländliche Abgeschiedenheit der Schweiz auf und erst als sie das Resort erreichen, geht Ines langsam ein Licht auf, dass Emilie schwerkrank ist und einen mehr als endgültigen Entschluss gefasst hat, den ihre Schwester allerdings kaum einfach so akzeptieren können wird…
Rezension:
Kürzlich bin ich ja mehr als zufällig über Euphoria gestolpert, der einige Zeit gänzlich ungeachtet meiner Aufmerksamkeit existiert hat und einfach mal zwei der wohl fähigsten, charismatischsten und eindringlichsten Darstellerinnen dieser Tage in einem Film vereint. Das allein würde theoretisch schon einen imaginierten Ritterschlag rechtfertigen, doch leider weiß Lisa Langseth davon abgesehen leider wenig aus der eigentlichen Prämisse des Plots zu machen und mäandert die meiste Zeit eher unaufgeregt vor sich hin, zumal einem als Zuschauer recht schnell – und noch weit schneller als Ines – klar wird, was es mit dem Resort auf sich hat, zu dem es ihre Schwester Emilie drängt. Entsprechend verwundert bin ich, an wie vielen Stellen dieses Werk neben seinem unbestreitbar dramatischen Aspekt auch in die Schublade "Mystery" gesteckt wird, denn auch wenn ich mitnichten vorgreifen möchte, was den Fortgang der Geschichte anbelangt, ist doch nach wirklich kurzer Zeit klar, wohin die Reise geht.
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So suhlt sich Euphoria regelrecht in seinem Arthouse-Anstrich und sind die Vorbereitungen für die Reise in die Schweiz erst einmal getroffen, beziehungsweise die beiden Schwestern dort angekommen, kann von einer übergeordneten Handlung kaum noch die Rede sein, denn stattdessen reiht Langseth kleine Begegnungen und Auseinandersetzungen, Beobachtungen und Momenteindrücke aneinander, welche die Zeit traumwandlerisch-diffus verstreichen lassen. So man sich dieser Art Film dann auch nicht vom ersten Moment an aufgeschlossen fühlt, droht das Geschehen auch immer mal wieder in gepflegte Langeweile abzudriften, was nur dadurch verhindert werden kann, dass insbesondere die beiden Hauptfiguren, aber auch die unterstützenden Rollen der Resortleiterin Marina (Charlotte Rampling, Red Sparrow) und des Millionärs Mr. Daren (Charles Dance, The Widow) verhindert wird, wobei es insbesondere die von Dance verkörperte Figur ist, welche die vorherrschende Lethargie und Tristesse zumindest für einzelne Momente gekonnt kontrastierend aufzubrechen versteht.
Ansonsten mag für Euphoria sprechen, dass hier gleichermaßen Alicia Vikander (Testament of Youth) als Ines sowie Eva Green (Perfect Sense) als Emilie wahrhaft zu brillieren wissen und tatsächlich auch als Schwestern wunderbar harmonieren, wobei man hier wohl eher von Dissonanz sprechen sollte, denn Ines und Emilie könnten charakterlich kaum unterschiedlicher sein. Daraus zieht Langseth für ihren Film auch das dramaturgische Konfliktpotential und inszeniert gleich mehrere, emotional aufgeheizte Auseinandersetzungen und Diskurse, zu denen wahlweise auch Marina ergänzend oder stellvertretend hinzugezogen wird. Dabei umgibt sich Ines mit einer rechtschaffenen Abgeklärtheit und unterkühlten Distanz, die ihresgleichen sucht, während man erst langsam dahinterkommt, was dazu geführt hat, dass die junge Frau sich mit einem dergestalt wuchtigen Panzer umgeben hat, den nichts zu durchdringen scheint. Emilie hingegen sucht da schon weit eher das Gespräch und trägt ihre Trauer und ihren Schmerz deutlich offensiver nach außen, was einiges an Reibungsfläche zwischen den Figuren bietet, welche die Drehbuchautorin und Regisseurin immerhin auch für sich und ihre Geschichte zu nutzen versteht.
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Sollte einem der Sinn also nach einem getragenen Charakter-Drama stehen, wäre Euphoria bestimmt zuweilen die richtige Wahl, doch blickt man fernab der grandiosen darstellerischen Leistungen von Vikander und Green eben auch auf einen ganzen Wust ungenutzter Möglichkeiten, denn so berührend diese Szenen teils sein mögen, umgibt sie eben kaum ein treibender, geschweige denn packender Plot, während sich Langseth auch mit Überraschungen oder Wendungen vornehm zurückhält. Das unterstreicht zwar die Atmosphäre vor Ort und die Endgültigkeit des Gezeigten, doch hätte man dann zumindest etwas tiefer bohren können, um die emotionalen Untiefen der beiden Protagonistinnen noch weiter auszuloten, statt die meiste Zeit nur anzudeuten. Gerade für Fans von Vikander und/oder Green mag sich das Werk trotzdem lohnen, aber nachdem ich den Film nun kenne, erschließt sich mir nun zumindest, warum er so unter dem Radar hindurchgehuscht ist, denn weder handelt es sich um massenkompatible Unterhaltungsware, noch vermag die Geschichte als Arthouse-Drama vollends zu überzeugen. Man könnte wohlwollend behaupten, Langseth inszeniere ihr Drama schnörkellos und konsequent, doch leider bedeutet das im Umkehrschluss auch, dass es sich kaum außerhalb der Konventionen bewegt und gerne ein wenig mehr aus bekannten Schemata hätte ausbrechen können, ganz so, wie das beispielsweise mit der finalen Szene um Charles Dance‘ Figur auch überzeugend realisiert worden ist. Derlei entwaffnende Momente allerdings gibt es hier viel zu selten.
Euphoria
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Auseinandersetzungen zweier Schwestern - 6/10
6/10
Fazit & Wertung:
Lisa Langseth hat mit Euphoria ein zunächst vielversprechendes, letztlich aber auch langatmiges und konventionelles Drama inszeniert, das zunehmend unter seiner episodischen Geradlinigkeit zu leiden droht. Einzig die wirklich brillant aufspielenden Hauptdarstellerinnen Alicia Vikander und Eva Green sind ein mehr als überzeugendes Argument für den Film, der ansonsten leider weit hinter seinen dramaturgischen Möglichkeiten zurückbleibt.
Euphoria ist am 06.12.18 auf DVD und bei KSM erschienen und alternativ bei Prime Video verfügbar. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!