Heute erzähle ich euch dann mal ein wenig von der vergangene Woche gestarteten Amazon-Serie, die ein digitales Jenseits zum Thema hat. Nicht frei von Mängeln, aber durchaus charmant und gelungen.
Upload
Staffel 1
Upload, USA 2020-, ca. 30 Min. je Folge
© Amazon Studios
Greg Daniels
Greg Daniels
Howard Klein
Robbie Amell (Nathan Brown)
Andy Allo (Nora Antony)
Allegra Edwards (Ingrid Kannerman)
Zainab Johnson (Aleesha)
Kevin Bigley (Luke)
Owen Daniels (A.I. Guy)
Elizabeth Bowen (Fran Booth)
Andrea Rosen (Lucy)
Rhys Slack (Dylan)
Jordan Johnson-Hinds (Jamie)
Jessica Tuck (Viv)
Barclay Hope (Oliver Kannerman)
Chloe Coleman (Nevaeh)
Chris Williams (Dave Antony)
Scott Patey (Josh Pitzer)
Science-Fiction | Komödie
Trailer:
Inhalt:
© Amazon Studios
Im Jahre 2033 hat die Technik bereits wieder einige Quantensprünge hinter sich und autonom fahrende Autos und Fahrräder gehören längst so sehr zum Alltag wie auch, sich das Essen vom 3D-Drucker zubereiten zu lassen. Die mitunter größte Errungenschaft aber dürfte sein, dass es den Forschern und Wissenschaftlern gelungen ist, das Bewusstsein von Menschen aus ihrem Körper hinaus und eine digitale Umgebung transferieren zu können, was immer dann zum Einsatz kommt, wenn die betreffende Person aufgrund von Alter oder Krankheit zu versterben droht, denn dergestalt lässt sie sich hochladen und ins digitale Jenseits verfrachten, um dort die Ewigkeit zu verbringen – das nötige Kleingeld freilich vorausgesetzt. Hiervon "profitiert" alsbald auch Programmierer Nathan, der in einen mysteriösen, weil eigentlich unmöglichen Autounfall verwickelt wird und von seiner gut betuchten Freundin Ingrid aufgrund seiner Verletzungen dazu gedrängt wird, sich hochladen zu lassen. Im Luxus-Resort der digitalen Nachwelt angekommen, steht er freilich noch immer unter ihrer Fuchtel, da sie und ihre Familie für die zahllosen "In-App-Käufe" aufkommen, doch dessen ungeachtet freundet er sich zusehends mit seiner Kundenbetreuerin Nora an, kommt dank ihrer Hilfe aber auch langsam dahinter, dass irgendetwas an seinem Tod reichlich dubios gewesen sein muss, zumal ein ganzer Stoß an Erinnerungsdateien von ihm korrumpiert sind. Während Nathan noch versucht, sich in seinem neuen (Nach-)Leben zurechtzufinden, versucht er gemeinsam mit Nora, den Begleitumständen seines Todes auf die Spur zu kommen…
Rezension:
Unvermittelt stieß ich vergangene Woche auf die am 1. Mai frisch erschienene erste Staffel der Amazon-Produktion Upload, der ich insbesondere aufgrund ihrer kompakten Machart – zehn Episoden mit weniger als einer halben Stunde Laufzeit (die Pilotepisode ausgenommen) – und der interessanten Prämisse eine Chance zu geben gedachte. Hauptdarsteller Robbie Amell war derweil auch kein Unbekannter für mich, auch wenn ich nach bisherigen Rollen wie etwa in The Babysitter oder When We First Met reichlich skeptisch gewesen bin, ob es ihm gelingen würde, eine ganze Serie im Alleingang zu schultern. Tatsächlich erweist sich dessen Wahl aber nach nur wenigen Episoden als genau richtig, zumal die Serie exakt mit der Erwartungshaltung spielt, dass man in ihm eben zunächst nichts weiter als einen selbstverliebten Schönling vermutet, der allerdings zunehmend Herz und Hirn offenbart. So ist die Serie im Kern tatsächlich auch – für mich ebenfalls unerwartet – eine Liebesgeschichte, denn Horizen-Mitarbeiterin Nora verguckt sich immer mehr in den nur noch digital existierenden Nathan, während der in ihr ebenfalls einen der wenigen Bezugspunkte sieht, die ihm noch geblieben sind – was freilich seine Freundin Ingrid bestmöglich nicht erfahren sollte, die wie im Grunde jeder Charakter reichlich überzeichnet daherkommt, was vor allem anderen den satirischen Touch der Serie unterstreicht.
© Amazon Studios
So mag der Humor des Ganzen zuweilen recht eigen daherkommen und nicht ganz den üblichen Sitcom-Gepflogenheiten entsprechen, offenbart sich in vielerlei Hinsicht aber auch als reichlich clever und zuweilen beißend, wenn es da nicht auch Ausreißer nach ganz unten gäbe, denn manches wiederum wirkt leider auch reichlich platt und wird zudem über Gebühr strapaziert, wenn Nathan beispielsweise entdeckt, dass sein Urinstrahl stets ins Pissoire trifft – extra so programmiert –, egal wie er sich dreht und wendet. Weitaus gelungener ist da das System der In-App-Käufe, die allgegenwärtigen Bewertungs-Schemata nach dem gängigen Fünf-Sterne-System, der sich auch die Mitarbeiter von Horizen zu unterwerfen haben und auch die Art und Weise, wie das jenseitige Resort inszeniert und präsentiert wird, dass man sich zudem den eigenen Wünschen und Vorstellungen angleichen kann. Und in diesem lustvollen Weiterspinnen schon jetzt existenter Entwicklungen und Ideen findet Upload dann auch prompt seine Profession, auch wenn man der Show nicht wirklich abnehmen kann und möchte, dass sie im Jahre 2033 zu verorten wäre, denn dafür sind die technischen Entwicklungen und Errungenschaften dann doch etwas zu weitgreifend und einschneidend. Letztlich kann man so etwas Profanes wie eine aus der Luft gegriffene Jahreszahl aber natürlich auch mühelos während des Schauens ignorieren, zumal hier ohnehin nicht technische Aspekte, Machbarkeit und Kohärenz im Vordergrund stehen, sondern eben stattdessen die satirische Übertreibung, der sich wie erwähnt auch die Figuren in Ansätzen zu unterwerfen haben.
Dadurch mag Upload sicherlich nicht unbedingt den Geschmack der breiten Masse treffen, ist aber mitnichten auch keine Serie geworden, die jetzt ausschließlich auf "Geeks" und "Nerds" abzielt, zumal die sich noch am ehesten an den technischen Ungereimtheiten stoßen würden, die hier nun einmal wenn nicht Teil des Konzepts, so doch zumindest zu vernachlässigen sind, um denn och Spaß mit dieser ansonsten ungemein einfallsreichen und humorigen Produktion zu haben. Zudem wildert die Show aber auch immer mal wieder in anderen Genres, ob es sich dabei um den Kriminal-Plot handelt, was – oder wer – hinter Nathans Tod stecken könnte oder die sich entspinnende Liebesgeschichte zwischen ihm und Nora (Andy Allo), die – natürlich – unter einem denkbar schlechten Stern steht, selbst wenn man unberücksichtigt lässt, dass die Horizen-Mitarbeiterin sich im Grunde in einen Toten verliebt. Was die Nachwelt-Thematik angeht, könnte man fast behaupten, sich hier in einer Science-Fiction-Variation von The Good Place wiederzufinden, während der allgemeine Tenor des Ganzen wohl mehr in Richtung eines humorig-leichtfüßig aufgezogenen Black Mirror gehen mag.
© Amazon Studios
Neben reichlich Lob für Konzept und Idee von Upload lassen sich aber leider auch manch kleinere bis größere Mängel festhalten, denn so mancher angerissene Subplot verliert sich im weiteren Verlauf im Nirgendwo, ganz so, als hätten sich die diversen Drehbuchautoren hinter dem Ganzen nicht richtig abgesprochen, wobei des Öfteren der Eindruck entsteht, die doch knapp bemessene Laufzeit je Episode hätte schlichtweg nicht genügend Raum geboten, jeweils die richtigen Anknüpfungspunkte und Überleitungen zu finden. Fernab dessen werden vielerorts die Effekte des Ganzen kritisiert, wobei ich persönlich schon das Gefühl hatte, dass die teils trashige Ausgestaltung selbiger mit zum Konzept des Ganzen gehört und nicht etwa negativ angekreidet werden sollte, aber das mag jeder anders empfinden, ganz so, wie eben der (satirische) Humor des Gezeigten nicht allerorts zündet und ein entsprechendes Faible voraussetzt. Last but not least ist zumindest in dieser ersten (und hoffentlich nicht letzten) Staffel das Figurenkonsortium fernab von Nathan und Nora noch reichlich oberflächlich skizziert und während Ingrid (Allegra Edwards) zumindest am Anfang wie das wandelnde Klischee einer weißen Oberschicht-Vertreterin wirkt, ist auch der von Kevin Bigley verkörperte Luke die meiste Zeit kaum mehr als ein besserer Stichwortgeber und notwendiges Plot-Device, um Nathan im "Jenseits" in diese oder jene Ecke zu scheuchen. Dessen aber einmal ungeachtet, sollte sich diese neue Serie niemand entgehen lassen, der ungeachtet der Schwächen einmal erleben möchte, wie es wäre, der eigenen Beerdigung via Monitor zugeschaltet werden zu können und ein Faible für ungewöhnliche Serien-Kompositionen mit einem augenzwinkernden Science-Fiction-Touch zu haben meint.
Upload | Staffel 1
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In-App-Käufe im digitalen Jenseits - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
Die erste Staffel Upload ist mitnichten frei von Mängeln und verrennt sich gleich an mehreren Stellen sowohl in Sachen Storytelling als auch Kohärenz des Gezeigten, punktet dafür aber umso mehr mit gekonnt überspitzten Ideen und einem spannenden Worldbuilding, was im Fall des lediglich digital existenten Jenseits und seiner Bewohner zudem wörtlich zu nehmen ist. So liefern sich im Verlauf von zehn Episoden Cleverness und Albernheit ein Duell, das am Ende (zum Glück) der satirische wie einfallsreiche Part des Gezeigten für sich entscheidet.
Episodenübersicht: Staffel 1
02. Tier-Therapie (7,5/10)
03. Die Beerdigung (7,5/10)
04. Sex Suit (7,5/10)
05. Graubereich (7,5/10)
07. Die Begegnung (7,5/10)
08. Suspendiert (7,5/10)
09. Das Update (8,5/10)
10. Der Tag nach dem Update (8/10)
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Upload | Staffel 1 ist seit dem 01.05.2020 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.
Du hast Recht. Viele Subplots werden leider nicht zuende erzählt, aber ich hoffe, dass sie das ein oder andere in der zweiten Staffel aufgreifen. Die Ausgangslage finde ich nämlich schon ziemlich spannend.