Review: X-Men: Dark Phoenix (Film)

Nicht unbedingt eine naheliegende Wahl für den Freitags-Slot, hier nun schließlich und schlussendlich den wohl unbeliebtesten Film der neuen X-Men-Reihe zu besprechen, aber tatsächlich fand ich den gar nicht mal so schlecht, wie viele Kritiken glauben lassen, auch wenn er zugegebenermaßen ein paar eklatante Mängel aufweist.

X-Men: Dark Phoenix

X-Men: Dark Phoenix, USA/CA 2019, 113 Min.

X-Men: Dark Phoenix | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Simon Kinberg
Autor:
Simon Kinberg

Main-Cast:

James McAvoy (Professor Charles Xavier)
Michael Fassbender (Erik Lehnsherr / Magneto)
Jennifer Lawrence (Raven / Mystique)
Nicholas Hoult (Hank McCoy / Beast)
Sophie Turner (Jean Grey / Phoenix)
Tye Sheridan (Scott Summers / Cyclops)
Alexandra Shipp (Ororo Munroe / Storm)
Evan Peters (Peter Maximoff / Quicksilver)
Kodi Smit-McPhee (Kurt Wagner / Nightcrawler)
Jessica Chastain (Vuk)

Genre:
Action | Abenteuer | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus X-Men: Dark Phoenix | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Anfang der 90er Jahre haben sich die X-Men unter Leitung von Professor Charles Xavier längst in der Gesellschaft etabliert und gelten als schlagkräftige und zuverlässige Eingreiftruppe für besondere Notfälle, weshalb auch eine direkte Schalte zum Weißen Haus eingerichtet worden ist. Über die wird Xavier auch kontaktiert, als das Raumschiff Endeavour kurz nach dem Start in Schwierigkeiten gerät und eilends wird ein Team zusammengestellt, um mit dem Jet ins All zu düsen und die Astronauten zu retten. Beinahe kommt es zum Desaster und es gelingt den Superhelden nur haarscharf, die Lage unter Kontrolle zu bringen, doch dann muss sich Jean Grey doch noch zu einem waghalsigen Schritt entscheiden, wodurch sie einer enormen Welle mysteriöser Energie ausgesetzt wird, die sie zu verschlingen und zu verzehren scheint. Wie durch ein Wunder aber scheint Jean unversehrt und kehrt gemeinsam mit den anderen zur Erde zurück. In ihr allerdings brodeln fortan Kräfte, die sie selbst weder verstehen noch kontrollieren kann und als die ohnehin labile Telepathin noch zunehmend dadurch aus dem Tritt gerät, dass sie erfährt, von Charles belogen worden zu sein, kommt es zum Eklat und einer daran anschließenden Tragödie. Jean sucht ihr Heil in der Flucht und die X-Men drohen aufgrund interner Querelen auseinanderzudriften, während die Bevölkerung längst das Vertrauen in die Mutanten verloren hat, das sie sich über die Jahre mühsam erarbeitet haben…

Rezension:

Es war ein enttäuschendes Ende für ein vielversprechend neu gestartetes Franchise, als X-Men: Dark Phoenix als vierter und letzter Teil der nun zur Tetralogie gereiften Reihe veröffentlicht wurde, die nach allgemeinem Konsens ihren Zenit allerdings bereits beim zweiten Teil und dessen Rogue Cut erreicht hatte, auch wenn ich persönlich auch Apocalypse sehr mochte. Hier nun aber tun sich offenkundige Schwächen und Probleme auf, die Reihe fortzuführen, zumal die schon ihren Anfang nehmen bei der Wahl des Regisseurs und Drehbuchautors, denn Simon Kinberg zeichnete seinerzeit schon für das Drehbuch von X-Men: Der letzte Widerstand verantwortlich, hat also den schlechtesten Teil der vorangegangenen Trilogie mitzuverantworten. Zwar hat er auch bei den letzten paar Filmen federführend am Drehbuch mitgewirkt, doch hier hat man ihm erstmals das Heft allein überlassen und noch dazu die Aufgabe als Regisseur zugeschustert, womit er nun ein womöglich zu forderndes Debüt geben durfte, das tatsächlich so einiges mit dem damals gleichsam gefloppten Filmreihen-Abschluss gemein hat. Das beginnt damit, dass wir ein weiteres Mal die Geschichte von Jean Grey präsentiert bekommen, die sich zu ihrem düsteren Alter Ego Phoenix wandelt, auch wenn das hier einen deutlich prominenteren Part einnimmt. Hier wie dort macht sich vor allem aber enorm bemerkbar, das zugunsten von Action und Bombast die Charakterentwicklung merklich zurückgefahren werden musste und so gibt es einige Figuren im mehr als umfangreichen Cast, die kaum etwas zu tun bekommen, während andere nur mittelprächtige Gastauftritte absolvieren oder relativ grob aus der Story geschrieben werden.

Szenenbild aus X-Men: Dark Phoenix | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Insbesondere dank der vergleichsweise knappen Laufzeit von unter zwei Stunden – ein Novum in besagter Tetralogie – wirkt dann auch einiges reichlich gehetzt in X-Men: Dark Phoenix und es dauert im Grunde keine Viertelstunde, bevor die schicksalsträchtigen Ereignisse im All ihren Lauf nehmen, die Jean Grey alsbald zu einer immensen Bedrohung für die Mutanten machen werden. Hinzu kommt eine weniger als dürftig ausgearbeitete Alien-Rasse, die der mysteriösen Energie auf der Spur ist und folglich auch zur Erde gelangt, aber so absurde, inkonsistente und hanebüchene Gründe dafür vorweist, dass man sich nur an den Kopf packen will. Damit kämen wir auch unmittelbar zur größten Enttäuschung des Films und das ist ausgerechnet die großartige Jessica Chastain (Molly’s Game), die hier als "Big Bad" Vuk in Stellung gebracht wird, im Grunde aber nichts zu tun bekommt und wie ein skurriles Anhängsel einer ansonsten schon überfrachteten und konfusen Geschichte wirkt. Immerhin ist es dadurch nicht die Schuld von Chastain, dass sie hier so enttäuscht, doch eine dürftigere Performance hat sie meines Wissens schlichtweg noch nie abgeliefert. Bezeichnenderweise enttäuscht dann selbst die Action, die gefühlt das letzte Drittel des Films ausfüllt, zumal der Showdown wohl ursprünglich im All stattfinden sollte und sich jetzt stattdessen in und auf einem Zug ereignet und zu allem Überfluss auch noch einige Anschlussfehler im Schnitt vorzuweisen hat. Bereits zuvor scheinen sich die X-Men aber schon nicht mehr um öffentliche Aufmerksamkeit und etwaige Kollateralschäden zu scheren und nehmen genüsslich einen Straßenzug auseinander, was ebenfalls so gar nicht zu den sonst so umsichtigen Beschützern der Menschheit passen will.

Kommen wir schließlich noch zu der mit Game of Thrones bekannt gewordenen Sophie Turner, die bereits in Apocalypse als Jean Grey in Stellung gebracht worden ist, hier aber schnell offenbart, eine solch gewichtige und differenzierte Rolle noch längst nicht stemmen zu können, so dass ausgerechnet der namensgebende Dark Phoenix ebenfalls nur mäßig überzeugt. Wo bleibt da jetzt überhaupt noch Platz für Lob oder Positives, mag man sich fragen, doch tatsächlich hat auch dieser Teil der Reihe wieder einige der altbekannten Qualitäten an Bord, allen voran die ansonsten vorzügliche Besetzung, die zumindest noch das Beste aus dem Figuren-Ensemble herauszuholen versucht. Da hat es einige prägnante Szenen zwischen James McAvoy (Split) und Jennifer Lawrence (Mother!), später Nicholas Hoult (The Favourite) und bevor der Bombast sich Bahn bricht, bleibt tatsächlich auch wieder Zeit für ein Gespräch in der Küche, während es durchaus schön angedeutet wird, wie sich die Wahrnehmung der X-Men in der Öffentlichkeit binnen Minuten zu wandeln imstande ist, sollte ihre Fassade der Unfehlbarkeit auch nur eine Sekunde bröckeln. Auch Michael Fassbender (Liebe zwischen den Meeren) erweist sich als Magneto natürlich wieder als echter Szenendieb und hat seit dem letzten Film eine interessante Wandlung durchgemacht, von der man gerne mehr erfahren hätte. Dafür ist in dem Effektspektakel aber dann nun wirklich kein Platz und so bleibt es eben leider bei kurz angerissenen Ideen und Andeutungen, bevor das nächste Action-Set-Piece angeflogen werden muss.

Szenenbild aus X-Men: Dark Phoenix | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Wenn man nun aber attestiert, dass der Kern der Faszination für diese Generation der X-Men in den Figuren liegt – und das ist bei mir der Fall –, so ist X-Men: Dark Phoenix immerhin noch als solide zu betrachten, zumal es schon fasziniert, wie sich insbesondere die Köpfe der einst verfeindeten Fraktionen – also Xavier und Magneto – im Laufe der Jahrzehnte entwickelt und verändert haben, weshalb ich auch die finale Szene der Reihe als zufriedenstellenden Abschluss empfunden habe und der Film ansonsten einiges dadurch zu kaschieren weiß, dass er eben über eine solch namhafte, fähige und charismatische Besetzung verfügt. Die dramaturgischen Mängel werden dadurch nicht kleiner und es bleibt enttäuschend, dass die Aliens substanz- und konturlos bleiben, dass wieder die Geschichte einer brandgefährlich gewordenen Jean Grey aufgerollt wird, aber in all dem krawalligen Tumult gab es dann auch immer wieder gelungene Momente und Dialoge, die ein Stück weit versöhnlich stimmen. Und vor dem Hintergrund, dass der Film ursprünglich einmal Initialzündung für eine neuerliche X-Men-Reihe hätte sein sollen, die sich dann eben der jüngeren – und hier mittlerweile etablierten Generation widmet – wäre ich auch geneigt gewesen, eine mehr als fragwürdige, charakterliche Weichenstellung für Nightcrawler zu verzeihen, die kurz schockiert und dann kein Thema mehr ist, denn sicherlich wäre hier in einer etwaigen Fortsetzung noch einmal eingehakt worden. So aber reiht sich natürlich auch dieses Detail in die lange Reihe inszenatorischer und dramaturgischer Patzer und Fehltritte. Sicherlich hätten diese X-Men ein überzeugenderes, stimmigeres, gelungeneres letztes Abenteuer verdient gehabt und der Film bleibt tendenziell enttäuschend, aber ganz so desaströs, wie man meinen würde, ist der Abschluss dann doch nicht geraten.

Fazit & Wertung:

Simon Kinberg offeriert mit X-Men: Dark Phoenix das Finale einer Tetralogie, das es womöglich – auch vor dem Hintergrund der Übernahme von Twentieth Century Fox durch Disney – besser nicht gegeben hätte und mit so einigen substanziellen Mängeln im Storytelling und der Dramaturgie zu kämpfen hat. Größtes Plus ist sicherlich der gewohnt hochkarätige Cast, der auch bei diesem mageren und gleichzeitig überfrachtet wirkenden Konzept noch einiges aus den Figuren herauszuholen vermag.

6 von 10 außerirdischen Bedrohungen

X-Men: Dark Phoenix

  • Außerirdische Bedrohungen - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Simon Kinberg offeriert mit X-Men: Dark Phoenix das Finale einer Tetralogie, das es womöglich – auch vor dem Hintergrund der Übernahme von Twentieth Century Fox durch Disney – besser nicht gegeben hätte und mit so einigen substanziellen Mängeln im Storytelling und der Dramaturgie zu kämpfen hat. Größtes Plus ist sicherlich der gewohnt hochkarätige Cast, der auch bei diesem mageren und gleichzeitig überfrachtet wirkenden Konzept noch einiges aus den Figuren herauszuholen vermag.

6.0/10
Leser-Wertung 6/10 (2 Stimmen)
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X-Men: Dark Phoenix ist am 17.10.19 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:


Blu-ray:


vgw

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Eine Reaktion

  1. Stepnwolf 20. März 2021

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