Pünktlich zum Wochenend-Einstand gibt es natürlich auch heute wieder eine Film-Kritik und so lange ich mir auch Zeit gelassen habe, diesen Film zu sichten, so gut hat er mir schlussendlich auch gefallen.
Barry Seal
Only in America
American Made, USA/JP/CO 2017, 115 Min.
© Universal Pictures
Doug Liman
Gary Spinelli
Tom Cruise (Barry Seal)
Domhnall Gleeson (Monty ‘Schafer’)
Sarah Wright (Lucy Seal)
Jesse Plemons (Sheriff Downing)
Caleb Landry Jones (JB)
Action | Biografie | Komödie
Trailer:
Inhalt:
© Universal Pictures
Als jüngster Pilot bei der Fluggesellschaft TWA macht Barry Seal zwar einen hervorragenden Job, langweilt sich aber auch zutiefst ob der immer gleichen Flüge, der Routine und des ewig gleichen Trotts, wogegen selbst seine Frau Lucy nicht anzukommen weiß, wenn er von der Tristesse ermattet heimkehrt. Für ein wenig Nervenkitzel im Leben verzichtet Barry dann gerne mal auf den Autopiloten, um die schlafenden Passagiere ordentlich durchzurütteln oder verdingt sich als kleinkalibriger Schmuggler. Das wiederum erweckt alsbald die Aufmerksamkeit der CIA und als Agent Monty Schafer an Barry herantritt, staunt der nicht schlecht, denn Schafer hat nicht weniger im Sinn, als den Ausnahmepiloten für Aufklärungsflüge über feindlichem Gebiet einzusetzen, während sich das Betätigungsfeld sukzessive ausweitet. Barry wiederum macht alsbald die Bekanntschaft der Oberhäupter des Medellín-Kartells und so schmuggelt er auf dem Hinflug Waffen für die CIA, auf dem Rückzug Drogen für das Kartell, was dazu führt, dass er bald gar nicht mehr weiß, wohin mit seinem ganzen Geld. Zum Glück hat ihm die CIA mittlerweile ein Privatgrundstück nebst eigenem Flugplatz zur Verfügung gestellt, was immerhin reichlich Platz bietet, die sich stapelnden und türmenden Geldbündel unterzubringen, wobei es zweifelsohne vorrangig das Risiko und der Nervenkitzel sind, die Barry zu immer waghalsigeren Manövern verleiten…
Rezension:
Die Geschichte von Barry Seal – originär übrigens als American Made vermarktet – ist zweifelsohne so aberwitzig und in ihrer Prämisse dermaßen spektakulär, dass es kaum verwundert, dass man in Hollywood hieraus einen Film zu zimmern gedachte, auch wenn mir besagter Pilot und Schmuggler zuvor mal wieder kein Begriff gewesen ist, wie es sich so oft bei amerikanischen Storys verhält, die in den Staaten vielleicht bekannt sein mögen, hierzulande aber erst durch die entsprechende Biopic-Aufarbeitung überhaupt erst Aufmerksamkeit erlangen. Als Biopic sollte man aber Barry Seal – Only in America nicht unbedingt betrachten, denn dafür nehmen sich der Edge of Tomorrow-Regisseur Doug Liman beziehungsweise der verpflichtete Drehbuchautor Gary Spinelli dann doch zu viele Freiheiten heraus, als dass man auf den Wahrheitsgehalt der Geschichte vertrauen dürfte. So verwundert es kaum, dass Doug Liman von seinem eigenen Film als "a fun lie based on a true story" spricht, womit er ziemlich ins Schwarze trifft. Und trotz der mancherorts vorherrschenden dramaturgischen Überhöhung der Geschehnisse, ist es gerade der dokumentarische Anstrich, den Liman dem Gezeigten angedeihen lässt, der mitunter den besonderen Reiz dieser lustvoll inszenierten American-Dream-Chose ausmacht.
© Universal Pictures
Da verzeiht man dann gerne, dass Tausendsassa Tom Cruise einerseits viel zu alt für die Rolle des Piloten Barry Seal sein mag und auch physisch rein gar nichts mit der echten Person zu tun hat, denn was man auch privat von Cruise halten mag, ist er in meinen Augen die Idealbesetzung für den Piloten, der mit seinem schelmischen Auftreten und spitzbübischen wie entwaffnenden Charme so ziemlich jede Interessengruppe und Organisation für sich einzunehmen und selbige gegeneinander auszuspielen versteht. Insbesondere nach eher enttäuschenden Filmen aus jüngerer Zeit wie etwa dem Rohrkrepierer Die Mumie überzeugt Cruise hier nämlich auf voller Linie, so dass Barry Seal ein wenig wie die adrenalingeschwängerte und überdrehte Variante von Jerry Maguire wirkt. Der Übertreibungen im Plot hätte es derweil nicht unbedingt gebraucht, um eine die meiste Zeit wahnsinnig unterhaltsame Chose zu kreieren, zumal man manchmal damit merklich über das Ziel hinausschießt (Stichwort Parabellflug). Trotzdem erfolgt die Überhöhung vergleichsweise behutsam und ergibt oft genug zumindest dramaturgisch Sinn, wenn DEA, ATF und FBI gemeinsam zum Sturm gegen Barry Seal aufrufen, der einfach mal sämtliche Organe der Staatsgewalt und gleich noch Rebellen und Drogenkartelle gegeneinander ausspielt und damit auch noch durchzukommen scheint.
So gehen die Absurdität der von realen Ereignissen inspirierten Situation wunderbar Hand in Hand mit der gespielten Ernsthaftigkeit, die nicht nur der Dokumentar-Anstrich des Ganzen mit sich bringt, sondern auch die Ernsthaftigkeit des CIA-Agenten Schafer, den Domhnall Gleeson (Goodbye Christopher Robin) mit gewohnter Nonchalance zu verkörpern weiß. Dabei ist ihm die diebische Freude durchaus anzumerken, einen vermeintlich cleveren und gut informierten Agent zu mimen, dessen Behörde allerdings keine besseren Ideen hat, als noch mehr vermeintliche Revolutionäre ins Land zu schmuggeln, nachdem ein Großteil der ersten Mannschaft binnen weniger Stunden stiften gegangen ist. Solche ungemein trocken dargestellten und dadurch umso wirkungsvoller erscheinenden Momente und Eskapaden sind es, die Barry Seal dann auch über weite Strecken leichtfüßig-charmanten Vergnügen machen. Zum Ende hin muss der Spaß zwar auch einer gewissen Ernsthaftigkeit und einem damit einhergehenden Fatalismus weichen, doch verbessert der Film dadurch in meinen Augen sein Standing noch anstatt es zu verwässern.
© Universal Pictures
Und auch wenn Barry Seal dank Tom Cruises (Selbst-)Inszenierung in weiten Teilen ausgewiesene One-Man-Show ist, weiß sich neben Gleeson auch Sarah Wright als Barrys Frau Lucy an dessen Seite zu behaupten, während Jesse Plemons (Game Night) als Dorf-Sheriff einen netten Sidekick in dem Reigen gibt. Ausgerechnet Caleb Landry Jones (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri) allerdings wusste mich als Lucys Bruder JB kaum zu überzeugen. Das liegt einerseits daran, dass seine Figur und folglich ihre Bedeutung innerhalb der Geschichte frei erfunden ist und andererseits daran, dass man genau das merkt, wodurch JB eben wie das Mensch gewordene Paradebeispiel eines Durchschnitts-Loser wirkt und sich wie ein regelrechter Fremdkörper in dem Reigen anfühlt. Dessen Rolle ist aber zum Glück vergleichsweise klein ausgefallen und so trübt diese nicht ganz so gelungene "Erfindung" das Gesamtbild nur unmerklich, während die schmissige Inszenierung ansonsten gänzlich für sich einzunehmen weiß.
Barry Seal – Only in America
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Illegale Transportflüge - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Mit Barry Seal – Only in America liefert Doug Liman nicht nur ein lustvoll inszeniertes, pseudo-dokumentarisches Biopic über eine der aberwitzigsten Geschichten der amerikanischen Vergangenheit, sondern präsentiert gleichsam einen Tom Cruise in Bestform, der – obwohl er mit dem echten Barry Seal kaum etwas gemein hat – brilliert wie lange nicht mehr. Die dramaturgischen Überhöhungen hätte man sich zwar in Anbetracht der ohnehin vorhandenen Absurdität des Gezeigten schenken können, doch funktionieren zumindest die meisten davon gut.
Barry Seal – Only in America ist am 11.01.18 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
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