Review: Songbird (Film)

Bevor ich über gar nichts schreibe, kann ich ja auch mal wieder über einen ziemlichen Totalausfall von Film sprechen, der nicht nur schlecht, sondern thematisch zuweilen regelrecht fragwürdig ist.

Songbird

Songbird, USA 2020, 84 Min.

Songbird | © LEONINE
© LEONINE

Regisseur:
Adam Mason
Autoren:
Adam Mason
Simon Boyes

Main-Cast:

KJ Apa (Nico)
Sofia Carson (Sara)
Craig Robinson (Lester)
Bradley Whitford (William Griffin)
Peter Stormare (Emmett Harland)
Elpidia Carrillo (Grammy / Lita)
Alexandra Daddario (May)
Lia McHugh (Emma Griffin)
Paul Walter Hauser (Dozer)
Demi Moore (Piper Griffin)

Genre:
Drama | Science-Fiction | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Songbird | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Im Jahre 2024 ist das Virus mehrfach mutiert und wütet inzwischen als COVID-23 in den Straßen der Städte, die allgemein wie leergefegt wirken. Ausnahmslose Ausgangssperren haben längst Wirtschaft und Sozialleben zum Erliegen gebracht und einzig ein paar wenig Immune dürfen sich überhaupt frei in den Städten bewegen. Einer von ihnen ist Nico, der sich naheliegenderweise als Fahrradkurier für Arbeitgeber Lester verdingt, um insbesondere wohlhabende Kunden mit allem Nötigen und Möglichen zu beliefern. Seine Freundin Sara hat Nico bislang niemals persönlich getroffen, da sie mit ihrer Großmutter – wie alle anderen auch – zu einer strikten Ausgangssperre verdonnert wurde. Nur wenige, wie der findige William Griffin etwa, der gefälschte Immunitätsarmbänder verkauft, wissen sich über die Beschränkungen hinwegzusetzen und sei es in seinem Fall nur, um sich mit der attraktiven Vloggerin May zu treffen, die quasi aus der Not heraus eine Affäre mit ihm hat…

Rezension:

Heute widme ich mich dann mal dem Rohrkrepierer von Thriller, der sich rühmen darf, als erster Film während der geltenden Hygienebestimmungen und Kontaktbeschränkungen im Zuge der COVID-19-Pandemie in Los Angeles gedreht worden zu sein und das Thema gleich für die eigene Erzählung aufgreift. Die Handlung derweil wird läppische vier Jahre in die Zukunft verfrachtet und dort ist es mittlerweile das mehrfach mutierte COVID-23, das die Menschheit in Schach hält und weitergehend in die Isolation zwingt. Selten gab es wohl eine bessere Chance, sich auf Basis der Realität zu einem dergestalt dystopischen Zukunftsszenario inspirieren zu lassen, doch mindestens genauso selten habe ich einen derart uninspirierten und letztlich nichtssagenden Film gesehen, der zwar ein aktuelles Thema aufgreift, zu diesem aber merklich nichts beizusteuern hat. So wird zwar in Songbird einiges weitergedacht, was uns schon während der aktuellen Pandemie zu schaffen macht, aber eigentlich geht es stets nur in die eine Richtung, dass der Staat totalitärer, die Regeln strengen, das Militär erbarmungsloser und die Lage hoffnungsloser wirkt.

Szenenbild aus Songbird | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Ob man genau so eine Art Film derweil überhaupt während einer realen Pandemie sehen möchte oder zu sehen meinen braucht, sei dahingestellt und steht auf einem anderen Blatt, doch mit einer sich zumindest langsam etwas entspannenden Lage wollte ich doch einmal einen blick riskieren, was Songbird so an Erzählerischem offerieren würde, auch wenn bereits klar war, dass hier wenig Substanzielles zusammenkäme. Genau so ist es dann leider auch und dabei im Umkehrschluss schon beinahe wieder beachtlich, was man alles an Handlungssträngen und Figuren in gerade einmal anderthalb Stunden zu packen vermag, wenn man sich denn aufs Nötigste beschränkt und mit Stereotypen arbeitet, anstatt die Charaktere zum Leben zu erwecken. Ich mag gar nicht aufzählen, was hier an Klischees zusammengetrommelt wird, aber wirklich keine der Figuren kommt über die rudimentären Charaktereigenschaften und Eckdaten hinaus, die ihnen zugestanden werden, was eben auch daran liegt, dass man im Grunde die Geschichten von einem gefühlten Dutzend Einzelschicksalen zum Besten geben will (die natürlich schlussendlich über diverse Ecken miteinander verbunden sind).

Quasi im Zentrum all dessen und als offenkundigstes Verbindungselement in Szene gesetzt ist der aus Riverdale bekannte KJ Apa, der als Fahrradkurier nicht nur durch das menschenleere und teils verheerte Los Angeles radeln darf, sondern als einer von wenigen Immunen überhaupt erst die Freigabe hat, sich außerhalb der eigenen Wohnung zu bewegen, denn ansonsten – so wird uns suggeriert – würde man wohl postwendend vom Militär erschossen, sofern man nicht von den an die Gestapo erinnernden Schergen des Gesundheitsinspektors Emmett Harland in die Hände fiele, der zwar von einem engagiert und beherzt aufspielenden Peter Stormare (American Gods) verkörpert wird, ansonsten aber auch den generischen Regierungs-Antagonisten mit Allmachtsfantasien und Geltungsbedürfnis darstellt. Ansonsten hat Musikerin May (Alexandra Daddario, We Have Always Lived in the Castle) eine nicht ganz freiwillige Affäre mit dem wohlhabenden William Griffin (Bradley Whitford, Destroyer), dessen Frau Piper (Demi Moore, The Joneses) hiervon zunächst nichts ahnt. Und dann gibt es da selbstredend noch den verbitterten aber gutherzigen Ex-Militär Michael Dozer (Paul Walter Hauser, I, Tonya), der sich selbst als Quarantäne-Experten bezeichnet, weil er schon vor Lockdown und Ausgangssperre allein daheim gewesen ist. Natürlich sind selbst das nur die gröbsten Eckdaten an Figuren und Einzelschicksalen, doch wenn nur wenige Minuten von Songbird verstrichen sind, sollte man in jedem einzelnen Fall zumindest grundsätzlich wissen, wohin die Reise geht.

Szenenbild aus Songbird | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Manches ist sicherlich gar nicht mal so blöd weitergedacht und intensiviert in Bezug auf reale Gegebenheiten, aber ganz grundsätzlich ist der Film weit davon entfernt, als eine Art Kommentar zur gegenwärtigen – oder damaligen – Lage verstanden zu werden, während die karikaturesken Figuren es ultimativ verhindern, dass man Songbird ernst nehmen kann oder möchte. Und obwohl Michael Bay nur als Produzent an Bord dieser von Adam Mason inszenierten Chose ist, merkt man dessen Vorliebe für Amerika im Allgemeinen, in Pathos getränkte Botschaften, das Militär und natürlich plakative Handlungsmuster und -auflösungen dem Ergebnis noch deutlich an. Nun habe ich auch nicht erwartet, dass es ein Film für Feingeister würde, doch wenn man sich schon einem dergestalt nicht nur aktuellen, sondern eben auch hochdramatisch und emotional aufgeladenen Thema widmet, wäre es doch nett, wenn man den Anlass für mehr nutzt, als eine fadenscheinig zusammengeschusterten Pandemie-Thriller zu kredenzen, dessen Handlung nun einmal mit der Realität und der echten Tragik der Situation absolut nichts gemein hat.

Fazit & Wertung:

In vielen Punkten ist Adam Masons Songbird leider formelhaft und vorhersehbar bis zum Erbrechen, was durch die eindimensionalen Figuren und das allgemein uninspirierte Skript noch unterstrichen wird. Da helfen dann auch vereinzelte gute Ideen oder eine Handvoll bekannte Namen nicht, dem Machwerk eine Art Daseinsberechtigung zu verschaffen, dessen krude Annäherung an das Thema im krassen Gegensatz zum realen Schrecken der Pandemie steht.

2,5 von 10 gesellschaftlichen Folgen der andauernden Pandemie

Songbird

  • Gesellschaftliche Folgen der andauernden Pandemie - 2.5/10
    2.5/10

Fazit & Wertung:

In vielen Punkten ist Adam Masons Songbird leider formelhaft und vorhersehbar bis zum Erbrechen, was durch die eindimensionalen Figuren und das allgemein uninspirierte Skript noch unterstrichen wird. Da helfen dann auch vereinzelte gute Ideen oder eine Handvoll bekannte Namen nicht, dem Machwerk eine Art Daseinsberechtigung zu verschaffen, dessen krude Annäherung an das Thema im krassen Gegensatz zum realen Schrecken der Pandemie steht.

2.5/10
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Sende

Songbird war seit dem 12.02.21 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar und ist am 25.06.21 auf DVD und Blu-ray bei LEONINE erschienen.

Prime:

DVD und Blu-ray:

vgw

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