Review: Together (Film)

Bevor der Abend sich dem Ende neigt, will ich noch schnell eine kleine Film-Kritik raushauen. Deren Thema ist zwar nicht weihnachtlich, dafür ist der Film aber ungemein empfehlenswert, wie ich finde.

Together

Together, UK 2021, 92 Min.

Together | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
Stephen Daldry
Autor:
Dennis Kelly

Main-Cast:
James McAvoy (He)
Sharon Horgan (She)
in weiteren Rollen:
Samuel Logan (Artie)

Genre:
Drama | Komödie | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Together | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Ganz so wie der Rest des Landes findet sich im Frühjahr 2020 ein Pärchen im staatlich verordneten Lockdown wieder, was für ihn gleichermaßen ein Graus ist wie für sie, denn eigentlich haben beide schon mehrfach daran gedacht, sich voneinander zu trennen. Was bislang der gemeinsame Sohn Artie verhindert hat, wirkt nun schier unmöglich, und so arrangiert man sich bestmöglich auf engstem Raum, auch wenn Ansichten und Lebenskonzepte kaum mehr differieren könnten. Die Wochen vergehen und während der Lockdown einerseits zur neuen Normalität zu werden droht, findet er sich mit der Situation beinahe schon entspannt ab, während sie sich zunehmend um ihre Mutter sorgt, gleichwohl es ein zu hohes Risiko wäre, sie zu sich zu holen. Während ihr Sohn das vermeintlich unbeteiligt betrachtet, finden sie und er zeitweilig wieder zueinander, nur um sich alsbald wieder in die Haare zu bekommen, um dann vor der ausweglosen Lage erneut zu kapitulieren. Derweil sterben immer weitere und vom ersten Impfstoff bis zu dessen Verabreichung ist es ein weiter Weg…

Rezension:

Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich die Ergebnisse ausfallen können, wenn zwei Filmemacher nebst Team unabhängig voneinander an ein und dasselbe Thema herangehen, dabei wahrscheinlich noch ähnliche Intentionen teilen und vor allem mit denselben Restriktionen und Problemen zu kämpfen haben. Die Rede ist von dem leider doch eher enttäuschenden Locked Down und dem dafür – in meinen Augen – umso gelungeneren Together, der sich ebenso gut selbst einen Lockdown-Titel hätte geben können, wäre er denn schneller gewesen. Der größte Unterschied bei beiden Filmen, die man hat es schon beinahe geahnt, sich gleichsam der Zeit im Lockdown widmen, dürfte derweil sein, dass Steven Knight es der Pandemie – oder besser dem Lockdown – nicht zugetraut hat, als Thema einen ganzen Film zu schultern, weshalb hier noch ein unsäglicher Heist-Plot hintendran gestrickt wurde, wohingegen sich der von Stephen Daldry inszenierte Together nun voll und ganz der unfreiwilligen Isolation, dem Gefühl des Eingesperrtseins und vor allem der sozial quasi einzigartigen Situation widmet, die auch hier ein eigentlich längst entfremdetes Paar auf engstem Raum gezwungenermaßen zusammenpfercht.

Szenenbild aus Together | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Dabei erinnert der Film – übrigens in läppischen zehn Tagen abgedreht – zugegebenermaßen mehr an ein Theaterstück und bereits nach wenigen Sekunden – und ab diesem Moment schier fortdauernd – wird die vierte Wand durchbrochen und das Wort an die Zuschauer*innen gerichtet, ganz so, als würde man ihn und sie interviewen oder sie eine Art Videotagebuch führen. Das mag zwar auch wieder nicht jedermanns Geschmack treffen und die kritischen Stimmen sind mannigfach zu finden, doch genieße ich es für meinen Teil sehr, wenn einmal etwas nicht nach Schema F inszeniert ist und den üblichen Gesetzmäßigkeiten folgt, derer sich ein handelsübliches Drama in einem solchen Fall bedienen würde. Das bringt vor allem das inszenatorische Geschick und das Talent der Beteiligten trefflich zur Geltung, denn abgesehen von immens ausufernden (und dabei oft hochemotionalen) Monologen hat es in Together auch überraschend wenig (offensichtliche) Schnitte, so dass vieles wirkt, als wäre es in einer Art Plansequenz entstanden, was die gespielte Authentizität gekonnt herausarbeitet und unterstreicht.

Dabei gilt James McAvoy (Split) und Sharon Horgan (Catastrophe) gleichermaßen die größte Hochachtung, denn was die beiden hier darstellerisch zum Besten geben, könnte mühelos an Schauspielschulen als Anschauungsmaterial taugen. Dabei wechselt das Geschehen gekonnt und leichtfüßig zwischen Komödie und Drama, denn natürlich ist das alles erst einmal, wenn nicht schon ein großer Spaß, dann doch zumindest etwas, was weder er noch sie einzuschätzen wissen und allein aus der daraus resultierenden Verunsicherung ergibt sich natürlich eine gewisse Affinität zur Rumalberei und beißendem Sarkasmus. Doch wie wir alle wissen, hat sich die Lage im Verlauf von Monaten zugespitzt – die Situation in England und hierzulande mag nicht ein und dieselbe gewesen sein, die Parallelen sind aber ebenfalls nicht von der Hand zu weisen – und so wird bei jedem, teils mehrmonatigen Zeitsprung nüchtern mittels Texteinblendung auf die bislang Verstorbenen verwiesen, bevor er und sie ihren an die Zuschauer*innen gerichteten Monolog fortsetzen und darüber informieren, was sich in der Zwischenzeit ereignet hat.

Szenenbild aus Together | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Und ja, böse Zungen könnten behaupten, dass die Inszenierung des Skripts von Dennis Kelly (Utopia) doch besser auf der Bühne aufgehoben gewesen wäre, denn im Grunde handelt es sich um ein klassisches Kammerspiel, das sich auf kleinstem Raum ereignet und quasi gänzlich ohne Hilfsmittel auskommt, doch bin ich froh, dass man sich für eine filmische Aufarbeitung entschieden hat, die verständlicherweise auch zunehmend tragisch und gleichsam kritisch daherkommt, dergestalt aber eben auch um Längen besser als Zeitzeugnis taugt als der bereits erwähnte Locked Down, was Together schon in Sachen Zeitgeist zu einem wichtigen Erzeugnis für die Nachwelt macht, aber eben auch als Tragikomödie mit zwei herausragenden Darsteller*innen funktioniert, so man sich denn für das ungewöhnliche Format erwärmen kann.

Fazit & Wertung:

Der von Stephen Daldry inszenierte Together mag sich in hohem Maße dem verweigern, was man gemeinhin als cineastisch bezeichnen würde, präsentiert sich dafür aber als pointiert inszeniertes und eindringlich vorgetragenes Kammerspiel, das ebenso gut auf der Theaterbühne funktionieren würde. Vor allem aber dokumentiert es auf beklemmende Art und Weise die Zeit des Lockdowns.

8 von 10 Phasen der Isolation

Together

  • Phasen der Isolation - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Der von Stephen Daldry inszenierte Together mag sich in hohem Maße dem verweigern, was man gemeinhin als cineastisch bezeichnen würde, präsentiert sich dafür aber als pointiert inszeniertes und eindringlich vorgetragenes Kammerspiel, das ebenso gut auf der Theaterbühne funktionieren würde. Vor allem aber dokumentiert es auf beklemmende Art und Weise die Zeit des Lockdowns.

8.0/10
Leser-Wertung 5.67/10 (3 Stimmen)
Sende

Together ist seit dem 26.11.22 als VOD, beispielsweise bei Amazon Prime Video verfügbar.

vgw

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Eine Reaktion

  1. Kat 21. Mai 2023

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