Viel zu lange schon befand sich dieser Film unbeachtet auf meiner Watchlist, aber nun endlich hätte ich den dann auch mal nachgeholt und war doch ziemlich angetan von dieser absurden Chose.
The Disaster Artist
The Disaster Artist, USA 2017, 104 Min.
© Warner Home Video
James Franco
Scott Neustadter (Drehbuch)
Michael H. Weber (Drehbuch)
Greg Sestero (Buch-Vorlage)
Tom Bissell (Buch-Vorlage)
Alison Brie (Amber)
Hannibal Buress (Bill)
Ari Graynor (Juliette / ‘Lisa’)
Melanie Griffith (Jean Shelton)
Josh Hutcherson (Philip / ‘Denny’)
Jason Mantzoukas (Peter)
Bob Odenkirk (Stanislavsky Teacher)
June Diane Raphael (Robyn / ‘Michelle’)
Paul Scheer (Raphael)
Sharon Stone (Iris Burton)
Jacki Weaver (Carolyn / ‘Claudette’)
Biografie | Komödie | Drama
Trailer:
Inhalt:
© Warner Home Video
Beim Theaterunterricht in San Francisco 1998 lernen sich die angehenden Schauspieler Tommy Wiseau und Greg Sestero kennen, denn während Schauspiellehrerin Jean Shelton von Tommys Darbietung einer Tennessee-Williams-Szene entsetzt ist, imponiert dem schüchternen Greg die überbordende Hingabe und er sucht den Kontakt zu dem exaltierten Darsteller. Gemeinsam beschließen sie alsbald, nach Los Angeles zu ziehen du Hollywood im Sturm zu erobern, doch will der Plan nicht so recht aufgehen. Tommy, ganz der verträumte Pragmatiker, beschließt daraufhin kurzerhand, dass sie beide einfach ihren eigenen Film drehen werden, wenn schon niemand sonst sie für eine Rolle engagiert und zum Glück spielt Geld für Tommy immerhin keine Rolle. Wiseau verfasst das Skript, kauft Equipment und mietet Räumlichkeiten, schart eine illustre Crew ums ich und beginnt gemeinsam mit Greg die Drehabreiten, wobei für die engagierte Film-Crew schnell klar wird, dass Tommy Wiseau eigentlich gar keine Ahnung hat, was er da als Regisseur und Produzent eigentlich genau tut. Und trotz Rückschlägen und Zerwürfnissen steht am Ende ein fertiger Film namens The Room, dessen Uraufführung Tommy ebenfalls in die eigenen Hände nimmt…
Rezension:
Lange hat es nicht dazu kommen wollen, dass ich mir James Francos The Disaster Artist zu Gemüte führe, obwohl ich den Film früh auf meine persönliche Watchlist gepackt hatte, doch hat man sich seitens Warner auch aus mir unerfindlichen Gründen entschlossen, hier lediglich eine DVD-Fassung in Umlauf zu bringen, weshalb ich einmal mehr auf Amazon Prime ausgewichen bin. Nun soll es aber natürlich nicht darum gehen, wie ich letztendlich an den Film geraten bin, sondern um Francos Annäherung an Tommy Wiseaus The Room, der nach seiner Premiere 2003 schnell zum Kultfilm avancierte, obwohl er objektiv betrachtet wirklich keinerlei echte Qualitäten besitzt. So ist es James Franco (The Interview) auch hoch anzurechnen, dass er mitnichten der Versuchung erliegt, Wiseau genussvoll durch den Kakao zu ziehen, sondern sich dessen Wesenszüge und Manierismen zwar aufs Exzentrischste zu Eigen macht, dieses ungewöhnliche Biopic aber mehr wie eine Huldigung wirken lässt.
© Warner Home Video
Kein Wunder, sind die Parallelen zwischen Franco und Wiseau – vom Talent einmal abgesehen, das doch eher ungerecht verteilt worden ist – nicht von der Hand zu weisen, so dass auch James hier als Regisseur, Darsteller und Produzent in Erscheinung tritt mit dem feinen Unterschied, dass in diesem Fall Scott Neustadter und Michael H. Weber das Drehbuch verfasst haben, das seinerseits auf dem von Greg Sestero und Tom Bissell verfassten Buch The Disaster Artist: My Life Inside The Room, the Greatest Bad Movie Ever Made fußt, während Wiseau auch noch das Skript zu seinem Spielfilm-Debüt beigesteuert hat. Nun kenne ich The Room zwar nicht und bin damit – insbesondere im deutschsprachigen Raum – sicherlich nicht alleine, doch durch die akribische Aufarbeitung einzelner Szenen in The Disaster Artist bekommt man schon einen sehr guten Eindruck, wie absurd, ja geradezu unfassbar, Wiseaus fertiger Film gewesen sein muss. Besonders faszinierend in dem Zusammenhang ist der Beginn des Abspanns, wo gleich ein gefühltes Dutzend dieser nachgestellten Szenen dem jeweiligen Original gegenüber gestellt werden und in Staunen darüber versetzen, wie exakt Look, Ton und Feeling von The Room ein ums andere Mal getroffen worden sind.
Ansonsten sollte man aber ohnehin bis zum Ende des Abspanns dabeibleiben, da sich hier noch der vertraglich vereinbarte Cameo von Tommy Wiseau höchstselbst anschließt, der im fertigen Film schlichtweg keinen Platz gefunden hat und daher kurzerhand hintendran gepackt worden ist. Und ganz so, wie Wiseaus Film ihm Herzensangelegenheit und Anliegen gewesen sein muss, merkt man das jetzt auch bei The Disaster Artist, was nicht nur für den exzentrisch aufspielenden James gilt, sondern auch dessen Bruder Dave Franco (Nerve), der hier kurzerhand als Greg Sestero besetzt worden ist (mit Zustimmung seines realen Pendants), während seine Frau Alison Brie (GLOW) ihrerseits Gregs Freundin Amber spielt. Aber auch Francos Langzeitkumpane Seth Rogen (Die Highligen drei Könige) war früh Feuer und Flamme für das Projekt und steht daher als Script-Supervisor Sandy vor und als Produzent hinter der Kamera, während Josh Hutcherson aus der von Rogen produzierten Serie Future Man sich hier ebenfalls als Teil der Besetzung fungiert. Darüber hinaus kann sich der Film vor namhaften Cameo- und Gastauftritten ohnehin nicht retten, ob es sich um Bryan Cranston, Zac Efron, Kristen Bell oder J. J. Abrams handelt, während Stars wie Melanie Griffith und Sharon Stone sich für teils kleinste Rollen hergeben.
© Warner Home Video
So ist The Disaster Artist nicht nur ein großer Spaß und ein hingebungsvoll inszenierter Reigen, sondern punktet eben auch mit einer Menge Meta-Humor und wirft einen Blick hinter die Kulissen einer mehr als ungewöhnlichen Film-Produktion, die absurder kaum hätte ablaufen können und es folglich schwer macht, für bare Münze zu nehmen, was einem da aufgetischt wird, doch selbst nach Aussage von Wiseau selbst seien die im Film geschilderten Ereignisse zu 99% akkurat, weshalb man auch die kleinen Freiheiten verzeihen mag, die sich Franco beispielsweise bei der Inszenierung der Premiere des Films im letzten Drittel herausnimmt. Und abschließend noch einmal Hochachtung für alle Beteiligten, die Szenen aus The Room so gekonnt nachgebildet zu haben, denn wer selbige kennt – oder gar den gesamten Film –, der kann zumindest erahnen, wie schwer es gewesen sein muss, das eigene Schauspieltalent soweit runterzufahren, dass man der "Qualität" des Originals auch nur nahekommt. Ein in vielerlei Hinsicht eigenwilliger und einzigartiger Film, der – und ich spreche da nun einmal aus Erfahrung – auch für Nicht-Kenner von The Room einen Blick wert ist.
The Disaster Artist
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Exzentrische Herangehensweisen - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
In The Disaster Artist widmen sich Dave und James Franco gemeinsam mit Seth Rogen voller Hingabe und Leidenschaft dem exzentrischen Wirken von Filmemacher Tommy Wiseau, der zwar keinerlei Talent, aber eine große Vision gehabt hat, aus der letztlich mit The Room der großartigste schlechteste Film entstanden ist und mittlerweile Kult-Status genießt. Nicht nur aufgrund der passionierten Darstellung, der vorherrschenden Absurdität, dem stets vorhandenen Meta-Humor und dem omnipräsenten Augenzwinkern eines der ungewöhnlichsten Biopics seit langem.
The Disaster Artist ist am 14.06.18 auf DVD bei Warner Home Video erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
Gerade in dem so schlechten Schauspiel erkennt man dann was für ein guter Schauspieler der Franco doch ist. So paradox das auch klingen mag. ;)