Ein Hattrick an Film-Rezensionen in einer Woche ist mehr, als ich erwartet hätte und so bin ich jetzt schon mehr als zufrieden mit der Wochenausbeute, wobei die ja immerhin noch zwei weitere tage mit sich bringt, die mich bei den mörderischen Temperaturen gar nicht mal so sehr einladen, mich nach draußen zu begeben.
Gunpowder Milkshake
Gunpowder Milkshake, USA/FR/DE 2021, 114 Min.
© STUDIOCANAL
Navot Papushado
Navot Papushado
Ehud Lavski
Karen Gillan (Sam)
Lena Headey (Scarlet)
Carla Gugino (Madeleine)
Michelle Yeoh (Florence)
Angela Bassett (Anna May)
Paul Giamatti (Nathan)
Chloe Coleman (Emily)
Ralph Ineson (Jim McAlester)
Adam Nagaitis (Virgil)
Michael Smiley (Dr. Ricky)
Action | Thriller
Trailer:
Inhalt:
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Soweit Sam sich zurückerinnern kann, hat ihre Mutter Scarlet als Auftragskillerin für "Die Firma" gearbeitet und seit sie vor fünfzehn Jahren hat untertauchen müssen, befand sich Sam in der Obhut von Nathan, der sie ebenfalls im Laufe der Jahre zur Killerin ausbilden ließ. Als Sam allerdings die achtjährige Emily töten soll, weigert sie sich und steht plötzlich auf der Abschlussliste ganz oben, nicht nur, was "Die Firma" anbelangt, sondern auch ein ganzes Verbrechersyndikat, deren Oberhaupt sie für den Tod seines Sohnes verantwortlich macht. Zum Glück wie Sam aber auf alte Verbündete ihrer Mutter zurückzugreifen und wendet sich an die Bibliothekarinnen Madeleine, Florence und Anna May, wobei deren Bibliothek lediglich Tarnung für ein großzügiges Waffendepot und eine bestens zu verteidigende Einrichtung ist. Sam wird derweil auch schwere Geschütze auffahren müssen, um sich gegen all ihre Kontrahenten behaupten zu können…
Rezension:
Man nehme einen Haufen mehr oder minder verrückter Ideen, garniere das ganze optisch mit einem Wust an Referenzen und huldvollen Reminiszenzen, zimmere eine rudimentäre wie generische Ex-Killer-stellt-sich-gegen-frühere-Auftraggeber-Story drumherum und fertig ist ein Film, der sicher nicht ganz das Zeug zum Kultwerk hat, zumindest aber a) prompt mein Interesse geweckt hat und b) beinahe unverschämt unterhaltsam daherkommt, obwohl man noch so viel mehr aus dem Stoff hätte machen können und vieles gerne noch hätte ausgebaut werden können. Mit genau so einem Werk hat man es nun also auch bei Gunpowder Milkshake zu tun, denn eigentlich ist die Geschichte nicht sonderlich innovativ und man merkt zudem, dass man sich doch sehr auf die Darstellerinnen-Riege und die stilisierte Optik verlässt, wobei das in beiden Fällen nicht falsch noch verwerflich sein muss, denn es handelt sich unbestritten um die größten Stärken eines Films, der mal wieder das Credo von Style-Over-Substance aufleben lässt und dennoch in weiten Teilen überzeugt und vor allem unterhält.
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Ein wenig könnte man das Ganze – um mal zwei aktuelle Filme direkt wieder aufzugreifen – als Mischung aus The Gray Man und The Princess bezeichnen, denn einerseits haben wir die klassische Fehde zwischen Killer*in und übermächtiger Organisation, andererseits die wehrhafte Einzelkämpferin, die zwar zuweilen strauchelt, aber nicht stürzt. Was Prämisse und Ablauf angeht, ist Gunpowder Milkshake aber ohnehin ganz klassisches und wenig unvorhersehbares Material und auch die Bibliothek als Zufluchtsort für Auftragsmörderinnen findet spielend ihre Entsprechung in Franchises wie dem von John Wick, während man sich andernorts schnell in einen Film Noir versetzt fühlt und sich, was das Visuelle angeht, auch an Drive erinnert fühlen mag, der hier nicht nur mit Neonlicht, sondern vor allem Bowlingjacke zitiert wird. Der Einflüsse ließen sich noch viele nennen und sie reichen noch viel weiter als nur das amerikanische Action-Kino der letzten Jahre, doch Fakt ist eben auch, dass man solch eine hemmungslose Melange aus Altbekanntem, neu arrangiert und stylisch inszeniert, aber bei weitem nicht neu oder innovativ, eben auch mögen muss, um sich an diesem filmischen Medley von Genre-Referenzen erfreuen zu können.
Ansonsten ist eines der größten Mankos am Film nämlich, dass der zwar gespickt ist mit großartigen Ideen und Setpieces, aufgrund der schieren Fülle aber kaum je die Zeit findet, daraus auch wirklich was zu machen. Bestes Beispiel hierfür sind eigentlich die drei in rot, grün und blau gewandeten Bibliothekarinnen, für die man immerhin Angela Bassett, Michelle Yeoh und Carla Gugino gewinnen konnte, denn gemessen an dem Gefühl von Bedeutung, Geschichte und Verbundenheit, das dem Trio innewohnt, ist ihre Leinwandzeit doch arg begrenzt und lotet längst nicht die Möglichkeiten aus, die ein solches Dreiergespann eröffnen würde. Dessen ungeachtet wird anderen Ideen wiederum viel Raum zur Entfaltung zugestanden und speziell die Action kann sich, was Inszenierung, Choreografie und Wucht angeht, durchaus sehen lassen, zumal Hauptdarstellerin Karen Gillan (Jumanji) sich hier so richtig austoben darf, ob es nun auf einer Bowlingbahn, auf einer Krankenstation oder im schier obligatorischen Diner zur Sache geht. Überhaupt wirken sämtliche Schauplätze ganz gewollt wie Kunstprodukte, einer surrealen Parallelwelt der unsrigen entsprungen, so dass man weder merkt noch sehen könnte, dass vieles von Gunpowder Milkshake in Berlin gedreht worden ist.
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So gehören die stilisierten Schauplätze mit ihrem archetypischen Auftreten im Grunde mit auf die Besetzungsliste, die ansonsten vervollständigt wird von Lena Headey (Stolz und Vorurteil und Zombies) und Paul Giamatti (Jungle Cruise), denen man ebenfalls gerne mehr hätte zu tun geben können, die in ihren Parts aber beide erwartungsgemäß überzeugen. Aber auch wenn manches nicht so konsequent zu Ende verfolgt wird, manche Figur verschenkt wirkt und vieles selbst erzählerisch ein wenig holprig wirken mag, mundet dieser Cocktail aus Versatzstücken außerordentlich, wenn man diesem wilden Ritt aus Reminiszenzen und Querverweisen aufgeschlossen bleibt, denn hier sieht man wieder einmal sehr schön, dass Film oft mehr ist als die Summe seiner Teile. Denn auch wenn es an der einen oder anderen Ecke ruckelt und die der Inspiration dienenden Filme sich kaum an zwei Händen abzählen lassen, ist Gunpowder Milkshake doch auch ein spürbar eigenständiges Werk geworden, das selbstbewusst dem eingeschlagenen Weg folgt und definitiv im Gedächtnis zu bleiben vermag – und sei es nur für den beispiellosen Mix aus Coolness und Brutalität, absurdem Humor und surrealen Touch.
Gunpowder Milkshake
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Niedergemähte niedere Schergen - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
Der von Navot Papushado inszenierte Gunpowder Milkshake tanzt auf so mancher Hochzeit und bietet einen wilden Mix der Genre-Zutaten und -Versatzstücke der munter-martialisch Popkultur-Referenzen, absurde Einfälle und stylische Action mischt. Das hat keinen sonderlichen Tiefgang, aber enormen Unterhaltungswert, derweil man gern noch mehr aus der surrealen Parallelwelt gesehen hätte, in der sich der Streifen verorten lässt.
Gunpowder Milkshake ist am 14.04.22 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei STUDIOCANAL erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray:
Ein kleiner Test wegen meiner Probleme beim Kommentieren
https://www.kino.vieraugen.com/kino/gunpowder-milkshake/