Review: The Dead Don’t Die (Film)

Dann hole ich heute mal den derzeit aktuellsten Jim-Jarmusch-Streifen nach, der mich leider nicht so begeistern konnte, wie ich es beinahe erwartet hätte. Schade, auch wenn er durchaus seine Momente und Qualitäten mitbringt.

The Dead Don’t Die

The Dead Don’t Die, USA/SE/ZA 2019, 104 Min.

The Dead Don't Die | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Regisseur:
Jim Jarmusch
Autor:
Jim Jarmusch

Main-Cast:

Bill Murray (Chief Cliff Robertson)
Adam Driver (Officer Ronnie Peterson)
Tilda Swinton (Zelda Winston)
Chloë Sevigny (Officer Mindy Morrison)
Steve Buscemi (Farmer Frank Miller)
Danny Glover (Hank Thompson)
Caleb Landry Jones (Bobby Wiggins)
Rosie Perez (Posie Juarez)
Iggy Pop (Male Coffee Zombie)
Sara Driver (Female Coffee Zombie)
RZA (Dean)
Carol Kane (Mallory O’Brien)
Selena Gomez (Zoe)
Tom Waits (Hermit Bob)

Genre:
Komödie | Fantasy | Horror

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Dead Don't Die | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Relativ entspannt lauschen die Bewohner des Örtchens Centerville den Nachrichten, die davon künden, dass durch Fracking an den Polen die Erdachse aus den Fugen geraten sein soll und auch die Polizisten Cliff Robertson und Ronnie Peterson beobachten die merkwürdige Färbung des Mondes und die Tatsache, dass es irritierend hell ist für die Tageszeit. Während sie im Radio dem Song "The Dead Don’t Die" lauschen, attestiert derweil Peterson bereits, dass die Sache ein schlimmes Ende nehmen wird. Und tatsächlich erheben sich schon in der darauffolgenden Nacht die ersten Toten aus ihren Gräbern und halten sich an den Angestellten des örtlichen Diner gütlich. Das verursacht natürlich eine ziemliche Sauerei und schnell ist die hiesige Polizei mit der These am Start, es könne sich um den Beginn einer Zombie-Apokalypse handeln. Auch die merkwürdige neue Bestatterin Zelda Winston scheint dies zu ahnen, weiß sich mit ihrem Samurai-Schwert aber auch gekonnt zur Wehr zu setzen…

Rezension:

Ich wusste natürlich bereits im Vorfeld, dass mich mit The Dead Don’t Die mitnichten ein klassischer Zombie-Streifen erwarten würde und Autor und Regisseur Jim Jarmusch dem Ganzen schon gehörig seinen Stempel aufzudrücken wissen würde, halt ebenso, wie er es bei seinem Vampirfilm Only Lovers Left Alive getan hat. Und so geht er ganz entspannt an das Thema Zombie-Apokalypse heran und wo andernorts schnell Hysterie und Massenpanik herrschen, wenn sich die Toten aus den Gräbern erheben, wirken die Einwohner von Centerville doch recht entspannt und abgeklärt, auch wenn es zunächst einige Skeptiker geben mag, die dann doch nicht wirklich glauben, es mit waschechten Zombies zu tun zu haben. Im Zentrum der Ereignisse mäandern so die beiden Polizisten Cliff Robertson und Ronnie Peterson durch ihr verschlafenes Städtchen und bereits nach wenigen Minuten erklimmt Jarmusch den Pfad zur Meta-Ebene, denn während sich Robertson noch wundert, woher ihm der im Radio laufende Song "The Dead Don’t Die" so bekannt vorkäme, erklärt Peterson ihm ohne Umschweife, dass das daran liege, dass es sich um den Titelsong handele.

Szenenbild aus The Dead Don't Die | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Solche Unterhaltungen wird es später noch häufiger geben und auch die Feststellung, dass dies alles ein schlimmes Ende nehmen wird, erweist sich in mancherlei Hinsicht als prophetisch, doch zunächst einmal lernt man als Zuschauer die durchweg eigenwilligen und oft exzentrischen Einwohner von Centerville kennen, was dann auch den ausgewiesenen All-Star-Cast erklärt, der prominent auf dem Cover des Ganzen prangt. Diese lakonische, beinahe schon lethargische Ader macht derweil auch vor anderen Dingen nicht Halt und so stört sich der von Danny Glover verkörperte Hank kaum daran, dass neben ihn im Diner ein ausgewiesener Rassist sitzt, hier dargestellt von Steve Buscemi (Boardwalk Empire). Überhaupt nimmt man alles, bis eben hin zu der aus den Fugen geratenen Erdachse, mit einer solchen Nonchalance zur Kenntnis, dass es eine wahre Freude ist, auch wenn die gesamte Inszenierung damit natürlich den Erwartungen an einen Zombie-Streifen gänzlich zuwider läuft, was man aber hat ahnen können.

Leider übertreibt es Jarmusch im weiteren Verlauf von The Dead Don’t Die mit seiner entspannten Art, denn auch wenn ich mich an der grundsätzlichen Darbietung mitnichten gestört habe, ist es schon eher schlechter Stil, gleich mehrere Handlungsbögen – und derer gibt es hier einige – gänzlich ins Leere laufen zu lassen. Dann lieber ein dergestalt unerwartetes Einsprengsel wie um die mysteriöse Figur der Bestatterin Zelda (Tilda Swinton, Suspiria), das gleichermaßen für die Polizisten als auch Zuschauer, nun ja, unerwartet daherkommt. Abgesehen von Bill Murray (Zombieland) und Adam Driver (The Man Who Killed Don Quixote) aber, die hier so etwas wie die Protagonisten geben und durch die Story leiten, muss man leider sagen, dass so ziemlich jeder weitere Beteiligte grenzwertig verschenkt wirkt. Das gilt für Buscemi und Glover ebenso wie für Chloë Sevigny (Schneemann), Caleb Landry Jones (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri) oder selbst Selena Gomez (Spring Breakers), von der in einer Erziehungsanstalt angesiedelten Nebenhandlung und deren Figuren ganz zu schweigen, denn die bekommen nicht einmal ein wie auch immer geartetes Ende spendiert.

Szenenbild aus The Dead Don't Die | © Universal Pictures
© Universal Pictures

Ich habe mitnichten etwas dagegen, wenn sich ein Film gegen Erwartungshaltungen und gängige Abläufe aufzulehnen versucht, doch für meinen Geschmack übertreibt es Jim Jarmusch hier ein wenig zu sehr damit, sein eigenes Ding zu machen. Zudem folgen die einzelnen Versatzstücke keiner erkennbaren übergeordneten Narrative und wirken ziemlich beliebig, wenn Murray und Driver über das Drehbuch zu philosophieren beginnen und Tom Waits (7 Psychos) ein antikapitalistisches Manifest aus dem Off zum Besten gibt, um noch auf die letzten Meter die sonst übliche Konsumkritik in den Film zu prügeln. Ich sehe und verstehe den Ansatz von Jarmusch, der auch einen schönen Kommentar zur heutigen Zeit in sich bergen mag, wo bei all den täglichen Schreckensnachrichten eben auch die Tatsache der Existenz der lebenden Toten niemanden mehr wirklich hinter dem Ofen hervorlockt – zumal auch hier von "Fake News" die Rede ist, wenn es um die Folgen des Fracking geht –, doch ist mir der Film in seiner Gesamtheit zu plan- und ziellos, einen Tick zu entspannt und abgehangen, denn wenn schon den Regisseur und Autor das Schicksal seiner Figuren nicht zu tangieren scheint, wieso sollte ich mich dann dafür interessieren. Und das wissen dann auch die vielen gelungenen Momente nicht mehr gänzlich aufzuwiegen, weil das Gesamtkonzept einfach nicht überzeugt (oder womöglich gar nicht vorhanden war).

Fazit & Wertung:

Mit The Dead Don’t Die wagt sich Jim Jarmusch an ein für ihn unerwartetes Genre-Konzept und macht es sich durchaus gekonnt zu eigen, doch vermag die fragmentarische Erzählung ohne echte Höhepunkte und mit allzu vielen Auslassungen nicht wirklich zu überzeugen, zumal vielversprechende Ansätze kaum weiter verfolgt, geschweige denn ausgearbeitet werden.

6 von 10 von Untoten dahingerafften Einwohnern von Centerville

The Dead Don't Die

  • Von Untoten dahingeraffte Einwohner von Centerville - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Mit The Dead Don't Die wagt sich Jim Jarmusch an ein für ihn unerwartetes Genre-Konzept und macht es sich durchaus gekonnt zu eigen, doch vermag die fragmentarische Erzählung ohne echte Höhepunkte und mit allzu vielen Auslassungen nicht wirklich zu überzeugen, zumal vielversprechende Ansätze kaum weiter verfolgt, geschweige denn ausgearbeitet werden.

6.0/10
Leser-Wertung 7.33/10 (3 Stimmen)
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The Dead Don’t Die ist am 24.10.19 auf DVD und Blu-ray bei Universal Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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