Review: Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga (Film)

Heute widme ich dann auch mal einen Artikel dieser gelungenen ESC-Chose, die zumindest in meiner Ecke des Internets schon viele hat begeistern können (mich eingeschlossen).

Eurovision Song Contest
The Story of Fire Saga

Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga, USA 2020, 123 Min.

Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga | © Netflix
© Netflix

Regisseur:
David Dobkin
Autoren:
Will Ferrell
Andrew Steele

Main-Cast:
Will Ferrell (Lars Erickssong)
Rachel McAdams (Sigrit Ericksdottir)
in weiteren Rollen:
Mikael Persbrandt (Victor Karlosson)
Pierce Brosnan (Erick Erickssong)
Dan Stevens (Alexander Lemtov)
Ólafur Darri Ólafsson (Neils Brongus)
Melissanthi Mahut (Mita Xenakis)

Genre:
Komödie | Musik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Eurovision Song Contest - The Story of Fire Saga | © Netflix
© Netflix

Schon als kleiner Junge entbrannte bei Lars Erickssong die Begeisterung für den Eurovision Song Contest, als ABBA ihren legendären "Waterloo"-Auftritt ablieferten, woran sich auch rund 40 Jahre später nichts geändert haben sollte. Gemeinsam mit seiner besten Freundin Sigrit Ericksdottir hat er die Band Fire Saga gegründet und träumt davon, dereinst selbst beim Contest anzutreten und zu gewinnen, gleichwohl die beiden schon in ihrer isländischen Heimat von allen belächelt und ausgelacht werden. Eine Verkettung von Zu- und Unfällen führt aber dazu, dass Fire Saga tatsächlich zum Wettbewerb geladen werden und für Island antreten dürfen. Beschwingt und euphorisch reisen Lars und Sigrit nach Edinburgh, doch schon die Proben gestalten sich problematisch, während sich der russische Favorit Alexander Lemtov an Sigrit heranschmeißt, die aber eigentlich seit Jahren in Lars verknallt ist. Unterdessen bangen die Verantwortlichen Islands um den Ruf des Landes, denn ihnen allen ist klar, dass eine Band wie Fire Saga kaum geeignet scheint, sie würdig zu vertreten…

Rezension:

Ich kann nicht behaupten, jedes Jahr wie gebannt vor dem Fernseher zu sitzen, wenn der Eurovision Song Contest über die Mattscheibe flimmert, doch ab und an habe auch ich meine Freude an dem exzentrischen Treiben, auch wenn ich mich dem Ganzen dann doch auch eher aufgrund des ausgeprägten Trash-Appeal widme denn aus echter Begeisterung. Insofern ist nun Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga eine lohnende Alternative, zumal der echte ESC in diesem Jahr nun einmal aufgrund der vorherrschende Pandemie hat ausfallen müssen. Ursprünglich sollte nämlich auch Will Ferrells Film im Fahrwasser des echten Wettbewerbs veröffentlicht werden und ist nun durch genannte Umstände quasi zum Alternativprogramm avanciert, was dem bewusst albernen und überspitzten Treiben allerdings sehr gut zu Gesicht steht, denn insbesondere wenn in der zweiten Hälfte der Wettbewerb wirklich ans Laufen kommt, fühlt man sich dank pompösem Look, Song-, Kostüm- und Themenwahl sowie nicht zuletzt der Kameraführung mehr als nur ein wenig an den ESC erinnert, wie man ihn aus der Realität kennt.

Szenenbild aus Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga | © Netflix
© Netflix

Dabei geht es Will Ferrell mitnichten um eine Verballhornung des Projekts und auch wenn sich hier teils derbe Lacher und nicht immer zündender Klamauk türmen, spürt man doch immer auch die Liebe und Hingabe zum ESC als solchem, der hier eher liebevoll aufs Korn genommen und im Grunde gar nicht so sehr überhöht wird, wenn man sich die teils skurrilen Beiträge vergangener Jahre so ansieht und diese in direktem Vergleich zu den hier inszenierten Auszügen und Performances setzt. Dabei hat man sich bei den Songs redlich Mühe gegeben, das gesamte Spektrum eines typischen ESC abzudecken und auch wenn ein Großteil der Stücke nur angespielt wird, ist dieser fiktive Contest nicht wirklich weit von der Realität entfernt, auch wenn viele der Inszenierungen natürlich bewusst zum Schmunzeln einladen. Im Umkehrschluss gibt es aber auch einiges an Gänsehaut-Momenten, die ich mir so hier im Vorfeld nicht erwartet hätte, die im Strudel des sich an Absurdität überbietenden Spektakels aber auch mehr eine Nebenrolle einnehmen. Doch während der zweistündige Reigen dem Grundsatz nach mehr als geeignet ist, als profunder Ersatz zu dienen und durchweg zu unterhalten, gibt es doch auch Elemente, auf die Ferrell – nun in der Funktion als Drehbuchautor – und Andrew Steele hätten verzichten können. Sich am Rande ereignende Morde und sporadisch auftretende Geistererscheinungen passen sich nämlich kaum in den sonst locker-flockigen Kontext ein und sind jetzt auch in Sachen (schwarzer) Humor nicht solche Brüller, dass man nicht auch anders das gewünschte Ergebnis hätte erzielen können. So man in dieser Hinsicht aber nicht extrem zart besaitet ist, sollte dies das Vergnügen kaum schmälern, auch wenn ESC-Fan Ferrell hier den Fokus gerne mehr auf dem Wettbewerb hätte belassen können.

Wie der Titel Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga schon verlauten lässt, dreht sich ansonsten alles um die isländische Teilnehmer-Band Fire Saga, die den Film schon mit einem mehr als gelungenen, leider nur imaginierten Musikvideo zu Volcano Man eröffnen darf und ihres Zeichens eben aus Lars (Will Ferrell, The Lego Movie) und Sigrit (Rachel McAdams, Game Night) besteht. Neben Comedy-Profi Ferrell begeistert vor allem McAdams mit einer zwar deutlich mehr geerdeten, aber umso mitreißenderen Performance, auch wenn sie für den Gesang von der schwedischen Molly Sandén vertreten worden ist. Und tatsächlich begeistern die beiden so sehr, dass dann auch kaum störend ins Gewicht fällt, dass der Altersunterschied so gravierend gerät, dass er im Kontext einer vorgelagerten Rückblende, in der die Kinder Lars und Sigrit ähnlich alt erscheinen, wenig Sinn ergibt. Ähnliches gilt für den von Pierce Brosnan (A Long Way Down) verkörperten Erick Ericksong, denn in seiner bärbeißigen Art gibt er zwar einen gelungenen Gegenpol zum kindlich-naiven Lars, doch liegen Brosnan und Ferrell im wahren Leben lediglich dreizehn Jahre auseinander. An solchen Kleinigkeiten mag und sollte man sich aber nicht aufhängen bei einem Film, der vor allem anderen ein wirklich großartiger Feel-Good-Movie ist und sein möchte.

Szenenbild aus Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga | © Netflix
© Netflix

Worauf man sich derweil freuen kann, sind derweil Dan Stevens (Die Schöne und das Biest) als russischer Favorit Alexander Lemtov, der ebenfalls von einem Profi, in dem Fall Erik Mjönes, seine Reibeisen-Singstimme verliehen bekommt und mit großartig exaltiertem Spiel für sich einnimmt, während es selbst in den Reihen der ESC-Verantwortlichen von Island einige bekannte Gesichter wie das von Mikael Persbrandt (The Salvation) oder Ólafur Darri Ólafsson (The Widow) gibt. Und neben den Gesangsauftritten beim ESC reiht sich noch ein zusätzliches Highlight ein, wenn nicht ganz zur Halbzeit zum "Song-Along" geladen wird, der so einiges an Cameos echter ESC-Teilnehmer*innen parat hält, aber auch inszenatorisch begeistert. Am Ende bleibt es dann jedem selbst überlassen, sich einfach in diese bestens aufgelegte und opulent inszenierte Chose entführen zu lassen, oder sich an kleineren Ungereimtheiten oder unpassenden Plot-Points aufzuhängen, doch ich für meinen Teil spreche eine unbedingte Empfehlung aus, nicht nur als würdigen Ersatz für den abgesagten "Real-Life-ESC", sondern auch als liebevolle Huldigung und gelungen-warmherzige Komödie, die noch dazu eine gute Handvoll Songs mit echten Ohrwurm-Qualitäten parat hält.

Fazit & Wertung:

Mit Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga huldigt Will Ferrell auf liebevollste Art dem ohnehin schon durchaus exzentrisch zu nennenden ESC und bietet damit gleichsam zusammen mit Regisseur David Dobkin ein überzeugendes Alternativprogramm für den diesjährig ausgefallenen Wettbewerb an. Mancher Part der Handlung mag sich zwar nur schwerlich mit dem beschwingten Musical-Charme des Ganzen vereinbaren lassen und nicht jeder einzelne Gag zündet, doch in der Summe präsentiert sich hier ein durchweg gelungenes und kurzweiliges Spektakel, dem nicht nur die Liebe zur Sache anzumerken ist, sondern das auch schlichtweg Freude bereitet.

8 von 10 um den Sieg buhlenden Contest-Teilnehmer*innen

Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga

  • Um den Sieg buhlende Contest-Teilnehmer*innen - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Mit Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga huldigt Will Ferrell auf liebevollste Art dem ohnehin schon durchaus exzentrisch zu nennenden ESC und bietet damit gleichsam zusammen mit Regisseur David Dobkin ein überzeugendes Alternativprogramm für den diesjährig ausgefallenen Wettbewerb an. Mancher Part der Handlung mag sich zwar nur schwerlich mit dem beschwingten Musical-Charme des Ganzen vereinbaren lassen und nicht jeder einzelne Gag zündet, doch in der Summe präsentiert sich hier ein durchweg gelungenes und kurzweiliges Spektakel, dem nicht nur die Liebe zur Sache anzumerken ist, sondern das auch schlichtweg Freude bereitet.

8.0/10
Leser-Wertung 5.67/10 (3 Stimmen)
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Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga ist seit dem 26.06.2020 exklusiv bei Netflix verfügbar.

vgw

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Eine Reaktion

  1. mwj 4. Juli 2020

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