Review: Lucy in the Sky (Film)

Da bin ich auch schon wieder und habe gestern nur kurz ausgesetzt, weil ich leider kein Buch parat hatte, dass ich gelesen habe und hätte vorstellen/besprechen können. Anders sieht es da an der Film-Front aus, auch wenn der Film gerne besser hätte sein können.

Lucy in the Sky

Lucy in the Sky, USA 2019, 124 Min.

Lucy in the Sky | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Noah Hawley
Autoren:
Brian C. Brown
Elliott DiGuiseppi
Noah Hawley

Main-Cast:
Natalie Portman (Lucy Cola)
Jon Hamm (Mark Goodwin)
in weiteren Rollen:
Zazie Beetz (Erin Eccles)
Dan Stevens (Drew Cola)
Colman Domingo (Frank Paxton)
Ellen Burstyn (Nana Holbrook)

Genre:
Drama | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Lucy in the Sky | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Jahre härtester Arbeit machen sich bezahlt, als Lucy endlich als Astronautin für die NASA tatsächlich ins All aufbrechen kann. Sie kann es noch immer kaum fassen, als sie von außerhalb des Space-Shuttles in Richtung Erde und Unendlichkeit blickt, was einem regelrechten Erweckungserlebnis für die junge Frau gleichkommt, das sie schier entrückt zurücklässt. Auf die Erde heimgekehrt, fühlt Lucy sich alsbald eingeengt und sehnt sich zurück in die Weiten des Alls, woran auch ihr liebender und verständnisvoller Ehemann nichts ändern kann. Stattdessen stößt sie ihn stattdessen insgeheim vor den Kopf, indem sie eine heimliche Affäre mit ihrem Kollegen Mark beginnt und sich ansonsten ganz auf ihr Training konzentriert, um sich für einen weiteren Ausflug in den Weltraum zu empfehlen. Dennoch zermartert sie der Alltag zusehends, engt das Leben sie ein und als dann auch noch ihr Kollege Mark mit einer vermeintlichen Freundin von Lucy anbändelt, gerät sie zunehmend aus dem Tritt, während nicht nur ihre Chancen schwinden, erneut ins All zu reisen, sondern auch ihr Leben auf der Erde in Scherben liegt…

Rezension:

Was war ich im Vorfeld neugierig auf Lucy in the Sky und was habe ich mich geärgert, den anscheinend nirgends schauen zu können. Das hat sich mittlerweile erledigt und der von Noah Hawley inszenierte Film ist (unter anderem) bei Disney+ aufgeschlagen, doch muss ich leider feststellen, dass Vorfreude und Neugierde leider an dieses Drama ziemlich verschenkt sind. Das liegt freilich mitnichten an der Besetzung und tatsächlich nicht einmal der Inszenierung – die stellenweise sogar ziemlich clever daherkommt – sondern mehr an einem nicht ganz ausgegorenen Skript. Das wirkt anfänglich noch vielversprechend und auch vielschichtig, doch leider ist es so, dass der Film mit verstreichender Laufzeit zunehmend in Richtung Banalität und Plakativität abdriftet, was nun nicht eben abgefedert wird von den über zwei Stunden Laufzeit, auf die man sich hier geeinigt zu haben scheint, die aber objektiv durch nichts zu rechtfertigen sind. Hinsichtlich Story und Ablauf mag man sich darauf berufen, das Ganze sei "lose basierend auf" oder nur "inspiriert von" dem Leben der Astronautin Lisa Nowak, doch ändert das wenig daran, dass dramaturgisch nur selten überzeugende Schwerpunkte gesetzt werden und vieles erzählerische Randerscheinung bleibt, woraus man wahlweise mehr hätte machen müssen oder es alternativ besser herausgekürzt hätte.

Szenenbild aus Lucy in the Sky | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Bestes und prominentestes Beispiel ist Nick Offerman (Parks and Recreation), der hier ziemlich zu Beginn als empathischer wie analytischer NASA-Psychiater in Erscheinung tritt und eine großartige Performance abliefert, nur um dann in der Versenkung zu verschwinden. Das sind schlicht verschenkte Möglichkeiten und im Fall von Lucys Ehemann Drew mag man sich auch fragen, ob es nicht ein wenig mehr hätte sein dürfen, als ihn als verständnis- und hingebungsvoll zu skizzieren. Gerade in Anbetracht dessen, dass hier Dan Stevens (The Guest) besetzt worden ist, der ja nun wirklich ein breites Repertoire an darstellerischem Können mit sich bringt, hätte man sein Talent ja vielleicht auch nutzen können. Klar, in weiten Teilen ist zu erwarten, dass Lucy in the Sky eine One-Woman-Show ist und das soll sie ja auch gerne bleiben, doch wenn es dem Drama darauf ankommt, ihre zunehmende Entfremdung von der Normalität und Realität in Szene zu setzen, sollte das mehr sein als nur schnöde Abziehbilder, die dann auch noch gängigen Klischees entsprechen und je nach Lesart die Protagonistin noch zusätzlich diskreditieren.

Die Protagonistin Lucy Cola – wie gesagt grob angelehnt an Lisa Nowak – ist dann auch eines der zentralen Probleme des Films, denn man begeht den Fehler, sie lediglich auf ihre Symptomatik zu reduzieren. Man erlebt den langsamen Niedergang, erst eine gewisse Lethargie, dass erste Verwirrtheitszustände, Zeitverlust und einiges mehr, doch Lucy in the Sky beginnt eben schon damit, dass Lucy im All ist und kurz vor der Heimkehr steht, so dass es kein Vergleichsbild gibt, wie Lucy und ihr Leben vor dem Flug ins All gewesen sind (ganz davon abgesehen, dass der Film auch für seine Prämisse des langsamen Realitätsverlusts nach der All-Mission von Astronautin Marsha Ivins kritisiert wurde). So nehmen sich Hawley und Team zwar durchaus Zeit dafür, doch eine richtige Wirkung entfaltet es selten bis kaum, weil man auch Lucy als Person kaum näherkommt. Das braucht man freilich nicht Natalie Portman (Vox Lux) zum Vorwurf machen, die alles daran setzt, ihrer Figur Leben und Emotion einzuhauchen, doch gegen das – auch zunehmend mit plakativer Metaphorik gepflasterte – Drehbuch kommt sie eben nicht an. Immerhin aber bekommt sie erneut Gelegenheit zu zeigen, was an Talent in ihr steckt, was man von Co-Star Jon Hamm (Bad Times at the El Royale) nun so gar nicht behaupten kann, der als Astronautenkollege Mark Goodwin ähnlich blass bleibt wie die von Zazie Beetz (Deadpool 2) verkörperte Erin Eccles.

Szenenbild aus Lucy in the Sky | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Dabei hat Lucy in the Sky eigentlich so viel an Potential zu bieten, vermag auch inszenatorisch hinsichtlich sich stetig wandelnder Bildseitenverhältnisse zu überzeugen, die eben das beklemmende Gefühl unterstreichen, das Lucy auf der Erde immer öfters befällt, während sich bereits unter Wasser – in der "angedeuteten" Schwerelosigkeit – die Leinwand bereits wieder zu öffnen beginnt. Das ist nicht der neueste Kniff der Welt, wird hier aber sehr souverän eingesetzt und in punkto Bildsprache ist man dann eben doch sehr nah an Lucys persönlichem Erleben und Befinden. So richtig zu Ende gedacht wirkt das aber eben leider alles nicht und selbst Ellen Burstyn (Für immer Adaline) wirkt letztlich verschenkt als Lucys Mutter, so grandios die Szenen mit ihr auch sein mögen. Denn während man so durch Lucys Leben mäandert, passiert zwar theoretisch viel, aber eigentlich auch verdammt wenig, zumal die Dramaturgie des Gezeigten – wenn auch sicher absichtlich – zunehmend zerfahrener wirkt. Da passt es beinahe schon wieder, dass auch das Ende irgendwie nichtssagend, banal und plakativ geraten ist.

Fazit & Wertung:

In dem von Noah Hawley inszenierten Lucy in the Sky erahnt man immer wieder die Intention und Motivation des Gezeigten, doch nach einem vielversprechenden Start driftet der Film leider zusehends in die erzählerische Mittelmäßigkeit und vermag sich trotz einer gewohnt großartigen Natalie Portman auch nicht mehr aus diesem Morast zu befreien, zumal das Drama mit seinen mehr als zwei Stunden Spielzeit auch noch merklich zu lang geraten ist.

4 von 10 sehnsuchtsvollen Blicken ins All

Lucy in the Sky

  • Sehnsuchtsvolle Blicke ins All - 4/10
    4/10

Fazit & Wertung:

In dem von Noah Hawley inszenierten Lucy in the Sky erahnt man immer wieder die Intention und Motivation des Gezeigten, doch nach einem vielversprechenden Start driftet der Film leider zusehends in die erzählerische Mittelmäßigkeit und vermag sich trotz einer gewohnt großartigen Natalie Portman auch nicht mehr aus diesem Morast zu befreien, zumal das Drama mit seinen mehr als zwei Stunden Spielzeit auch noch merklich zu lang geraten ist.

4.0/10
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Lucy in the Sky ist seit dem 25.06.21 unter anderem bei Disney+ verfügbar.

vgw

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