Wieder habe ich mich einem Animationsfilm gewidmet – wenn auch diesmal nur teilanimiert – und wieder bin ich ziemlich angetan gewesen, auch wenn die animierten Häschen sich diesen Verdienst mit Domhnall Gleeson teilen müssen. Vor allem aber sah es nach den ersten Minuten nicht so aus, als würde ich überhaupt den gesamten Film durchhalten, was sich aber zum Glück nicht bewahrheitet hat.
Peter Hase
Peter Rabbit, USA/AU/UK 2018, 95 Min.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Will Gluck
Rob Lieber (Drehbuch)
Will Gluck (Drehbuch)
Beatrix Potter (Charaktere)
James Corden (Peter Rabbit [Stimme])
Domhnall Gleeson (Mr. Thomas McGregor)
Rose Byrne (Bea)
Sam Neill (Old Mr. McGregor)
Margot Robbie (Flopsy / The Narrator [Stimme])
Elizabeth Debicki (Mopsy [Stimme])
Daisy Ridley (Cotton-Tail [Stimme])
Abenteuer | Komödie | Fantasy
Trailer:
Inhalt:
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Der gewiefte wie draufgängerische Peter Hase – seines Zeichens Hase – hat es sich zum Sport gemacht, gemeinsam mit seinen drei Schwestern Mopsi, Flopsi und Wuschelpuschel den Garten von Mister McGregor zu stürmen und ihm sein Gemüse zu stibitzen. Griesgram McGregor ist davon freilich alles andere als angetan und jagt die Hasen unerbittlich, wobei es ihm beinahe gelingt, Peter zu fangen und zu Pastete zu verarbeiten. Dann trifft ihn aber wortwörtlich der Schlag und es scheint, als hätten die Tiere des Waldes Garten nebst Anwesen nun für sich allein, was sie zu einem rauschenden Fest bewegt. Doch McGregors Neffe Thomas ist bereits auf dem Weg von London in die ländliche Idylle, um seine Erbschaft in Augenschein zu nehmen und staunt nicht schlecht, in welch desolatem Zustand sich das Haus befindet. Gleichwohl aber Thomas vorhatte, die Immobilie schnellstmöglich auf den Markt zu bringen und von dem Erlös ein Spielwarengeschäft zu eröffnen, verguckt er sich alsbald in seine Nachbarin Bea, die anders als Thomas ein enormes Herz für Tiere und insbesondere die flauschigen Häschen hat. Obwohl Peter und Thomas ihre Fehde nunmehr im Geheimen austragen müssen, schaukeln sie sich mit ihren Aktionen gegenseitig immer höher…
Rezension:
Durch Zufall stieß ich jüngst bei JOYN auf Peter Hase und da der – dank Beteiligung des großartigen wie wandlungsfähigen Domhnall Gleeson – schon länger auf meiner Liste stand, galt es nun, dem 2018 entstandenen Animationsfilm eine Chance zu geben. Ich muss zugeben, das schnell bereut zu haben, denn der mit unsäglich aufdringlicher Popmusik und singenden Vögeln unterlegte Auftakt ließ wahrlich Schlimmes vermuten, während ein auf cool und hip getrimmter Peter Hase einen "frechen" Spruch nach dem nächsten raushaut, doch zum Glück findet der Film schnell zu seiner eigenen Marschrichtung und vor allem hin zu einem Erzählton, der weit ansprechender ist als dieses schrille Etwas, das einen zu Beginn begrüßt. Ab und an mag sich dieses Gebaren zwar auch im weiteren Verlauf noch einschleichen, doch je nach Szene entpuppt sich insbesondere die ungewöhnliche Songauswahl zudem mehr als einmal als Gewinn. Dabei wäre es auch verwunderlich gewesen, wäre die (lose) Adaption ein Rohrkrepierer geworden, wurde selbige schließlich immerhin von Will Gluck inszeniert, der seit dem famosen Einfach zu haben einen ordentlichen Stein bei mir im Brett hat.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Je weiter die Handlung voranschreitet und Sam Neill (Wo die wilden Menschen jagen) sein ganz und gar nicht charmanten Gastauftritt als grantiger Mister McGregor hat absolvieren dürfen, nimmt nicht nur die Story als solche sondern auch die inszenatorische Qualität an Fahrt auf, wenn der Reigen auch nie an Branchen-Primus Disney/Pixar heranreichen mag. Dafür aber punktet Peter Hase mit einem oft deutlich subversiverem Humor und macht sich mancherorts auch das Durchbrechen der Vierten Wand zu eigen. Kindgerechten Humor und Slapstick-Einlagen findet man freilich dennoch zuhauf und auch wenn ich persönlich damit eher wenig habe anfangen können – abgesehen von ausnahmslos allen Szenen, in denen sich Gleeson genussvoll zum Kasper macht –, sind sie doch quasi zwingend vonnöten, denn mit dem augenzwinkernden Meta-Humor, der hier immer wieder durchschimmert, dürfte die jüngere Generation noch eher wenig anfangen dürfen. Ansonsten entpuppt sich natürlich auch die Wahl des Sprechers von Peter Hase als enorm zuträglich für den transportierten Humor, so dass einerseits im Original James Corden (Trolls), andererseits in der deutschen Fassung Christoph Maria Herbst dem Hasen Stimme und Charakter verleihen dürfen.
Neben prägnanten Stimmen – da komme ich später noch einmal drauf zu sprechen – steht und fällt ein Film wie Peter Hase natürlich auch mit den Animationskünsten, zumal die Verquickung aus realer Welt und animierten Figuren ja oft und gern so eine Sache ist. Hier punktet einmal mehr Domhnall Gleeson (Goodbye Christopher Robin) gemeinsam mit den Animationsexperten, denn im weiteren Verlauf kommt es auch zu manch körperlicher Auseinandersetzung zwischen Mensch und Hase, die tatsächlich blendend funktioniert und nicht erkennen lässt, dass Gleeson hier letztlich mit der Luft ringt. Selbiges gilt freilich für die Interaktion seitens Rose Byrne (Juliet, Naked) als liebenswert-charmante Bea mit den Flausche-Häschen, nur dass es hier nicht so handgreiflich wird. So gelungen die Besetzung aber auch sein mag, ist doch zuweilen auch traurig, dass man es hier mit animierten Häschen und nicht etwa echten Menschen zu tun bekommt, denn hinter Peters Schwestern Mopsi, Flopsi und Wuschelpuschel verstecken sich – man höre und staune – Margot Robbie, Elizabeth Debicki und Daisy Ridley!
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.
Wo aber die Verquickung aus Realität und Animation inszenatorisch vortrefflich gelingt, steht das dramaturgische Konzept dem in nichts nach, denn anstatt eine lupenreine Komödie zu sein, bringt Peter Hase eine regelrechte moralische Ambivalenz mit sich, wenn Peter sich zu fragen beginnt, ob er mit seinen Aktionen und Vergeltungsschlägen nicht über das Ziel hinausschießt. So wird dann auch Thomas kaum als konturloser Bösewicht inszeniert, sondern darf echter Mensch sein und sich – auch wenn seine Jähzorn nicht von der Hand zu weisen ist – zuweilen auch Sympathien ergattern, während schlussendlich beide Parteien zu weit gehen, um Beas Gunst zu erringen. Und diese charakterlichen Grauschattierungen machen Glucks Film dann auch weit anspruchsvoller, als man zunächst meinen würde, auch wenn dieser Part natürlich oft genug gnadenlos vom nächsten, unpassenden Pop-Song übertönt wird. In Sachen Musikauswahl hätten die Verantwortlichen also durchaus noch etwas Nachhilfe verdient und nötig, doch ansonsten kredenzt Gluck nach einem schwer zu ertragenden und übersteuert wirkenden Einstand tatsächlich eine schöne, humorige, aber auch gefühlvolle Geschichte, deren Fortsetzung nun ebenfalls nicht mehr lange auf sich warten lassen wird.
Peter Hase
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Tierische Streiche und Vergeltungsaktionen - 7/10
7/10
Fazit & Wertung:
Will Gluck versucht sich an der Adaption von Peter Hase und lässt zunächst glauben, er mit seiner übersteuerten, aufdringlichen, auf cool getrimmten Art auf ganzer Linie scheitern, doch zum Glück fängt sich die Inszenierung recht schnell und punktet in weiterer Folge mit subversivem Meta-Humor und spaßigen Slapstick-Einfällen, während die Fehde zwischen Hase Peter und Mensch Thomas nicht nur unterhält, sondern schlussendlich auch berührt.
Peter Hase ist am 06.09.18 auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray: